Antworten (???) einer grünen Abgeordneten
Die grüne Abgeordnete Kerstin Andreae aus Freiburg i.Br.antwortete auf meine Fragen - ohne sie wirklich zu beantworten! Sie antwortete eigentlich auf die von mir NICHT-gestellte Frage, wieso Frauen gefördert werden...
Sehr geehrte Frau Andreae,
was halten Sie von den Anliegen auf folgender Internet-Seite: www.manndat.de/index.php?id=38 ?
Glauben Sie auch, daß das gender mainstreaming eine einseitige Politik nur für Frauen ist? Inwieweit kümmern sich die Grünen außer um spezifisch-weibliche - auch um spezifisch-männliche Anliegen, wie sie z.B. auf der homepage
www.manndat.de/index.php?id=38 zu finden sind?
Was tun die Grünen z.B. im Bereich Jungenbenachteiligung an den Schulen, oder im Bereich Männergesundheit, Unterhaltsrecht, Vaterschaftstests - bzw. welche Position nehmen sie zu diesen Themen ein?
Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen
mit freundlichen Grüssen
29.04.2008
Antwort von
Kerstin Andreae
Sehr geehrter ,
vielen Dank für Ihre Anfrage vom 22.04.2008 zur Gleichberechtigung von Frauen und Männern sowie zur Förderung von Jugendlichen.
Für uns ist die *Gleichstellung von Männern und Frauen* eine grundsätzliche Frage der Demokratie. Die Tatsache, dass Einkommensunterschiede zwischen Frauen und Männern in Deutschland immer noch sehr hoch sind, ist genauso ein Armutszeugnis wie die Tatsache, dass Frauen kaum in Führungspositionen vertreten sind. Der Staat ist für die Umsetzung seines grundgesetzlich verankerten Zieles Gleichberechtigung in der Verantwortung.
Unseren Unternehmen gehen hoch motivierte Kräfte und kreative Potenziale verloren, weil sie insbesondere bei Führungspositionen einseitig nur auf die Männer setzen. Frauen in Deutschland haben die besseren Bildungsabschlüsse. Diese Investitionen werden derzeit geradezu verschleudert.
Aber auch aus Arbeitsmarktgesichtspunkten ist eine erhöhte Frauenerwerbstätigkeit sinnvoll. Sie bedeutet Wachstumspotentiale und mehr Arbeitsplätze, denn Arbeit schafft Arbeit. Wir wollen Gleichstellung auf dem Arbeitsmarkt für Frauen und Männer, Geschlechterdemokratie in der Wirtschaft, die auch innovative Wirkung haben wird. Dazu brauchen wir ein klares Leitbild und einen deutlichen Kurswechsel in verschiedenen Politikbereichen. Männern und Frauen soll es gleichermaßen ermöglicht werden, die Organisation von Eltern- und Familienarbeit, von Pflegeaufgaben sowie von Bildungs- und Weiterbildungsphasen im Lebenslauf mit der Erwerbstätigkeit zu verbinden.
Bei den Existenzgründerinnen liegt der Frauenanteil bei 37%, allerdings stagniert der Anteil von weiblichen Selbständigen bei 30%. Auch bei Unternehmensnachfolgen kommen Töchter deutlich seltener zum Zuge, meist erst dann, wenn es keine Söhne gibt oder diese den Betrieb nicht übernehmen wollen.
Deutschland weist die nahezu höchsten Einkommensunterschiede zwischen Frauen und Männern in der EU auf. Und der Anteil von Frauen am Niedriglohnsektor liegt bei 70%. Hier sind Staat und Tarifparteien gefordert.
Das Berufswahlspektrum von Frauen ist äußerst eingeschränkt. 69% der weiblichen Auszubildenden konzentrieren sich auf nur acht Ausbildungsgänge. Die Berufsberatung orientiert sich immer noch an traditionellen Geschlechterrollen. Jungen Frauen werden häufig typische Sozial- oder Büroberufe empfohlen, die in der Regel geringe Verdienst- und Aufstiegsmöglichkeiten aufweisen.
Sie sehen, es gibt noch einiges zu tun, bevor wir von Gleichberechtigung bzw. reiner Frauenförderung sprechen können.
Die unterschiedlichen Lebenslagen von Mädchen und Jungen zu berücksichtigen, Benachteiligungen abzubauen und die Gleichberechtigung von Mädchen und Jungen zu fördern ist ein wesentliches Ziel *grüner Jugendpolitik*. Jugend- und Geschlechterpolitik müssen dabei auch auf vielschichtige neue Entwicklungen reagieren: Geschlechtersensible Jugendarbeit erfordert zusätzlich zu Angeboten der Mädchenarbeit auch eine umfassende Strategie zur Förderung benachteiligter Jungen.
