Soll man Frauen wie Menschen behandeln ?
Student(t), Thursday, 07.02.2008, 19:17 (vor 6527 Tagen)
Soll man Frauen wie Menschen behandeln ?
Diese Frage wird die Feministen unter uns schockieren. Doch habe ich nur eine schon gestellte Frage etwas abgewandelt. Siehe unten, wo sie im Untertitel erscheint (2003²):
![[image]](http://www.imagenetz.de/f07f3d6fe/Von-Larven.jpg)
Also: "Soll man Kinder wie Menschen behandeln ?"
Auf dem Klappentext lese ich über den Autor: "Midas Dekkers ist der bekannteste holländische Biologe und ein herausragender Essayist. Seine Bücher sind Bestseller, seine Hörfunk- und Fernsehsendungen sind ungemein beliebt (>>der Grzimek der Niederlande<<)."
Also, dann kanns ja nicht so schlimm sein. Oder Doch ? Habe ich nicht gerade Kinder mit Frauen verglichen ? Lesen wir dazu bei Dekkers (S. 277 f.):
"Dem Kind am nächsten ist die Frau. Ein Kind in eine Frau zu verwandeln ist weniger arbeitsintensiv als aus ihm einen Mann werden zu lassen. Während ein Mann eckig und eisern werden muss, mit tiefer Stimme und Stoppeln auf dem Kinn, kann eine Frau mit ihrer Nackt- und Weichheit zahlreiche Merkmale der Kindheit behalten. Eine Frau ist ein großes Kind. Männer mögen das Kind in der Frau durchaus. Große Augen, eine Stupsnase und Schmollmund gelten als sexy; Brigitte Bardot profitierte zu ihrer zeit mächtig davon. Viele Männer nennen ihre Frauen liebkosend >>Mädchen<< oder >>Baby<<. So wecken sie das Kind in der Frau. Die Frau ihrerseits weckt den Vater im Mann."
Worauf aber geht es in diesem Buch ? Um die Neotenie, d.h., daß der Mensch ein erwachsen gewordener Fötus ist.
"Der Gedanke, daß der Mensch ein neotoner Affe ist," schreibt Dekkers hierzu, "ist schon mehr als hundert Jahre alt. Allerdings ist er jetzt, da bewiesen ist, wie wenig Affe und Mensch sich genetisch unterscheiden, aktueller denn je. 99 % unserer Gene haben wir mit dem Schimpansen gemeinsam. Ist man weiterhin überzeugt, dass die eine Art vor und die andere Art die Gitterstäbe gehört, muss zwangsläufig dieses eine Prozent den Ausschlag geben.
[...]
Wenn die Menschen vom Affen abstammen, so erklärte er [Louis Bolk 1918], sei zu erwarten, daß sie vor ihrer Geburt dem Affen ähnlicher sind als danach. Doch in Wirklichkeit ist es genau umgekehrt: Der Affe sieht dem Menschen vor der Geburt ähnlicher als danach."
Siehe hier:
![[image]](http://www.imagenetz.de/f2ddaaa5b/Schimpanse-o.T..jpg)
"[...]Ein Mensch wird unwissend wie ein Embryo geboren, ist als Kleinkind hilflos wie ein Säugling und stirbt als kluges Kind. Nicht umsonst hatte die Neotonie nach meinung des marxistischen Biologen J.B.S. Haldane schon in der Bibel ihren Propheten, in der gesatlt von Jesus Christus.
[quote][quote]Wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr nicht umkehret und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen.<<"[/quote][/quote]
Nach allgemein anthroposophicher Auffassung stammt nicht der Mensch vom Affen, sondern der Affe vom Menschen ab. Der Mensch blieb kindlich, unausgereift, "dem Himmel näher", unbegrenzt entwicklungsfähig; der Affe - andere Tiere auch (wiewohl dazu sehr zu differenzieren ist !) - altert schon früh, nämlich im Kindesalter in den Endzustand einer Verhärtung hinein, aus der es keine Erlösung mehr gibt.
Was nun physisch beim Affen erkennbar ist - Affen sind so richtige Wixer, leben sich sexuell ungehemmt aus, wie jeder Zoobesuch zur Anschauung bringt -, das geschieht bei sehr vielen Menschen gerade unserer Zeit seelisch. Daher die Warnung durch Jesus Christus, dem Gottessohn !
Wie aber kann der Mensch, wenn (noch) nicht physisch, so aber geistig, dann seelisch, in diesen beklagenswerten Zustand geraten, d.h. sich zum Affen machen ? Durch seine Freiheit. Und nur wegen seiner Freiheit macht ein anderes Wesen Sinn, daß der Große Programmierer zugelasen hat. Hier sehen wir es, entnommen demselben Buch:
![[image]](http://www.imagenetz.de/f0e181329/Schimp.o.T..jpg)
Da erscheint der Große Verführer ingestalt eines Doppelgängers - oder des "Schattens", wie ihn Carl Gustav Jung genannt hat.
Vorläufiges Resümee:
Menschen werden zunehmend zu Kindern. Es gabe ein "Jahrhundert des Kindes" und es gibt eine Micky-Maus-"Kultur". Ähnliches gilt für das Verhältnis zu den Frauen. Wir haben eine Gynokratie; uns droht eine Pädokratie; der grausige Endpunkt des Sünden-Falls aber ist die Theriokratie (Tier-Herrschaft) im Menschenreich. Das Bild des erwachsenes Affen zeigt, daß es dann kein Zurück mehr gibt. Dann hat der Mensch seine Freiheit genutzt, um seine Freiheit abzuschaffen. Evolution ist dann nicht mehr.
Daß Gott uns davor bewahre ! Allein schaffen wir es nicht. Der große Programmierer hilft uns aber nur, wenn wir es wollen, d.h. wenn wir ihn darum bitten. Und dieses Bitten, Beten ist der freieste Akt, zu dem Menschen in der Lage sind.
Student
Korrektur.
Student(t), Thursday, 07.02.2008, 20:37 (vor 6527 Tagen) @ Student(t)
"Der Gedanke, daß der Mensch ein neotoner Affe ist," schreibt
Dekkers hierzu, "ist schon mehr als hundert Jahre alt. Allerdings ist
er jetzt, da bewiesen ist, wie wenig Affe und Mensch sich genetisch
unterscheiden, aktueller denn je. 99 % unserer Gene haben wir mit dem
Schimpansen gemeinsam. Ist man weiterhin überzeugt, dass die eine Art vor
und die andere Art die Gitterstäbe gehört, muss zwangsläufig dieses eine
Prozent den Ausschlag geben.
Richtig:
Ist man weiterhin überzeugt, daß die eine Art vor und die andere Art hinter die Gitterstäbe gehört...
Dies ist kein Esoterik-Forum (oT)
Manoman, Thursday, 07.02.2008, 20:55 (vor 6527 Tagen) @ Student(t)
- kein Text -
Soll man Frauen wie Menschen behandeln ?
Zeitgenosse, Thursday, 07.02.2008, 21:19 (vor 6527 Tagen) @ Student(t)
§ 364.
Zu Pflegerinnen und Erzieherinnen unserer ersten Kindheit eignen die Weiber sich gerade dadurch, daß sie selbst kindisch, läppisch und kurzsichtig, mit einem Worte, Zeit Lebens große Kinder sind: eine Art Mittelstufe, zwischen dem Kinde und dem Manne, als welcher der eigentliche Mensch ist. Man betrachte nur ein Mädchen, wie sie, Tage lang, mit einem Kinde tändelt, herumtanzt und singt, und denke sich, was ein Mann, beim besten Willen, an ihrer Stelle leisten könnte.
§ 365.
Mit den Mädchen hat es die Natur auf Das, was man, im dramaturgischen Sinne, einen Knalleffekt nennt, abgesehen, indem sie dieselben, auf wenige Jahre, mit überreichlicher Schönheit, Reiz und Fülle ausstattet, auf Kosten ihrer ganzen übrigen Lebenszeit, damit sie nämlich, während jener Jahre, der Phantasie eines Mannes sich in dem Maße bemächtigen könnten, daß er hingerissen wird, die Sorge für sie auf Zeit Lebens, in irgend einer Form, ehrlich zu übernehmen; zu welchem Schritte ihn zu vermögen, die bloße vernünftige Ueberlegung keine hinlänglich sichere Bürgschaft zu geben schien. Sonach hat die Natur das Weib, eben wie jedes andere ihrer Geschöpfe, mit den Waffen und Werkzeugen ausgerüstet, deren es zur Sicherung seines Daseyns bedarf, und auf die Zeit, da es ihrer bedarf; wobei sie denn auch mit ihrer gewöhnlichen Sparsamkeit verfahren ist. Wie nämlich die weibliche Ameise, nach der Begattung, die fortan überflüssigen, ja, für das Brutverhältniß gefährlichen Flügel verliert; so meistens nach einem oder zwei Kindbetten, das Weib seine Schönheit; wahrscheinlich sogar aus dem selben Grunde. Dem entsprechend halten die jungen Mädchen ihre häuslichen, oder gewerblichen Geschäfte, in ihrem Herzen, für Nebensache, wohl gar für bloßen Spaaß: als ihren allein ernstlichen Beruf betrachten sie die Liebe, die Eroberungen und was damit in Verbindung steht, wie Toilette, Tanz u.s.w.
§ 366.
Je edler und vollkommener eine Sache ist, desto später und langsamer gelangt sie zur Reife. Der Mann erlangt die Reife seiner Vernunft und Geisteskräfte kaum vor dem acht und zwanzigsten Jahre; das Weib mit dem achtzehnten. Aber es ist auch eine Vernunft danach: eine gar knapp gemessene. Daher bleiben die Weiber ihr Leben lang Kinder, sehn immer nur das Nächste, kleben an der Gegenwart, nehmen den Schein der Dinge für die Sache und ziehn Kleinigkeiten den wichtigen Angelegenheiten vor. Die Vernunft nämlich ist es, vermöge deren der Mensch nicht, wie das Thier, bloß in der Gegenwart lebt, sondern Vergangenheit und Zukunft übersieht und bedenkt; woraus dann seine Vorsicht, seine Sorge und häufige Beklommenheit entspringt. Der Vortheile, wie der Nachtheile, die Dies bringt, ist das Weib, in Folge seiner schwächern Vernunft, weniger theilhaft: vielmehr ist dasselbe ein geistiger Myops, indem sein intuitiver Verstand in der Nähe scharf sieht, hingegen einen engen Gesichtskreis hat, in welchen das Entfernte nicht fällt; daher eben alles Abwesende, Vergangene, Künftige, viel schwächer auf die Weiber wirkt, als auf uns. So viele Nachtheile Dies alles zwar mit sich führt, so hat es doch das Gute, daß das Weib mehr in der Gegenwart aufgeht, als wir, und daher diese, wenn sie nur erträglich ist, besser genießt, woraus die dem Weibe eigenthümliche Heiterkeit hervorgeht, welche sie zur Erholung, erforderlichen Falles zum Troste des sorgenbelasteten Mannes eignet.
