Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 2 - 21.05.2006 - 25.10.2012

233.682 Postings in 30.704 Threads

[Homepage] - [Archiv 1] - [Archiv 2] - [Forum]

Sahara These

Garfield, Tuesday, 20.11.2007, 13:53 (vor 6605 Tagen) @ Cassandra

Hallo Cassandra!

An das Märchen vom Ur-Matriarchat glaubt heute kein ernsthafter Geschichts-Forscher mehr.

Ich greife mir mal folgenden Satz aus dem verlinkten Text heraus:

Ein Mutterkult, also ein Kult der Fruchtbarkeit macht in einer lebensfeindlichen Welt wie einer Wüste keinen Sinn.

Heißt das, daß es nach Meinung des Autors in Wüstengegenden keine Mütter gibt? Wurde dort etwa schon vor Jahrtausenden das Klonen erfunden?

Fruchtbarkeits-Götter und -Göttinnen hat es häufig gegeben, auch in sogenannten "patriarchalen" Kulturen wie z.B. in Ägypten. Das ist kein Beleg für ein Matriarchat. Nachkommen waren für die Menschen eben wichtig, viel wichtiger als heute - deshalb wünschten sie sich viele Nachkommen und dachten sich Götter aus, die sie darum bitten konnten. Natürlich war es naheliegend, dafür Fruchtbarkeits-Göttinnen anzubeten, weil nun einmal nur Frauen Kinder bekamen. Dementsprechend sahen die Figuren dieser Göttinnen dann auch aus - mit breiten Becken, dicken Bäuchen und großen Brüsten. Bei Fruchtbarkeits-Göttern wiederum ging es um die Zeugungsfähigkeit - die wurden dementsprechend mit Erektion dargestellt (z.B. in Ägypten).

Aber wenigstens dämmert dem Autor des Textes doch noch vage die Wahrheit auf:

Stellt sich natürlich die Frage, wieso eine zuvor von friedvollem Zusammenleben geprägte Normalität in ihr Gegenteil umschlagen konnte. Was bringt den Menschen dazu, Gewalt als Mittel zur Durchsetzung seiner Ziele zu akzeptieren, was tötet sein Mitgefühl, seine Liebe zum Nächsten? Dazu muß man verstehen, daß Hunger und Durst extrem frustrierende, auf das energetische System des Menschen voll durchschlagende Momente höchster Triebfrustration darstellen und globale Klimaveränderungen hin zum Schlechten somit globale Auswirkungen auf die Emotionalität der Menschheit haben müssen. Hunger bewirkt im Resultat exakt das, was Wilhelm Reich mit emotionaler Panzerung beschrieb: Eine totale Kontraktion des Systems als Antwort auf ein frustrierendes Außen. Man stelle sich eine Schnecke vor, der man immer und immer wieder mit einem Grashalm so gegen deren Fühler stößt, daß diese irgendwann eingezogen bleiben, um den schmerzhaften Reiz zu vermeiden. (Reich sprach zur Veranschaulichung der emotionalen oder "Charakterpanzerung" von einem chronischen emotionalen Hunger, einer ins Leere gehenden Liebessehnsucht.)
Es trat eine totale Umkehr des sozialen Verhaltens der Menschheit ein, die nur erklärlich wird, wenn man die Erkenntnis zuläßt, daß eine natürliche, von Liebe und Akzeptanz geprägte Emotionalität durch eine Emotionalität der Angst, der Unterdrückung und der Gewalt verdrängt und durch die Wanderbewegung der traumatisierten Völker in die Welt hinausgetragen wurde.

Ich frage mich nun, wie man dazu kommt, Perioden, in denen es friedlich zuging, pauschal als "matriarchal" zu bezeichnen, und Perioden, in denen es häufiger Kriege gab, als "patriarchal".

Dahinter stecken wieder nur die üblichen dümmlichen Klischees von der friedliebende Frau und dem kriegerischen Mann. Alle Matriarchats-Theorien bauen also letztendlich auf diesen dümmlichen, unrealistischen Klischees auf und sind deshalb genauso dümmlich und unrealistisch.

Ich denke auch, daß es in manchen Gegenden der Welt Situationen gab und gibt, wo die in früheren Zeiten üblichen Aufgaben der Männer - Jagd und Krieg - weniger wichtig waren und wo sich deshalb eher matriarchale Kulturen herausbilden konnten. Das resultierte aber nicht aus der angeblich friedliebenden Weiblichkeit, sondern einzig und allein aus den Umständen. Änderten sich diese Umstände, war es also nötig, gefährliche Tiere zu jagen und/oder Feinde abzuwehren, dann wurden die Aufgaben der Männer wieder wichtiger, und sie erledigten diese Aufgaben keineswegs nur für sich selbst, sondern viel mehr noch für ihre Frauen und ihre Kinder. Die Frauen erwarteten dann üblicherweise auch von ihnen, daß sie bei der Jagd und im Krieg "ihren Mann standen". Und wenn sie versagten, dann ging das Volk unter. So einfach war das.

Freundliche Grüße
von Garfield


gesamter Thread:

 

powered by my little forum