Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Auch in Polen geht's jetzt los ... *seufz*

Ekki, Tuesday, 04.12.2007, 11:17 (vor 6592 Tagen)

Hallo allerseits!

Könnt Ihr Euch vorstellen, daß ...

die Frau von Gregor Gysi sich bei Angela Merkel als Beraterin für Frauenfragen einstellen läßt und in die CDU eintritt? Daß ihr Mann sich daraufhin aus der Politik zurückzieht? Daß Frau Gysi über den Rückzug ihres Mannes aus der Politik "empört" ist und beteuert, ihn immer noch zu lieben?

Nun, ich nehme an, Eure Vorstellungskraft ist überfordert.

In Polen ist genau das gerade geschehen:

Noch vor den Wahlen ließ sich Nelly Rokita, die Frau von Jan Maria Rokita, eines bis dahin führenden Politikers der nunmehr regierenden und in etwa der deutschen FDP vergleichbaren Bürgerplattform (PO) und Rivalen von Donald Tusk, von Präsident Lech Kaczynski, der der nationalkonservaten Partei "Recht und Gerechtigkeit" (PiS) angehört, als Beauftragte für Frauenfragen anheuern und trat wenig später in die PiS ein.

Daraufhin verzichtete ihr Mann auf eine Kandidatur zum Sejm und zog sich aus der Politik zurück. Diesen Schritt kommentierte Nelly Rokita dahingehend, daß sie "empört" sei, aber ihren Mann immer noch liebe, so wie dieser sie.

Diese Familientragödie war der aktuellen Ausgabe des Nachrichtenmagazins "Polityka" eine Titelgeschichte wert.

Folgender Absatz - ein Zitat von Nelly Rokita über ihren Mann und ihre Ehe - hat mich glatt umgehauen. Ich dachte, so was gäb's nur in Deutschland:

"Mein Mann ist ein gebildeter, erfahrener Mensch. Es ist überhaupt nicht vorstellbar, daß er im Leben nicht zurechtkommt. Sechzehn Jahre lang habe ich ihn unterstützt, ich stamme aus einer vermögenden deutschen Familie, auch meine Eltern haben uns lange geholfen. Jetzt bin ich an der Reihe. Wenn eine gebildete, eloquente Frau zugunsten ihres Mannes ihre Arbeit aufgibt, dann halten alle das für normal. Die Zukunft meines Mannes ruft unangemessene Emotionen hervor."

Zur Herkunft von Nelly Rokita siehe hier:

http://de.wikipedia.org/wiki/Nelli_Rokita

Sehr merkwürdig sind die Umstände, unter denen Jan Maria Rokita an seine Nelly gekommen ist.

In dem besagten Leitartikel heißt es dazu, Nelly Arnold, ein Mädchen aus Hamburg, sei Anfang der 80er Jahre ihrem zukünftigen Mann von einem seiner Bekannten vorgestellt wurden.

Und nun halte man sich Folgendes vor Augen:

Anfang der 80er war Jan Rokita

http://de.wikipedia.org/wiki/Jan_Rokita

ein von der kommunistischen Staatsmacht verfolgter Oppositioneller.

Wo und unter welchen Umständen fand die Begegnung mit der in Hamburg lebenden Rußlanddeutschen statt?

Und weiter:

Die Hochzeit fand lt. Wikipedia 1994 statt. Wie gestaltete sich in der Zwischenzeit die Beziehung?

Ach ja, und was "gebildet und eloquent" betrifft:

Die Wahlkampfauftritte von Nelly Rokita waren fast unbeschreiblich peinlich. Ich will trotzdem versuchen, einen dieser Auftritte zu beschreiben.

Als Vorinformation muß man Folgendes wissen:

Die Kaczynski-Brüder haben wegen ihres an das Wort "kaczor" ("Erpel") erinnernden Nachnamens den Spitznamen "Erpel" bzw. "Enten".

Und Donald Tusk bekam ob seines Vornamens schon in der Schule den Spitznamen "Kaczor Donald" ("die Ente Donald").

Auf diese Spitznamen anspielend, trat Nelly Rokita bei einer Wahlkampfveranstaltung mit einer riesigen gelben Spielzeugente vors Mikrofon und krähte:

"Ich mag die polnischen Enten, weil sie so lieb und freundlich lächeln. Die amerikanischen Enten mag ich dagegen gar nicht."

Armer Jan Maria Rokita! Die Kaczynski-Brüder von der politischen Konkurrenz haben ihm die Frau weggenommen, und damit ironischerweise zugleich das Geschäft von Tusk besorgt, der sowohl ein Feind der Kaczynskis als auch einer von Rokita ist.

Radoslaw Sikorski, vom vorigen Premier Jaroslaw Kaczynski zunächst als Verteidigungsminister geheuert, dann gefeuert, und jetzt Außenminister im Kabinett Tusk, kommentierte das Gebaren der Nelly Rokita:

"Wenn ich eine so unberechenbare Ehefrau hätte, würde ich das Türschloß auswechseln."

Gruß

Ekki

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Ich will ficken, ohne zu zeugen oder zu zahlen.
Lustschreie sind mir wichtiger als Babygeplärr.

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