Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Antworten (???) einer grünen Abgeordneten

Wolfgang, Tuesday, 29.04.2008, 20:18 (vor 6446 Tagen)

Die grüne Abgeordnete Kerstin Andreae aus Freiburg i.Br.antwortete auf meine Fragen - ohne sie wirklich zu beantworten! Sie antwortete eigentlich auf die von mir NICHT-gestellte Frage, wieso Frauen gefördert werden...


Sehr geehrte Frau Andreae,

was halten Sie von den Anliegen auf folgender Internet-Seite: www.manndat.de/index.php?id=38 ?
Glauben Sie auch, daß das gender mainstreaming eine einseitige Politik nur für Frauen ist? Inwieweit kümmern sich die Grünen außer um spezifisch-weibliche - auch um spezifisch-männliche Anliegen, wie sie z.B. auf der homepage
www.manndat.de/index.php?id=38 zu finden sind?
Was tun die Grünen z.B. im Bereich Jungenbenachteiligung an den Schulen, oder im Bereich Männergesundheit, Unterhaltsrecht, Vaterschaftstests - bzw. welche Position nehmen sie zu diesen Themen ein?

Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen
mit freundlichen Grüssen


29.04.2008
Antwort von
Kerstin Andreae



Sehr geehrter ,

vielen Dank für Ihre Anfrage vom 22.04.2008 zur Gleichberechtigung von Frauen und Männern sowie zur Förderung von Jugendlichen.

Für uns ist die *Gleichstellung von Männern und Frauen* eine grundsätzliche Frage der Demokratie. Die Tatsache, dass Einkommensunterschiede zwischen Frauen und Männern in Deutschland immer noch sehr hoch sind, ist genauso ein Armutszeugnis wie die Tatsache, dass Frauen kaum in Führungspositionen vertreten sind. Der Staat ist für die Umsetzung seines grundgesetzlich verankerten Zieles Gleichberechtigung in der Verantwortung.

Unseren Unternehmen gehen hoch motivierte Kräfte und kreative Potenziale verloren, weil sie insbesondere bei Führungspositionen einseitig nur auf die Männer setzen. Frauen in Deutschland haben die besseren Bildungsabschlüsse. Diese Investitionen werden derzeit geradezu verschleudert.

Aber auch aus Arbeitsmarktgesichtspunkten ist eine erhöhte Frauenerwerbstätigkeit sinnvoll. Sie bedeutet Wachstumspotentiale und mehr Arbeitsplätze, denn Arbeit schafft Arbeit. Wir wollen Gleichstellung auf dem Arbeitsmarkt für Frauen und Männer, Geschlechterdemokratie in der Wirtschaft, die auch innovative Wirkung haben wird. Dazu brauchen wir ein klares Leitbild und einen deutlichen Kurswechsel in verschiedenen Politikbereichen. Männern und Frauen soll es gleichermaßen ermöglicht werden, die Organisation von Eltern- und Familienarbeit, von Pflegeaufgaben sowie von Bildungs- und Weiterbildungsphasen im Lebenslauf mit der Erwerbstätigkeit zu verbinden.

Bei den Existenzgründerinnen liegt der Frauenanteil bei 37%, allerdings stagniert der Anteil von weiblichen Selbständigen bei 30%. Auch bei Unternehmensnachfolgen kommen Töchter deutlich seltener zum Zuge, meist erst dann, wenn es keine Söhne gibt oder diese den Betrieb nicht übernehmen wollen.

Deutschland weist die nahezu höchsten Einkommensunterschiede zwischen Frauen und Männern in der EU auf. Und der Anteil von Frauen am Niedriglohnsektor liegt bei 70%. Hier sind Staat und Tarifparteien gefordert.

Das Berufswahlspektrum von Frauen ist äußerst eingeschränkt. 69% der weiblichen Auszubildenden konzentrieren sich auf nur acht Ausbildungsgänge. Die Berufsberatung orientiert sich immer noch an traditionellen Geschlechterrollen. Jungen Frauen werden häufig typische Sozial- oder Büroberufe empfohlen, die in der Regel geringe Verdienst- und Aufstiegsmöglichkeiten aufweisen.

Sie sehen, es gibt noch einiges zu tun, bevor wir von Gleichberechtigung bzw. reiner Frauenförderung sprechen können.