Aus der selben Quelle ist es abzuleiten, daß die Weiber mehr Mitleid und daher mehr Menschenliebe und Theilnahme an Unglücklichen zeigen, als die Männer: hingegen aber im Punkte der Gerechtigkeit, Redlichkeit und Gewissenhaftigkeit, diesen nachstehn. Denn in Folge ihrer schwachen Vernunft übt das Gegenwärtige, Anschauliche, unmittelbar Reale eine Gewalt über sie aus, gegen welche die abstrakten Gedanken, die stehenden Maximen, die festgefaßten Entschlüsse, überhaupt die Rücksicht auf Vergangenheit und Zukunft, auf Abwesendes und Entferntes, selten viel vermögen. Demnach haben sie zur Tugend wohl das Erste und Hauptsächliche, hingegen gebricht es bei ihnen am Sekundären, am oft nothwendigen Werkzeug zu derselben. Man könnte sie, in dieser Hinsicht, einem Organismus vergleichen, der zwar die Leber, aber nicht die Gallenblase hätte. Ich verweise hierüber auf §.17 meiner Abhandlung über das Fundament der Moral. - Demgemäß wird man als den Grundfehler des weiblichen Charakters UNGERECHTIGKEIT finden. Er entsteht zunächst aus dem dargelegten Mangel an Vernünftigkeit und Ueberlegung, wird zudem aber noch dadurch unterstützt, daß sie, als die schwächeren, von der Natur nicht auf die Kraft, sondern auf die List angewiesen sind: daher ihre instinktartige Verschlagenheit und ihr unvertilgbarer Hang zum Lügen. Denn, wie den Löwen mit Klauen und Gebiß, den Elephanten mit Stoßzähnen, den Eber mit Hauern, den Stier mit Hörnern und die Sepia mit der wassertrübenden Tinte, so hat die Natur das Weib mit Verstellungskunst ausgerüstet, zu seinem Schutz und Wehr, und hat alle die Kraft, die sie dem Manne als körperliche Stärke und Vernunft verlieh, dem Weibe in Gestalt jener Gabe zugewendet. Die Verstellung ist ihm daher angeboren, deshalb auch fast so sehr dem dummen, wie dem klugen Weibe eigen. Von derselben bei jeder Gelegenheit Gebrauch zu machen ist ihm daher so natürlich, wie jenen Thieren, beim Angriff, sogleich ihre Waffen anzuwenden, und empfindet es sich dabei gewissermaßen als seine Rechte gebrauchend. Darum ist ein ganz wahrhaftes, unverstelltes Weib vielleicht unmöglich. Eben deshalb durchschauen sie fremde Verstellung so leicht, daß es nicht rathsam ist, ihnen gegenüber, es damit zu versuchen. - Aus dem aufgestellten Grundfehler und seinen Beigaben entspringt aber Falschheit, Treulosigkeit, Verrath, Undank u.s.w. [...]
§ 368.
Zwischen Männern ist von Natur bloß Gleichgültigkeit; aber zwischen Weibern ist schon von Natur Feindschaft. Es kommt wohl daher, daß das odium figulinum, welches bei Männern sich auf ihre jedesmalige Gilde beschränkt, bei Weibern das Ganze Geschlecht umfaßt; da sie Alle nur Ein Gewerbe haben. Schon beim Begegnen auf der Straße sehn sie einander an, wie Guelfen und Ghibellinen. Auch treten zwei Weiber, bei erster Bekanntschaft, einander sichtbarlich mit mehr Gezwungenheit und Verstellung entgegen, als zwei Männer in gleichem Fall. Daher kommt auch das Komplimentiren zwischen zwei Weibern viel lächerlicher heraus, als zwischen Männern. Ferner, während der Mann, selbst zu dem tief unter ihm Stehenden, doch, in der Regel, immer noch mit einer gewissen Rücksicht und Humanität redet, ist es unleidlich anzusehen, wie stolz und schnöde meistentheils ein vornehmes Weib sich gegen ein niederes (nicht in ihrem Dienste stehendes) gebärdet, wann sie mit ihm spricht. Es mag daher kommen, daß bei Weibern alles Unterschied des Ranges viel prekärer ist, als bei uns, und viel schneller sich ändern und aufheben kann; weil, während bei uns hundert Dinge auf die Waagschale kommen, bei ihnen nur eines entscheidet, nämlich welchem Manne sie gefallen haben; wie auch daher, daß sie, wegen der Einseitigkeit ihres Berufes, einander viel näher stehn, als die Männer, weshalb sie die Standesunterschiede hervorzuheben suchen.
§ 369.
Mit mehr Fug, als das schöne, könnte man das weibliche Geschlecht das UNÄSTHETISCHE nennen. Weder für Musik, noch Poesie, noch bildende Künste haben sie wirklich und wahrhaftig Sinn und Empfänglichkeit; sondern bloße Aefferei, zum Behuf ihrer Gefallsucht, ist es, wenn sie solche affektiren und vorgeben. Schon ROUSSEAU hat es gesagt: les femmes, en géneral, n'aiment aucun art, ne se connoissent à aucun, et n'ont aucun génie (lettre à d'Alembert, note xx). Auch wird jeder, der über den Schein hinaus ist, es schon bemerkt haben. Man darf nur die Richtung und Art ihrer Aufmerksamkeit im Koncert, Oper und Schauspiel beobachten, z.B. die kindliche Unbefangenheit sehn, mit der sie, unter den schönsten Stellen der größten Meisterwerke, ihr Geplapper fortsetzen. Wenn wirklich die Griechen die Weiber nicht ins Schauspiel gelassen haben; so thaten sie demnach recht daran; wenigstens wird man in ihren Theatern doch etwas haben hören können. - Man kann von den Weibern auch nichts anderes erwarten, wenn man erwägt, daß die eminentesten Köpfe des ganzen Geschlechts es nie zu einer einzigen wirklichen großen, ächten und originellen Leistung in den schönen Künsten haben bringen, überhaupt nie irgendein Werk von bleibenden Werth haben in die Welt setzen können: Diesem entspricht es eben, daß die gewöhnlichen nicht ein Mal eigentliche Empfänglichkeit dafür haben: denn natura non facit saltus. Einzelnen und theilweise Ausnahmen ändern die Sache nicht; sondern die Weiber sind und bleiben, im Ganzen genommen, die gründlichsten und unheilbarsten Philister: deshalb sind sie, bei der höchst absurden Einrichtung, daß sie Stand und Titel des Mannes theilen, die beständigen Ansporner seines UNEDLEN Ehrgeizes; und ferner ist, wegen der selben Eigenschaft, ihr Vorherrschen und Tonangeben der Verderb der modernen Gesellschaft. Chamfort sagt sehr richtig: elles sont faites pour commercer avec nos faiblesses, avec notre folie, mais non avec notre raison. Il existe entre elles et les hommes des sympathies d'épiderme, et très-peu de sympathies d'esprit, d'âme et de caractère. So haben eben auch die Alten und die orientalischen Völker die Weiber angesehen und danach die ihnen angemessene Stellung viel richtiger erkannt als wir mit unsrer altfranzösischen Galanterie und abgeschmackter Weiberveneration, dieser höchsten Blüthe christlich-germanischer Dummheit, welche nur gedient hat, sie so arrogant und rücksichtslos zu machen, daß man bisweilen an die heiligen Affen in Benares erinnert wird, welche, im Bewußtsein ihrer Heiligkeit und Unverletzlichkeit, sich Alles und Jedes erlaubt halten.
(Schopenhauer: Parerga und Paralipomena - Über die Weiber)
Gruß
Zeitgenosse
Schopenhauer hat's erkannt !
Student(t), Thursday, 07.02.2008, 21:45 (vor 6527 Tagen) @ Zeitgenosse
...und blendend formuliert:
§ 364.
Zu Pflegerinnen und Erzieherinnen unserer ersten Kindheit eignen die
Weiber sich gerade dadurch, daß sie selbst kindisch, läppisch und
kurzsichtig, mit einem Worte, Zeit Lebens große Kinder sind: eine Art
Mittelstufe, zwischen dem Kinde und dem Manne, als welcher der eigentliche
Mensch ist. Man betrachte nur ein Mädchen, wie sie, Tage lang, mit einem
Kinde tändelt, herumtanzt und singt, und denke sich, was ein Mann, beim
besten Willen, an ihrer Stelle leisten könnte.§ 365.
Mit den Mädchen hat es die Natur auf Das, was man, im dramaturgischen
Sinne, einen Knalleffekt nennt, abgesehen, indem sie dieselben, auf wenige
Jahre, mit überreichlicher Schönheit, Reiz und Fülle ausstattet, auf Kosten
ihrer ganzen übrigen Lebenszeit, damit sie nämlich, während jener Jahre,
der Phantasie eines Mannes sich in dem Maße bemächtigen könnten, daß er
hingerissen wird, die Sorge für sie auf Zeit Lebens, in irgend einer Form,
ehrlich zu übernehmen; zu welchem Schritte ihn zu vermögen, die bloße
vernünftige Ueberlegung keine hinlänglich sichere Bürgschaft zu geben
schien. Sonach hat die Natur das Weib, eben wie jedes andere ihrer
Geschöpfe, mit den Waffen und Werkzeugen ausgerüstet, deren es zur
Sicherung seines Daseyns bedarf, und auf die Zeit, da es ihrer bedarf;
wobei sie denn auch mit ihrer gewöhnlichen Sparsamkeit verfahren ist. Wie
nämlich die weibliche Ameise, nach der Begattung, die fortan
überflüssigen, ja, für das Brutverhältniß gefährlichen Flügel verliert; so
meistens nach einem oder zwei Kindbetten, das Weib seine Schönheit;
wahrscheinlich sogar aus dem selben Grunde. Dem entsprechend halten die
jungen Mädchen ihre häuslichen, oder gewerblichen Geschäfte, in ihrem
Herzen, für Nebensache, wohl gar für bloßen Spaaß: als ihren allein
ernstlichen Beruf betrachten sie die Liebe, die Eroberungen und was damit
in Verbindung steht, wie Toilette, Tanz u.s.w.§ 366.
