Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 2 - 21.05.2006 - 25.10.2012

233.682 Postings in 30.704 Threads

[Homepage] - [Archiv 1] - [Archiv 2] - [Forum]

Die vier Paradigmen der politischen Geschlechtertheorie

Student(t), Sunday, 03.02.2008, 19:08 (vor 6531 Tagen)

Wenn es um eine Positionierung der Auffassungen geht, die hier zur Sprache kommen, dann wird oft eine bloße Zweiteilung vorgenommen. Fortgesetztes Nachdenken hat mich zu einer weiteren Differnzierung gebracht. Im Ergebnis:

1. Das traditionalistische Paradigma.

Es orientiert sich an den Lebensformen, die bei uns bis vor wenigen Jahrzehnten - andernorts bis heute - gültig waren bzw. sind. Sie konkordieren auch recht gut mit den Ergebnissen der Biologie, so daß über die geschlechtlichen "Rollenzuweisungen" (wie man heute zu sagen pflegt) im Wesentlichen Klarheit herrscht.

Demzufolge prägt der Mann die politische und rechtliche Organisation der Gesellschaft sowie die wirtschaftliche Versorgung der Familie, während die Frau das häusliche Leben prägt. Auf psychologischer Ebene ist der Mann körper- und geistbetont, insofern auch aktiv, aggressiv und promisk, die Frau lebens- und seelenbetont, insofern pasiv, bewahrend und behütend.

Problem: Es scheint praktisch unmöglich, "die Zeit zurückzudrehen", d.h. das Schuldprinzip in der Ehe wieder einzuführen und das Frauenwahlrecht abzuschaffen.


2. Das männer- und väterrechtliche Paradigma.

Abgesehen von den Unterschieden, die mit der generativen Funktion zusammenhängen, sind Männer und Frauen prinzipiell gleich. Dieser Gleichheit hat die Staats- und Gesellschaftsordnung Sorge zu tragen. Aus unerklärten und unerklärlichen Gründen tut sie das aber nicht. Also ist eine politische Willensbildung erforderlich. Um die in die Wege zu leiten, muß organisatorisch gearbeitet werden. Geschieht das in genügendem Maße, dann sind Erfolge zu erwarten.

Problem: Die Frage, warum trotz prinipieller Gleichheit von Mann und Frau faktisch Ungleichheit herrscht, d.h. die Frauen uns an die Wand spielen, bleibt unbeantwortet. Es wird eine Therapie an den Symptomen einer Krankheit vorgenommen, deren Wesen völlig ungeklärt bleibt.


3. Das genderistische Paradigma.

Die traditionelle Auffassung, daß der Körper des Menschen, insbesondere dessen primären Geschlechtsmerkmale, das Geschlecht des Menschen bestimmen, ist überholt. Das "wahre" Geschlecht eines Menschen weiß nur er selber. Stimmt es mit dem Geschlecht seines Körpers nicht überein, so kann und darf u.U. der Körper umgewandelt werden. Es wird also dem Körper die geschlechts-definierende Funktion abgesprochen - und zwar radikal.

Problem: In der Folge einer geschlechts-definitorischen Entwertung des Körpers wird die Geschlechtlichkeit auf dem Wege der individuellen Selbst-Konstitution ("Selbstverwirklichung") wieder eingeführt und gleichzeitig zum politischen Programm erhoben. Eine Emanzipation der Sexualität findet also nicht statt. War sie vorher eine biologische Funktion und durch den Körper beherrscht, so ist sie jetzt eine politische Funktion und durch die Regierenden beherrscht, und zwar durch Schaffung sexualisierter Institutionen.


4. Das emanzipatorische Paradigma.

Hier gilt ebenfalls, daß das Geschlecht keine Funktion des Körpers ist: Zwar hat der Körper ein angeborenes Geschlecht, doch ist der Körper nur ein Teil - und nicht der bestimmende Teil - des Menschen. Grundsätzlich ist der Mensch bisexuell, und zwar ingestalt einer komplexen, sehr individuellen Zuordnung der Geschlechts-Charaktere auf seine verschiedenen Persönlichkeits-Ebenen. Dadurch aber wird die Sexualität (ebenso wie Rasse, Herkunft usw.) relativiert, "aufgehoben" und zum Teil seines individuellen Gestaltungsspielraumes erhoben.

Diese Haltung wird befördert durch die zunehmende Re-Inkarnations-Erkenntnis. Sie ist Bestandteil der menschlichen Evolution.

Problem: Einziges Problem ist bisher mangelnde Akzeptanz aufgrund des herrschenden Materialismus. Hingegen ist das theoretische Problem zumindest in einem ersten Ansatz gelöst.


Schlußbemerkung:

Die obige Paradigmen-Überschau ist mein eigener Entwurf. Das vierte Paradigma wird, soweit ich sehe, nur durch mich selbst vertreten. Das ist auch nicht verwunderlich, denn hier schreiben überwiegend Männerrechtler (Paradigma 2). Ich bin aber kein Männerrechtler. Ich bin Theoretiker.

Gruß

Student

Sexismus-Kritik

Die vier Paradigmen der politischen Geschlechtertheorie

Zeitgenosse, Sunday, 03.02.2008, 19:24 (vor 6531 Tagen) @ Student(t)

Moin Student ...

1. Das traditionalistische Paradigma.

Es orientiert sich an den Lebensformen, die bei uns bis vor wenigen
Jahrzehnten - andernorts bis heute - gültig waren bzw. sind. Sie
konkordieren auch recht gut mit den Ergebnissen der Biologie, so daß über
die geschlechtlichen "Rollenzuweisungen" (wie man heute zu sagen pflegt)
im Wesentlichen Klarheit herrscht.

Demzufolge prägt der Mann die politische und rechtliche Organisation der
Gesellschaft sowie die wirtschaftliche Versorgung der Familie, während die
Frau das häusliche Leben prägt. Auf psychologischer Ebene ist der Mann
körper- und geistbetont, insofern auch aktiv, aggressiv und promisk, die
Frau lebens- und seelenbetont, insofern pasiv, bewahrend und behütend.

Problem: Es scheint praktisch unmöglich, "die Zeit
zurückzudrehen", d.h. das Schuldprinzip in der Ehe wieder einzuführen und
das Frauenwahlrecht abzuschaffen.

Bei kurz- und mittelfristigem Betrachtungszeitraum stellt sich das Problem wie von Dir dargestellt. Bei langfristigem Betrachtungszeitraum jedoch nicht.

In drei, spätestens fünf, Generationen hat sich das traditionalistische System wieder in Reinform etabliert, weil alle anderen Formen sich nicht reproduzieren. Das sind Flausen dekadenter Milieus, die keine bestandserhaltende Geburtenrate aufweisen. Sie sind à la longue irrelevant.

Gruß

Zeitgenosse

Paradigmen vererben sich nicht.

Student(t), Sunday, 03.02.2008, 19:44 (vor 6531 Tagen) @ Zeitgenosse

In drei, spätestens fünf, Generationen hat sich das traditionalistische
System wieder in Reinform etabliert, weil alle anderen Formen sich nicht
reproduzieren.

Gruß

Zeitgenosse

Nun, da hätte ich nichts gegen. Aber ich glaube es nicht.

Meine Prognose: System 1 und 2 (also auch das männerrechtliche) werden austerben. 3 und 4 werden getrennt voneinander evoluieren.

Ich glaube nämlich nicht daran, daß ein Paradigma oder ein Lebenskonzept ausstirbt mit den Menschen, die es tragen. Meinungen vererben sich nicht. Paradigmen haben einen geistigen Ursprung; sie bilden eine geistige Kraft, von der Menschen, vereinfacht gesagt, "angesteckt", feiner gesagt: inspiriert werden.

Gruß

Student

Sexismus-Kritik

Paradigmen vererben sich nicht.

Zeitgenosse, Sunday, 03.02.2008, 20:32 (vor 6531 Tagen) @ Student(t)

Prägungen werden schon weiter gegeben. Daß eine Generation in nahezu totaler Opposition zur Elterngeneration steht, wie die 68er der Weltkriegs-2-Generation, ist die Ausnahme und wohl nur durch die besonders tiefgehenden Verwerfungen damals zu erklären.

Ich weiß nicht wer das gesagt hat (Kurt Tucholsky?):
Kinder haben noch nie auf ihre Eltern gehört, sie aber stets nachgeahmt.

Simone de Beauvoir (JF: "Die Mutter der Abtreibung") und Alice Schwarzer haben beide keine Kinder und sind durchaus typisch in dieser Hinsicht. Das ist eine Flamme, die sich selbst verzehrt.

Gruß

Zeitgenosse

Die vier Paradigmen der politischen Geschlechtertheorie

Winfired ⌂ @, Sunday, 03.02.2008, 21:59 (vor 6531 Tagen) @ Student(t)

Mann und Frau sind gleich!

Frau hat in allen Frauenfragen mehr Rechte als Männer!
Mann hat in allen Männerfragen mehr Rechte als Frauen!

Bei Sachfragen haben Männer als auch Frauen mehr Rechte!

In der Addition ist die Gleichheit hergestellt!

Die vier Paradigmen der politischen Geschlechtertheorie

Dummerjan, Monday, 04.02.2008, 03:41 (vor 6531 Tagen) @ Student(t)

Sorry mein Gutster, das ist doch alles verschwurbeltes Geschwätz (aua, ich wollte mal krass sein). Im ernst, eine strukturierte Darstellung aus einer Literatur - und Theoriebeschau hat für sich doch einfach keinen Nährwert. Es wäre an der Wirklichkeit zu testen, was dies bedeutet.

Und die Wirklichkeit lehrt uns: Geschlechtlichkeit ohne Körper gibt es nicht. Die körperliche Geschlechtlichkeit mag angenommen oder abgelehnt werden, sie ist dennoch identitätsstiften und auch
sozialisierend. Aus der Geschlechtlichkeit und der daraus entspringenden Sexualität werden wir soziale Wesen. Kinder sind eine asoziale Horde gezügelt durch die Elternbindung.

Die vier Paradigmen der politischen Geschlechtertheorie

Student(t), Monday, 04.02.2008, 03:47 (vor 6531 Tagen) @ Dummerjan

Sorry mein Gutster, das ist doch alles verschwurbeltes Geschwätz (aua, ich
wollte mal krass sein). Im ernst, eine strukturierte Darstellung aus einer
Literatur - und Theoriebeschau hat für sich doch einfach keinen Nährwert.
Es wäre an der Wirklichkeit zu testen, was dies bedeutet.

Und die Wirklichkeit lehrt uns: Geschlechtlichkeit ohne Körper gibt es
nicht. Die körperliche Geschlechtlichkeit mag angenommen oder abgelehnt
werden, sie ist dennoch identitätsstiften und auch
sozialisierend. Aus der Geschlechtlichkeit und der daraus entspringenden
Sexualität werden wir soziale Wesen. Kinder sind eine asoziale Horde
gezügelt durch die Elternbindung.

Sorry Dummerjan, hast du meinen Text eigentlich gelesen ? Ich weiß nicht, worauf sich dein Meinungssalat bezieht.

Die vier Paradigmen der politischen Geschlechtertheorie

Dummerjan, Tuesday, 05.02.2008, 13:52 (vor 6529 Tagen) @ Student(t)

Sorry Dummerjan, hast du meinen Text eigentlich gelesen ? Ich weiß nicht,
worauf sich dein Meinungssalat bezieht.