Die unterschiedlichen Lebenslagen von Mädchen und Jungen zu berücksichtigen, Benachteiligungen abzubauen und die Gleichberechtigung von Mädchen und Jungen zu fördern ist ein wesentliches Ziel *grüner Jugendpolitik*. Jugend- und Geschlechterpolitik müssen dabei auch auf vielschichtige neue Entwicklungen reagieren: Geschlechtersensible Jugendarbeit erfordert zusätzlich zu Angeboten der Mädchenarbeit auch eine umfassende Strategie zur Förderung benachteiligter Jungen.

Jungen sind zu Sorgenkindern im Bildungssystem geworden: Bei Leistungen und Schulabschlüssen stehen sie schlechter da als Mädchen. Je niedriger die Schulform, desto höher ist der Jungenanteil, mehr Jungen als Mädchen bleiben ohne Schulabschluss, sie wiederholen häufiger eine Klasse als ihre Mitschülerinnen. Typisches Jungenverhalten gilt im Schulalltag oft als störend, besonders ungünstig ist der Bildungsverlauf bei Jungen mit Migrationshintergrund, daher brauchen wir eine geschlechtergerechte Umgestaltung des Schulalltags. Zu einer tatsächlich gendersensiblen Pädagogik an allen Schulen gehören individuelle Förderung und die Verankerung von Jungenarbeit. Lehrerinnen und Lehrer brauchen Aus- und Weiterbildungen in Genderkompetenz.

Soziale und ethnische Herkunft entscheiden viel zu oft über Zukunft. Es ist keinesfalls hinnehmbar, dass Jugendliche aus armen und sozial schwierigen Lebensverhältnissen zunehmend ins Abseits geraten. Wir brauchen daher endlich wieder eine Politik für Jugendliche, die Armut und Bildungsbenachteiligung bekämpft.

Es ist Kernaufgabe von Politik und Gesellschaft, allen Jugendlichen soziale, kulturelle, politische und ökonomische Teilhabechancen zu eröffnen. Prävention, Inklusion und Integration sind Maßstäbe grüner Jugendpolitik, die keinen Jugendlichen zurücklässt. Verantwortliche Jugendpolitik muss zudem Antworten geben auf neue drängende Herausforderungen wie Demografie, Einwanderung und Klimawandel, von denen vor allem junge und künftige Generationen betroffen sind.

Wir halten es für ausdrücklich richtig und wichtig, ein legales Verfahren zur Feststellung der Vaterschaft zu ermöglichen. Ein Vater, der auf legalem Weg feststellen will, ob er auch der biologische Vater ist, soll deshalb nicht – wie bisher im Rahmen der Anfechtungsklage – gezwungen sein, alle rechtlichen Bindungen zum Kind in Frage stellen zu müssen.

Doch das *Gesetz zur Vaterschaftsfeststellung* schweigt zu einem zentralen Punkt, der auch vom Verfassungsgericht betont wurde: den heimlichen Vaterschaftstests. Wer ohne Wissen und Zustimmung der Betroffenen genetisches Material untersucht, greift tief in das Recht der Betroffenen auf informelle Selbstbestimmung ein. Deshalb ist ein sanktionsbewehrtes Verbot heimlicher genetischer Untersuchungen vonnöten. Dieses sucht man im Gesetzentwurf jedoch vergeblich. Mit unserem grünen Gendiagnostikgesetz liegt bereits ein stimmiges Gesamtkonzept, das auch die heimlichen Vaterschaftstests einbezieht, auf dem Tisch.

Mit freundlichen Grüßen

Kerstin Andreae MdB

UND:

Sehr geehrte Frau Andreae,
auf ihre Antworten freue ich mich:

Wieso gibt es Quoten nur in Bereichen, in denen Frauen in der Minderheit sind - und nicht im umgekehrten Fall? Wieso werden Frauenförderungen nur am "oberen Rand" der Gesellschaft eingeführt - nicht am unteren Rand (wo Männer alleine sind in den Berufen mit den meisten Arbeitsunfällen: Bergbau, Bauarbeiter, Müllabfuhr, Dachdecker usw.)

