Erkenntnisgewinn
12.02.2008
Debatte Kindstötungen
Missverständnis Mutterschaft
Die Tötung des eigenen Kindes gilt inzwischen fast schon als alltägliches Verbrechen. Damit bröckeln die Mythen rund um die Mutterschaft. Diese Erkenntnis war fällig.
VON BARBARA DRIBBUSCH
Der Doppelmord an zwei Kindern durch die Mutter kürzlich in Mönchengladbach erschien in den überregionalen Zeitungen nur noch als Randmeldung. Zur gleichen Zeit hatte eine Mutter in Kirchberg gestanden, dass sie ihren zweijährigen Sohn hat verdursten lassen. Dann wurde in Nauen ein getötetes Neugeborenes in einer Plastiktüte entdeckt. Und am Freitag ertränkte eine Mutter im bayerischen Gersthofen zwei ihrer fünf Kinder in der Badewanne.
Die neuen Fälle wirken kaum noch spektakulär, nachdem in der Vorweihnachtszeit eine Mutter auf einen Schlag gleich fünf Kinder umbrachte. Auch ist der Prozess gegen jene Mutter noch gut in Erinnerung, die ihre neun Babys tötete. Dass manchmal hausfrauliche Gegenstände wie Tiefkühltruhen und Blumenkästen bei der Entsorgung von Kinderleichen halfen, verstärkte den Schaudereffekt.
Tötungsdelikte an Kindern gehen inzwischen in die routinemäßige Berichterstattung ein. Das Verbrechen erscheint fast schon alltäglich. Aber immerhin hilft dieser nüchterne Blick auf mordende Mütter, gängige Mythen zu zerlegen. Unsere Vorstellungen erweitern sich, wie Mütter reagieren können. Das ist ein Erkenntnisgewinn.