Darau, daß Du zweierlei vermengst (so wie ich 8-)).
1. Eine theoretische Konzeption politischer "Geschlechtlichkeit"
2. Die gegebene Geschlechtlichkeit

Während man sicher von einem Geschlechtslichkeitskontrukt sprechen kann, welches bestimmte Verhaltensweisen und Ansichten beinhaltet, fällt man damit auf die Nase, wenn man daraus Aussagen über die wirkliche Geschlechtlichkeit des menschen, also dessen geschlechtliche Lebenswirklichkeit treffen will.

Denn selbst wenn man dem Kantischen Apriorismus in dieser Frage zugeneigt sein mag, m.a.W. Geschlechtlichkeit als a priori gegebene Kategorie des Denkens verstehen will, so kommt man doch nicht daran vorbei, daß anders als bei Abstrakta wie "Freiheit", "Menschenwürde", "Parabel", man es mit etwas Konkretem zu tun hat. Daher kann ein deduktives Herangehen, wie Geschlechtlichkeit sein soll, im Verhältnis wie Geschlechtlichkeit ist, in die Irre führen. Man muß sich diesem Spannungsverhältnis aussetzen.

Genau das ist es doch, was so vieles feministisches Geschwätz so ätzend macht: Man wird eben nicht nur zur Frau gemacht, man ist es auch, so wie eben Mann auch Mann ist und nicht nur zum Manne gemacht wird.

Um beauvoir wieder auszugreifen, es ist doch kein Wunder, daß die Lebensgefährtin des Existenzialisten Sartre das Menschenschicksal Frau eben nicht als gegeben hinnimmt, so wie Sartre dem Menschen die Freiheit philosophisch begründet sich selbst zu gestalten, so demonstriert die Beauvoir dies für die gesellschaftliche Konstruktion der Frau.

Das hat aber weniger mit Feminismus zu tun, als mit einer sozialen Philosophie der Freiheit, eben auch der Frau.

Natürlich will keine Feministin diesen part haben, denn was Feminismus ist bestimmt Alice Schwarzer, Freiheit des Denkens und des Seins hat dort keinen Platz.

Deswegen ist die aktuelle Rezeption der Beauvoir eher ein Missverständnis.

Damit soll eigentlich nichts gegen Deine Synopse gesagt sein, aber sie greift auf das konkret Geschlechtliche aus, und dort hat sie nichts zu suchen. Ansonsten finde ich nämlich Deine Übersicht als sehr hilfreich, die manchmal wirren Gedanken (meine) zu ordnen.

Verständnisfragen.

Student(t), Tuesday, 05.02.2008, 14:21 (vor 6529 Tagen) @ Dummerjan

Sorry Dummerjan, hast du meinen Text eigentlich gelesen ? Ich weiß

nicht,

worauf sich dein Meinungssalat bezieht.


Darau, daß Du zweierlei vermengst (so wie ich 8-)).
1. Eine theoretische Konzeption politischer "Geschlechtlichkeit"
2. Die gegebene Geschlechtlichkeit

Während man sicher von einem Geschlechtslichkeitskontrukt sprechen kann,
welches bestimmte Verhaltensweisen und Ansichten beinhaltet, fällt man
damit auf die Nase, wenn man daraus Aussagen über die wirkliche
Geschlechtlichkeit des menschen, also dessen geschlechtliche
Lebenswirklichkeit treffen will.

Denn selbst wenn man dem Kantischen Apriorismus in dieser Frage zugeneigt
sein mag, m.a.W. Geschlechtlichkeit als a priori gegebene Kategorie des
Denkens verstehen will, so kommt man doch nicht daran vorbei, daß anders
als bei Abstrakta wie "Freiheit", "Menschenwürde", "Parabel", man es mit
etwas Konkretem zu tun hat. Daher kann ein deduktives Herangehen, wie
Geschlechtlichkeit sein soll, im Verhältnis wie Geschlechtlichkeit ist, in
die Irre führen. Man muß sich diesem Spannungsverhältnis aussetzen.

Genau das ist es doch, was so vieles feministisches Geschwätz so ätzend
macht: Man wird eben nicht nur zur Frau gemacht, man ist es auch, so wie
eben Mann auch Mann ist und nicht nur zum Manne gemacht wird.

Um beauvoir wieder auszugreifen, es ist doch kein Wunder, daß die
Lebensgefährtin des Existenzialisten Sartre das Menschenschicksal Frau
eben nicht als gegeben hinnimmt, so wie Sartre dem Menschen die Freiheit
philosophisch begründet sich selbst zu gestalten, so demonstriert die
Beauvoir dies für die gesellschaftliche Konstruktion der Frau.

Das hat aber weniger mit Feminismus zu tun, als mit einer sozialen
Philosophie der Freiheit, eben auch der Frau.

Natürlich will keine Feministin diesen part haben, denn was Feminismus ist
bestimmt Alice Schwarzer, Freiheit des Denkens und des Seins hat dort
keinen Platz.

Deswegen ist die aktuelle Rezeption der Beauvoir eher ein
Missverständnis.

Damit soll eigentlich nichts gegen Deine Synopse gesagt sein, aber sie
greift auf das konkret Geschlechtliche aus, und dort hat sie nichts zu
suchen. Ansonsten finde ich nämlich Deine Übersicht als sehr hilfreich,
die manchmal wirren Gedanken (meine) zu ordnen.

Hallo Dummerjan,

ich bin sehr an einer Kritik meiner geäußerten Gedanken interessiert; darum bemühe ich mich, deine Einwände zu verstehen. Aber es gelingt mir nicht. Anscheinend gehst du von einem Modell aus, das kaum eine Beziehung zu meinem Modell hat. Es ist mir, als redeten wir aneinander vorbei.

Was ist ein "Geschlechtlichkeitskonstrukt", was ist "geschlechtliche Lebenswirklichkeit" ? In gewissen Theorien werden sie wohl eine bestimmte Bedeutung haben.

Ferner:

"Politische Geschlechtlichkeit" und "Gegebene Geschlechtlichkeit" in ihrer Unterschiedlichkeit. Alle diese Begriffe kommen bei mir nicht vor. Ich kann mir zwar Vorstellungen davon bilden, aber einordnen kann ich sie in mein Modell nicht.

Ich würde mich freuen, wenn du am Text ansetzen und mir sagen würdest, wo du einen Widerspruch innerhalb Desselben siehst oder wo Etwas unverständlich oder klärungsbedürftig ist.

Gehen wir mal durch: Paradigma (1) ist sicher als solches bekannt und gut verständlich. Ebenso (2). Hinsichtlich (3) dürfte auch Einigkeit bestehen.

Wahrscheinlich liegt das Verständnisproblem bei (4). Dieses Paradigma enthält Gedanken, die heute wirklich unüblich sind und nur in bestimmten Kreisen verstanden werden. Ich möchte sie aber gerne verständlich machen. Vielleicht sagst du mir mal genauer, woran es hapert.

Gruß
Student

Sexismus-Kritik

Verständnisfragen.

Dummerjan, Tuesday, 05.02.2008, 15:10 (vor 6529 Tagen) @ Student(t)

Sorry Dummerjan, hast du meinen Text eigentlich gelesen ? Ich weiß

nicht,

worauf sich dein Meinungssalat bezieht.


Darau, daß Du zweierlei vermengst (so wie ich 8-)).
1. Eine theoretische Konzeption politischer "Geschlechtlichkeit"
2. Die gegebene Geschlechtlichkeit

Während man sicher von einem Geschlechtslichkeitskontrukt sprechen

kann,

welches bestimmte Verhaltensweisen und Ansichten beinhaltet, fällt man
damit auf die Nase, wenn man daraus Aussagen über die wirkliche
Geschlechtlichkeit des menschen, also dessen geschlechtliche
Lebenswirklichkeit treffen will.

Denn selbst wenn man dem Kantischen Apriorismus in dieser Frage

zugeneigt

sein mag, m.a.W. Geschlechtlichkeit als a priori gegebene Kategorie des
Denkens verstehen will, so kommt man doch nicht daran vorbei, daß

anders

als bei Abstrakta wie "Freiheit", "Menschenwürde", "Parabel", man es

mit

etwas Konkretem zu tun hat. Daher kann ein deduktives Herangehen, wie
Geschlechtlichkeit sein soll, im Verhältnis wie Geschlechtlichkeit ist,

in

die Irre führen. Man muß sich diesem Spannungsverhältnis aussetzen.

Genau das ist es doch, was so vieles feministisches Geschwätz so ätzend
macht: Man wird eben nicht nur zur Frau gemacht, man ist es auch, so

wie

eben Mann auch Mann ist und nicht nur zum Manne gemacht wird.

Um beauvoir wieder auszugreifen, es ist doch kein Wunder, daß die
Lebensgefährtin des Existenzialisten Sartre das Menschenschicksal Frau
eben nicht als gegeben hinnimmt, so wie Sartre dem Menschen die

Freiheit

philosophisch begründet sich selbst zu gestalten, so demonstriert die
Beauvoir dies für die gesellschaftliche Konstruktion der Frau.

Das hat aber weniger mit Feminismus zu tun, als mit einer sozialen
Philosophie der Freiheit, eben auch der Frau.

Natürlich will keine Feministin diesen part haben, denn was Feminismus

ist

bestimmt Alice Schwarzer, Freiheit des Denkens und des Seins hat dort
keinen Platz.

Deswegen ist die aktuelle Rezeption der Beauvoir eher ein
Missverständnis.

Damit soll eigentlich nichts gegen Deine Synopse gesagt sein, aber sie
greift auf das konkret Geschlechtliche aus, und dort hat sie nichts zu
suchen. Ansonsten finde ich nämlich Deine Übersicht als sehr hilfreich,
die manchmal wirren Gedanken (meine) zu ordnen.


Hallo Dummerjan,

ich bin sehr an einer Kritik meiner geäußerten Gedanken interessiert;
darum bemühe ich mich, deine Einwände zu verstehen. Aber es gelingt mir
nicht. Anscheinend gehst du von einem Modell aus, das kaum eine Beziehung
zu meinem Modell hat. Es ist mir, als redeten wir aneinander vorbei.

Ja, ich übe im eigentlichen Sinne keine Kritik daran, eher im Gegenteil. Meine Kritik setzt aber daran an, daß nicht darüber reflektiert wird, ob der Blick aufs Paradigma nicht den Blick dafür verstellt, dass der Mensch nun mal mit diesem oder jenem Geschlecht geboren wird, also irgendiwe mit einer Wirklichkeit fertig werden muss. Gechlecht ist also keine reine Konstruktion, wie man uns gern Glauben macht.
Und dies ist keine Auffassung, sondern empirisch erfahrbare Realität (sofern man nicht völlig dem Solipsismus verfallen ist).

Was ist ein "Geschlechtlichkeitskonstrukt", was ist "geschlechtliche
Lebenswirklichkeit" ? In gewissen Theorien werden sie wohl eine bestimmte
Bedeutung haben.

Sofern man eine Dualität von Welt und Geist zuläßt, oder aber zumindestens einen sensorischen Input eines "außerhalb", haben sie zuächst erst einmal praktische Bedeutung, praktisch im Sinne von "gesellschaftlicher Wirklichkeit". Geschlecht ist eben keine Theorie, das ist doch ein zentraler Kritikpunkt feministische Vorstellungen.