Wieso investiert man nicht mehr in Männer im Gesundheitsbereich? Männer haben eine 6 Jahre geringere Lebenserwartung als Frauen - und man sagt einfach: lebt gesünder, dann wird das schon werden... Wieso müssen Männer Zivildienst oder Dienst an der Waffe leisten und Frauen nicht? (viele machen heute lieber Karriere und bleiben kinderlos, es gibt keinen Gebärzwang - und nun sollen auch Männer in die Kinderbetreuung)

Wieso ist Gender mainstreaming nur ein reines Frauenförderungsmittel - und Gleichstellung von Männern wird ignoriert? Studieren Sie zu diesen Themen bitte: www.manndat.de/fileadmin/Dokumente/Studie_Jun_Man/
Und wäre es nicht im Sinne des gm, daß a priori der ganze gender Bereich zu 50% mit Männern besetzt wird? Schließlich gibt es z.Zt. nur weibl. Profs im gender Bereich und nur Frauenforschung (die vom Steuerzahler finanziert wird für die Hälfte der Bevölkerung) und keine Männerforschung. Auch die eingeführten "Feiertage" wie Weltfrauentag oder Equal-Pay-Day sind Erscheinungen, die über die Köpfe der Mehrheit der Leute eingeführt wurden, daß man den Eindruck gewinnt, daß sich in unserer Demokratie ein gender-Faschismus einschleicht, der mit der großen Mehrheit der Leute nichts zu tun hat. Und wieso beginnt man nicht mit seriöser Forschung im Bereich "Lohnunterschiede", wie sie Warren Farrell in seinem Buch "Why men earn more" (The Startling Truth Behind the Pay Gap and What Women Can Do About It) betreibt und schiebt die Lohnunterschiede bequemer- und kindischerweise auf die patriarchalen Strukturen?

Mit feundlichen Grüssen

29.04.2008
Antwort von
Kerstin Andreae


Sehr geehrter

vielen Dank für Ihre Anfrage vom 22.04.2008 zur Gleichberechtigung von
Frauen und Männern.

Die deutsche Wirtschaft hat ein erhebliches Defizit: Es mangelt ihr an Frauen, und zwar vor allem auf den Ebenen, wo entschieden und kontrolliert wird. Deutsche Unternehmen werden nicht nur weit überwiegend von Männern geführt, in den Führungsetagen der großen Unternehmen herrscht auch eine Führungskultur vor, die in Diversität und Geschlechtergerechtigkeit keine Erfolgsrezepte für eine zukunftsorientierte Wirtschaftspolitik erkennen kann.

Für uns ist die Gleichstellung von Männern und Frauen eine grundsätzliche Frage der Demokratie. Die Tatsache, dass Einkommensunterschiede zwischen Frauen und Männern in Deutschland immer noch sehr hoch sind, ist genauso ein Armutszeugnis wie die Tatsache, dass Frauen kaum in Führungspositionen vertreten sind. Der Staat ist für die Umsetzung seines grundgesetzlich verankerten Zieles Gleichberechtigung in der Verantwortung.

Unseren Unternehmen gehen hoch motivierte Kräfte und kreative Potenziale verloren, weil sie insbesondere bei Führungspositionen einseitig nur auf die Männer setzen. Frauen in Deutschland haben die besseren Bildungsabschlüsse. Diese Investitionen werden derzeit geradezu verschleudert.

Aber auch aus Arbeitsmarktgesichtspunkten ist eine erhöhte Frauenerwerbstätigkeit sinnvoll. Sie bedeutet Wachstumspotentiale und mehr Arbeitsplätze, denn Arbeit schafft Arbeit. Wir wollen Gleichstellung auf dem Arbeitsmarkt für Frauen und Männer, Geschlechterdemokratie in der Wirtschaft, die auch innovative Wirkung haben wird. Dazu brauchen wir ein klares Leitbild und einen deutlichen Kurswechsel in verschiedenen Politikbereichen.

Männern und Frauen soll es gleichermaßen ermöglicht werden, die Organisation von Eltern- und Familienarbeit, von Pflegeaufgaben sowie von Bildungs- und Weiterbildungsphasen im Lebenslauf mit der Erwerbstätigkeit zu verbinden.

Bei den Existenzgründerinnen liegt der Frauenanteil bei 37%, allerdings stagniert der Anteil von weiblichen Selbständigen bei 30%. Auch bei Unternehmensnachfolgen kommen Töchter deutlich seltener zum Zuge, meist erst dann, wenn es keine Söhne gibt oder diese den Betrieb nicht übernehmen wollen.

Deutschland weist die nahezu höchsten Einkommensunterschiede zwischen Frauen
und Männern in der EU auf. Und der Anteil von Frauen am Niedriglohnsektor
liegt bei 70%. Hier sind Staat und Tarifparteien gefordert.