Je edler und vollkommener eine Sache ist, desto später und langsamer
gelangt sie zur Reife. Der Mann erlangt die Reife seiner Vernunft und
Geisteskräfte kaum vor dem acht und zwanzigsten Jahre; das Weib mit dem
achtzehnten. Aber es ist auch eine Vernunft danach: eine gar knapp
gemessene. Daher bleiben die Weiber ihr Leben lang Kinder, sehn immer nur
das Nächste, kleben an der Gegenwart, nehmen den Schein der Dinge für die
Sache und ziehn Kleinigkeiten den wichtigen Angelegenheiten vor. Die
Vernunft nämlich ist es, vermöge deren der Mensch nicht, wie das Thier,
bloß in der Gegenwart lebt, sondern Vergangenheit und Zukunft übersieht
und bedenkt; woraus dann seine Vorsicht, seine Sorge und häufige
Beklommenheit entspringt. Der Vortheile, wie der Nachtheile, die Dies
bringt, ist das Weib, in Folge seiner schwächern Vernunft, weniger
theilhaft: vielmehr ist dasselbe ein geistiger Myops, indem sein
intuitiver Verstand in der Nähe scharf sieht, hingegen einen engen
Gesichtskreis hat, in welchen das Entfernte nicht fällt; daher eben alles
Abwesende, Vergangene, Künftige, viel schwächer auf die Weiber wirkt, als
auf uns. So viele Nachtheile Dies alles zwar mit sich führt, so hat es
doch das Gute, daß das Weib mehr in der Gegenwart aufgeht, als wir, und
daher diese, wenn sie nur erträglich ist, besser genießt, woraus die dem
Weibe eigenthümliche Heiterkeit hervorgeht, welche sie zur Erholung,
erforderlichen Falles zum Troste des sorgenbelasteten Mannes eignet.
Aus der selben Quelle ist es abzuleiten, daß die Weiber mehr Mitleid und
daher mehr Menschenliebe und Theilnahme an Unglücklichen zeigen, als die
Männer: hingegen aber im Punkte der Gerechtigkeit, Redlichkeit und
Gewissenhaftigkeit, diesen nachstehn. Denn in Folge ihrer schwachen
Vernunft übt das Gegenwärtige, Anschauliche, unmittelbar Reale eine Gewalt
über sie aus, gegen welche die abstrakten Gedanken, die stehenden Maximen,
die festgefaßten Entschlüsse, überhaupt die Rücksicht auf Vergangenheit
und Zukunft, auf Abwesendes und Entferntes, selten viel vermögen. Demnach
haben sie zur Tugend wohl das Erste und Hauptsächliche, hingegen gebricht
es bei ihnen am Sekundären, am oft nothwendigen Werkzeug zu derselben. Man
könnte sie, in dieser Hinsicht, einem Organismus vergleichen, der zwar die
Leber, aber nicht die Gallenblase hätte. Ich verweise hierüber auf §.17
meiner Abhandlung über das Fundament der Moral. - Demgemäß wird man als
den Grundfehler des weiblichen Charakters UNGERECHTIGKEIT finden. Er
entsteht zunächst aus dem dargelegten Mangel an Vernünftigkeit und
Ueberlegung, wird zudem aber noch dadurch unterstützt, daß sie, als die
schwächeren, von der Natur nicht auf die Kraft, sondern auf die List
angewiesen sind: daher ihre instinktartige Verschlagenheit und ihr
unvertilgbarer Hang zum Lügen. Denn, wie den Löwen mit Klauen und Gebiß,
den Elephanten mit Stoßzähnen, den Eber mit Hauern, den Stier mit Hörnern
und die Sepia mit der wassertrübenden Tinte, so hat die Natur das Weib mit
Verstellungskunst ausgerüstet, zu seinem Schutz und Wehr, und hat alle die
Kraft, die sie dem Manne als körperliche Stärke und Vernunft verlieh, dem
Weibe in Gestalt jener Gabe zugewendet. Die Verstellung ist ihm daher
angeboren, deshalb auch fast so sehr dem dummen, wie dem klugen Weibe
eigen. Von derselben bei jeder Gelegenheit Gebrauch zu machen ist ihm
daher so natürlich, wie jenen Thieren, beim Angriff, sogleich ihre Waffen
anzuwenden, und empfindet es sich dabei gewissermaßen als seine Rechte
gebrauchend. Darum ist ein ganz wahrhaftes, unverstelltes Weib vielleicht
unmöglich. Eben deshalb durchschauen sie fremde Verstellung so leicht, daß
es nicht rathsam ist, ihnen gegenüber, es damit zu versuchen. - Aus dem
aufgestellten Grundfehler und seinen Beigaben entspringt aber Falschheit,
Treulosigkeit, Verrath, Undank u.s.w. [...]§ 368.
Zwischen Männern ist von Natur bloß Gleichgültigkeit; aber zwischen
Weibern ist schon von Natur Feindschaft. Es kommt wohl daher, daß das
odium figulinum, welches bei Männern sich auf ihre jedesmalige Gilde
beschränkt, bei Weibern das Ganze Geschlecht umfaßt; da sie Alle nur Ein
Gewerbe haben. Schon beim Begegnen auf der Straße sehn sie einander an,
wie Guelfen und Ghibellinen. Auch treten zwei Weiber, bei erster
Bekanntschaft, einander sichtbarlich mit mehr Gezwungenheit und
Verstellung entgegen, als zwei Männer in gleichem Fall. Daher kommt auch
das Komplimentiren zwischen zwei Weibern viel lächerlicher heraus, als
zwischen Männern. Ferner, während der Mann, selbst zu dem tief unter ihm
Stehenden, doch, in der Regel, immer noch mit einer gewissen Rücksicht und
Humanität redet, ist es unleidlich anzusehen, wie stolz und schnöde
meistentheils ein vornehmes Weib sich gegen ein niederes (nicht in ihrem
Dienste stehendes) gebärdet, wann sie mit ihm spricht. Es mag daher
kommen, daß bei Weibern alles Unterschied des Ranges viel prekärer ist,
als bei uns, und viel schneller sich ändern und aufheben kann; weil,
während bei uns hundert Dinge auf die Waagschale kommen, bei ihnen nur
eines entscheidet, nämlich welchem Manne sie gefallen haben; wie auch
daher, daß sie, wegen der Einseitigkeit ihres Berufes, einander viel näher
stehn, als die Männer, weshalb sie die Standesunterschiede hervorzuheben
suchen.§ 369.
Mit mehr Fug, als das schöne, könnte man das weibliche Geschlecht das
UNÄSTHETISCHE nennen. Weder für Musik, noch Poesie, noch bildende Künste
haben sie wirklich und wahrhaftig Sinn und Empfänglichkeit; sondern bloße
Aefferei, zum Behuf ihrer Gefallsucht, ist es, wenn sie solche affektiren
und vorgeben. Schon ROUSSEAU hat es gesagt: les femmes, en géneral,
n'aiment aucun art, ne se connoissent à aucun, et n'ont aucun génie
(lettre à d'Alembert, note xx). Auch wird jeder, der über den Schein
hinaus ist, es schon bemerkt haben. Man darf nur die Richtung und Art
ihrer Aufmerksamkeit im Koncert, Oper und Schauspiel beobachten, z.B. die
kindliche Unbefangenheit sehn, mit der sie, unter den schönsten Stellen
der größten Meisterwerke, ihr Geplapper fortsetzen. Wenn wirklich die
Griechen die Weiber nicht ins Schauspiel gelassen haben; so thaten sie
demnach recht daran; wenigstens wird man in ihren Theatern doch etwas
haben hören können. - Man kann von den Weibern auch nichts anderes
erwarten, wenn man erwägt, daß die eminentesten Köpfe des ganzen
Geschlechts es nie zu einer einzigen wirklichen großen, ächten und
originellen Leistung in den schönen Künsten haben bringen, überhaupt nie
irgendein Werk von bleibenden Werth haben in die Welt setzen können:
Diesem entspricht es eben, daß die gewöhnlichen nicht ein Mal eigentliche
Empfänglichkeit dafür haben: denn natura non facit saltus. Einzelnen und
theilweise Ausnahmen ändern die Sache nicht; sondern die Weiber sind und
bleiben, im Ganzen genommen, die gründlichsten und unheilbarsten
Philister: deshalb sind sie, bei der höchst absurden Einrichtung, daß sie
Stand und Titel des Mannes theilen, die beständigen Ansporner seines
UNEDLEN Ehrgeizes; und ferner ist, wegen der selben Eigenschaft, ihr
Vorherrschen und Tonangeben der Verderb der modernen Gesellschaft.
Chamfort sagt sehr richtig: elles sont faites pour commercer avec nos
faiblesses, avec notre folie, mais non avec notre raison. Il existe entre
elles et les hommes des sympathies d'épiderme, et très-peu de sympathies
d'esprit, d'âme et de caractère. So haben eben auch die Alten und die
orientalischen Völker die Weiber angesehen und danach die ihnen
angemessene Stellung viel richtiger erkannt als wir mit unsrer
altfranzösischen Galanterie und abgeschmackter Weiberveneration, dieser
höchsten Blüthe christlich-germanischer Dummheit, welche nur gedient hat,
sie so arrogant und rücksichtslos zu machen, daß man bisweilen an die
heiligen Affen in Benares erinnert wird, welche, im Bewußtsein ihrer
Heiligkeit und Unverletzlichkeit, sich Alles und Jedes erlaubt halten.(Schopenhauer: Parerga und Paralipomena - Über die Weiber)
Gruß
Zeitgenosse
Übersetzung des Chamfort-Zitates: "Sie sind dafür gemacht, um mit unseren Schwächen und unserer Verrücktheit zu handeln, aber nicht mit unserer Vernunft. Es gibt zwischen ihnen und den Männern oberflächliche Sympathien, aber sehr wenige Sympathien des Geistes, der Seele und des Charakters."
