Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 2 - 21.05.2006 - 25.10.2012

233.682 Postings in 30.704 Threads

[Homepage] - [Archiv 1] - [Archiv 2] - [Forum]

Prostitution professionell

Ekki, Friday, 16.11.2007, 19:38 (vor 6609 Tagen) @ DschinDschin

Hallo DschinDschin und alle!

Was es ist und was es nicht ist, das sollte ma(n) wissen.

http://parapluie.de/archiv/haut/prostitution/

Vielen, vielen Dank für diesen Text!

Wie Ihr Euch erinnern werdet, habe ich immer die Auffassung vertreten, daß die Inanspruchnahnme der Prostitution eben KEINE Lösung für die Probleme ist, die Männer in Zeiten grassierender Männer-Verachtung mit ihrer Sexualität haben, sondern daß die Prostitution eben ALLE Beteiligten entwürdigt.

In diesem Text erhalten wir dafür die denkbar beste Bestätigung.

Die entscheidenden Passagen lauten:


Nie ohne Kondom arbeiten, wurde meist zuerst genannt. Kein Küssen, keine Gefühle, keine Zärtlichkeiten, war ein weiteres zentrales Gebot.

Dazu gehören körperliche Tabuzonen, die dem Lebensgefährten oder Ehemann vorbehalten sind und die der Freier zu respektieren hat. Birgit berichtet, wie sie von einer erfahrenen Prostituierten eingelernt worden ist:

"Gesicht und obere Hälfte des Körpers, also ab dem Kopf, war für die Freier tabu. Und nicht an dich ranlassen, das war alleroberstes Gebot. [...] Das war tabu, absolut tabu. Kein Küssen, der Freier durfte auch nicht mit seinem Kopf an deinen Hals oder so, das war einfach damals so."

"Ich finde, ein Zungenkuß ist das Intimste, was es überhaupt gibt. Wenn ich heute einen Geschlechtsverkehr habe, dann mache ich da einen Präser drüber, das ist nicht so intim, als wenn ich mit einem Mann einen Zungenkuß austausche. Ich finde, ein Zungenkuß ist was ganz Intimes, das sollte man wirklich bloß mit seinem Partner machen und nicht mit irgendeinem, der ein Gebiß drin hat oder Knoblauch gegessen hat oder sonstiges."
Viele Frauen, die nicht im Sexgeschäft tätig sind und deshalb von Prostituierten als 'Solide' bezeichnet werden, empfinden den Geschlechtsverkehr als ihre intimste Begegnung. Für die Sexarbeiterinnen ist dagegen der Kuß das innigste Zeichen ihrer Zuneigung. Deswegen bleibt Küssen dem Lebenspartner vorbehalten, der Kopf wird zur Tabuzone erklärt. In der Durchführung von Oralsex sehen die Prostituierten keinen Widerspruch dazu, da sie dabei Kondome benutzen.

Andererseits gelingt es ihr dadurch, sich nicht zu weit von den in der Gesellschaft hegemonialen Moralvorstellungen zu entfernen: Obwohl sich eine Prostituierte den gesellschaftlichen Anforderungen an eine Frau, den Geschlechtsverkehr nur mit ihrem Lebensgefährten auszuführen, widersetzt, löst sie sich nicht von der Vorstellung, daß einer Partnerschaft bestimmte Intimitäten exklusiv vorzubehalten sind.

Das sind Kunden, das sind Freier, das sind keine Menschen, mit denen ich in meinem Privatbereich Kontakt haben möchte."

Ja, glaubt denn irgend jemand, irgendeine Prostituierte - egal, wie "professionell" sie an ihren "Job" herangeht - ginge daraus ohne Schaden hervor?

Und da spielt es keine Rolle, ob die betreffende Prostitutierte zu ihrer Tätigkeit gezwungen wurde oder nicht - die Tätigkeit als solche macht kaputt.

Ist es denn nicht bezeichnend, daß die Selbsthilfeorganisationen der Prostituierten alle auch Ausstiegshilfen anbieten?

In welchem anderen Beruf gibt es das? Wo sonst als im Irrenhaus würde jemand landen, der einer anderen Berufsgruppe solche Ausstiegshilfen anböte?


Und die Freier?

Selbst wenn ich bereit wäre, für Sex zu zahlen, selbst wenn es AIDS nicht gäbe - NIE UND NIMMER würde ich zu einer gehen, die mir von vornherein sagt, daß Zugenküsse und der ganze obere Körperbereich für sie tabu sind!

Widerwärtig ist besonders das von mir fett formatierte Fragment. Der Kunde wird zumindest in einem Teilbereich "nicht als Mensch" gesehen.

Sehr interessant ist jetzt ein Vergleich zwischen der in diesem Text zum Ausdruck kommenden Haltung der Prostituierten und dem, was man(n) in einer "anständigen" Beziehung zu erwarten hat:

Und je mehr du schauspielerst, desto schneller kommen die Männer. Du wärst blöd, wenn du's nicht tust, denn dann hast du mehr Arbeit.

Ob sich nicht so manche Ehefrau in diesem Statement wiedererkennt?

An Folgendem dagegen:

Birgit betont, daß eine gute Prostituierte auch geduldig zuhören muß, damit ihr Gast sich ernst genommen fühlt

dürfte es in so mancher "anständiger" Partnerschaft fehlen.

Immer desillusionierter

Ekki

--
Ich will ficken, ohne zu zeugen oder zu zahlen.
Lustschreie sind mir wichtiger als Babygeplärr.


gesamter Thread:

 

powered by my little forum