Das Berufswahlspektrum von Frauen ist äußerst eingeschränkt, 69% der weiblichen Auszubildenden konzentrieren sich auf nur acht Ausbildungsgänge, die Berufsberatung orientiert sich immer noch an traditionellen Geschlechterrollen, jungen Frauen werden häufig typische Sozial- oder Büroberufe empfohlen, die in der Regel geringe Verdienst- und Aufstiegsmöglichkeiten aufweisen. Sie sehen, es gibt noch einiges zu tun, bevor wir von Gleichberechtigung bzw. reiner Frauenförderung sprechen können.

Mit freundlichen Grüßen

Kerstin Andreae MdB

Antwort an Frau Andreae

Wolfgang, Tuesday, 29.04.2008, 21:18 (vor 6446 Tagen) @ Wolfgang

Mein Antwortschreiben an Frau Andreae, - per e-mail:

Sehr geehrte Frau Andreae,


vielen Dank für die Beantwortung unserer Fragen auf "abgeordnetenwatch".
Dazu möchten wir Ihnen noch sagen, daß wir NICHT die Frage gestellt hatten, wieso Frauen gefördert werden! Wir wären Ihnen dankbar, wenn Sie die e-mails noch einmal lesen würden! Vielen Dank.


Ansonsten möchten wir - bezüglich der Antwort, die wir erhielten - auf folgende Seite verweisen: www.manndat.de/index.php?id=43
Das ist ja auch unsere Kritik an den Parteien, nämlich die mangelnde Seriosität der Zahlen und Statistiken, auf denen die gender politik beruht - (und dem Ignorieren z.B. der Fakten des angegebenen Buches von W. Farrell)


Ansonsten haben Sie uns nicht geantwortet, wieso wir nicht schon längst - eine absolute Notwendigkeit im gender mainstreaming - eine 50%-Quote für Männer in der ganzen gender-Forschung eingeführt haben! Solange das nicht der Fall ist, kann man doch nicht Quoten in andern Bereichen fordern ... - das ist doch vollständig unseriös!
Mit freundlichen Grüssen

Antwort an Frau Andreae

Salvatore Ventura @, Berlin, Tuesday, 29.04.2008, 23:02 (vor 6445 Tagen) @ Wolfgang

Ich meine, den Text ihrer Antwort schon mal im Wortlaut woanders gelesen zu haben. Vielleicht haben die da so einen Standardtext, der grundsätzlich bei Anfragen dieser Art abgeschickt wird. Er passt natürlich bemerkswert nicht zur Frage.

Ciao
Salvatore

Textbausteinautomat

Peter @, Wednesday, 30.04.2008, 02:26 (vor 6445 Tagen) @ Salvatore Ventura

Ich meine, den Text ihrer Antwort schon mal im Wortlaut woanders gelesen zu
haben. Vielleicht haben die da so einen Standardtext, der grundsätzlich bei
Anfragen dieser Art abgeschickt wird. Er passt natürlich bemerkswert nicht
zur Frage.

Irgendeine schlecht bezahlte studentische Hilfskraft liest diese Mails, extrahiert daraus Schlüsselbegriffe und setzt dann in die Antwortmail die zu diesen Schlüsselbegriffen passenden Textbausteine ein.

Gut möglich, dass die Abgeordnetenbüros einer Fraktion diese Textbausteine gemeinsam verwenden. Spart ja auch Zeit *gg*

Eine ähnliche Antwort wirst du auch von der Bundeskanzlerin bekommen n/t

Christian2, Wednesday, 30.04.2008, 07:33 (vor 6445 Tagen) @ Wolfgang

Die grüne Abgeordnete Kerstin Andreae aus Freiburg i.Br.antwortete auf
meine Fragen - ohne sie wirklich zu beantworten! Sie antwortete eigentlich
auf die von mir NICHT-gestellte Frage, wieso Frauen gefördert werden...


Sehr geehrte Frau Andreae,

was halten Sie von den Anliegen auf folgender Internet-Seite:
www.manndat.de/index.php?id=38 ?
Glauben Sie auch, daß das gender mainstreaming eine einseitige Politik nur
für Frauen ist? Inwieweit kümmern sich die Grünen außer um
spezifisch-weibliche - auch um spezifisch-männliche Anliegen, wie sie z.B.
auf der homepage
www.manndat.de/index.php?id=38 zu finden sind?
Was tun die Grünen z.B. im Bereich Jungenbenachteiligung an den Schulen,
oder im Bereich Männergesundheit, Unterhaltsrecht, Vaterschaftstests - bzw.
welche Position nehmen sie zu diesen Themen ein?

Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen
mit freundlichen Grüssen


29.04.2008
Antwort von
Kerstin Andreae

Sehr geehrter ,

vielen Dank für Ihre Anfrage vom 22.04.2008 zur Gleichberechtigung von
Frauen und Männern sowie zur Förderung von Jugendlichen.

Für uns ist die *Gleichstellung von Männern und Frauen* eine
grundsätzliche Frage der Demokratie. Die Tatsache, dass
Einkommensunterschiede zwischen Frauen und Männern in Deutschland immer
noch sehr hoch sind, ist genauso ein Armutszeugnis wie die Tatsache, dass
Frauen kaum in Führungspositionen vertreten sind. Der Staat ist für die
Umsetzung seines grundgesetzlich verankerten Zieles Gleichberechtigung in
der Verantwortung.

Unseren Unternehmen gehen hoch motivierte Kräfte und kreative Potenziale
verloren, weil sie insbesondere bei Führungspositionen einseitig nur auf
die Männer setzen. Frauen in Deutschland haben die besseren
Bildungsabschlüsse. Diese Investitionen werden derzeit geradezu
verschleudert.

Aber auch aus Arbeitsmarktgesichtspunkten ist eine erhöhte
Frauenerwerbstätigkeit sinnvoll. Sie bedeutet Wachstumspotentiale und mehr
Arbeitsplätze, denn Arbeit schafft Arbeit. Wir wollen Gleichstellung auf
dem Arbeitsmarkt für Frauen und Männer, Geschlechterdemokratie in der
Wirtschaft, die auch innovative Wirkung haben wird. Dazu brauchen wir ein
klares Leitbild und einen deutlichen Kurswechsel in verschiedenen
Politikbereichen. Männern und Frauen soll es gleichermaßen ermöglicht
werden, die Organisation von Eltern- und Familienarbeit, von Pflegeaufgaben
sowie von Bildungs- und Weiterbildungsphasen im Lebenslauf mit der
Erwerbstätigkeit zu verbinden.

Bei den Existenzgründerinnen liegt der Frauenanteil bei 37%, allerdings
stagniert der Anteil von weiblichen Selbständigen bei 30%. Auch bei
Unternehmensnachfolgen kommen Töchter deutlich seltener zum Zuge, meist
erst dann, wenn es keine Söhne gibt oder diese den Betrieb nicht übernehmen
wollen.

Deutschland weist die nahezu höchsten Einkommensunterschiede zwischen
Frauen und Männern in der EU auf. Und der Anteil von Frauen am
Niedriglohnsektor liegt bei 70%. Hier sind Staat und Tarifparteien
gefordert.

Das Berufswahlspektrum von Frauen ist äußerst eingeschränkt. 69% der
weiblichen Auszubildenden konzentrieren sich auf nur acht Ausbildungsgänge.
Die Berufsberatung orientiert sich immer noch an traditionellen
Geschlechterrollen. Jungen Frauen werden häufig typische Sozial- oder
Büroberufe empfohlen, die in der Regel geringe Verdienst- und
Aufstiegsmöglichkeiten aufweisen.

Sie sehen, es gibt noch einiges zu tun, bevor wir von Gleichberechtigung
bzw. reiner Frauenförderung sprechen können.

Die unterschiedlichen Lebenslagen von Mädchen und Jungen zu
berücksichtigen, Benachteiligungen abzubauen und die Gleichberechtigung von
Mädchen und Jungen zu fördern ist ein wesentliches Ziel *grüner
Jugendpolitik*. Jugend- und Geschlechterpolitik müssen dabei auch auf
vielschichtige neue Entwicklungen reagieren: Geschlechtersensible
Jugendarbeit erfordert zusätzlich zu Angeboten der Mädchenarbeit auch eine
umfassende Strategie zur Förderung benachteiligter Jungen.