Mir gefällt die Sprache Schopenhauers. Sie ist, für unser heutiges Verständnis, umständlich und bieder, aber gleichzeitig sehr klar, treffsicher und ehrlich.
Damals galt noch Paradigma 1. Alles hat seine natürliche Ordnung, und in der natürlichen Ordnung sind eben Frauen zwischen Kindern und Männern positioniert.
Gruß
Student
Schopenhauer hat's erkannt !
Zeitgenosse, Thursday, 07.02.2008, 22:02 (vor 6527 Tagen) @ Student(t)
Moin Student ...
Übersetzung des Chamfort-Zitates: "Sie sind dafür gemacht, um mit
unseren Schwächen und unserer Verrücktheit zu handeln, aber nicht mit
unserer Vernunft. Es gibt zwischen ihnen und den Männern oberflächliche
Sympathien, aber sehr wenige Sympathien des Geistes, der Seele und des
Charakters."
Volltreffer
Mir gefällt die Sprache Schopenhauers. Sie ist, für unser heutiges
Verständnis, umständlich und bieder, aber gleichzeitig sehr klar,
treffsicher und ehrlich.
Mit gefällt seine Sprache auch sehr gut. Von Kleinigkeiten abgesehen empfinde ich sie aber keineswegs als veraltet oder bieder. Ist ja auch gerade 150 Jahre her. Schopenhauer und Goethe waren befreundet. Goethe verkehrte in Schopenhauers Mutter Salon und war der deutlich ältere von beiden. Von ihm stammt der Ausspruch über den jungen Schopenhauer, dieser werder "uns allen" noch über den Kopf wachsen. Jedenfalls gilt Schopenhauer als der Poet unter den deutschen Philosophen. Vor allem in Südamerika, wohin ich ich verwandschaftliche Wurzeln habe, gilt Schopenhauer noch vor Goethe unter den Germanisten als der sprachbegabteste Deutsche. Es haben ganze Generationen süd-amerikanischer Philosphen deutsch gelernt, um nicht Schopenhauer in Übersetzung lesen zu müssen.
Gruß
Zeitgenosse
Und Nietzsche ?
Student(t), Friday, 08.02.2008, 03:00 (vor 6526 Tagen) @ Zeitgenosse
Mir gefällt die Sprache Schopenhauers. Sie ist, für unser heutiges
Verständnis, umständlich und bieder, aber gleichzeitig sehr klar,
treffsicher und ehrlich.
Mit gefällt seine Sprache auch sehr gut. Von Kleinigkeiten abgesehen
empfinde ich sie aber keineswegs als veraltet oder bieder. Ist ja auch
gerade 150 Jahre her. Schopenhauer und Goethe waren befreundet. Goethe
verkehrte in Schopenhauers Mutter Salon und war der deutlich ältere von
beiden. Von ihm stammt der Ausspruch über den jungen Schopenhauer, dieser
werder "uns allen" noch über den Kopf wachsen. Jedenfalls gilt Schopenhauer
als der Poet unter den deutschen Philosophen. Vor allem in Südamerika,
wohin ich ich verwandschaftliche Wurzeln habe, gilt Schopenhauer noch vor
Goethe unter den Germanisten als der sprachbegabteste Deutsche. Es haben
ganze Generationen süd-amerikanischer Philosphen deutsch gelernt, um nicht
Schopenhauer in Übersetzung lesen zu müssen.Gruß
Zeitgenosse
Von Nietzsche gibt es auch mustergültig treffende Aussagen, wenn gleich weniger zu Frauen als zu Feministinnen. Weiß aber momentan nicht, wo. Kannst du sie mit Quellenangabe gelegentlich mal bringen ?
Anderes Thema: Nietzsche Sprache. Die ist völlig anders als die Schopenhauers. Sie ist ein Novum, etwas "Unerhörtes". Ob sie "gut" ist, darüber läßt sich streiten. Immerhin hat Nietzsche bis heute nicht aufgehört, zu wirken. Das sieht man mit einen Blick auf die Regale in den Buchhandlungen. Einer unserer Professoren sagte: "Bei einem Philosophen wie Kant oder Hegel wissen Sie ganz schnell, was der will. Was Nietzsche betrifft, da forsche ich seit vierzig Jahren, und ich weiß es immer noch nicht."
Gruß
Student
Und Nietzsche ?
Zeitgenosse, Friday, 08.02.2008, 10:05 (vor 6526 Tagen) @ Student(t)
Von Nietzsche gibt es auch mustergültig treffende Aussagen, wenn gleich
weniger zu Frauen als zu Feministinnen. Weiß aber momentan nicht, wo.
Kannst du sie mit Quellenangabe gelegentlich mal bringen ?
Bei Nietzsche sind das immer mehr so Einsprengsel, die sich hier und dort eingestreut finden, kein zusammenhängendes Kapitel oder Buch zu Frauen. Was ich mir abgespeichert habe:
Soweit geht die décadence im Wert-Instinkte unserer Politiker, unserer politischen Parteien: sie ziehn instinktiv vor, was auflöst, was das Ende beschleunigt ... Zeugnis die moderne Ehe. Aus der modernen Ehe ist ersichtliche alle Vernunft abhanden gekommen: das gibt aber keinen Einwand gegen die Ehe ab, sondern gegen die Modernität. Die Vernunft der Ehe – sie lag in der juristischen Alleinverantwortlichkeit des Mannes: damit hatte die Ehe Schwergewicht, während sie heute auf beiden Beinen hinkt. Die Vernunft der Ehe – sie lag in ihrer prinzipiellen Unlösbarkeit: damit bekam sie einen Akzent, der, dem Zufall von Gefühl, Leidenschaft und Augenblick gegenüber, sich Gehör zu schaffen wusste. Sie lag insgleichen in der Verantwortlichkeit der Familien für die Auswahl der Gatten. Man hat mit der wachsenden Indulgenz zugunsten der Liebes-Heirat geradezu die Grundlage der Ehe, das, was erst aus ihr eine Institution macht, eliminiert. Man gründet eine Institution nie und nimmermehr auf eine Idiosynkrasie, man gründet die Ehe nicht, wie gesagt, auf die „Liebe“ – man gründet sie auf den Geschlechtstrieb, auf den Eigentumstrieb (Weib und Kind als Eigentum), auf den Herrschafts-Trieb, der sich beständig das kleinste Gebilde der Herrschaft, die Familie, organisiert, der Kinder und Erben braucht, um ein erreichtes Maß von Macht, Einfluß, Reichtum auch physiologisch festzuhalten, um lange Aufgaben, um Instinkt-Solidarität zwischen Jahrhunderten vorzubereiten. Die Ehe als Institution begreift bereits die Bejahung der größten, der dauerhaftesten Organisationsform in sich: wenn die Gesellschaft selbst nicht als Ganzes für sich gutsagen kann bis in die fernsten Geschlechter hinaus, so hat die Ehe überhaupt keinen Sinn. – Die moderne Ehe verlor ihren Sinn – folglich schafft man sie ab. –
(Nietzsche – Götzen-Dämmerung)
"'Emanzipation des Weibes' - das ist der Instinkthaß des mißratenen... Weibes gegen das wohlgeratene, - der Kampf gegen den 'Mann' ist immer nur Mittel, Vorwand, Taktik."
(Friedrich Nietzsche)
"Sturm- und Drangperiode der Frauen. - Man kann in den drei oder vier civilisirten Ländern Europa's aus den Frauen durch einige Jahrhunderte von Erziehung Alles machen, was man will, selbst Männer, freilich nicht in geschlechtlichem Sinne, aber doch in jedem anderen Sinne. Sie werden unter einer solchen Einwirkung einmal alle männlichen Tugenden und Stärken angenommen haben, dabei allerdings auch deren Schwächen und Laster mit in den Kauf nehmen müssen: so viel, wie gesagt, kann man erzwingen. Aber wie werden wir den dadurch herbeigeführten Zwischenzustand aushalten, welcher vielleicht selber ein paar Jahrhunderte dauern kann, während denen die weiblichen Narrheiten und Ungerechtigkeiten, ihr uraltes Angebinde, noch die Uebermacht über alles Hinzugewonnene, Angelernte behaupten? Diese Zeit wird es sein, in welcher der Zorn den eigentlich männlichen Affect ausmacht, der Zorn darüber, dass alle Künste und Wissenschaften durch einen unerhörten Dilettantismus überschwemmt und verschlammt sind, die Philosophie durch sinnverwirrendes Geschwätz zu Tode geredet, die Politik phantastischer und parteiischer als je, die Gesellschaft in voller Auflösung ist, weil die Bewahrerinnen der alten Sitte sich selber lächerlich geworden und in jeder Beziehung ausser der Sitte zu stehen bestrebt sind. Hatten nämlich die Frauen ihre grösste Macht in der Sitte, wonach werden sie greifen müssen, um eine ähnliche Fülle der Macht wiederzugewinnen, nachdem sie die Sitte aufgegeben haben?"
(Nietzsche)
Am deutlichsten aber verrät sich die Liebe der Geschlechter als Drang nach Eigentum: der Liebende will den unbedingten Alleinbesitz der von ihm ersehnten Person, er will eine ebenso unbedingte Macht über ihre Seele wie ihren Leib, er will allein geliebt sind und als das Höchste und Begehrenswerteste in der andern Seele wohnen und herrschen. Erwägt man, dass dies nichts anderes heißt, als alle Welt von einem kostbaren Gute, Glücke und Genusse ausschließen: erwägt man, dass der Liebende auf die Verarmung und Entbehrung aller anderen Mitbewerber ausgeht und zum Drachen seines goldenen Hortes werden möchte, als der rücksichtsloseste und selbstsüchtigste aller „Eroberer“ und Ausbeuter: erwägt man endlich, dass dem Liebenden selber die ganze andere Welt gleichgültig, blaß, wertlos erscheint und er jedes Opfer zu bringen, jede Ordnung zu stören, jedes Interesse hintennach zu setzen bereit ist: so wundert man sich in der Tat, dass diese wilde Habsucht und Ungerechtigkeit der Geschlechtsliebe dermaßen verherrlicht und vergöttlicht worden ist, wie zu allen Zeiten geschehen, ja dass man aus dieser Liebe den Begriff Liebe als den Gegensatz des Egoismus hergenommen hat, während sie vielleicht gerade der ungefangenste Ausdruck des Egoismus ist. Hier haben offenbar die Nichtbesitzenden und Begehrenden den Sprachgebrauch gemacht – es gab wohl ihrer immer zu viele.