Jungen sind zu Sorgenkindern im Bildungssystem geworden: Bei Leistungen und Schulabschlüssen stehen sie schlechter da als Mädchen. Je niedriger die Schulform, desto höher ist der Jungenanteil, mehr Jungen als Mädchen bleiben ohne Schulabschluss, sie wiederholen häufiger eine Klasse als ihre Mitschülerinnen. Typisches Jungenverhalten gilt im Schulalltag oft als störend, besonders ungünstig ist der Bildungsverlauf bei Jungen mit Migrationshintergrund, daher brauchen wir eine geschlechtergerechte Umgestaltung des Schulalltags. Zu einer tatsächlich gendersensiblen Pädagogik an allen Schulen gehören individuelle Förderung und die Verankerung von Jungenarbeit. Lehrerinnen und Lehrer brauchen Aus- und Weiterbildungen in Genderkompetenz.
Soziale und ethnische Herkunft entscheiden viel zu oft über Zukunft. Es ist keinesfalls hinnehmbar, dass Jugendliche aus armen und sozial schwierigen Lebensverhältnissen zunehmend ins Abseits geraten. Wir brauchen daher endlich wieder eine Politik für Jugendliche, die Armut und Bildungsbenachteiligung bekämpft.
Es ist Kernaufgabe von Politik und Gesellschaft, allen Jugendlichen soziale, kulturelle, politische und ökonomische Teilhabechancen zu eröffnen. Prävention, Inklusion und Integration sind Maßstäbe grüner Jugendpolitik, die keinen Jugendlichen zurücklässt. Verantwortliche Jugendpolitik muss zudem Antworten geben auf neue drängende Herausforderungen wie Demografie, Einwanderung und Klimawandel, von denen vor allem junge und künftige Generationen betroffen sind.
Wir halten es für ausdrücklich richtig und wichtig, ein legales Verfahren zur Feststellung der Vaterschaft zu ermöglichen. Ein Vater, der auf legalem Weg feststellen will, ob er auch der biologische Vater ist, soll deshalb nicht – wie bisher im Rahmen der Anfechtungsklage – gezwungen sein, alle rechtlichen Bindungen zum Kind in Frage stellen zu müssen.
Doch das *Gesetz zur Vaterschaftsfeststellung* schweigt zu einem zentralen Punkt, der auch vom Verfassungsgericht betont wurde: den heimlichen Vaterschaftstests. Wer ohne Wissen und Zustimmung der Betroffenen genetisches Material untersucht, greift tief in das Recht der Betroffenen auf informelle Selbstbestimmung ein. Deshalb ist ein sanktionsbewehrtes Verbot heimlicher genetischer Untersuchungen vonnöten. Dieses sucht man im Gesetzentwurf jedoch vergeblich. Mit unserem grünen Gendiagnostikgesetz liegt bereits ein stimmiges Gesamtkonzept, das auch die heimlichen Vaterschaftstests einbezieht, auf dem Tisch.
Mit freundlichen Grüßen
Kerstin Andreae MdB
UND:
Sehr geehrte Frau Andreae,
auf ihre Antworten freue ich mich:
Wieso gibt es Quoten nur in Bereichen, in denen Frauen in der Minderheit sind - und nicht im umgekehrten Fall? Wieso werden Frauenförderungen nur am "oberen Rand" der Gesellschaft eingeführt - nicht am unteren Rand (wo Männer alleine sind in den Berufen mit den meisten Arbeitsunfällen: Bergbau, Bauarbeiter, Müllabfuhr, Dachdecker usw.)