Ferner:

"Politische Geschlechtlichkeit" und "Gegebene Geschlechtlichkeit" in ihrer
Unterschiedlichkeit. Alle diese Begriffe kommen bei mir nicht vor. Ich kann
mir zwar Vorstellungen davon bilden, aber einordnen kann ich sie in mein
Modell nicht.

Das ist ja genau Anlass meines Gemeckers: Es geht von einer modellhaften Vorstellung aus und will die Welt so formen, anstatt sich lediglich als Beschreibung zu geben. Für letzteres ist ja Dein Beitrag sehr hilfreich, weil man so seine Gedanken ordnen kann.

z.B. "Abgesehen von den Unterschieden, die mit der generativen Funktion zusammenhängen, sind Männer und Frauen prinzipiell gleich. "
Was soll das bedeuten? Es ist doch offensichtlich, daß Mann und Frau nicht "gleich" sind. Sie sind gleich vor dem Gesetzt, sofern es keine hinreichenden Gründe gibt, dies anders zu gestalten.

Muss ich es machen wie der Schüler, der vor Zeno auf und ab ging als zeno postulierte, daß es keine "Bewegung" gäbe?

Es ist doch das Übel allen feministischen Geschwurbels, daß man einfach keine Gleichheit in der Differenzierung sehen will, sobald das Geschlecht inst Spiel kommt. Der Kanalarbeiter und der Professor sind gleich, weil sie Männer sind. Ein männlicher Kanalarbeiter und ein weiblicher Professor sidn ungleich, des Geschlechtes wegen. Das fokussiert aber die Diskussion auf das Gegebene, anstatt auf das Veränderbare im Menschen. Feminismus ist so etwas wie die politische Theorei der Ständegesellschaft, nur daß es nicht mehr hei0t "Leibeigen geboren, leibeigen gestorben-leibeigen ein Leben lang", sondern eben das Geschlecht als Schicksal zu ertragen, anstatt einfach nur sein Leben selbst in die Hand zu nehmen und zu gestalten.

Die vier Paradigmen der politischen Geschlechtertheorie

DschinDschin, Monday, 04.02.2008, 19:37 (vor 6530 Tagen) @ Student(t)

Wenn es um eine Positionierung der Auffassungen geht, die hier zur Sprache
kommen, dann wird oft eine bloße Zweiteilung vorgenommen. Fortgesetztes
Nachdenken hat mich zu einer weiteren Differnzierung gebracht. Im
Ergebnis:

1. Das traditionalistische Paradigma.

Es orientiert sich an den Lebensformen, die bei uns bis vor wenigen
Jahrzehnten - andernorts bis heute - gültig waren bzw. sind. Sie
konkordieren auch recht gut mit den Ergebnissen der Biologie, so daß über
die geschlechtlichen "Rollenzuweisungen" (wie man heute zu sagen pflegt)
im Wesentlichen Klarheit herrscht.

Demzufolge prägt der Mann die politische und rechtliche Organisation der
Gesellschaft sowie die wirtschaftliche Versorgung der Familie, während die
Frau das häusliche Leben prägt. Auf psychologischer Ebene ist der Mann
körper- und geistbetont, insofern auch aktiv, aggressiv und promisk, die
Frau lebens- und seelenbetont, insofern pasiv, bewahrend und behütend.

Problem: Es scheint praktisch unmöglich, "die Zeit
zurückzudrehen", d.h. das Schuldprinzip in der Ehe wieder einzuführen und
das Frauenwahlrecht abzuschaffen.


2. Das männer- und väterrechtliche Paradigma.

Abgesehen von den Unterschieden, die mit der generativen Funktion
zusammenhängen, sind Männer und Frauen prinzipiell gleich. Dieser
Gleichheit hat die Staats- und Gesellschaftsordnung Sorge zu tragen. Aus
unerklärten und unerklärlichen Gründen tut sie das aber nicht. Also ist
eine politische Willensbildung erforderlich. Um die in die Wege zu leiten,
muß organisatorisch gearbeitet werden. Geschieht das in genügendem Maße,
dann sind Erfolge zu erwarten.

Problem: Die Frage, warum trotz prinipieller
Gleichheit von Mann und Frau faktisch Ungleichheit herrscht, d.h. die
Frauen uns an die Wand spielen, bleibt unbeantwortet. Es wird eine
Therapie an den Symptomen einer Krankheit vorgenommen, deren Wesen völlig
ungeklärt bleibt.


3. Das genderistische Paradigma.

Die traditionelle Auffassung, daß der Körper des Menschen, insbesondere
dessen primären Geschlechtsmerkmale, das Geschlecht des Menschen
bestimmen, ist überholt. Das "wahre" Geschlecht eines Menschen weiß nur er
selber. Stimmt es mit dem Geschlecht seines Körpers nicht überein, so kann
und darf u.U. der Körper umgewandelt werden. Es wird also dem Körper die
geschlechts-definierende Funktion abgesprochen - und zwar radikal.

Problem: In der Folge einer
geschlechts-definitorischen Entwertung des Körpers wird die
Geschlechtlichkeit auf dem Wege der individuellen Selbst-Konstitution
("Selbstverwirklichung") wieder eingeführt und gleichzeitig zum
politischen Programm erhoben. Eine Emanzipation der Sexualität findet
also nicht statt.
War sie vorher eine biologische Funktion und durch
den Körper beherrscht, so ist sie jetzt eine politische Funktion und durch
die Regierenden beherrscht, und zwar durch Schaffung sexualisierter
Institutionen.


4. Das emanzipatorische Paradigma.

Hier gilt ebenfalls, daß das Geschlecht keine Funktion des Körpers ist:
Zwar hat der Körper ein angeborenes Geschlecht, doch ist der Körper nur
ein Teil - und nicht der bestimmende Teil - des Menschen. Grundsätzlich
ist der Mensch bisexuell, und zwar ingestalt einer komplexen, sehr
individuellen Zuordnung der Geschlechts-Charaktere auf seine verschiedenen
Persönlichkeits-Ebenen. Dadurch aber wird die Sexualität (ebenso wie Rasse,
Herkunft usw.) relativiert, "aufgehoben" und zum Teil seines individuellen
Gestaltungsspielraumes erhoben.

Diese Haltung wird befördert durch die zunehmende
Re-Inkarnations-Erkenntnis. Sie ist Bestandteil der menschlichen
Evolution.

Problem: Einziges Problem ist bisher mangelnde
Akzeptanz aufgrund des herrschenden Materialismus. Hingegen ist das
theoretische Problem zumindest in einem ersten Ansatz gelöst.


Schlußbemerkung:

Die obige Paradigmen-Überschau ist mein eigener Entwurf. Das vierte
Paradigma wird, soweit ich sehe, nur durch mich selbst vertreten. Das ist
auch nicht verwunderlich, denn hier schreiben überwiegend Männerrechtler
(Paradigma 2). Ich bin aber kein Männerrechtler. Ich bin Theoretiker.

Gruß

Student

Sexismus-Kritik

Bist Du Theoretiker oder Hypothetiker.

Denn das Wesen einer (naturwissenschaftlichen) Theorie ist, dass sie die Wirklichkeit ausreichend genau beschreibt und Prognosen zulässt, die durch die späteren Beobachtungen bestätigt werden. So ist das mit der Theorie.

Alles andere ist Spekulation oder Hypothese.

Meine Antwort auf Deine Paradigmen ist: Die Menschheit wird es sehen und erleben. Nur der Versuch kann zeigen, welches Modell überlebensfähiger ist, denn darauf kommt es an. Alles ist erlaubt. Alles kann erprobt werden. Nicht alles wird nachhaltig funktionieren.

Schau doch mal, wie nutzlos eine Frau für einen Mann in der heutigen Zeit ist. Und dennoch sind Männer wie wild hinter Frauen her? Das ist die Macht der Maschine! Und wenn nun, durch unsere Technik, Männer nutzlos für Frauen werden? - Wie sehr werden dann die Frauen der Zukunft hinter Männern her sein?
Ach ja, die künstliche Befruchtung! Das ist wie Windbestäubung bei Bäumen, mit dem Unterschied, dass eine Frau mit Mann besser die Kinderaufzucht leisten kann, als eine Frau ohne Mann, nicht wahr? Wer sagt, dass der Wohlfahrtsstaat auf Dauer ist? - Nun? - Eben: niemand! Die wilde Welt kehrt immer wieder zurück, und dann bleiben Frauen ohne Mann und ohne Sippe eben auf der Strecke.

Den Wert eines Zeltes erkennst Du erst, nachdem es geregnet hat.

DschinDschin

--
Barbarus hic ergo sum, quia non intellegor ulli.

Die vier Paradigmen der politischen Geschlechtertheorie

roser parks, Monday, 04.02.2008, 20:51 (vor 6530 Tagen) @ DschinDschin

Schau doch mal, wie nutzlos eine Frau für einen Mann in der heutigen Zeit
ist. Und dennoch sind Männer wie wild hinter Frauen her? Das ist die Macht
der Maschine! Und wenn nun, durch unsere Technik, Männer nutzlos für Frauen
werden? - Wie sehr werden dann die Frauen der Zukunft hinter Männern her
sein?

Sicher wird heute viel durch Technik erledigt, aber ich stelle immer wieder fest das Frauen für den täglichen Kampf mit der Technik obsolut keine Antenne haben und auch nicht haben wollen. Vor allem Weil die Auseinandersetzung damit auch Zeit bindet, sie überlegen sich eher: Wer könnte das für mich erledigen?
Das muss man ihnen nur ordentlich in Rechnung stellen, denn da wird leider noch zu viel zu Niedrigpreisen verkauft und deshalb kommen solche Artikel, wie neulich mit den Marklerinnen zustande, welche angeblich mehr Umsatz machen.

Ach ja, die künstliche Befruchtung! Das ist wie Windbestäubung bei Bäumen,
mit dem Unterschied, dass eine Frau mit Mann besser die Kinderaufzucht
leisten kann, als eine Frau ohne Mann, nicht wahr?
Wer sagt, dass der
Wohlfahrtsstaat auf Dauer ist? - Nun? - Eben: niemand! Die wilde Welt
kehrt immer wieder zurück, und dann bleiben Frauen ohne Mann und ohne
Sippe eben auf der Strecke.

Den Wert eines Zeltes erkennst Du erst, nachdem es geregnet hat.


Eben! Dürften inzwischen auch einige Frauen erkannt haben, sei es darum dem eigenen Hobby zu frönen.

Die vier Paradigmen der politischen Geschlechtertheorie

Romulus, Monday, 04.02.2008, 21:21 (vor 6530 Tagen) @ DschinDschin

Bist Du Theoretiker oder Hypothetiker.

Denn das Wesen einer (naturwissenschaftlichen) Theorie ist, dass sie die
Wirklichkeit ausreichend genau beschreibt und Prognosen zulässt, die durch
die späteren Beobachtungen bestätigt werden. So ist das mit der Theorie.

Alles andere ist Spekulation oder Hypothese.

Meine Antwort auf Deine Paradigmen ist: Die Menschheit wird es sehen und
erleben. Nur der Versuch kann zeigen, welches Modell überlebensfähiger
ist, denn darauf kommt es an. Alles ist erlaubt. Alles kann erprobt
werden. Nicht alles wird nachhaltig funktionieren.

