"Bauer sucht Frau"
Erfolg im TV: "Bauer sucht Frau"
Das Verhalten von Landwirten zur Paarungszeit
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Eintauchen in eine stinknormale Welt: Ohne Häme landet RTL mit der Dokusoap "Bauer sucht Frau" einen erstaunlichen Erfolg.
Von Eva Marz
Bei "Bauer sucht Frau" sind viele Bewerber schon älter, über 40, und ihrem Äußerem nach nicht gerade Schönlinge. Die Bauern sehen gesund aus, und sie kleiden sich jenseits aller Modetrends.
Die Frauen teilen das Unspektakuläre ihrer Gatten in spe. Lederhäutige Sonnenstudio-Opfer sind dabei, viele Raucherinnen, denen man das auch ansieht, Frauen, deren letzter Friseurbesuch eine Weile zurückliegt, die schon einmal verheiratet waren. Manche haben mehrere Kinder. "Verliererinnen auf dem Heiratsmarkt", diagnostizierte ein gnadenloser Journalist.
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Irgendwann geht es nicht mehr um Liebesfuror, schlaflose Nächte und Diskussionen, sondern um die Utopie des Vernünftigen, Praktischen - love as companionship, wie die Amerikaner sagen. Das ist das absolute Gegenteil zur verkorksten, neurotischen, kunstgesättigten Atmosphäre eines Woody-Allen-Films. "Dich könne mer brauche", sagt Milchbauer Michael vom Bodensee anerkennend zu Krankenschwester Daniela, als diese sich frühmorgens in seiner Küche nützlich macht. Liebe kommt hier immer unter praktischen Erwägungen in Betracht, als Vorform des Sozialsystems Familie.
Der raubeinige Rinderwirt Bernhard
Kritiker bescheinigen der Sendung deshalb ein rückwärtsgewandtes Geschlechter-, insbesondere Frauenbild. Die Frage wäre nur, ob ihr großer Erfolg nicht auch ein Indiz dafür sein könnte, dass die neue Popularität des Neo-Konservativen sich gerade neue Schichten erobert. Die von RTL bedienten Sehnsüchte nach Familie, Versorgung, Natürlichkeit wären dann in gewisser Weise zukunftsweisend.
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