(Nietzsche – Die fröhliche Wissenschaft)
An den Leugner seiner Eitelkeit. – Wer die Eitelkeit bei sich leugnet, besitzt sie gewöhnlich in so brutaler Form, dass er instinktiv vor ihr das Auge schließt, um sich nicht verachten zu müssen.
(Nietzsche – Menschliches, Allzumenschliches)
Die Circe der Menschheit, die Moral, hat alle psychologica in Grund und boden gefälscht – vermoralisiert – bis zu jenem schauderhaften Unsinn, dass die Liebe etwas Unegoistisches sein soll ... Man muß fest auf sich sitzen, man muß tapfer auf seinen beiden Beinen stehn, sonst kann man gar nicht lieben. Das wissen zuletzt die Weiblein nur zu gut: sie machen sich den Teufel was aus selbstlosen, aus bloß objektiven Männern ... Darf ich anbei die Vermuthung wagen, dass ich die Weiblein kenne? Das gehört zu meine dionysischen Mitgift. Wer weiß? Vielleicht bin ich der erste Psycholog des Ewig-Weiblichen. Sie lieben mich Alle – eine alte Geschichte: die verunglückten Weiblichen abgerechnet, die Emancipirten, denen das zeug zu Kindern abgeht. – Zum Glück bin ich nicht Willens mich zerreissen zu lassen: das vollkommne Weib zerreißt, wenn es liebt ... Ich kenne diese liebenswürdigen Mänaden ... Ah, was für ein gefährliches, schleichendes, unterirdisches kleines Raubthier! Und so angenehm dabei! ... Ein kleines Weib, das einer Rache nachrennt, würde das Schicksal selbst über den Haufen rennen. – Das Weib ist unsäglich viel böser als der Mann, auch klüger; Güte am Weibe ist schon eine Form der Entartung ... Bei allen sogenannten „schönen Seelen“ giebt es einen physiologischen Übelstand auf dem Grunde, - ich sage nicht Alles, ich würde sonst medicynisch werden. Der Kampf um gleiche Rechte ist sogar ein Symptom von Krankheit: jeder Arzt weiß das. – Das Weib, je mehr Weib es ist, wehrt sich ja mit Händen und Füßen gegen Rechte überhaupt: der Naturzustand, der ewige Krieg zwischen den Geschlechtern giebt ihm ja bei weitem den ersten Rang. – Hat man Ohren für meine Definition der Liebe gehabt? Es ist die einzige, die eines Philosophen würdig ist. Liebe – in ihren Mitteln der Krieg, in ihrem Grunde der Todhaß der Geschlechter. – Hat man meine Antwort auf die Frage gehört, wie man ein Weib kuriert – „erlöst“? Man macht ihm ein Kind. Das Weib hat Kinder nöthig, der Mann ist immer nur Mittel: also sprach Zarathustra. – „Emancipation des Weibes“ – das ist der Instinkthaß des mißrathenen, das heißt gebäruntüchtigen Weibes gegen das wohlgerathene, - der Kampf gegen den „Mann“ ist immer nur Mittel, Vorwand, Taktik. Sie wollen, indem sie sich hinaufheben, als „Weib an sich“, als „höheres Weib“, als „Idealistin“ von Weib, das allgemeine Rang-Niveau des Weibes herunterbringen; kein sichereres Mittel dazu als Gymnasial-Bildung, Hosen und politische Stimmvieh-Rechte. Im Grunde sind die Emancipierten die Anarchisten in der Welt des „Ewig-Weiblichen“, die Schlechtweggekommenen, deren unterster Instinkt Rache ist ... Eine ganze Gattung des bösartigsten „Idealismus“ – der übrigens auch bei Männern vorkommt, zum Beispiel bei Henrik Ibsen, dieser typischen alten Jungfrau – hat als Ziel das gute Gewissen, die Natur in der Geschlechtsliebe zu vergiften ... Und damit ich über meine in diesem Betracht ebenso honnette als strenge Gesinnung keinen Zweifel lasse, will ich noch einen Satz aus meinem Moral-Codex gegen das Laster mittheilen: mit dem Wort Laster bekämpfe ich jede Art Widernatur oder wenn man schöne Worte liebt, Idealismus. Der Satz heißt: „die Predigt der Keuschheit ist eine öffentliche Aufreizung zur Widernatur. Jede Verachtung des geschlechtlichen Lebens, jede Verunreinigung desselben durch den Begriff ‚unrein’ ist das Verbrechen selbst am Leben, - ist die eigentliche Sünde wider den heiligen Geist des Lebens.“ –
(Nietzsche – Ecce Homo)
Weder die Moral noch die Religion berührt sich im Christentume mit irgend einem Punkte der Wirklichkeit. Lauter imaginäre Ursachen ("Gott", "Seele", "Ich", "Geist", "der freie Wille" - oder auch "der unfreie"); lauter imaginäre Wirkungen ("Sünde", "Erlösung", "Gnade", "Strafe", "Vergebung der Sünde"). Ein Verkehr zwischen imaginären Wesen ("Gott", "Geister", "Seelen"); eine imaginäre Naturwissenschaft (anthropozentrisch; völliger Mangel des Begriffs der natürlichen Ursachen); eine imaginäre Psychologie (lauter Selbst-Mißverständnisse, Interpretationen angenehmer oder unangenehmer Allgemeingefühle, zum Beispiel der Zustände des nervus sympathicus, mit Hilfe der Zeichensprache religiös-moralischer Idiosynkrasie, - "Reue", "Gewissensbiß", "Versuchung des Teufels", "die Nähe Gottes"); eine imaginäre Teleologie ("das Reich Gottes", "das jüngste Gericht", "das ewige Leben"). - Diese reine Fiktions-Welt unterscheidet sich dadurch sehr zu ihren Ungunsten von der Traumwelt, daß letztere die Wirklichkeit widerspiegelt, während sie die Wirklichkeit fälscht, entwertet, verneint. Nachdem erst der Begriff "Natur" als Gegenbegriff zu "Gott" erfunden war, mußte "natürlich" das Wort sein für "verwerflich", - jene ganze Fiktions-Welt hat ihre Wurzel im Haß gegen das Natürliche (- die Wirklichkeit! -), sie ist der Ausdruck eines tiefen Mißbehagens am Wirklichen ... Aber damit ist alles erklärt. Wer allein hat Gründe, sich wegzulügen aus der Wirklichkeit? Wer an ihr leidet. Aber an der Wirklichkeit leiden heißt eine verunglückte Wirklichkeit sein ... Das Übergewicht der Unlustgefühle über die Lustgefühle ist die Ursache jener fiktiven Moral und Religion: ein solches Übergewicht gibt aber die Formel ab für décadence ...
(Nietzsche – Der Antichrist)
Also sprach Zarathustra.
Von alten und jungen Weiblein
„Was schleichst du so scheu durch die Dämmerung, Zarathustra? Und was birgst du behutsam unter deinem Mantel?
Ist es ein Schatz, der dir geschenkt? Oder ein Kind, das dir geboren wurde? Oder gehst du jetzt selber auf den Wegen der Diebe, du Freund der Bösen?“ –
Wahrlich, mein Bruder! Sprach Zarathustra, es ist ein Schatz, der mir geschenkt wurde: eine kleine Wahrheit ist’s, die ich trage.
Aber sie ist ungebärdig wie ein junges Kind; und wenn ich ihr nicht den Mund halte, so schreit sie überlaut.
Als ich heute allein meines Weges ging, zur Stunde, wo die Sonne sinkt, begegnete mir ein altes Weiblein und redete also zu meiner Seele:
„Vieles sprach Zarathustra auch zu uns Weibern, doch nie sprach er uns über das Weib.“
Und ich entgegnete ihr: „über das Weib soll man nur zu Männern reden.“
„Rede auch zu mir vom Weibe“, sprach sie; „ich bin alt genug, um es gleich wieder zu vergessen.“
Und ich willfahrte dem alten Weiblein und sprach also zu ihm:
Alles am Weibe ist ein Rätsel, und alles am Weibe hat EINE Lösung: sie heißt Schwangerschaft.
Der Mann ist für das Weib ein Mittel: der Zweck ist immer das Kind. Aber was ist das Weib für den Mann?
Zweierlei will der echte Mann: Gefahr und Spiel. Deshalb will er das Weib, als das gefährlichste Spielzeug.
Der Mann soll zum Kriege erzogen werden und das Weib zur Erholung des Kriegers: alles andre ist Torheit.
Allzusüße Früchte – die mag der Krieger nicht. Darum mag er das Weib; bitter ist auch noch das süßeste Weib.
Besser als ein Mann versteht das Weib die Kinder, aber der Mann ist kindlicher als das Weib.
Im echten Manne ist ein Kind versteckt: das will spielen. Auf, ihr Frauen, so entdeckt mir doch das Kind im Manne!
Ein Spielzeug sei das Weib, rein und fein, dem Edelsteine gleich, bestrahlt von den Tugenden einer Welt, welche noch nicht da ist.
Der Strahl eines Sternes glänze in euerer Liebe! Eure Hoffnung heiße: „ Möge ich den Übermenschen gebären!“
In euerer liebe sei Tapferkeit! Mit euerer Liebe sollt ihr auf den losgehn, der euch Furcht einflößt.
In eurer Liebe sei eure Ehre! Wenig versteht sich sonst das Weib auf Ehre. Aber dies sei eure Ehre, immer mehr zu lieben, als ihr geliebt werdet, und nie die zweiten zu sein.
Der Mann fürchte sich vor dem Weibe, wenn es liebt: da bringt es jedes Opfer, und jedes andere Ding gilt ihm ohne Wert.
Der Mann fürchte sich vor dem Weibe, wenn es haßt: denn der Mann ist im Grunde der Seele nur böse, das Weib aber ist dort schlecht.