Schau doch mal, wie nutzlos eine Frau für einen Mann in der heutigen Zeit
ist. Und dennoch sind Männer wie wild hinter Frauen her? Das ist die Macht
der Maschine!

Warum setzt Du bei "Und dennoch sind Männer wie wild hinter Frauen her?" ein Fragezeichen? Was bedeutet "Die Macht der Maschine"?

Und wenn nun, durch unsere Technik, Männer nutzlos für Frauen

werden? - Wie sehr werden dann die Frauen der Zukunft hinter Männern her
sein?
Ach ja, die künstliche Befruchtung! Das ist wie Windbestäubung bei Bäumen,
mit dem Unterschied, dass eine Frau mit Mann besser die Kinderaufzucht
leisten kann, als eine Frau ohne Mann, nicht wahr? Wer sagt, dass der
Wohlfahrtsstaat auf Dauer ist? - Nun? - Eben: niemand! Die wilde Welt
kehrt immer wieder zurück, und dann bleiben Frauen ohne Mann und ohne
Sippe eben auf der Strecke.

Den Wert eines Zeltes erkennst Du erst, nachdem es geregnet hat.

Manchmal auch am Preis des Zeltes. Männer sind sicherlich für Frauen unentbehrlich! Gebe ich Dir Recht. Dennoch verkaufen sie sich oft zu Dumpingpreisen. Männer müssen lernen, sich wieder selbst zu schätzen. Sie können, nein sie müssen endlich wieder selbstbewusst auftreten und einen ordentlichen Preis verlangen und nicht "wie wild hinter Frauen hersein"!


DschinDschin

Die vier Paradigmen der politischen Geschlechtertheorie

Student(t), Monday, 04.02.2008, 22:00 (vor 6530 Tagen) @ DschinDschin

Bist Du Theoretiker oder Hypothetiker.

Denn das Wesen einer (naturwissenschaftlichen) Theorie ist, dass sie die
Wirklichkeit ausreichend genau beschreibt und Prognosen zulässt, die durch
die späteren Beobachtungen bestätigt werden. So ist das mit der Theorie.
Alles andere ist Spekulation oder Hypothese.


Hallo DschinDschin !

Darf ich fragen, in welchem Fach (oder Fächern) du ausgebildet bist ? Davon hängt nämlich oft die Beurteilung eines Denk-Angebotes ab. Was ich anbiete, ist erkennbar keine naturwissenschaftliche, sondern eine philosophische Theorie ! Wobei ich mich frage, ob es da wirklich einen Unterschied gibt.

Lesen wir dazu im "Wöterbuch der philosophischen Begriffe", Meiner Verlag, 2005:

"Theorie, gr. theoria (geb. zu ion. theórein >schauen<) >die Betrachtung<, insbes. das geistige Schauen dessen, was der sinnlichen Wahrnehmung nicht zugänglich ist, svw. Kontemplation, Spekulation und in diesem Sinne bei Aristoteles gleichbedeutend mit dem Denken des Denkens; Gegensatz: Praxis; daher 1. die reine Erkenntnis und das systematisch geordnete Wissen ohne Rücksicht auf seine Anwendung und seine Nutzbringung zu bestimmten Zwecken. In der neuzeitl. Philosophie und Wissenschaft heißt Th. 2. im Gegensatz zur Empirie (Erfahrung) die durch Denken gewonnene Erkenntnis, die wissenschaftliche Erklärung bestimmter Erscheinungen aus einem Prinzip und die Zusammenfassung der Einzelerkenntnisse unter allgemeine Gesetze sowie ihre Ordnung nach Prinzipien, aus denen sich Gesetzmäßigkeiten und Einzelfälle ableiten lassen. Von dem Einzelgesetz, in dem, und von der Hypothese, durch die ebenfalls Einzeltatsachen und Sachverhalte zusammengefaßt werden, unterscheidet sich aber die Th. durch ihren umfassenden Charakter (z.B. Wellentheorie, Atomtheorie, Entwicklungstheorie usw.). Jede Wissenschaft erstrebt als Ideal und Abschluß eine Th. in dieser doppelten Bedeutung der Ergänzung der unmittelbaren Erfahrung durch gedankliche Ansätze und der Zusammenfassung der Einzelergebnisse in ihnen (theortische Physik usw.). Th. beansprucht einen Überblick in der Beschreibung und eine Einsicht durch Erklärung. [...]"

"Hypothese, gr. hypothesis, das >Untergelegte<, die Unterstellung; die Voraussetzung, die Annahme von Gründen, Ursachen, Kräften, Gesetzen, Beziehungen, die zur Lösung von Problemen, zur Ausfüllung von Lücken der Erfahrung, zur Herstellung von Zusammenhängen, zum Begreiflichmachen von Regelmäßigkeiten dient; H. wird eine solche erklärende Annahme insbes. dann genannt, wenn ihr ein Wahrscheinlichkeitsgehalt zuerkannt wird. Wird eine Annahme nur versuchsweise gemacht, um ein Problem zu lösen, so spricht man von Arbeitshypothese; wird sie nicht für richtig anerkannt, erweist sie sich aber nichtsdestoweniger als praktisch zweckmäßig für die Behandlung eines Problems, so spricht man von Fiktion. Handelt es sich um eine theoretisch unbeweisbare, aber für die Durchführung eines Gedankens geforderte Voraussetzung, so liegt ein Postulat vor, oder, falls wir die verwendeten Begriffe nicht vorfinden, sondern selbst erzeugen eine Setzung. Eine H. soll sich bewähren(Bewährung, Verifikation).

Die Stichworte, auf die verwiesen wird (hier durch Unterstreichung kenntlich gemacht), will ich nicht auch noch wiedergeben. Jedenfalls biete ich wohl eher eine (noch sehr unvollkommene) Theorie als einzelne Hypothesen.

Meine Antwort auf Deine Paradigmen ist: Die Menschheit wird es sehen und
erleben.

Zustimmung. Nur macht man sich als Theoretiker eben auch Gedanken. Ob die nun falsch oder richtig sind inbezug auf das was eintritt, ist hier nicht so wichtig. Anders ist es bei einer ärztlichen Prognose oder einem prognostischen Gutachten, wofür bezahlt wird. Wenn ich z.B. ein Porträt male, stimmt auch zunächst das Meiste nicht. Aber man hat schon mal angefangen, das Koordinatennetz gezeichnet, usw. Es sind Entwürfe, Vorstudien ! Und im Verlauf dessen wird Einem laufend so Manches klarer.

Übrigens solltest du dich, wenn es beliebt, schon differenzierter äußern. Ich habe ja vier Paradigmen gegeben. Sind sie allesamt falsch oder nur einige von ihnen ? Beliebt die Zusammenstellung, die Anzahl nicht ? Läßt Dies oder Jenes Fragen offen ?

Nun ja, das ist nicht Jedermanns Sache.

Den Wert eines Zeltes erkennst Du erst, nachdem es geregnet hat.

DschinDschin

Zustimmung ! Die Welt der Wüste bzw. der Nomaden ist mir aus Erfahrung ganz gut vertraut.

Gruß
Student

Sexismus-Kritik

Die vier Paradigmen der politischen Geschlechtertheorie

Maesi, Thursday, 07.02.2008, 02:25 (vor 6528 Tagen) @ Student(t)

Hallo Student(t)

Wenn es um eine Positionierung der Auffassungen geht, die hier zur Sprache
kommen, dann wird oft eine bloße Zweiteilung vorgenommen. Fortgesetztes
Nachdenken hat mich zu einer weiteren Differnzierung gebracht. Im
Ergebnis:

1. Das traditionalistische Paradigma.

Es orientiert sich an den Lebensformen, die bei uns bis vor wenigen
Jahrzehnten - andernorts bis heute - gültig waren bzw. sind. [...]

2. Das männer- und väterrechtliche Paradigma.

Abgesehen von den Unterschieden, die mit der generativen Funktion
zusammenhängen, sind Männer und Frauen prinzipiell gleich. Dieser
Gleichheit hat die Staats- und Gesellschaftsordnung Sorge zu tragen.[...]

3. Das genderistische Paradigma.

Die traditionelle Auffassung, daß der Körper des Menschen, insbesondere
dessen primären Geschlechtsmerkmale, das Geschlecht des Menschen
bestimmen, ist überholt. Das "wahre" Geschlecht eines Menschen weiß nur er
selber. Stimmt es mit dem Geschlecht seines Körpers nicht überein, so kann
und darf u.U. der Körper umgewandelt werden. Es wird also dem Körper die
geschlechts-definierende Funktion abgesprochen - und zwar radikal.

Problem: In der Folge einer
geschlechts-definitorischen Entwertung des Körpers wird die
Geschlechtlichkeit auf dem Wege der individuellen Selbst-Konstitution
("Selbstverwirklichung") wieder eingeführt und gleichzeitig zum
politischen Programm erhoben. Eine Emanzipation der Sexualität findet
also nicht statt.
War sie vorher eine biologische Funktion und durch
den Körper beherrscht, so ist sie jetzt eine politische Funktion und durch
die Regierenden beherrscht, und zwar durch Schaffung sexualisierter
Institutionen.


4. Das emanzipatorische Paradigma.

Hier gilt ebenfalls, daß das Geschlecht keine Funktion des Körpers ist:
Zwar hat der Körper ein angeborenes Geschlecht, doch ist der Körper nur
ein Teil - und nicht der bestimmende Teil - des Menschen. Grundsätzlich
ist der Mensch bisexuell, und zwar ingestalt einer komplexen, sehr
individuellen Zuordnung der Geschlechts-Charaktere auf seine verschiedenen
Persönlichkeits-Ebenen. Dadurch aber wird die Sexualität (ebenso wie Rasse,
Herkunft usw.) relativiert, "aufgehoben" und zum Teil seines individuellen
Gestaltungsspielraumes erhoben.[...]

Schlußbemerkung:

Die obige Paradigmen-Überschau ist mein eigener Entwurf. Das vierte
Paradigma wird, soweit ich sehe, nur durch mich selbst vertreten. Das ist
auch nicht verwunderlich, denn hier schreiben überwiegend Männerrechtler
(Paradigma 2). Ich bin aber kein Männerrechtler. Ich bin Theoretiker.

So schoen die oben aufgefuehrten Paradigmen fuer Kollektivisten sein moegen, sie duerfen in einer freiheitlichen Gesellschaft keinen Platz in der Politik einnehmen. Dessenungeachtet mag natuerlich der einzelne Mensch dem einen oder anderen oder vielleicht auch einem nicht oben aufgefuehrten Paradigma anhaengen. Das ist seine individuelle Freiheit, sich seine Lebensweise selbst auszuwaehlen. Insofern frage ich mich schon, was die obige Kategorisierung eigentlich soll. Darueber diskutieren kann man zwar, aber politische Handlungsrichtlinien daraus abzuleiten, fuehrt unweigerlich in den bevormundenden Staat. Waehrend ich Paradigmen 1 und 2 zumindest eine gewisse Sympathie entgegenbringen kann, auch wenn ich sie als allgemeinverbindliche Paradigmen nie und nimmer akzeptieren kann, halte ich Paradigmen 3 und 4 fuer philosphisches Geschwurbel ohne jeglichen Praxisbezug. Vielmehr werden mit solchen Paradigmen bestimmte kollektivistische Ideologien als 'Wahrheit' installiert; die damit einhergehende pseudowissenschaftlich-philophische Rhetorik soll deren voellige Spekulativitaet kaschieren und suggerieren, es handle sich um die (wissenschaftlich bewiesene) 'Wahrheit'. Als Grundlage einer allumfassenden Strategie womoeglich gar installiert durch staatliche Machtmittel, kann das nur fuer jene Leute in Frage kommen, die sich bereits den jeweils dahinterstehenden Ideologien unterworfen haben.

