Neues aus dem Puff
Und hier kommt schon die nächste Schweinerei:
Bordelle sollen in Berlin zukünftig geprüft und mit einem Gütesiegel - für Einhaltung der Menschenrechte, der Steuerabgabepflicht, des Rauchverbots etc.. - versehen werden.
Zu den bisher erfolgten ?Schließungsverfügungen? gegen Wohnungsbordelle in Berliner Wohn- und Mischgebiete gibt es eine Pressemitteilung des Bundesverbandes sexueller Dienstleistungen (von Margrit Fleischhauer und Stephanie Klee):
Erstaunlich ist, dass bis heute ausschließlich diejenigen Bordelle in ihrer Existenz bedroht werden, welche stets dem Klischee der kriminellen Verquickung und ?milieubedingten? Begleiterscheinungen konsequent entgegen getreten sind.
So wurden fast alle betroffenen Etablissements von Frauen aufgebaut und werden auch von ihnen geleitet.
Die Vielfalt dieser kleinen Bordelle hat verhindert, dass es in Berlin Verhältnisse gibt wie in Hamburg - St. Pauli oder im Frankfurter Bahnhofsviertel. Nicht umsonst hat das Landeskriminalamt Berlin ein klares Statement für den Erhalt der Wohnungsbordelle abgegeben!
Die entspannte, lockere Atmosphäre in Berliner Bordellen spricht für sich und mit Fug und Recht können wir sagen, dass wir einen gewissen Weltruhm erlangt haben. Davon profitieren nicht nur die Prostituierten, sondern auch deren Kunden.
Wem ist das ein Dorn im Auge? Einigen Aktiengesellschaften, als Betreiber von Großbordellen? Finanzkräftige Kreise, die nicht wissen, wo sie ihre Gelder investieren oder sauber waschen sollen? Oder unterstützen die Bauämter lediglich moralische oder feministische Kreise, die meinen, dass man Prostituierte vor sich selber schützen müsse, indem man ihre Arbeitsmöglichkeiten begrenzt und möglichst schwierig gestaltet?
Diese Bordelle werden nicht kampflos aufgegeben, denn die spezifisch gewachsene Berliner Struktur kleiner Wohnungsbordelle ist Ausdruck selbstbestimmter Prostitution und humaner Arbeitsbedingungen.
Unsere Aktivitäten haben in den letzten Monaten erstaunliche Unterstützung auf allen politischen Ebenen der Bezirke, des Landes Berlin, des Bundestages und der jeweiligen Verwaltung erzielt.
Die Mehrheit der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) von Charlottenburg-Wilmersdorf (36:14 Stimmen in der Sitzung am 05. 07. 2007) steht hinter uns steht und forderte eine Aussetzung der Schließungen und die Erarbeitung neuer Regelunge am Runden Tisch,
im Bezirksamt von Ch-W engagiert sich die Hälfte der Stadträte (3:3 Stimmen) für ein neues Verhalten des Bauamtes gegenüber Bordellen
und Einstimmigkeit herrscht sogar in der BVV Tempelhof-Schöneberg, die mit den Stimmen aller Fraktionen - auch denen der CDU - eine Berlinweite einheitliche Regelung unterstützt und Schließungen ausgesetzt hat.
Das Bauamt von Charlottenburg-Wilmersdorf ignoriert jedoch konsequent diese Mehrheitsentscheidungen und setzt sich bewusst über die Köpfe ihrer politischen Kollegen hinweg. Selbst die Ausübung eines Ermessensspielraums lehnen sie ab. Funktioniert so Demokratie? Wie glaubhaft ist diese Politik, wenn die letztendlich doch nur von einigen wenigen gemacht wird?
Der eingerichtete Runde Tisch stellte letzten Montag seine Arbeit ein, da eine Zusammenarbeit und ein aufeinander Zugehen nicht möglich war. Kapitulieren nun die Verwaltung und die Politik vor dem Bauamt?
Wir geben nicht auf ? aber wir sind auch nicht der Spielball der Behörden. Als weitere Diskussionsgrundlage legen wir nun ein von Frau Leopold erstelltes umfangreiches, soziologisches Gutachten vor. Dies ist das erstes Gutachten, das wir als Berufsverband in Auftrag gegeben haben. Es ist einmalig in der Prostitutionsbranche: noch nie zuvor wurden Bordelle im Rahmen einer ausführlichen teilnehmenden Beobachtung so genau unter die Lupe genommen. Die explorative, multimethodische Feldstudie belegt eindeutig, dass die klischeehaften Vorwürfe der Bauämter und der Gerichte jeglicher Realität widersprechen und nichts als Vorurteile sind. Im Gegenteil: es belegt die Seriosität der Berliner Wohnungsbordelle und deren Integration im Wohnumfeld.
Beate Leopold ist eine renommierte Sozialwissenschaftlerin, die vielfach im Bereich Prostitution Studien durchführte und zuletzt entscheidend an der Evaluation des Prostitutionsgesetzes für die Bundesregierung beteiligt war.
Mit dem Gutachten werden auch die jeweiligen Gerichtsverfahren untermauert. Die betroffenen BordellbetreiberInnen scheuen sich auch nicht vor einem Marsch durch sämtliche Gerichtsinstanzen.
Unterstützen Sie uns weiterhin für den Erhalt der seriösen, diskreten, ruhigen, im Wohnumfeld integrierten Wohnungsbordelle, für gute Arbeits- und Rahmenbedingungen und einen modernen, wertneutralen, von Recht und Respekt geprägten Umgang mit Prostituierten und BordellbetreiberInnen.
http://taz.de/blogs/hausmeisterblog/2007/12/13/der-staat-laeuft-amok/
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Barbarus hic ergo sum, quia non intellegor ulli.