Wen haßt das Weib am meisten? – Also sprach das Eisen zum Magneten: „ Ich hasse dich am meisten, weil du anziehst, aber nicht stark genug best, an dich zu ziehen.“
Das Glück des Mannes heißt: ich will. Das Glück des Weibes heißt: er will.
„Siehe, jetzt eben ward die Welt vollkommen!“ – also denkt ein jedes Weib, wenn es aus ganzer Liebe gehorcht.
Und gehorchen muß das Weib und eine Tiefe finden zu seiner Oberfläche. Oberfläche ist des Weibes Gemüt, eine bewegliche stürmische Haut auf einem seichten Gewässer.
Des Mannes Gemüt aber ist tief, sein Storm rauscht in unterirdischen Höhlen: das Weib ahnt seine Kraft, aber begreift sie nicht. –
Da entgegnete mir das alte Weiblein: „Vieles Artige sagte Zarathustra und sonderlich für die, welche jung genug dazu sind.
Seltsam ist’s, Zarathustra kennt wenig die Weiber, und doch hat er über sie recht! Geschieht deshalb, weil beim Weibe kein Ding unmöglich ist?
Und nun nimm zum Danke eine kleine Wahrheit! Bin ich doch alt genug für sie!
Wickle sie ein und halte ihr den Mund: sonst schreit sie überlaut, diese kleine Wahrheit“
„Gibt mir, Weib, deine kleine Wahrheit!“ sagte ich. Und also sprach das alte Weiblein:
„Du gehst zu Frauen? Vergiß die Peitsche nicht!“ -
Also sprach Zarathustra.
Von den Tugendhaften
Mit Donnern und himmlischen Feuerwerken muss man zu schlaffen und schlafenden Sinnen reden.
Aber der Schönheit Stimme redet leise: sie schleicht sich nur in die aufgewecktesten Seelen.
Leise erbebte und lachte mir heut mein Schild; das ist der Schönheit heiliges Lachen und Beben.
Über euch, ihr Tugendhaften, lachte heut meine Schönheit. Und also kam ihre Stimme zu mir: „sie wollen noch – bezahlt sein!“
Ir wollt noch bezahlt sein, ihr Tugendhaften! Wollt Lohn für Tugend und Himmel für Erden und Ewiges für euer Heute haben?
Und nun zürnt ihr mir, dass ich lehre, es gibt keinen Lohn- und Zahlmeister? Und wahrlich, ich lehre nicht einmal, dass Tugend ihr eigner Lohn ist.
Ach, das ist meine Trauer: in den Grund der Dinge hat man Lohn und Strafe hineingelogen – und nun auch noch in den Grund euerer Seelen, ihr Tugendhaften!
Aber dem Rüssel des Ebers gleich soll mein Wort den Grund eurer Seelen aufreißen; Pflugschar will ich euch heißten.
Alle Heimlichkeiten eures Grundes sollen ans Licht; und wenn ihr aufgewühlt und zerbrochen in der Sonne liegt, wird auch eure Lüge von eurer Wahrheit ausgeschieden sein.
Denn dies ist eure Wahrheit: ihr seid ZU REINLICH für den Schmutz der Worte: Rache, Strafe, Lohn, Vergeltung.
Ihr liebt eure Tugend, wie die Mutter ihr Kind; aber wann hörte man, daß eine Mutter bezahlt sein wollte für ihre Liebe?
Es ist euer liebstes Selbst, eure Tugend. Des Ringes durst ist in euch; sich selber wieder zu erreichen, dazu ringt und dreht sich jeder Ring.
Und dem Sterne gleich, der erlischt, ist jedes Werk eurer Tugend: immer ist sein Licht noch unterwegs und wandert – und wann wird es nicht mehr unterwegs sein?
Also ist das Licht eurer Tugend noch unterwegs, auch wenn das Werk getan ist. Mag es nun vergessen und tot sein: sein Strahl von Licht lebt noch und wandert.
Daß eure Tugend euer Selbst sei, und nicht ein Fremdes, eine Haut, eine Bemäntelung: das ist die Wahrheit aus dem Grunde eurer Seele, ihr Tugendhaften! -
Aber wohl gibt es solche, denen Tugend der Krampf unter einer Peitsche heißt: und ihr habt mir zuviel auf deren Geschrei gehört!
Und andere gibt es, die heißen Tugend das Faulwerden ihrer Laster; und wenn ihr Haß und ihre Eifersucht einmal die Glieder strecken, wird ihre „Gerechtigkeit“ munter und reibt sich die verschlafenen Augen.
Und andre gibt es, die werden abwärts gezogen: ihre Teufel ziehn sie. Aber je mehr sie sinken, um so glühender leuchtet ihr Auge und die Begierde nach ihrem Gotte.
Ach, auch deren Geschrei drang zu euren Ohren, ihr Tugendhaften: „was ich NICHT bin, das, das ist mir Gott und Tugend!“
Und andre gibt es, die sind gleich Alltags-Uhren, die aufgezogen wurden; sie machen ihr Ticktack und wollen, daß man Ticktack – Tugend heiße.
Wahrlich, an diesen habe ich meine Lust: wo ich solche Uhren finde, werde ich sie mit meinem Spotte aufziehen; und sie sollen mir dabei noch schnurren!
Und andre sind stolz über ihre Handvoll Gerechtigkeit und begehen um ihrerwillen Frevel an allen Dingen: also daß die Welt in ihrer Ungerechtigkeit ertränkt wird.
Ach, wie übel ihnen das Wort „Tugend“ aus dem Munde läuft! Und wenn sie sagen. „ich bin gerecht“, so klingt es immer gleich wie: „ich bin gerächt!“
Mit ihrer Tugend wollen sie ihren Feinden die Augen auskratzen; und sie erheben sich nur, um andre zu erniedrigen.
Und wiederum gibt es solche, die sitzen in ihrem Sumpfe und reden also heraus aus dem Schilfrohr: „Tugend – das ist still im Sumpfe sitzen.“
Wir beißen niemanden und gehen dem aus dem Wege, der beißen will; und in allem haben wir die Meinung, die man uns gibt.“
Und wiederum gibt es solche, die lieben Gebärden und denken: Tugend ist eine Art Gebärde.
Ihre Knie beten immer an, und ihre Hände sind Lobpreisungen der Tugend, aber ihr Herz weiß nichts davon.
Und wiederum gibt es solche, die halten es für Tugend, zu sagen: „Tugend ist notwendig“; aber sie glauben im Grund nur daran, daß Polizei notwendig ist.
Und mancher, der das Hohe an den Menschen nicht sehen kann, nennt es Tugend, daß er ihr Niedriges allzunahe sieht: also heißt er seinen bösen Blick Tugend.
Und einige wollen erbaut und aufgerichtet sein und heißen es Tugend; und andre wollen umgeworfen sein- und heißen es auch Tugend.
Und derart glauben fast alle daran, Anteil zu haben an der Tugend; und zum nmindesten will ein jeder Kenner sein über „Gut“ und „Böse“.
Aber nicht dazu kam Zarathustra, allen diesen Lügnern und Narren zu sagen: „was wißt IHR von Tugend! Was KÖNNTET ihr von Tugend wissen!“ –
Sondern, daß ihr, meine Freunde, der alten Worte müde würdet, welche ihr von den Narren und Lügner gelernt habt:
Müde würdet der Worte „Lohn“, „Vergeltung“, „Strafe“, „Rache in der Gerechtigkeit“ –
Müde würde zu sagen: „daß eine Handlung gut ist, das macht, sie ist selbstlos.“
Ach, meine Freunde! Daß EUER Selbst in der Handlung sei, wie die Mutter im Kinde ist: das sei mir EUER Wort von Tugend!
Wahrlich, ich nahm euch wohl hundert Worte und euer Tugend liebste Spielwerke; und nun zürnt ihr mir, wie Kinder zürnen.
Sie spielten am Meere – da kam die Welle und riß ihnen ihr Spielwerk in die Tiefe: nun weinen sie.
Aber dieselbe Welle soll ihnen neue Spielwerke bringen und neue bunte Muscheln vor sie hin ausschütten!
So werde sie getröstet sein; und gleich ihnen sollt auch ihr, meine Freunde, eure Tröstungen haben – und neue bunte Muscheln! -
Des Mannes ist hier wenig: darum vermännlichen sich ihre Weiber. Denn nur wer Mannes genug ist, wird im Weibe das WEIB – ERLÖSEN.
(Nietzsche – Also sprach Zarathustra)
Also sprach Zarathustra.
Von den Taranteln
Siehe, das ist der Tarantel Höhle! Willst du sie selber sehn? Hier hängt ihr Netz: rühre daran, dass es erzittert.
Da kommt sie willig: willkommen, Tarantel! Schwarz sitzt auf deinem Rücken dein Dreieck und Wahrzeichen; und ich weiß auch, was in deiner Seele sitzt.
Rache sitzt in deiner Seele: wohin du beißest, da wächst schwarzer Schorf; mit Rache macht dein gift die Seele drehend!
Also rede ich zu euch im Gleichnis, die ihr die Seelen drehend macht, ihr Prediger der GLEICHHEIT! Taranteln seid ihr mir und versteckte Rachsüchtige!
Aber ich will eure Verstecke schon ans Licht bringen: darum lache ich euch ins Antlitz mein Gelächter der Höhe.
Darum reiße ich an eurem Netze, dass eure Wut euch aus eurer Lügen-Höhle locke, und eure Rache hervorspringe hinter eurem Wort „Gerechtigkeit“.
Denn DAß DER MENSCH ERLÖST WERDE VON DER RACHE: das ist mir die Brücke zur höchsten Hoffnung und ein Regenbogen nach langen Unwettern.
Aber anders wollen es freilich die Taranteln. „Das gerade heiße und Gerechtigkeit, dass die Welt voll werde von den Unwettern unserer Rache“- also reden sie miteinander.
„Rache wollen wir üben und Beschimpfung an allen, die uns nicht gleich sind“ – so geloben sich die Tarantel-Herzen.
„Und ‚Wille zur Gleichheit’ – das selber soll fürderhin der Name für Tugend werden; und gegen alles, was Macht hat, wollen wir unser Geschrei erheben!“
Ihr Prediger der Gleichheit, der Tyrannen-Wahnsinn der Ohnmacht schreit also aus euch nach „Gleichheit“: eure heimlichsten Tyrannen-Gelüste vermummen sich also in Tugend-Worte!