Ob der Mensch nun aus Sicht einer rein abstrakt-sozialen Geschlechtersystematik geschlechtslos, bisexuell oder eindeutig einem von zwei oder meinetwegen noch mehr Geschlechtern zugeordnet werden kann, ist pure Spekulation. Die Wirklichkeit selbst jedenfalls kennt beim Menschen grundsaetzlich zwei biologische Geschlechter, und an die lehnte man sich zu allen Zeiten in allen Kulturen auch an. Die relativ kleine Anzahl von Menschen, die biologisch nicht definitiv einem bestimmten Geschlecht zugeordnet werden koennen, ist aus soziologischer Sicht belanglos, so hart es fuer die Betreffenden auch klingen mag. Wie sich deren Vertreter mit der Mehrheitsgesellschaft arrangieren, ist deren Privatangelegenheit; auf jeden Fall ist die Wahrung und Respektierung ihrer Privatsphaere ihr wichtigster Schutz gegen politisch installierte Uebergriffe der Bevoelkerungsmehrheit. Inzwischen treten aber gewisse Gruppen (z.B. Homosexuelle) politisch ziemlich aggressiv auf. Sie beanspruchen absolute Deutungshoheit; wer ihnen widerspricht, gilt als intolerant oder wird gar zum Feind erklaert. Die einst von Minderheiten eingeforderte Toleranz der Mehrheit ihnen gegenueber ist umgeschlagen in eine intolerante Haltung ebendieser Minderheiten gegenueber der (schweigenden) Mehrheit. Dabei wird das Private offensiv zum Politikum erhoben. In einer freiheitlichen Gesellschaft muss aber jede politische Position auch politisch bekaempft werden duerfen. Wer also seine Privatangelenheit zum Politikum macht, muss auch politische Gegenpositionen verkraften.

Wir stossen immer wieder auf dasselbe Problem: das Private ist NICHT politisch; wer zulaesst, dass es zum Politikum gemacht wird, wird zum Spielball politisch geschaffener Machtstrukturen. Die Politik wird dann zwingend die politisierten Fragen, die eigentlich von den Individuen bzw. Ehepaaren im Rahmen der freien Wahl ihrer Lebensweisen beantwortet werden sollten, summarisch fuer alle beantworten, also im klassisch kollektivistischen Sinne handeln. Typisches Anzeichen davon ist die zunehmende Verrechtlichung. Immer weitere Bereiche regeln wir nicht mehr selbstbestimmt untereinander sondern rufen die rechtsetzenden, rechtausuebenden und rechtsprechenden staatlichen Organe an, um das stellvertretend fuer uns als Individuum und gleich auch noch summarisch fuer alle zu regeln. Arne hat in diesem Zusammenhang in seinem Blog einen aeusserst interessanten Artikel aus 'Eigentuemlich frei' verlinkt, der ein CDU-internes Thesenpapier veroeffentlicht, in dem ein einzelner Exponent der CDU auf die Problematik des ausufernden Wohlfahrtsstaates, der den freiheitlichen Rechtsstaat immer mehr zurueckdraengt, eingeht (siehe untenstehenden Link). Auch die tumben linksideologischen Mechanismen und rhetorischen Tricks im sogenannten 'Kampf gegen Rechts' werden dort recht gut durchleuchtet. Ich empfehle allen v.a. diese beiden Themen im Text einmal sorgfaeltig durchzulesen und sich den entsprechenden Thesen ehrlich zu stellen. Bei den Regulierfungsfanatikern ist das natuerlich vollkommen vergebens aber beim grossen Rest, der sich noch nicht vollstaendig zu Untertanen degradieren lassen will, kann das vielleicht einen Denkprozess ausloesen - ich hoffe es zumindest.

Gruss

Maesi

Eigentuemlich-frei

Die vier Paradigmen der politischen Geschlechtertheorie

Student(t), Thursday, 07.02.2008, 04:51 (vor 6528 Tagen) @ Maesi

Hallo Maesi !

So schoen die oben aufgefuehrten Paradigmen fuer Kollektivisten sein
moegen, sie duerfen in einer freiheitlichen Gesellschaft keinen Platz in
der Politik einnehmen. Dessenungeachtet mag natuerlich der einzelne Mensch
dem einen oder anderen oder vielleicht auch einem nicht oben aufgefuehrten
Paradigma anhaengen. Das ist seine individuelle Freiheit, sich seine
Lebensweise selbst auszuwaehlen. Insofern frage ich mich schon, was die
obige Kategorisierung eigentlich soll. Darueber diskutieren kann man zwar,
aber politische Handlungsrichtlinien daraus abzuleiten, fuehrt unweigerlich
in den bevormundenden Staat.

Selbstverständlich sollen daraus keine politischen Handlungsrichtlinien abgeleitet werden ! Ich selbst habe auch kein politisches Interesse. Vielleicht war es unbedacht von mir, daß ich den Begriff "politisch" überhaupt in den Titel genommen habe.

Es ging mir darum, ein bloßes vorläufiges Schema anzubieten, in Anbetracht dessen ein Jeder sich fragen kann: "Wo stehe ich ?" Dabei ist mir völlig klar, daß Niemand von uns die Position (3) vertritt, und Niemand außer mir die Position (4).


halte
ich Paradigmen 3 und 4 fuer philosphisches Geschwurbel ohne jeglichen
Praxisbezug. Vielmehr werden mit solchen Paradigmen bestimmte
kollektivistische Ideologien als 'Wahrheit' installiert; die damit
einhergehende pseudowissenschaftlich-philophische Rhetorik soll deren
voellige Spekulativitaet kaschieren und suggerieren, es handle sich um die
(wissenschaftlich bewiesene) 'Wahrheit'. Als Grundlage einer allumfassenden
Strategie womoeglich gar installiert durch staatliche Machtmittel, kann das
nur fuer jene Leute in Frage kommen, die sich bereits den jeweils
dahinterstehenden Ideologien unterworfen haben.

Etwas widersprüchlich, was du sagst. Paradigma 3 hat durchaus einen Praxisbezug, den wir schmerzhaft zu spüren bekommen - wie du im Folgenden auch richtig ausführst. Es handelt sich um eine politisch wirksame Ideologie mit tendenziell totalitären Charakter. Die Deutung derWirklichkeit ist abstrakt konstruiert, aber sie gewinnt durch politische Umsetzung eine sekundäre Realität. Sekundär, weil es sie vorher nicht gab.

Inbetreffs des Paradigmas 4 allerdings gibt es keine politische Anwendung.

Die Wirklichkeit selbst jedenfalls kennt beim Menschen
grundsaetzlich zwei biologische Geschlechter, und an die lehnte man sich
zu allen Zeiten in allen Kulturen auch an. Die relativ kleine Anzahl von
Menschen, die biologisch nicht definitiv einem bestimmten Geschlecht
zugeordnet werden koennen, ist aus soziologischer Sicht belanglos,

Ich habe allerdings den Eindruck, daß sich da ein evolutionärer Wandel vollzieht. Das biologische Gerüst im Menschen scheint aus den Fugen zu geraten. Ob dies die Ursache oder die Folge einer Ideologie ist oder mit der letzteren eine Gleich-Ursprünglichkeit besteht, wage ich nicht zu entscheiden.

Doch hier scheiden sich die Geister, bzw. scheiden sich die philosophischen Einstellungen:

o Der Genderismus (3) will die zunehmende Verunsicherung im biologischen Geschlecht (Parallele: Rassenmischung, -auflösung) nutzen, besser: mißbrauchen, um das Geschlecht zu politisieren;

o die Vertreter des emanzipatorischen Paradigmas (4, sie sind hypothetisch !) sehen in der Auflösung des biologischen Geschlechtes eine Chance oder Herausforderung, das jeweils gefühlte Geschlecht in die Selbstverantwortlichkeit eines Inkarnationen übergreifenden Lebensentwurfes zu stellen. Dieser Standpunkt ist anti-politisch !

Inzwischen treten aber gewisse Gruppen (z.B. Homosexuelle) politisch
ziemlich aggressiv auf. Sie beanspruchen absolute Deutungshoheit; wer
ihnen widerspricht, gilt als intolerant oder wird gar zum Feind erklaert.
Die einst von Minderheiten eingeforderte Toleranz der Mehrheit ihnen
gegenueber ist umgeschlagen in eine intolerante Haltung ebendieser
Minderheiten gegenueber der (schweigenden) Mehrheit. Dabei wird das
Private offensiv zum Politikum erhoben. In einer freiheitlichen
Gesellschaft muss aber jede politische Position auch politisch bekaempft
werden duerfen. Wer also seine Privatangelenheit zum Politikum macht, muss
auch politische Gegenpositionen verkraften.

Wir stossen immer wieder auf dasselbe Problem: das Private ist NICHT
politisch; wer zulaesst, dass es zum Politikum gemacht wird, wird zum
Spielball politisch geschaffener Machtstrukturen. Die Politik wird dann
zwingend die politisierten Fragen, die eigentlich von den Individuen bzw.
Ehepaaren im Rahmen der freien Wahl ihrer Lebensweisen beantwortet werden
sollten, summarisch fuer alle beantworten, also im klassisch
kollektivistischen Sinne handeln. Typisches Anzeichen davon ist die
zunehmende Verrechtlichung. Immer weitere Bereiche regeln wir nicht mehr
selbstbestimmt untereinander sondern rufen die rechtsetzenden,
rechtausuebenden und rechtsprechenden staatlichen Organe an, um das
stellvertretend fuer uns als Individuum und gleich auch noch summarisch
fuer alle zu regeln. Arne hat in diesem Zusammenhang in seinem Blog einen
aeusserst interessanten Artikel aus 'Eigentuemlich frei' verlinkt, der ein
CDU-internes Thesenpapier veroeffentlicht, in dem ein einzelner Exponent
der CDU auf die Problematik des ausufernden Wohlfahrtsstaates, der den
freiheitlichen Rechtsstaat immer mehr zurueckdraengt, eingeht (siehe
untenstehenden Link). Auch die tumben linksideologischen Mechanismen und
rhetorischen Tricks im sogenannten 'Kampf gegen Rechts' werden dort recht
gut durchleuchtet. Ich empfehle allen v.a. diese beiden Themen im Text
einmal sorgfaeltig durchzulesen und sich den entsprechenden Thesen ehrlich
zu stellen. Bei den Regulierfungsfanatikern ist das natuerlich vollkommen
vergebens aber beim grossen Rest, der sich noch nicht vollstaendig zu
Untertanen degradieren lassen will, kann das vielleicht einen Denkprozess
ausloesen - ich hoffe es zumindest.

Gruss

Maesi

Ich neige aufgrund meiner persönlichen Vorliebe dazu, die Verrechtlichung oder Politisierung, den Verlust der persönlichen Freiheit religiös-eschatologisch (Stichworte: Apokalyptische Tier; Antichrist) zu betrachten. Aber in der Wahrnehmung des Gegebenen stimme ich dir 100%ig zu. Das, was abläuft, beunruhigt mich wohl genauso wie dich und Andere. Es ist eben jetzt die Frage, wie man sich dazu verhält. Ein erstes Mittel ist, die gegenwärtige Lage sehr genau zu analysieren, so wie das inbetreff der Politik in dem zitierten Artikel geschieht.

