Gene oder Gesellschaft
Geschlechterrollen
Gene oder Gesellschaft?
Was trennt Mann und Frau wirklich voneinander? Ein Gespräch mit dem Verhaltensforscher Irenäus Eibl-Eibesfeldt.
Von Christina Berndt und Philip Wolff
SZ: Aber wenn man eines Tages die Hirnprozesse genau kennt, könnte man einem Mann auch die weibliche Gefühlswelt beibringen.
Warum wollen Sie den Mann denn zerstören? Was soll das? Die, die das nicht machen, würden uns mit Vergnügen besiegen und unterdrücken. Denken Sie nur an Olympische Spiele, in denen Männer weltweit im Wettkampf verbunden sind. Ein Wettkampf zwischen Männern und Frauen ? das wäre einfach nur unfair. Lassen Sie uns lieber unsere Unterschiede pflegen, statt sie zu zerstören.
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Barbarus hic ergo sum, quia non intellegor ulli.
Was bedeutet das im Genderdiskurs?
Eine rein biologistische Argumentation hat so seine Tücken. Zum Beispiel dies:
"Der Mann hat 40 Prozent Muskelmasse, die Frau nur 30 Prozent, er ist größer, hat breitere Schultern, das Becken ist schmaler.
Deshalb kann er sich schneller im Gelände fortbewegen"
im Vergleich zu
"Frauen haben viele Millionen Faserverbindungen mehr zwischen den Hemisphären des Gehirns und damit auch zwischen Regionen, die emotionale und rationale Aufgaben wahrnehmen. Bei Männern wird das eher getrennt abgerufen, mal ganz rational und gefühlsmäßig kaum ansprechbar, mal völlig emotional, da versagt dann der Verstand."
Mehr Muskelmasse, breitere Schultern, schmaleres Becken. Solche Kriterien sind bei der Mammutjagd sicher schwer von Vorteil, in der modernen Dienstleistungsgesellschaft aber, am Schreibtisch sitzend und ein Arbeitsprojekt zwischen verschiedenen Beteiligten koordinieren, was nutzt Mann da die Muskelmasse? Nichts. Da kommt es tatsächlich darauf an, auch rationale Inhalte nicht ohne deren emotionale Bedeutung für die einzelnen Beteiligten zu bedenken.
Laut Irenäus Eibl-Eibesfeldt ein Monopol der Frau. Komisch, mache ich als Mann jeden Tag.
Ein Wettkampf zwischen Männern und Frauen ? das wäre einfach nur unfair. Lassen Sie uns lieber unsere Unterschiede pflegen, statt sie zu zerstören.
Das ist natürlich erstmal Wasser auf die Mühlen der Gynofeministinnen, die den Egalitätsfeminismus längst in der feministischen Diskurshoheit abgelöst haben.
Die Frau, in der modernen arbeitsteiligen und hochtechnisierten Welt dem Mann überlegen. Dieser ist nur noch gut für die niedere Arbeit mit seinen 40% Muskelmasse und für die Verteidigung gegenüber aggressiven anderen Kulturen, dabei stets kontrolliert und schwanzgesteuert von der Frau.
so lautet das Credo der Gynos.
Vielleicht hat Eibl-Eibesfeldt ja was anderes im Sinn, nämlich die konsequente Reduktion der Frau auf ihre Rolle als Kinder- und Altenpflegerin. Das allerdings kann er doch selber nicht glauben, nachdem er schon für die Yanomami feststellt:
Wenn man aber bei Naturvölkern nachschaut, etwa bei den Yanomami im venezolanisch- brasilianischen Grenzgebiet, stellt man fest, dass die mit den Kindern gar nicht so belastet sind. Sie stillen zwar drei Jahre lang, aber in den Gemeinschaften gibt es Kindergruppen und abends nimmt der Mann seine Kinder zu sich in die Hängematte.
Wobei es sogar hierzulande sowas gibt oder in Diskussion ist: Kinderkrippen und den "Alle-14-Tage-Wochenend-Papa" sind verblüffende Analogien dazu. Und geben den Yanomami-Frauen als auch der westlichen Business-Frau Freiräume zur Selbstverwirklichung (und ungestörter Machtausübung über den Mann der mit körperlicher Arbeit und Verteidigung beschäftgt ist)
Was also will uns Eibl-Eibesfeldt sagen? Die Zukunft liegt in der matriarchalen Femokratie nach Solanas?
Ratlos
Peter