Vergrämter Dünkel, verhaltener Neid, vielleicht eurer Väter Dünkel und Neid: aus euch bricht’s als Flamme heraus und Wahnsinn der Rache.
Was der Vater schwieg, das kommt im Sohne zum Reden; und oft fand ich den Sohn als des Vaters entblößtes Geheimnis.
Den Begeisterten gleichen sie: aber nicht das Herz ist es, was sie begeistert – sondern die Rache. Und wenn sie fein und kalt werden, ist’s nicht der Geist, sondern der Neid, der sie fein und kalt macht.
Ihre Eifersucht führt sie auch auf der Denker Pfade; und dies ist das Merkmal ihrer Eifersucht – immer gehen sie zu weit: dass ihre Müdigkeit sich zuletzt noch auf Schnee schlafen legen muss.
Aus jeder ihrer Klagen tönt Rache, in jede ihrer Lobsprüche ist ein Wehetun; und Richter-sein scheint ihnen Seligkeit.
Also aber rate ich euch, meine Freunde: misstraut allen, in welchen der Trieb, zu strafen, mächtig ist!
Das ist Volk schlechter Art und Abkunft; aus ihren Gesichtern blickt der Henker und der Spürhund.
Mißtraut allen denen, die viel von ihrer Gerechtigkeit reden! Wahrlich, ihren Seelen fehlt es nicht nur an Honig.
Und wenn sie sich selber „die Guten und Gerechten“ nennen, so vergesst nicht, dass ihnen zum Pharisäer nichts fehlt als – Macht!
Meine Freunde, ich will nicht vermischt und verwechselt werden.
Es gibt solche die predigen meine Lehre von Leben: und zugleich sind sie Prediger der Gleichheit und Taranteln.
Daß sie dem Leben zu Willen reden, ob sie gleich in ihrer Höhle sitzen, diese Gift-Spinnen, und abgekehrt vom Leben: das macht, sie wollen damit wehetun.
Solchen wollen sie damit wehetun, die jetzt die Macht haben: denn bei diesen ist noch die Predigt vom Tode am besten zu Hause.
Wäre es anders, so würden die Taranteln anders lehren: und gerade sie waren ehemals die besten Welt-Verleumder und Ketzer-Brenner.
Mit diesen Predigern der Gleichheit will ich nicht vermischt und verwechselt sein. Denn so redet MIR die Gerechtigkeit: „die Menschen sind nicht gleich.“
Und sie sollen es auch nicht werden! Was wäre denn meine Liebe zum Übermenschen, wenn ich anders spräche?
Auf tausend Brücken und Stegen sollen sie sich drängen zur Zukunft, und immer mehr Krieg und Ungleichheit soll zwischen sie gesetzt sein: so lässt mich meine große Liebe reden!
Erfinder von Bildern und Gespenstern sollen sie werden in ihren Feindschaften, und mit ihren Bildern und Gespenstern sollen sie noch gegeneinander den höchsten Kampf kämpfen!
Gut und böse, und reich und arm, und hoch und gering, und alle Namen der Werte: Waffen sollen es sein, und klirrende Merkmale davon, dass das Leben sich immer wieder selber überwinden muss!
In die Höhe will es sich bauen mit Pfeilern und Stufen, das Leben selber: in weite Fernen will es blicken und hinaus nach seligen Schönheiten – DARUM braucht es Höhe!
Und weil es Höhe braucht, braucht es Stufen und Widerspruch der Stufen und Steigenden! Steigen will das Leben und steigend sich überwinden.
Und seht mir doch, meine Freunde! Hier, wo der Tarantel Höhle ist, heben sich eines alten Tempels Trümmer aufwärts – seht mir doch mit erleuchteten Augen hin!
Wahrlich, wer hier einst seine Gedanken in Stein nach oben türmte, um das Geheimnis alles Lebens wusste er gleich de Weisesten!
Daß Kampf und ungleiches auch noch in der Schönheit sei, und Krieg um Macht und Übermacht: das lehrt er uns hier im deutlichsten Gleichnis.
Wie sich göttlich hier Gewölbe und Bogen brechen, im Ringkampfe: wie mit Licht und Schatten sie wider einander streben, die göttlich-Strebenden –
Also sicher und schön lasst uns auch Feinde sein, meine Freunde! Göttlich wollen wir WIDER einander streben! –
Wehe! Da biß mich selber die Tarantel, meine alte Feindin! Göttlich sicher und schön biß sie mich in den Finger!
„Strafe muss sein und Gerechtigkeit“ – so denkt sie: „nicht umsonst soll er hier der Feindschaft zu Ehren Lieder singen!“
Ja, sie hat sich gerächt! Und wehe! Nun wir sie mit Rache auch noch meine Seele drehend machen!
Daß ich mich aber NICHT drehe, meine Freund, bindet mich fest hier an diese Säule! Liebe noch Säulen-Heiliger will ich sein, als Wirbel der Rachsucht!
Wahrlich, kein Dreh- und Wirbelwind ist Zarathustra; und wenn er ein Tänzer ist, nimmermehr doch ein Tarantel-Tänzer! -.
Anderes Thema: Nietzsche Sprache. Die ist völlig anders als die
Schopenhauers. Sie ist ein Novum, etwas "Unerhörtes".
Nietzsches Sprache gefällt mir auch, außer im Zarathustra. Letzterer ist zu sehr von Metaphern überladen. Ansonsten ist Nietzsches Sprache messerscharf und klar.
Ob sie "gut" ist,
darüber läßt sich streiten. Immerhin hat Nietzsche bis heute nicht
aufgehört, zu wirken. Das sieht man mit einen Blick auf die Regale in den
Buchhandlungen. Einer unserer Professoren sagte: "Bei einem Philosophen wie
Kant oder Hegel wissen Sie ganz schnell, was der will. Was Nietzsche
betrifft, da forsche ich seit vierzig Jahren, und ich weiß es immer noch
nicht."
Nietzsche hat wohl unter dreierlei gelitten:
* Der genußfeindlichen Moral seines protestantischen Elternhauses. Der Vater war Pastor.
* Den hysterischen Befindlichkeiten seiner Mutter.
* Irgendeiner chronischen Krankheit, die er nie losgeworden ist.
Er hat daraus eine Anbetung des Diesseits und des Lebens gemacht. Askese ist ihm ein Betrug am Leben. Lebensfeindliche Ideologie (insbesondere Christentum) ist ihm Verrat am dem so kostbaren Gut der Vitalität.
Was bedeuten asketische Ideale? – Bei Künstlern Nichts oder zu Vielerlei; bei Philosophen und Gelehrten Etwas wie Witterung und Instinkt für die günstigsten Vorbedingungen hoher Geistigkeit; bei Frauen; besten Falls, eine Liebenswürdigkeit der Verführung mehr, ein wenig
Morbidezza auf schönem Fleische, die Engelhaftigkeit eines hübschen fetten Thiers; bei phsysiologisch Verunglückten und Verstimmten (bei der M e h r z a h l der Sterblichen) einen Versuch, sich „zu gut“ für diese Welt vorzukommen, eine heilige Form der Ausschweifung, ihr Hauptmittel im Kampf mit dem langsamen Schmerz und der Langenweile; bei Priestern den eigentlichen Priesterglauben, ihr bestes Werkzeug der Macht, auch die „allerhöchste“ Erlaubnis zur Macht, bei Heiligen endlich einen Vorwand zum Winterschlaf, ihre novissima gloriae cupido, ihre Ruhe im Nichts („Gott“), ihre Form des Irrsinns. D a s s aber überhaupt das asketische Ideal dem Menschen so viel bedeutet hat, darin drückt sich die Grundthatsache des menschlichen Willens aus, sein horror vacui: e r
b r a u c h t e i n Z i e l, - und eher will er noch d a s N i c h t s wollen, als n i c h t wollen. – Versteht man mich? ... Hat man mich verstanden? ... „S c h l e c h t e r d i n g s n i c h t! m e i n H e r r!“ – Fangen wir also von vorne an.
Jetzt erst, nachdem wir den asketischen Priester in Sicht bekommen haben, rücken wir unsrem Probleme: was bedeutet das asketische Ideal? Ernsthaft auf den Leib, - jetzt erst wird es „Ernst“: - diese noch grundsätzlichere Frage legt sich vielleicht hier schon auf unsere Lippen: eine Frage für Physiologen, wie billig, an der wir aber einstweilen noch vorüberschlüpfen. Der asketische Priester hat in jedem Ideale nicht nur seinen Glauben, sondern auch seinen Willen, seine Macht, sein Interesse. Sein Recht zum Dasein steht und fällt mit jenem Ideale: was Wunder, dass wir hier auf einen furchtbaren Gegner stoßen, gesetzt nämlich, dass wir die Gegner jenes Ideales wären? einen solchen, der um seine Existenz gegen die Leugner jenes Ideales kämpft? ... Andrerseits ist es von vornherein nicht wahrscheinlich, dass eine dergestalt interessierte Stellung zu unsrem Probleme diesem sonderlich zu Nutze kommen wird; der asketische Priester wird schwerlich selbst nur den glücklichsten Verteidiger seines Ideals abgeben, aus dem gleichen Grunde, aus dem es einem Weibe zu misslingen pflegt, wenn es „das Weib an sich“ verteidigen will, - geschweige denn den objektivsten Beurteiler und Richter der hier aufgeregten Kontroverse. Eher also werden wir ihm noch zu helfen haben – so viel liegt jetzt schon auf der Hand – sich gut gegen uns zu verteidigen als dass wir zu fürchten hätte, zu gut von ihm widerlegt zu werden ... Der Gedanke, um den hier gekämpft wird, ist die Wertung unseres Lebens seitens der asketischen Priester: dasselbe wird (samt dem, wozu es gehört, „Natur“, Welt“, die gesamte Sphäre des Werdens und der Vergänglichkeit) von ihnen in Beziehung gesetzt zu einem ganz andersartigen Dasein, zu dem es sich gegensätzlich und ausschließend verhält, es sei denn, dass es sich etwa gegen sich selber wende, sich selbst verneine: in diesem Falle, dem Falle eines asketischen Lebens, gilt das Leben als eine Brücke für jenes andre Dasein. Der Asket behandelt das Leben wie einen Irrweg, den man endlich rückwärts gehen müsse, bis dorthin, wo er anfängt; oder wie einen Irrtum, den man durch die Tat widerlege – widerlegen solle: denn er fordert, dass man mit ihn gehe, er erzwingt, wo er kann, seine Wertung des Daseins. Was bedeutet das? Eine solche ungeheuerliche Wertungsweise steht nicht als Ausnahmefall und Kuriosum in die Geschichte des Menschen eingeschrieben: sie ist eine der breitesten und längsten Tatsachen, die es gibt. Von einem fernen Gestirn aus gelesen, würde vielleicht die Majuskel-Schrift unseres Erden-Daseins zu dem Schluß verführen, die Erde sei der eigentlich asketische Stern, ein Winkel missvergnügter, hochmütiger und widriger Schöpfe, die einen tiefen Verdruß an sich, an der Erde, an allem Leben gar nicht loswürden und sich selber so viel Wehe täten als möglich, aus Vergnügen am Wehetun: - wahrscheinlich ihrem einzigen Vergnügen. Erwägen wir doch, wie regelmäßig, wie allgemein, wie fast zu allen Zeiten der asketische Priester in die Erscheinung tritt; er gehört keiner einzelnen Rasse an; er gedeiht überall; er wächst als allen Ständen heraus. Nicht da er etwa seine Wertungsweise durch Vererbung züchtete und weiterpflanzte: das Gegenteil ist der Fall, - ein tiefer Instinkt verbietet ihm vielmehr, ins Große gerechnet, die Fortpflanzung. Es muss eine Necessität ersten Rangs sein, welche diese lebensfeindliche Spezies immer wieder wachsen und gedeihen macht, - es muss wohl ein Interesse des Lebens selbst sein, dass ein solcher Typus des Selbstwiderspruchs nicht ausstirbt.