Es gibt immer mehre Wege, ein Problem in den Blick und in den Griff zu bekommen. Bei mir ist es die "Spekulation" in dem ursprünglichen guten Wortsinne. Meine Ergebnisse, so systematisch oder starr ich sie auch hinstelle, sind aber im Fluß. Diesbezüglich nehme ich jede Anregung dankbar auf.

Gruß

Student

Sexismus-Kritik


Eigentuemlich-frei

Die vier Paradigmen der politischen Geschlechtertheorie

Chato, Thursday, 07.02.2008, 05:47 (vor 6528 Tagen) @ Maesi

Guten Abend Maesi!

Wir stossen immer wieder auf dasselbe Problem: das Private ist NICHT politisch; wer zulaesst, dass
es zum Politikum gemacht wird, wird zum Spielball politisch geschaffener Machtstrukturen.
Die Politik wird dann zwingend die politisierten Fragen, die eigentlich von den Individuen bzw.
Ehepaaren im Rahmen der freien Wahl ihrer Lebensweisen beantwortet werden sollten, summarisch
fuer alle beantworten, also im klassisch kollektivistischen Sinne handeln. Typisches Anzeichen
davon ist die zunehmende Verrechtlichung. Immer weitere Bereiche regeln wir nicht mehr selbstbestimmt
untereinander sondern rufen die rechtsetzenden, rechtausuebenden und rechtsprechenden staatlichen
Organe an, um das stellvertretend fuer uns als Individuum und gleich auch noch summarisch
fuer alle zu regeln.

Der Artikel aus "eigentümlich frei" gibt das christliche Menschenbild und die Schlußfolgerungen daraus wieder, die sich für einen konservativen Politiker aus demselben ergeben. Ich stimme dem allem natürlich vollumfänglich zu, auch wenn mir illusionslos klar ist, daß das heutzutage nicht mehr mehrheitsfähig ist und deshalb, da Politiker ja von Mehrheiten gewählt werden müssen, bevor sie gestalten können, den Marsch in den genderistischen Gruselsozialismus nicht mehr wird aufhalten können. Es wird jetzt für uns alle wohl sehr, sehr dunkel werden. Ich sehe das mit kühlem, nüchternem Realismus voraus. Die Mehrheit bestimmt und sie ist auch danach. Also bekommt sie, was sie sich erwählt. Das wird jetzt so ähnlich wie 33 weitergehen, bloß noch viel (gender)sozialistischer, finsterer, destruktiver, verblödeter und aussichtsloser. Daran läßt sich inzwischen politisch nichts mehr ändern.

Hier kommt freilich speziell beim Studenten, der ja nicht politisch, sondern pseudoreligiös argumentiert, ein sehr wesentliches Moment hinzu, das zwar zur Zeit und insbesondere im hiesigen Kontext den meisten Lesern vielleicht noch nicht so besonders wichtig erscheinen mag, dies aber m.E. in dem Maße gesamtgesellschaftlich werden wird, wie die im Christentum überlieferten, also ethisch-religiös begründeten, rationalen Mechanismen des Zusammenlebens einem Chaos der Barbarei und des totalen wirtschaftlichen, schon demographisch unausweichlichen Niedergangs weichen, bei dem in der explodierenden Anarchie urplötzlich die Sehnsucht nach "Religion" wieder massiv zunehmen wird. Freilich, da das 2000 Jahre alte Christentum, das immer dieses Europa und seine Kultur gestaltet hat, für die meisten inzwischen praktisch mehr oder weniger futsch ist, wird es sich für die Mehrheit der entwurzelten, gewesenen Atheisten dann nur um genau solch irrationale, abergläubische und esoterische, d.h. auf Macht und Kontrolle über das Individuum gerichtete Pseudoreligiosität handeln können, die deshalb nicht mehr als solche erkannt wird, weil dafür schlicht und einfach die Kriterien und die Erfahrungen verlorengegangen sind. Das wird eine ziemlich teure Rechnung werden.

Des Studenten Paradigma Nr. 4 bietet dafür das Beispiel einer idealtypischen Theorie-Schablone. Hier wird die biblische Anthropologie, welche ja im Wesentlichen Paradigma Nr. 1 beschreibt, also das, wie die Menschheit lebt, seit es sie gibt, direkt bestritten bzw. relativiert (ähnlich der Genderideologie!) und durch eine esoterische Spekulation ersetzt, die es, was ihr intrinsisches totalitäres Potential anbelangt, in sich hat!

Auf den Punkt gebracht könnte man es so beschreiben: hier wird aus Gendermainstreaming, also einer kollektivistischen, menschlichen Ideologie, ein vom "Jenseits" her begründetes "himmlisches" Geschehen, dem sich die Menschen "zu ihrem eigenen Besten" und "damit sie sich weiterentwickeln" usw. zu unterwerfen haben. Wer's nicht glaubt, ist natürlich für's erste aus dem Schneider, kann sich an die Stirn tippen und seiner Wege gehen. Aber die anderen, die es glauben? Was können die denn anderes tun, als sich geistig zu unterwerfen? Was bleibt ihnen bei "Engeln" denn anderes übrig? Mit tyrannischen Menschen oder kollektivistischen, ideologischen Gruppierungen kann man diskutieren, man kann sie notfalls, wenn es denn sein muß, bekämpfen, ggf. sogar mit Waffengewalt, und sie stürzen und ihre Macht brechen. Bei "Engeln" kann man das nicht!

Aus gutem, auch rational nachvollziehbarem Grund kennt die christliche Glaubenslehre keine "Wiedergeburt", sondern nur dieses eine, von Gott gegebene menschliche Leben, u.a. weil es nämlich nur dann und als solches auch selbst vor Gott verantwortet werden kann. Der vollkommen antichristliche anthroposophische "Wiedergeburts"-Glaube, der nach Steiner überhaupt gar kein solcher ist, sondern angebliches "Wissen" über "geistige Welten" darstellt (seines wohlgemerkt und das seiner Anhänger!) und über die "jenseitigen Sphären" (über welche die allermeisten Menschen bekanntlich nichts "wissen", es sei denn, sie glauben Steiner), in denen sich das Ganze ereignet, bietet, wie aller Okkultismus, eine Blaupause für totale Macht und Kontrolle.

Hier wird totalitäre Ideologie konzeptionell aus der menschlichen Sphäre in ein angebliches "Jenseits" entrückt, dem sich der Mensch, der daran glaubt oder dazu gezwungen wird, nur bedingungslos unterwerfen kann. Machen kann er dagegen nichts, denn es erscheint ihm dann ja "gottgegeben" und via "Engeln" und menschlichen "Eingeweihten" der Menschheit "bekanntgegeben".

Auf diese "geniale" Idee sind weder Hitler noch Stalin gekommen! Die mußten immerhin noch öffentlich einräumen, daß ihr politisches Wollen und Tun ihrem persönlichen "genialen" Denken entsprang. Anthroposophen hingegen behaupten, ihr Wollen und Tun entspränge dem "Denken und Wollen der Engel". Na gute Nacht!

Nach meinem katholischen Glauben sind "Engel" mit solchen Ambitionen klipp und klar widergöttlicher Natur, sprich: es sind dämonische Geistwesen aus der Hölle. Meine christliche Bildersprache ist in dem Fall allerdings nicht mal erforderlich, um mittels der eigenen Vernunft zu ermessen, was wohl geschähe, wenn solche pseudoreligiösen Ideologien - wie auch immer - geglaubt und verbindlich würden. Dann träten gruseligste Sektenphänomene, wie sie immer wieder mal durch die Presse gehen nicht bloß lokal, sondern im großen Stil oder global auf: totale seelische Abhängigkeit, Auflösen der Person und jeglicher Freiheitlichkeit, unumschränkte Herrschaft einer Gurukaste, "die mit den Engeln verkehrt" usw., welche Gendermainstreaming (und noch Schlimmeres) dann nicht mehr als politische Ideologie, sondern als angeblich "göttlichen Plan" zur "Höherentwicklung der Menschheit" unter's Volk brächte.

Anthroposophie ist vom Prinzip her durch und durch antichristlich. Warum? Weil hier Glauben (das bedeutet Vertrauen auf Gott, den es nur einmal gibt) durch okkultes angebliches "Wissen" über das "Jenseits" ersetzt wird. Über Gott und über das Jenseits kann der Mensch aber nun mal nichts erforschen und nichts "wissen" und nichts "rauskriegen", und das ist auch sehr gut so! Man ist beim Glauben auf das angewiesen, was Gott selbst von sich offenbart hat und lebt nach seinen guten Geboten - oder eben nicht und verantwortet vor ihm die Konsequenzen - aber man lebt FREI! Bei "Engeln", die den Menschen "bekanntgeben", wie's mit ihnen weitergeht und was sie dafür so alles zu tun und zu glauben haben, ist es mit jeglicher Freiheit ratzekahl vorbei. Da geht es ausschließlich um Macht und geistige Unterwerfung.

Sobald im (pseudo)religiösen Bereich angebliches "okkultes Wissen" ins Spiel kommt, handelt es sich a priori IMMER(!) um Herrschaftswissen von Menschen, das dann naturgemäß nur auf absolute Herrschaft abzielen kann - sei es z.B. wie bei den Davidianern in Waco / Texas (1993), sei es wie in Jonestown in Guayana (1978) und dergleichen andere Sektenkatastrophen - oder meinetwegen in der anthroposophisch-okkulten Variante, die hier vom Studenten mit enormem Energieeinsatz gegen alle Widerstände und Ablehnungen verfochten wird. Ist das eigentlich eine "frohe Botschaft"? Auch wer nicht an Gott glaubt, kann sich ja mal ganz locker die hypothetische Frage vorlegen, wie gut ihm wohl der Student als "Gott" (bzw. dessen Bevollmächtigter) gefiele. Wäre die Würde und die Freiheit der menschlichen Person da in besten Händen? Oder wäre es ohne nicht etwas besser?

Was mich betrifft, so glaube ich aus gutem Grund nur an Gott - an sonst niemanden und auch nicht an "Nichts" - denn genau das bewahrt mich sowohl vor weltanschaulichen und politischen Ideologien wie insbesondere auch vor solchem pseudochristlichen, totalitären Sektenscheiß. Ich bin dagegen aus Prinzip vollkommen immun. Die Frage, was ungläubigen Menschen im Falle absolut desolater Katastrophenszenarien, in denen alle ihre geläufigen Welterklärungsmodelle komplett zusammenbrechen würden, wohl ggf. so alles als "Glaube" aufschwatzbar sein dürfte, diese Frage kann man sich anläßlich der studentischen "Theorien" auch als Atheist ja mal so ganz beiläufig vorlegen und gewissermaßen sportlich erwägen, was wohl so alles einträte, wenn dies bei Vielen zugleich geschieht. Ich sage voraus - nicht prophetisch, sondern rein soziologisch - daß solche Phänomene in Zukunft höchst realistische Szenarien darstellen werden.

Was wäre das wohl für eine Gesellschaft, die "von Engeln" und ihren eingeweihten "Vertrauten" regiert wird?