Wieso investiert man nicht mehr in Männer im Gesundheitsbereich? Männer haben eine 6 Jahre geringere Lebenserwartung als Frauen - und man sagt einfach: lebt gesünder, dann wird das schon werden... Wieso müssen Männer Zivildienst oder Dienst an der Waffe leisten und Frauen nicht? (viele machen heute lieber Karriere und bleiben kinderlos, es gibt keinen Gebärzwang - und nun sollen auch Männer in die Kinderbetreuung)
Wieso ist Gender mainstreaming nur ein reines Frauenförderungsmittel - und Gleichstellung von Männern wird ignoriert? Studieren Sie zu diesen Themen bitte: www.manndat.de/fileadmin/Dokumente/Studie_Jun_Man/
Und wäre es nicht im Sinne des gm, daß a priori der ganze gender Bereich zu 50% mit Männern besetzt wird? Schließlich gibt es z.Zt. nur weibl. Profs im gender Bereich und nur Frauenforschung (die vom Steuerzahler finanziert wird für die Hälfte der Bevölkerung) und keine Männerforschung. Auch die eingeführten "Feiertage" wie Weltfrauentag oder Equal-Pay-Day sind Erscheinungen, die über die Köpfe der Mehrheit der Leute eingeführt wurden, daß man den Eindruck gewinnt, daß sich in unserer Demokratie ein gender-Faschismus einschleicht, der mit der großen Mehrheit der Leute nichts zu tun hat. Und wieso beginnt man nicht mit seriöser Forschung im Bereich "Lohnunterschiede", wie sie Warren Farrell in seinem Buch "Why men earn more" (The Startling Truth Behind the Pay Gap and What Women Can Do About It) betreibt und schiebt die Lohnunterschiede bequemer- und kindischerweise auf die patriarchalen Strukturen?
Mit feundlichen Grüssen
29.04.2008
Antwort von
Kerstin Andreae
Sehr geehrter
vielen Dank für Ihre Anfrage vom 22.04.2008 zur Gleichberechtigung von
Frauen und Männern.
Die deutsche Wirtschaft hat ein erhebliches Defizit: Es mangelt ihr an Frauen, und zwar vor allem auf den Ebenen, wo entschieden und kontrolliert wird. Deutsche Unternehmen werden nicht nur weit überwiegend von Männern geführt, in den Führungsetagen der großen Unternehmen herrscht auch eine Führungskultur vor, die in Diversität und Geschlechtergerechtigkeit keine Erfolgsrezepte für eine zukunftsorientierte Wirtschaftspolitik erkennen kann.
Für uns ist die Gleichstellung von Männern und Frauen eine grundsätzliche Frage der Demokratie. Die Tatsache, dass Einkommensunterschiede zwischen Frauen und Männern in Deutschland immer noch sehr hoch sind, ist genauso ein Armutszeugnis wie die Tatsache, dass Frauen kaum in Führungspositionen vertreten sind. Der Staat ist für die Umsetzung seines grundgesetzlich verankerten Zieles Gleichberechtigung in der Verantwortung.
Unseren Unternehmen gehen hoch motivierte Kräfte und kreative Potenziale verloren, weil sie insbesondere bei Führungspositionen einseitig nur auf die Männer setzen. Frauen in Deutschland haben die besseren Bildungsabschlüsse. Diese Investitionen werden derzeit geradezu verschleudert.
Aber auch aus Arbeitsmarktgesichtspunkten ist eine erhöhte Frauenerwerbstätigkeit sinnvoll. Sie bedeutet Wachstumspotentiale und mehr Arbeitsplätze, denn Arbeit schafft Arbeit. Wir wollen Gleichstellung auf dem Arbeitsmarkt für Frauen und Männer, Geschlechterdemokratie in der Wirtschaft, die auch innovative Wirkung haben wird. Dazu brauchen wir ein klares Leitbild und einen deutlichen Kurswechsel in verschiedenen Politikbereichen.
Männern und Frauen soll es gleichermaßen ermöglicht werden, die Organisation von Eltern- und Familienarbeit, von Pflegeaufgaben sowie von Bildungs- und Weiterbildungsphasen im Lebenslauf mit der Erwerbstätigkeit zu verbinden.
Bei den Existenzgründerinnen liegt der Frauenanteil bei 37%, allerdings stagniert der Anteil von weiblichen Selbständigen bei 30%. Auch bei Unternehmensnachfolgen kommen Töchter deutlich seltener zum Zuge, meist erst dann, wenn es keine Söhne gibt oder diese den Betrieb nicht übernehmen wollen.
Deutschland weist die nahezu höchsten Einkommensunterschiede zwischen Frauen
und Männern in der EU auf. Und der Anteil von Frauen am Niedriglohnsektor
liegt bei 70%. Hier sind Staat und Tarifparteien gefordert.
Das Berufswahlspektrum von Frauen ist äußerst eingeschränkt, 69% der weiblichen Auszubildenden konzentrieren sich auf nur acht Ausbildungsgänge, die Berufsberatung orientiert sich immer noch an traditionellen Geschlechterrollen, jungen Frauen werden häufig typische Sozial- oder Büroberufe empfohlen, die in der Regel geringe Verdienst- und Aufstiegsmöglichkeiten aufweisen. Sie sehen, es gibt noch einiges zu tun, bevor wir von Gleichberechtigung bzw. reiner Frauenförderung sprechen können.
Mit freundlichen Grüßen
Kerstin Andreae MdB