Denn ein asketisches Leben ist ein Selbstwiderspruch: hier herrscht ein Ressentiment sonder Gleichen, das eines ungesättigten Instinktes und Machtwillens, der Herr werden möchte, nicht über Etwas am Leben, sondern über das Leben selbst, über dessen tiefste, stärkste, unterste Bedingungen; hier wird ein Versuch gemacht die Kraft zu gebrauchen, um die Quellen der Kraft zu verstopfen; hier richtet sich der Blick grün und hämisch gegen das physiologische Gedeihen selbst, in Sonderheit gegen dessen Ausdruck, die Schönheit, die Freude; während am Missraten, Verkümmern, am Schmerz am Unfall, am Häßlichen, an der willkürlichen Einbuße, an der Entselbstung, Selbstgeißelung, Selbstopferung ein Wohlgefallen empfunden und gesucht wird. Dies ist Alles im höchsten Grade paradox: wir stehen hier vor einer Zwiespältigkeit, die sich selbst zwiespältig will, welche sich selbst in diesem Leiden genießt und in dem Maße sogar immer selbstgewisser und triumphierender wird, als ihre eigene Voraussetzung, die physiologische Lebensfähigkeit, abnimmt. „Der Triumph gerade in der letzten Agonie“: unter diesem superlativischen Zeichen kämpfte von jeher das asketische Ideal; in diesem Rätsel von Verführung, in diesem Bilde von Entzücken und Qual erkannte es sein hellstes Licht, sein Heil, seinen endlichen Sieg.
...
Das asketische Ideal entspringt dem Schutz- und Heil-Instinkte eines degenerierenden Lebens, welches sich mit allen Mitteln zu halten sucht und um sein Dasein kämpft; es deutet auf eine partielle physiologische Hemmung und Ermüdung hin, gegen welche die tiefsten, intakt gebliebenen Instinkte des Lebens unausgesetzt mit neuen Mitteln und Erfindungen ankämpfen.
...
Das kranke Weib in Sonderheit: Niemand übertrifft es in Raffinements, zu herrschen, zu drücken, zu tyrannisieren. Das kranke Weib schont dazu nichts Lebendiges, nichts totes, es gräbt die begrabensten Dinge wieder auf (die Bogos sagen; „das Weib ist eine Hyäne“). Man blicke in die Hintergründe jeder Familie, jeder Körperschaft, jedes Gemeinwesens: überall der Kampf der Kranken gegen die Gesunden, - ein stiller Kampf zumeist mit kleinen Giftpulvern, mit Nadelstichen, mit tückischem Dulder-Mienenspiele, mitunter aber auch mit jenem Kranken-Pharisäismus der lauten Gebärde, der am liebsten „die edle Entrüstung“ spielt.
(Friedrich Nietzsche: Was bedeuten asketische Ideale? – Genealogie der Moral)
Nietzsche ist der Psychologe unter den deutschen Philosophen. Er hinterfragt eine Lehre immer nach den versteckten Motiven ihres Urhebers. Daß das Christentum eine Moral von gut und böse ersonnen hat führt er beispielsweise darauf zurück, daß es (zu seiner Anfangszeit) zu schlecht war mit dem Römertum offen zu konkurrieren. Infolge dessen hat es eine Sklavenmoral ersonnen, die das Mächtige und Starke als böse diffamiert.
Gruß
Zeitgenosse
Soll man Frauen wie Menschen behandeln ?
Conny, NRW, Friday, 08.02.2008, 00:10 (vor 6527 Tagen) @ Zeitgenosse
Na gut, Schopenhauer hat bei den heutigen Zeitgenossen nicht gerade den besten Ruf. Hin zum heutigen Geschlechterdrama zu zitieren bringt nicht viel.
Schopenhauer als Pflichtschulstoff
roser parks, Friday, 08.02.2008, 17:30 (vor 6526 Tagen) @ Conny
Na gut, Schopenhauer hat bei den heutigen Zeitgenossen nicht gerade den
besten Ruf. Hin zum heutigen Geschlechterdrama zu zitieren bringt nicht
viel.
Schopenhauer hat sich bei mir Bestens eingeführt, er passt auch heute noch. Denn er beschreibt einige weibliche Verhaltensweisen sehr genau und wenn mann weiss was kommt, is es auch gut.
Ps. Eine 10mmm Gipswand ist kein Argument für eine Frau, dort kein Schwerlastregal anzubringen, aber eine gelbe oder eine rote (je nach Lust und Laune) Gipswand.
Ja, weil Die 3 kleinen Schweinchen sind ja auch zum Schluss ins Bunte Holzhaus gezogen, neewar.
Earl of Chesterfield
Realist, Friday, 08.02.2008, 21:13 (vor 6526 Tagen) @ roser parks
Der Philosoph aus England erscheint mir auch erwähnenswert!
Folgender Artikel erschien am 9. September 1984 in der "Welt am Sonntag".
Mit Hingabe kümmerte sich der Politiker und Diplomat Earl of Chesterfield (1694-1773) um die Erziehung seines Sohnes.
Als Leitfaden "für die anstrengende Kunst, ein Gentleman zu werden", schrieb er seinem Sohn Briefe, diese erschienen 1774 zuerst in Buchform. Noch im Erscheinungsjahr folgten drei weitere Auflagen.
Voltaire nannte es "das beste Buch über Erziehungsfragen."
Lieber Sohn! London, 5. September 1748
Frauenzimmer sind nichts als großgewachsene Kinder. Sie haben ein unterhaltendes Geplauder und zuweilen Geist. Was aber gründlichen, guten, mit Urteilskraft begleiteten Verstand anlangt, so habe ich nie in meinem Leben eine gekannt, die ihn gehabt oder die vierundzwanzig Stunden nacheinander ihre Urteilskraft gebraucht oder ihr gemäß gehandelt hätte. Eine kleine Leidenschaft oder Laune unterbricht allezeit ihre besten Einlassungen. Ihre geringgeschätzte oder in Zweifel gezogene Schönheit, die Zunahme ihres Alters, die Verachtung ihres Verstandes entzünden sogleich ihre Leidenschaft. Ein Mann von Verstand scherzt und spielt bloß mit ihnen, richtet sich nach ihren Launen und schmeichelt ihnen, wie er mit einem munteren, witzigen Kinde umgehen würde; zieht sie aber niemals über ernsthafte Dinge zu Rate und vertraut sie ihnen nicht an, wiewohl er ihnen oft die Meinung beibringt, als täte er beides, worauf sie am meisten stolz sind.
Keine Schmeichelei ist für sie zu hoch oder zu niedrig. Sie werden die höchste begierig verschlucken und dankbar die niedrigste annehmen. Du kannst ganz sicher einer jeden von ihrem Verstand an bis herunter auf den auserlesenen Geschmack ihres Fächers schmeicheln. Welche entweder unstreitig schön oder unstreitig häßlich sind, denen schmeichelt man am liebsten wegen ihres Verstandes. Die aber im Mittelmaß sind, denen schmeichelt man mit meistem Erfolg wegen ihrer Schönheit oder wenigstens ihrer Annehmlichkeiten. Denn jede, die nicht schlechterdings häßlich ist, hält sich für schön. Da sie es aber selten zu hören bekommt, ist sie um soviel dankbarer gegen diejenigen, die es ihr sagen. Hingegen eine entschiedene, selbstbewußte Schönheit betrachtet jeden ihrer Gestalt entrichteten Zoll bloß als ihre Gebühr, möchte aber gern von seiten des Verstandes hervorschimmern und geachtet werden. Welche so häßlich ist, daß sie es weiß, die sieht, daß ihr nichts übriggelassen ist als ihr Verstand. Der ist folglich (wahrscheinlicherweise in mehr als einer Beziehung) ihre schwache Seite.
Doch das sind Geheimnisse, die du unverletzlich bei dir verwahren mußt, willst du nicht, wie Orpheus, vom ganzen Geschlecht in Stücke gerissen werden. Vielmehr muß ein Mensch, der in der großen Welt zu leben gedenkt, artig, höflich und gefällig gegen Frauenzimmer sein. Sie haben, vermittels des nämlichen Schwachsinns, an allen Höfen mehr oder weniger Einfluß. Sie setzen schlechterdings jedes Menschen Ruf in der schönen Welt fest, erheben ihn entweder oder ziehen ihn herunter oder halten ihn zurück.
Aus "Briefe an seinen Sohn Philip Stanhope. Über die anstrengende Kunst ein Gentleman zu werden", von Philip Dormer Stanhope, Earl of Chesterfield. C.H. Beck Verlag, München.