Gute Nacht!

Nick

--
___________________________________________________
Wenn wir Toren wüßten, daß wir welche sind, wären wir keine.

Anthroposophie und höhere Mathematik.

Student(t), Thursday, 07.02.2008, 20:28 (vor 6527 Tagen) @ Chato

Einerseits ist es für mich erfreulich, daß mein Viertes Paradigma, hinter dem ich stehe, hier einmal völlig ernstgenommen wird. Anderseits bin auch verpflichtet, mich von falschen Auslegungen zu distanzieren. Denn dies Paradigma ist "mein Paradigma". Folglich kann nur ich bestimmen, was damit ausgedrückt werden soll.

Die Kritik von Nick gründet sich wesentlich auf sein Verständnis von Anthroposophie. Dieses Verständnis ist völlig ungenügend, weil extrem mit Vor-Urteilen belastet. Nun aber spielen Anthroposophen im gegenwärtigen Kulturleben eine sicher weitaus größere Rolle, als man aufgrund ihrer Zurückhaltung annehmen könnte. Sie machen eigentlich nirgendwo Werbung für sich, denn ihr Standpunkt ist elitär; dennoch kommt man um sie nicht immer herum - sei es in Zusammenhang mit Waldorfschulen, mit Freien Universitäten, mit alternativer Medizin oder mit einem neuen Geldwesen. Also erscheint es angebracht, sich mit Anthroposophie einmal zu befassen.

Sie verhält sich zur Wissenschaft wie Höhere Mathematik zur Elementaren Mathematik. Das soll nicht heißen, daß Anthroposophen im landläufigen Sinne intelligenter seien als andere Menschen. Es geht vielmehr um Horizont-Erweiterungen, was z.B. in der Formulierung "anthroposophisch erweiterte Medizin" zum Ausdruck kommt. Die anthr' Mediziner haben Medizin studiert wie andere Mediziner auch, ebenso die anthr' Physiker Physik, u.s.w. Nichts, was sie lehren oder betreiben, steht in Widerspruch zu bewiesenen Tatsachen - im Gegenteil, es befördert oft genug elementare Erkenntnisse. Wesentlich ist aber die Einordnung des bereits Bekannten in völlig neue Bereiche des Wissens durch Erschließung neuer Welten.

Wichtig ist in vorliegendem Zusammenhang die Frage, ob die anthroposophische Weltanschauung politisch totalitäre Systeme begünstigt. Die Antwort ist eindeutig: Nein. Wer das Gegenteil behauptet, hat sich mit der Sache, die er beurteilt, nicht - oder nur über Sekundärliteratur - befaßt. Er möge zunächst R.Steiners Frühwerk "Die Philosophie der Freiheit" zur Hand nehmen und / oder sein letztes Werk: "Anthroposophischen Leitsätze" lesen. Ferner befasse er sich mit den politischen Initiativen der anthr' Bewegung, also der Dreigliederungs-Bewegung, aber auch z.B. mit der "Aktion Volksentscheid".

Ferner ist zu bemerken, daß die Freiheit des Geisteslebens der Waldorfschulbewegung viel verdankt; ebenso die Freiheit z.B. in der medizinischen Bewegung der anthr' Medizin. Anthroposophie ist sicherlich einer der besten Garanten einer freiheitlichen Gesellschaftsordnung.

Ich verzichte an dieser Stelle auf Nicks theologische Argumentation - nicht, weil ich sie nicht erntnähme, sondern weil sie hier m.W. ohnehin Niemanden interessiert. Letzteres bedauere ich selbst, aber ich kann die Tatsache an sich nicht ignorieren. Darüber hinaus ist der christliche Standpunkt von Nick auch vom katholischen Blickwinkel eine Sektiererei, genauer gesagt: eine fundamentalistische Spielart, der keine nennenswerte Bedeutung zukommen dürfte.

Gruß
Student

Sexismus-Kritik

Anthroposophie und höhere Mathematik.

Ariso-f, Sunday, 10.02.2008, 01:46 (vor 6525 Tagen) @ Student(t)

Die Kritik von Nick gründet sich wesentlich auf sein Verständnis
von Anthroposophie. Dieses Verständnis ist völlig ungenügend, weil
extrem mit Vor-Urteilen belastet.
Nun aber spielen Anthroposophen im
gegenwärtigen Kulturleben eine sicher weitaus größere Rolle, als man
aufgrund ihrer Zurückhaltung annehmen könnte. Sie machen eigentlich
nirgendwo Werbung für sich, denn ihr Standpunkt ist elitär; dennoch kommt
man um sie nicht immer herum - sei es in Zusammenhang mit Waldorfschulen,
mit Freien Universitäten, mit alternativer Medizin oder mit einem neuen
Geldwesen. Also erscheint es angebracht, sich mit Anthroposophie einmal zu
befassen.

Falsch. Welch vergiftete Einladung.

Dieser Nick(?) reizt trefflich die Anthro-Argument-Maschine.

Selbstverständlich ist jede/r "ungenügend", der es wagt Kritik an anthroposophischen Argumenten an-zu-bringen. Und mit "Vor-Urteilen" (auf den Bindestrich kommt es an!) belastet. Ha, ha.....

Denn das "Urteilen" ist nur dem gestattet, der höhere Welten schaut und alles "vor" den Urteilen stehende "sieht". Wobei es sich mit dem "Studieren" bei diesem "Student(T)" wohl so verhält, wie mit der Freiheit und dem Käfig. Kaum spert man sie ein, ist sie nicht etwa eingesperrt, sondern einfach weg ...

Wozu dienen "Student(t)s" Paradigmen möglicherweise?

Aus der Vergangenheit (1) über die gemeinsamen Ablehnung (3) hilft die Verächtlichmachung (2) als werbende Verführung dem Gottpriestertum (4) zu folgen.

Das einladende Gesicht der Arisophie wird sich erst im letzten Moment als totalitäres Gottpriestertum erweisen, wenn der Vorletzte sie annimmt.

"Student(t), mir graut vor dir"


Deine Grete

Anthroposophie und höhere Mathematik.

Student(t), Sunday, 10.02.2008, 02:30 (vor 6525 Tagen) @ Ariso-f

Denn das "Urteilen" ist nur dem gestattet, der höhere Welten schaut

Deine Grete

Und darum ist dem Chato das "Urteilen" (Vor-Verurteilen) selbstverständlich erlaubt. Auch Narren bereichern die Szene.

Gruß
Student

Sexismus-Kritik

Anthroposophie und höhere Mathematik.

Ahri-osof, Sunday, 10.02.2008, 03:36 (vor 6525 Tagen) @ Student(t)

Denn das "Urteilen" ist nur dem gestattet, der höhere Welten schaut

Deine Grete


Und darum ist dem Chato das "Urteilen" (Vor-Verurteilen)
selbstverständlich erlaubt.

Nein. Das noch nicht zum Chaos Gekommene, das weist in gewisser Weise das Kosmische zurück.

Auch Narren bereichern die Szene.

Gruß
Student

Kinder und Narren sagen die Wahrheit. Aus evidenzbasierter Einsicht stimmst du mir also zu.

Bleiben die Fragen:

Warum sollten Geschlechter-Paradigmen einer evolutionistischen Reinkarnationslehre folgen?

Hat Geschlecht einen eschatologischen Kern?

Erzähl...

Deine Grete

Anthroposophie und höhere Faselei...

Chato, Monday, 11.02.2008, 16:17 (vor 6523 Tagen) @ Ahri-osof

Bleiben die Fragen:

Warum sollten Geschlechter-Paradigmen einer evolutionistischen
Reinkarnationslehre folgen?

Hat Geschlecht einen eschatologischen Kern?

Erzähl...

Deine Grete

Still ruht der See, Grete... :-)

Gruß vom
Nick


Dr. Faust in seiner Studierstube:

Habe nun, ach! Philosophie,
Juristerei und Medizin,
und leider auch Theologie
durchaus studiert, mit heißem Bemühn.
Da steh ich nun, ich armer Tor!
Und bin so klug als wie zuvor;
heiße Magister, heiße Doktor gar
und ziehe schon an die zehen Jahr
herauf, herab und quer und krumm
meine Schüler an der Nase herum -
und sehe, daß wir nichts wissen können!
Das will mir schier das Herz verbrennen.
Zwar bin ich gescheiter als all die Laffen,
Doktoren, Magister, Schreiber und Pfaffen;
mich plagen keine Skrupel noch Zweifel,
fürchte mich weder vor Hölle noch Teufel-
dafür ist mir auch alle Freud entrissen,
bilde mir nicht ein, was Rechts zu wissen,
bilde mir nicht ein, ich könnte was lehren,
die Menschen zu bessern und zu bekehren.
auch hab ich weder Gut noch Geld,
noch Ehr und Herrlichkeit der Welt;
es möchte kein Hund so länger leben!
Drum hab ich mich der Magie ergeben,
ob mir durch Geistes Kraft und Mund
nicht manch Geheimnis würde kund;
daß ich nicht mehr mit saurem Schweiß
zu sagen brauche, was ich nicht weiß;
daß ich erkenne, was die Welt
im Innersten zusammenhält,
schau alle Wirkenskraft und Samen,
und tu nicht mehr in Worten kramen.

O sähst du, voller Mondenschein,
zum letzenmal auf meine Pein,
den ich so manche Mitternacht
an diesem Pult herangewacht:
Dann über Büchern und Papier,
Trübsel'ger Freund, erschienst du mir!
Ach! könnt ich doch auf Bergeshöhn
in deinem lieben Lichte gehn,
um Bergeshöhle mit Geistern schweben,
auf Wiesen in deinem Dämmer weben,
von allem Wissensqualm entladen,
in deinem Tau gesund mich baden!

Weh! steck ich in dem Kerker noch?
Verfluchtes dumpfes Mauerloch,
wo selbst das liebe Himmelslicht
trüb durch gemalte Scheiben bricht!
Beschränkt mit diesem Bücherhauf,
den Würme nagen, Staub bedeckt,
den bis ans hohe Gewölb hinauf
ein angeraucht Papier umsteckt;
mit Gläsern, Büchsen rings umstellt,
mit Instrumenten vollgepfropft,
Urväter Hausrat drein gestopft -
das ist deine Welt! das heißt eine Welt!

Und fragst du noch, warum dein Herz
sich bang in deinem Busen klemmt?
Warum ein unerklärter Schmerz
dir alle Lebensregung hemmt?
Statt der lebendigen Natur,
da Gott die Menschen schuf hinein,
umgibt in Rauch und Moder nur
dich Tiergeripp und Totenbein.

Flieh! auf! hinaus ins weite Land!
Und dies geheimnisvolle Buch,
von Nostradamus' eigner Hand,
ist dir es nicht Geleit genug?
Erkennest dann der Sterne Lauf,
und wenn Natur dich Unterweist,
dann geht die Seelenkraft dir auf,
wie spricht ein Geist zum andren Geist.
Umsonst, daß trocknes Sinnen hier
die heil'gen Zeichen dir erklärt:
Ihr schwebt, ihr Geister, neben mir;
antwortet mir, wenn ihr mich hört!

