Handbuch für Männer in Zeiten von Aids und Feminismus
Vorwort
Vor vielen Jahren hielt ich ein seltsames Buch in der Hand. Es trug den Titel: Sumpf Fieber. Das Titelblatt zeigte einen Männerarsch, und der Untertitel lautete: Medizin für schwule Männer. Ich las es und war fasziniert! Um Missverständnisse zu vermeiden: Fasziniert war ich von der sachlichen und nüchternen Sprache und der Direktheit, mit der Die schwulen Medizinmänner (die Verfasser) sich mit ihrer Sexualität beschäftigten. Warum, so dachte ich, gibt es so etwas nicht für uns arme Hetero-Schweine, ein Aufklärungsbuch ohne das übliche Gesäusel von Gefühlen, Weichteilen, Unaussprechlichem, ein Buch welches uns nicht gleich wieder in die Pflicht nehmen will?
Das Sumpf Fieber wird nicht mehr verlegt, und die wackeren Männer, die es gemacht haben, sind möglicherweise inzwischen alle an der grausamen Krankheit Aids gestorben. Sofort beschloss ich ein Handbuch Sexualität für Hetero-Männer zu schreiben, kompromisslos, ohne Drumherumgerede! Aber das Schreiben ist ein eigenwilliger Prozess. Du gehst rein wie in ein Kaufhaus, Unterhosen zu kaufen, und kommst vielleicht heraus mit einer CD von Keith Jarrett...
Bald stellte ich fest, was jeder feststellen kann, der eine Buchhandlung betritt, dass gerade mal zwei Sorten von Büchern angeboten werden. Die erste Gruppe enthält Bücher über Steuerrecht, Bienenzucht, Verfahrenstechnik, Exegese, Kontrapunkt usw. Die zweite Gruppe enthält nur eine einzige Kategorie: Frauenbücher! Auf der Frankfurter Buchmesse fand ich in einer einzigen Halle etwa dreißig Frauenbuchverlage und gerade Mal zwei Verlage, die sich an Männer wenden - an schwule Männer! In den Buchhandlungen dominiert seit den neunziger Jahren das sogenannte Freche Frauenbuch, mit provozierenden, anmaßenden und teilweise sogar ausgesprochen männerfeindlichen Titeln (s. Männerfeindlichkeit). Hingegen wird eine ehrenwerte Buchreihe mit Themen für Männer, wie etwa von Rowohlt, offenbar nur unter dem Ladentisch verkauft oder in alternativen Buchhandlungen geführt und siedelt dort neben Schwulen-, Lesben-, SadoMaso- und anderer exotischen Literatur.
Gewiss lässt sich daraus nicht schließen, dass da eine Marktlücke wäre. Es scheint eher ein Indiz für eine Bewusstseinslücke bei Männern, betreffend ihre eigene sexuelle Benachteiligung, gesellschaftliche Diskriminierung und matriarchale Deformation. Wir Männer hören dergleichen nicht gerne - schon gar nicht von anderen Männern. Das klingt zu sehr nach: "Soll ich dir zeigen wie es geht!" und unterschwellig schwingt schon mal mit: "Meiner ist länger, kann öfter usw." Ich sage dies nicht um meine Brüder zu kritisieren. Es ist des Mannes Fluch und Segen zugleich, dass er sich über Leistung definieren muss, dass er kompetent und potent zu sein hat. Eben deswegen gibt es jede Menge Computer-, Motorrad- und Sportbücher (und Viagra), aber kaum Männerbücher.
Der Boom an sogenannter Frauenliteratur könnte den Eindruck erwecken, dass Männer weniger lesen, weniger an Themen interessiert sind, die sie selbst betreffen. Das darf bezweifelt werden. Richtig ist wohl, dass ein Frauenmarkt entdeckt und bedient wurde, und dass Frauen den dort verkündeten Verheißungen gläubiger und bereitwilliger folgen, als Männer. Auch kann es nicht verwundern, dass Männer keine Lust haben Bücher zu lesen, die überwiegend in einer Sprache geschrieben sind, die mehr verschleiert als aufklärt. Selbst Bücher, die an Männer adressiert sind, scheinen eher zum Nutzen von Frauen geschrieben (s. S. 31, z.B. Zilbergeld: Die neue Sexualität der Männer).
In Zeiten frei vagabundierender Pornographie kann es hier kaum darum gehen, zu belehren was wo hineingehört usw. Es geht auch nicht darum, wissenschaftlich zu beweisen, dass die Frauen Unrecht haben. Ob Frauen mit einem physiologischen, ontologischen oder sonstigen Schwachsinn geschlagen sind, interessiert ebenfalls nicht - eher schon die Frage, ob Männer mit einem feministischen Schwachsinn der Frauen geschlagen sind. Es geht darum Widersprüche aufzuklären, z.B. den dramatischen Unterschied zwischen der öffentlichen und der privaten Frau (s. Öffentliche Frauen, private Frauen oder auch Öffentliche Lügen). Und es geht darum, bei solchen Erkenntnissen nicht stehen zu bleiben, sondern praktische Konsequenzen daraus zu ziehen, Benachteiligungen des Mannes abzubauen, das Gesetz des Handelns wieder zu übernehmen.
So entstand in mehrjähriger Arbeit das HANDBUCH - vielleicht so etwas wie ein Handbuch der homministischen Praxis. Wer sich unter Homminismus nichts vorstellen kann, muss nicht traurig sein. Der Mann von heute wird schließlich seit Jahrtausenden mit Feminismus geimpft.