Jungen sind zu Sorgenkindern im Bildungssystem geworden: Bei Leistungen
und Schulabschlüssen stehen sie schlechter da als Mädchen. Je niedriger die
Schulform, desto höher ist der Jungenanteil, mehr Jungen als Mädchen
bleiben ohne Schulabschluss, sie wiederholen häufiger eine Klasse als ihre
Mitschülerinnen. Typisches Jungenverhalten gilt im Schulalltag oft als
störend, besonders ungünstig ist der Bildungsverlauf bei Jungen mit
Migrationshintergrund, daher brauchen wir eine geschlechtergerechte
Umgestaltung des Schulalltags. Zu einer tatsächlich gendersensiblen
Pädagogik an allen Schulen gehören individuelle Förderung und die
Verankerung von Jungenarbeit. Lehrerinnen und Lehrer brauchen Aus- und
Weiterbildungen in Genderkompetenz.

Soziale und ethnische Herkunft entscheiden viel zu oft über Zukunft. Es
ist keinesfalls hinnehmbar, dass Jugendliche aus armen und sozial
schwierigen Lebensverhältnissen zunehmend ins Abseits geraten. Wir brauchen
daher endlich wieder eine Politik für Jugendliche, die Armut und
Bildungsbenachteiligung bekämpft.

Es ist Kernaufgabe von Politik und Gesellschaft, allen Jugendlichen
soziale, kulturelle, politische und ökonomische Teilhabechancen zu
eröffnen. Prävention, Inklusion und Integration sind Maßstäbe grüner
Jugendpolitik, die keinen Jugendlichen zurücklässt. Verantwortliche
Jugendpolitik muss zudem Antworten geben auf neue drängende
Herausforderungen wie Demografie, Einwanderung und Klimawandel, von denen
vor allem junge und künftige Generationen betroffen sind.

Wir halten es für ausdrücklich richtig und wichtig, ein legales Verfahren
zur Feststellung der Vaterschaft zu ermöglichen. Ein Vater, der auf legalem
Weg feststellen will, ob er auch der biologische Vater ist, soll deshalb
nicht – wie bisher im Rahmen der Anfechtungsklage – gezwungen
sein, alle rechtlichen Bindungen zum Kind in Frage stellen zu müssen.

Doch das *Gesetz zur Vaterschaftsfeststellung* schweigt zu einem zentralen
Punkt, der auch vom Verfassungsgericht betont wurde: den heimlichen
Vaterschaftstests. Wer ohne Wissen und Zustimmung der Betroffenen
genetisches Material untersucht, greift tief in das Recht der Betroffenen
auf informelle Selbstbestimmung ein. Deshalb ist ein sanktionsbewehrtes
Verbot heimlicher genetischer Untersuchungen vonnöten. Dieses sucht man im
Gesetzentwurf jedoch vergeblich. Mit unserem grünen Gendiagnostikgesetz
liegt bereits ein stimmiges Gesamtkonzept, das auch die heimlichen
Vaterschaftstests einbezieht, auf dem Tisch.

Mit freundlichen Grüßen

Kerstin Andreae MdB

UND:

Sehr geehrte Frau Andreae,
auf ihre Antworten freue ich mich:

Wieso gibt es Quoten nur in Bereichen, in denen Frauen in der Minderheit
sind - und nicht im umgekehrten Fall? Wieso werden Frauenförderungen nur am
"oberen Rand" der Gesellschaft eingeführt - nicht am unteren Rand (wo
Männer alleine sind in den Berufen mit den meisten Arbeitsunfällen:
Bergbau, Bauarbeiter, Müllabfuhr, Dachdecker usw.)

Wieso investiert man nicht mehr in Männer im Gesundheitsbereich? Männer
haben eine 6 Jahre geringere Lebenserwartung als Frauen - und man sagt
einfach: lebt gesünder, dann wird das schon werden... Wieso müssen Männer
Zivildienst oder Dienst an der Waffe leisten und Frauen nicht? (viele
machen heute lieber Karriere und bleiben kinderlos, es gibt keinen
Gebärzwang - und nun sollen auch Männer in die Kinderbetreuung)

Wieso ist Gender mainstreaming nur ein reines Frauenförderungsmittel - und
Gleichstellung von Männern wird ignoriert? Studieren Sie zu diesen Themen
bitte: www.manndat.de/fileadmin/Dokumente/Studie_Jun_Man/
Und wäre es nicht im Sinne des gm, daß a priori der ganze gender Bereich
zu 50% mit Männern besetzt wird? Schließlich gibt es z.Zt. nur weibl. Profs
im gender Bereich und nur Frauenforschung (die vom Steuerzahler finanziert
wird für die Hälfte der Bevölkerung) und keine Männerforschung. Auch die
eingeführten "Feiertage" wie Weltfrauentag oder Equal-Pay-Day sind
Erscheinungen, die über die Köpfe der Mehrheit der Leute eingeführt wurden,
daß man den Eindruck gewinnt, daß sich in unserer Demokratie ein
gender-Faschismus einschleicht, der mit der großen Mehrheit der Leute
nichts zu tun hat. Und wieso beginnt man nicht mit seriöser Forschung im
Bereich "Lohnunterschiede", wie sie Warren Farrell in seinem Buch "Why men
earn more" (The Startling Truth Behind the Pay Gap and What Women Can Do
About It) betreibt und schiebt die Lohnunterschiede bequemer- und
kindischerweise auf die patriarchalen Strukturen?