(Faust schlägt das Buch auf und erblickt das Zeichen des Makrokosmus)

Ha! welche Wonne fließt in diesem Blick
auf einmal mir durch alle meine Sinnen!
Ich fühle junges, heil'ges Lebensglück
neuglühend mir durch Nerv' und Adern rinnen.
War es ein Gott, der diese Zeichen schrieb,
die mir das innre Toben stillen,
das arme Herz mit Freude füllen,
und mit geheimnisvollem Trieb
die Kräfte der Natur rings um mich her enthüllen?

Bin ich ein Gott? Mir wird so licht!
Ich schau in diesen reinen Zügen
die wirkende Natur vor meiner Seele liegen.
Jetzt erst erkenn ich, was der Weise spricht:
„Die Geisterwelt ist nicht verschlossen;
dein Sinn ist zu, dein Herz ist tot!
Auf, bade, Schüler, unverdrossen
die ird'sche Brust im Morgenrot!“

(Faust beschaut das Zeichen)

Wie alles sich zum Ganzen webt,
eins in dem andern wirkt und lebt!
Wie Himmelskräfte auf und nieder steigen
und sich die goldnen Eimer reichen!
Mit segenduftenden Schwingen
vom Himmel durch die Erde dringen,
harmonisch all das All durchklingen!

Welch Schauspiel! Aber ach! ein Schauspiel nur!
Wo fass ich dich, unendliche Natur?
Euch Brüste, wo? Ihr Quellen alles Lebens,
an denen Himmel und Erde hängt,
dahin die welke Brust sich drängt -
ihr quellt, ihr tränkt, und schmacht ich so vergebens?

(Faust schlägt unwillig das Buch um und erblickt das Zeichen des Erdgeistes.)

Wie anders wirkt dies Zeichen auf mich ein!
Du, Geist der Erde, bist mir näher;
schon fühl ich meine Kräfte höher,
schon glüh ich wie von neuem Wein.
Ich fühle Mut, mich in die Welt zu wagen,
der Erde Weh, der Erde Glück zu tragen,
mit Stürmen mich herumzuschlagen
und in des Schiffbruchs Knirschen nicht zu zagen.
Es wölkt sich über mir -
der Mond verbirgt sein Licht -
die Lampe schwindet!
Es dampft! Es zucken rote Strahlen
mir um das Haupt- Es weht
ein Schauer vom Gewölb herab
und faßt mich an!
Ich fühl's, du schwebst um mich, erflehter Geist
enthülle dich!

Ha! wie's in meinem Herzen reißt!
Zu neuen Gefühlen
all meine Sinnen sich erwühlen!
Ich fühle ganz mein Herz dir hingegeben!
Du mußt! du mußt! und kostet es mein Leben!

(Faust faßt das Buch und spricht das Zeichen des Geistes geheimnisvoll aus. Es zuckt eine rötliche Flamme, der Geist erscheint in der Flamme.)

GEIST: Wer ruft mir?

...

(J. W. von Goethe)


Tja, wer...?

--
___________________________________________________
Wenn wir Toren wüßten, daß wir welche sind, wären wir keine.

Die vier Paradigmen der politischen Geschlechtertheorie

Maesi, Tuesday, 12.02.2008, 00:30 (vor 6523 Tagen) @ Chato

Hallo Nick

Der Artikel aus "eigentümlich frei" gibt das christliche Menschenbild und
die Schlußfolgerungen daraus wieder, die sich für einen konservativen
Politiker aus demselben ergeben. Ich stimme dem allem natürlich
vollumfänglich zu, auch wenn mir illusionslos klar ist, daß das heutzutage
nicht mehr mehrheitsfähig ist und deshalb, da Politiker ja von Mehrheiten
gewählt werden müssen, bevor sie gestalten können, den Marsch in den
genderistischen Gruselsozialismus nicht mehr wird aufhalten können. Es wird
jetzt für uns alle wohl sehr, sehr dunkel werden. Ich sehe das mit kühlem,
nüchternem Realismus voraus. Die Mehrheit bestimmt und sie ist auch danach.
Also bekommt sie, was sie sich erwählt. Das wird jetzt so ähnlich wie 33
weitergehen, bloß noch viel (gender)sozialistischer, finsterer,
destruktiver, verblödeter und aussichtsloser. Daran läßt sich inzwischen
politisch nichts mehr ändern.

Ja, der Artikel aus 'Eigentuemlich frei' zeigt, dass es auch in der weitgehend pseudokonservativ/pseudochristlich gewordenen CDU noch Menschen gibt, die ihre Ideale nicht aufgegeben haben. Ansonsten teile ich Deinen Pessimismus. Das Gros der einst christlichen Partei marschiert im Gleichschritt mit den anderen Parteien stramm vorwaerts, angelockt durch die Segnungen des materialistischen Wohlfahrtsstaates und durch die Verheissungen politischer Macht; die CDU-Mehrheit ist ja auch nichts anderes als das Spiegelbild der Gesellschaft, die sich grossmehrheitlich schon laengst auf diesem Marsch nach Schlaraffia befindet. Sollten die Marschierer Schlaraffia je finden, wird es wohl voellig anders beschaffen sein, als sie erwartet haben. Sie werden darin wie Tiere sein, die jeden Tag fressen, saufen, schlafen, kopulieren und spielen duerfen, denn mehr als die Sicherstellung materieller Beduerfnisse und etwas Zerstreuung kann Schlaraffia ihnen nicht bieten, und dessen Verfuehrer haben auch niemals etwas anderes versprochen. Alles was den Menschen vom Tier unterscheidet, ist dort bedeutungslos: Vertrauen, Freundschaft, Zuneigung, Treue, Ehrlichkeit, Ehrbarkeit, Mut, Solidaritaet u.a. sind in diesem 'Paradies' voellig beliebig und deshalb wertlos. Im Gegenteil! All das wuerde die schlaraffische Routine des Dahinvegetierens totalvergesellschafteter Menschen stoeren und das 'Paradies' gefaehrden; der schlaraffische Wohlfahrtsausschuss saehe sich somit gezwungen, solche unerwuenschten Regungen bei Abweichlern zu unterdruecken - natuerlich taete der Ausschuss das nur zum Besten des Abweichlers und wuerde dabei ein Maximum an materieller Verfuehrung und nur ein Minimum an Gewalt anwenden.

Aber Freiheit bedeutet, dass all diese freiwilligen Marschierer ins materialistische 'Eden' die Konsequenzen ihres Marsches tragen muessen: Vereinsamung, Lieblosigkeit, Entwurzelung, Verdummung, voellige Abhaengigkeit und totales Ausgeliefertsein gegenueber dem Wohlfahrtssystem etc.; der Schlaraffe handelt nicht mehr, er wird nur noch behandelt. Das ist Gerechtigkeit in Reinkultur, und die wird beinhart fuer die Schlaraffen. So hart, dass sie wohl nur unter der massiven Wirkung von Narkotika zu ertragen sein wird. Brot und Spiele und Drogen! Ersteres zur Befriedigung der biologischen Beduerfnisse, letztere beiden zur Narkotisierung des Verstandes bzw. zur Unterdrueckung des seelischen und koerperlichen Schmerzes. Der rasante Ausbau der Psychoindustrie - selbstverstaendlich finanziert mit staatlichen Geldmitteln und installiert ueber staatliche Institutionen (z.B. Schulpsychologie) - erscheint unter diesem Blickwinkel in einem voellig neuen Licht. Auch die zunehmende Drogen- und Medikamentensucht wiederspiegelt die sich ausweitende Narkotisierung der Bevoelkerung. Sie wird keineswegs direkt von oben herab verordnet sondern ist das folgerichtige 'Beduerfnis' des (werdenden) Schlaraffen, um die geistige und emotionale Leere in sich und die damit verbundenen seelischen Schmerzen zu verdraengen.

Ich halte das 'illegitime', von der CDU-Fuehrung nicht abgesegnete Papier Dorenbergs fuer ein sehr wichtiges Dokument, da es in einer Zeit, in der kaum mehr jemand weiss, was konservative Positionen eigentlich beinhalten, ebendiese aufzeigt. Die 68er mit ihren Schmaehungen politisch Andersdenkender und den Schauermaerchen ueber die Vor-68er-Zeit haben hier leider ganze Arbeit geleistet. Das Gros der juengeren Bevoelkerung glaubt inzwischen diesen ideologischen Schwachsinn. Widerlegen koennte ihn zwar jeder aus eigenem Antrieb leicht, indem man aeltere Menschen (die leben ja noch unter uns) befragt, z.B. die Grosseltern. Aber kaum jemand macht's, denn die Grosseltern vertreten ja eh 'verstaubte', 'ewiggestrige' Ansichten, dass weiss doch jeder. Solche Ansichten braucht man nicht naeher zu analysieren - bei den 68ern und ihren Epigonen ist Borniertheit in der Tat zur hoechsten Tugend aufgestiegen.

Ungewollte Uwissenheit ist einfach Unwissenheit, gewollte Unwissenheit jedoch ist Dummheit. Ich nehme nicht an, dass eine nennenswerte Anzahl der Dummen ihre Dummheit in Bezug auf den Konservativismus ueberwinden will, denn diese Menschen sind ja dumm aus Ueberzeugung. Aber bei einigen derer, die lediglich unwissend sind, koennte durchaus ein Lernprozess einsetzen. Es geht nicht darum, dass sofort jeder mit fliegenden Fahnen zum Konservativismus ueberwechselt. Aber eine kritische Auseinandersetzung eines echten, unverfaeschlten Konservativismus jenseits der Versatzstuecke und Worthuelsen, welche 68er-Ideologen, Neu- und Altlinke kolportieren, wuerde zumindest die politische Volksbildung (nicht zuletzt auch an den Universitaeten) erheblich anheben. Wenn man sich dann auch noch mit dem Liberalismus serioes und kritisch auseinandersetzte, dann koennte man endlich vermehrt mit gutinformierten gebildeten Leuten sachlich diskutieren.


Den Rest sehe ich wie Du. Nur eine Anmerkung dazu:

Nicht jede Religion/Pseudoreligion/Lebensphilosophie muss zwangslaeufig zu dem mutieren, was Du geschildert hast. Ob die Anthroposophie dazu mutiert, kann ich nicht beurteilen. Bislang scheint es jedenfalls nicht so zu sein. Die Gefahren pseudoreligioes motivierter Ideologien, die sich der stetig maechtiger werdenden Ordnungs- und Sanktionierungsinstrumente von Staaten oder supranationalen Organisationen bedienen, sind in der Tat sehr gross. Aber das darf andererseits auch nicht dazu fuehren, gleich jeder Philosophie oder Religion ein solches Potential und v.a. Machtwillen anzudichten. Eine Schluesselrolle werden die Wissenschaften (insbesondere die Sozial- und Geisteswissenschaften) einnehmen, die sehr aufpassen muessen, dass sie nicht ideologisch korrumpiert und instrumentalisiert werden; dazu gehoert auch, dass Wissenschaftler ganz klar die Grenzen der Wissenschaften publik machen. Im Gender- und Gleichstellungsbereich sind die Wissenschaften (soweit es sie dort ueberhaupt gibt) laengst ideologisch unterwandert. Abstrakte Glaubenssaetze dominieren dort, ein Abstimmen der postulierten Glaubensaetze mit der Wirklichkeit findet nicht oder nur rudimentaer statt. Eine Wissenschaft jedoch, die sich der Wirklichkeit nicht immer wieder aufs neue stellt, ist keine Wissenschaft mehr sondern bloss reine Ideologie.

Gruss

Maesi

powered by my little forum