Beschneidung und was das anrichten kann

Garfield, Wednesday, 02.01.2008, 14:20 (vor 6563 Tagen) @ Klaus Brause GW

Hallo Klaus!

Ich steh da ein wenig zwischen den Welten - ich bin zwar nicht beschnitten, aber bei mir ist die Vorhaut relativ kurz, so daß die Eichel meist teilweise frei ist. Das hat bei mir den Effekt, daß der vordere Bereich der Eichel relativ unempfindlich ist, wahrscheinlich wie bei einem beschnittenen Mann. Der hintere Teil dagegen ist wesentlich empfindlicher - da ist alles genauso, wie Conny es beschrieben hat.

Ich denke, daß es vor allem eine Frage der Gewöhnung ist. Bei einem Mann, der schon als Kleinkind beschnitten wurde, haben sich die Nerven bzw. wahrscheinlich vor allem das Gehirn dem längst angepaßt, und er wird so wohl üblicherweise keine Probleme haben.

Wenn aber ein Mann in der Kindheit nicht beschnitten wurde, dann hat sich das Nervensystem auf die empfindlichere Haut eingestellt. Läßt er sich dann als Erwachsener beschneiden, dann muß sich das Nervensystem umstellen. Vielleicht klappt das bei manchen Männern recht schnell. Anfangs wird man ja eh noch Schmerzen haben.

Ich kann mir aber gut vorstellen, daß diese Umstellung bei manchen Männern lange dauert oder vielleicht auch mal gar nicht klappt, nicht nur aus psychischen Gründen. Die Haut muß sich ja auch noch umstellen - es wird ja etwas dauern, bis die Hornschicht dick genug ist.

Deshalb finde ich es nicht gut, wenn erwachsene Männer öffentlich dazu gedrängt werden, sich beschneiden zu lassen.

Ich glaube auch nicht, daß eine Beschneidung wirklich Vorteile mit sich bringt. Im besten Fall ist alles so wie bei einem unbeschnittenen Mann. Hygiene ist für mich ebenfalls kein Argument für eine Beschneidung, denn wenn man sich nicht wäscht, dann sammelt sich immer Dreck am Körper an, egal ob man beschnitten ist oder nicht. Im Übrigen könnte man genausogut auch die Entfernung der Schamlippen bei Frauen mit hygienischen Gründen rechtfertigen, was aber interessanterweise nie getan wird.

Eine Beschneidung ist aber eine kleine OP und bringt als solche immer ein gewisses Infektionsrisiko mit sich. Auch wenn das unter den hierzulande üblichen sterilen Bedingungen gering ist, sinkt es keineswegs auf 0. Deshalb bin ich der Meinung, daß man Jungen nur bei medizinischer Notwendigkeit beschneiden sollte.

Und man muß bei dem Thema auch bedenken, daß im Ausland Beschneidungen an Jungen oft unter unsterilen Bedingungen stattfinden, wobei das Infektions-Risiko deutlich höher sein dürfte. Auch hier in Deutschland ist keineswegs immer sichergestellt, daß Beschneidungen aus religiösen Gründen unter sterilen Bedingungen durchgeführt werden. Bei Moslems wird so etwas z.B. häufig zu Hause gemacht und dann gleich mit einer Familienfeier verbunden. Daß es dabei immer so steril zugeht wie in einer Arzt-Praxis, möchte ich mal bezweifeln.

Sehr fragwürdig finde ich auch die Motivationen, die in der christlich geprägten Welt wirklich hinter der Beschneidung stecken oder früher steckten. Ursprünglich ging es vor allem darum, Jungen an Onanie zu hindern. Heute steht wohl mehr der Profit für den ausführenden Arzt sowie vor allem bei Kleinstkindern die Verwendungsmöglichkeiten der Vorhaut z.B. zum Nachzüchten von Haut für Unfallopfer oder zur Herstellung mancher Substanzen für Hautcremes im Vordergrund. Manche Eltern scheint das nicht zu interessieren, aber ich würde nicht wollen, daß mein Sohn ohne medizinischen Grund beschnitten wird, nur um damit Andere ein wenig reicher zu machen.

Freundliche Grüße
von Garfield