Die Sichtweise in diesem Buch weicht ein wenig von der Art ab, in der die großen Fragen dieses Jahrhunderts heute in den Medien behandelt werden. Ob beispielsweise die Frau einen Orgasmus hat oder nicht, und was der Mann tun muss, damit die Frau einen oder zwanzig nacheinander bekommt usw., interessiert im HANDBUCH nicht. Vielmehr interessiert, warum diese Fragen so wichtig scheinen, wer da in die Pflicht genommen wird, warum das so ist und ob das so bleiben muss.
In Zeiten des Wandels mag das eine oder andere Beispiel aus diesem Buch seine Tagesaktualität einbüßen. Dies spielt keine Rolle. Die gewählten Beispiele sollen in erster Linie Prinzipien, Strukturen, Mechanismen illustrieren, und diese besitzen eine erstaunlich lange Lebensdauer und eine hohe Resistenz gegenüber modischen Affekten des Zeitgeistes. Es geht nicht um Originalität, es geht um Erkenntnis!
Ich bin der Erste einzugestehen, dass in diesem Buch gelegentlich polemisiert wird. Die Polemik ist jedoch grundsätzlich eine Form mit enormen inhärenten Möglichkeiten, wie unsere Herzensschwestern täglich beweisen, und sie ist nur durch Stümper in Verruf gekommen. Ja, es stimmt - die öffentliche Frau kommt in diesem Buch nicht besonders gut weg, und wackere, hochanständige Frauen könnten sich zu Unrecht diffamiert fühlen. Es ist dies ein Gefühl, welches Männer, die sich in die feministische Literatur verirren, zu Genüge kennen. Natürlich kann ein Werk wie das HANDBUCH nicht ausgewogen sein, allen gerecht werden. Wer sich nach allen Seiten verbeugt, der hat sich schnell das Kreuz gebrochen! Auch ist mir bekannt, dass es Männer gibt, die es nicht wert sind, mit einem einzigen Wort für sie Partei zu ergreifen. Aber es geht hier in erster Linie um Prinzipien und nicht um Einzelpersonen - weder um Männer noch um Frauen. Dies ist vielleicht ein Punkt, in welchem das HANDBUCH ausgewogen ist.
Lesen kann man das Buch wie man will, entweder am Stück (mind. 10 Std. Lektüre!) oder kapitelweise. Man kann es auch als Nachschlagewerk gebrauchen, wenn einem wieder mal feministische Unverschämtheiten zugemutet wurden. Es gibt allerdings eine wichtige Einschränkung:
Solltest du die Botschaften des HANDBUCH nach reiflicher Prüfung für annehmbar befinden, dann setze sie in praktisches Handeln um! Ich rate ausdrücklich davon ab, sie mit Ehefrau, Freundin, Tochter, Mutter, Schwester oder sonst einer Frau zu diskutieren. Wenn du eine gute Beziehung zu einer Frau hast, dann belasse es dabei. Es gibt keinen Grund, ein solches Glück unnötig zu strapazieren, und ich lehne jede Verantwortung für Missstimmungen ab, die aus einer Missachtung dieser Empfehlung resultieren (s. S. 90, Streitkultur).
Zur Auflockerung gibt es Praxistipps, Übungsaufgaben, Ratgeber Frauenfragen... ich bitte um Nachsicht, wenn mir manchmal die Feder durchgeht. Irgendeinen Spaß will auch der Autor haben. Pseudonyme werden respektiert. Die hier genannten Personen werden so zitiert wie sie sich selbst präsentieren, qualifizieren oder disqualifizieren - nach bestem Wissen und Gewissen, jedoch nicht streng nach den Regeln für wissenschaftliche Werke. Mit dem HANDBUCH soll nichts bewiesen, sondern etwas erreicht werden! Auch der Sprachgebrauch weicht ein wenig vom wissenschaftlichen Duktus ab. Hier wird weder kohabitiert noch gekuschelt, sondern gefickt, um es mal etwas herzhaft auszudrücken. Möglich, dass dies manchen Heiligen missfällt. Muss ich es extra sagen - es geht mir am *Podicis* vorbei!
Auch der wehleidige, narzisstisch gekränkte Jammerton, wie er großen Teilen der sogenannten Frauenliteratur anhaftet, hat hier nichts verloren. Im Gegenteil - sollten meine Leser etwa ein gewisses Vergnügen aus der Lektüre des HANDBUCH beziehen, so würde ich dankbar zur Kenntnis nehmen, dass mir Gelegenheit gegeben war, Gutes zu tun.
gesamter Thread:
- Handbuch für Männer in Zeiten von Aids und Feminismus -
Robin Hood,
18.12.2007, 22:40
- Gibts das wieder ? -
roser parks,
18.12.2007, 23:07
- Gibts das wieder ? -
Robin Hood,
18.12.2007, 23:44
- Gibts das wieder ? -
Eugen,
19.12.2007, 00:32
- Gibts das wieder ? - Holger, 19.12.2007, 02:58
- Endlich!! -
Nihilator,
19.12.2007, 09:39
- Endlich!! - Eugen, 19.12.2007, 14:15
- Gibts das wieder ? -
Eugen,
19.12.2007, 00:32
- Gibts das wieder ? -
Robin Hood,
18.12.2007, 23:44
- Gibts das wieder ? -
roser parks,
18.12.2007, 23:07