Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Politiker und Statistiken...

Hemsut, Tuesday, 11.12.2007, 16:26 (vor 6585 Tagen)

...sind eine weites Feld, quasi unbeackert, brachliegend...

Nehmen wir doch mal folgenden Text als Beispiel:

Elterngeld bremst Geburtenrückgang

Statistiker sind sich sicher: Familienförderung wirkt bereits

BERLIN (AP) ? Das neue Elterngeld animiert Wissenschaftlern zufolge offensichtlich zum Kinderkriegen: Der Geburtenrückgang fiel dieses Jahr bei weitem nicht so stark aus, wie zu erwarten gewesen wäre.

Das berichtete das Berliner Iges-Institut für Gesundheits- und Sozialforschung als Ergebnis einer demographischen Analyse, der Material des statistischen Bundesamts zugrunde lag.
Demnach müssten den Gesetzen der Demografie zufolge in Deutschland 2007 gut 11 000 Kinder weniger geboren werden als im Jahr zuvor, denn es gibt etwa 200 000 Frauen weniger im gebärfähigen Alter zwischen 15 und 45 Jahren. Tatsächlich aber werde die Zahl der Geburten nur um rund 1700 gegenüber dem Vorjahr sinken, so dass etwa 9300 Kinder wider dem demografischen Trend geboren würden.

Ein jeder durchschnittlich begabte Mensch - also kein Politiker - liest daraus, was drin steht: nämlich, daß es einen Geburtenrückgang gab. Der ist nicht so hoch ausgefallen wie in den letzten Jahren, sondern liegt bei einem Minus von lediglich 1700 Kindern. So weit - so gut.

Nach den Gesetzen der Demographie (die im übrigen nichts anderes darstellen als jede x-beliebige Wahrscheinlichkeitsrechnung aus der gymnasialen Oberstufe) müßten jedoch 11000 Kinder weniger geboren werden. Ahaaaa! Warum passiert das nicht? Vielleicht weil die Herren Statistiker - und damit auch die Herren Politiker (oh-oh: ist das jetzt gendergerecht oder diskriminiere ich hier?) - übersehen, daß es zwar demographisch gesehen etwa 200000 Frauen weniger im gebärfähigen Alter gibt, sie aber die Zuwanderer nicht mit einrechnen oder eingerechnet haben? Denn die tauchen in keiner Geburtsstatistik auf, sind jedoch trotzdem vorhanden. Und daher nochmal: Ahaaa! Kommen etwa von dort die Kinder, die es eigentlich nicht geben dürfte - laut Statistik?

Da bereits jetzt jedes dritte neugeborene Kind einen Migrationshintergund hat, ist diese Annahme nicht so weit hergeholt wie die Prämisse der Politik, daß die Familienförderung diesen Abschwung gebremst haben soll. Denn das Elterngeld kommt nur vorherigen Doppelverdienern zugute. Wer schon Kinder zuhause hat und sich entscheidet, weitere Kinder in die Welt zu setzen, geht so gut wie leer aus. Macht aber nix: zwei mal drei macht vier widdewiddewitt und drei macht neune - Ich mach' mir die Welt widdewidde wie sie mir gefällt...

Aber wie gesagt: Statistik und Politik - ein weites Feld, das aufgrund der Größe vom Platz im Teller nicht so ganz überblickt werden kann. Ein Herauskrabbeln aus demselben wäre daher für manchen Politiker mal ganz hilfreich. Vielleicht können sich das Statistische Bundesamt und die Mitglieder des Bundestages hier gegenseitig die Hand reichen, um nicht wieder rücklings in der Suppe zu landen, die sie eigentlich längst hätten selber auslöffeln sollen...

Gruß,
Hemsut

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