Mit feundlichen Grüssen

29.04.2008
Antwort von
Kerstin Andreae


Sehr geehrter

vielen Dank für Ihre Anfrage vom 22.04.2008 zur Gleichberechtigung von
Frauen und Männern.

Die deutsche Wirtschaft hat ein erhebliches Defizit: Es mangelt ihr an
Frauen, und zwar vor allem auf den Ebenen, wo entschieden und kontrolliert
wird. Deutsche Unternehmen werden nicht nur weit überwiegend von Männern
geführt, in den Führungsetagen der großen Unternehmen herrscht auch eine
Führungskultur vor, die in Diversität und Geschlechtergerechtigkeit keine
Erfolgsrezepte für eine zukunftsorientierte Wirtschaftspolitik erkennen
kann.

Für uns ist die Gleichstellung von Männern und Frauen eine grundsätzliche
Frage der Demokratie. Die Tatsache, dass Einkommensunterschiede zwischen
Frauen und Männern in Deutschland immer noch sehr hoch sind, ist genauso
ein Armutszeugnis wie die Tatsache, dass Frauen kaum in Führungspositionen
vertreten sind. Der Staat ist für die Umsetzung seines grundgesetzlich
verankerten Zieles Gleichberechtigung in der Verantwortung.

Unseren Unternehmen gehen hoch motivierte Kräfte und kreative Potenziale
verloren, weil sie insbesondere bei Führungspositionen einseitig nur auf
die Männer setzen. Frauen in Deutschland haben die besseren
Bildungsabschlüsse. Diese Investitionen werden derzeit geradezu
verschleudert.

Aber auch aus Arbeitsmarktgesichtspunkten ist eine erhöhte
Frauenerwerbstätigkeit sinnvoll. Sie bedeutet Wachstumspotentiale und mehr
Arbeitsplätze, denn Arbeit schafft Arbeit. Wir wollen Gleichstellung auf
dem Arbeitsmarkt für Frauen und Männer, Geschlechterdemokratie in der
Wirtschaft, die auch innovative Wirkung haben wird. Dazu brauchen wir ein
klares Leitbild und einen deutlichen Kurswechsel in verschiedenen
Politikbereichen.

Männern und Frauen soll es gleichermaßen ermöglicht werden, die
Organisation von Eltern- und Familienarbeit, von Pflegeaufgaben sowie von
Bildungs- und Weiterbildungsphasen im Lebenslauf mit der Erwerbstätigkeit
zu verbinden.

Bei den Existenzgründerinnen liegt der Frauenanteil bei 37%, allerdings
stagniert der Anteil von weiblichen Selbständigen bei 30%. Auch bei
Unternehmensnachfolgen kommen Töchter deutlich seltener zum Zuge, meist
erst dann, wenn es keine Söhne gibt oder diese den Betrieb nicht übernehmen
wollen.

Deutschland weist die nahezu höchsten Einkommensunterschiede zwischen
Frauen
und Männern in der EU auf. Und der Anteil von Frauen am Niedriglohnsektor
liegt bei 70%. Hier sind Staat und Tarifparteien gefordert.

Das Berufswahlspektrum von Frauen ist äußerst eingeschränkt, 69% der
weiblichen Auszubildenden konzentrieren sich auf nur acht Ausbildungsgänge,
die Berufsberatung orientiert sich immer noch an traditionellen
Geschlechterrollen, jungen Frauen werden häufig typische Sozial- oder
Büroberufe empfohlen, die in der Regel geringe Verdienst- und
Aufstiegsmöglichkeiten aufweisen. Sie sehen, es gibt noch einiges zu tun,
bevor wir von Gleichberechtigung bzw. reiner Frauenförderung sprechen
können.

Mit freundlichen Grüßen

Kerstin Andreae MdB

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