Anita Heiliger
Nikos, Athen, Tuesday, 18.09.2007, 01:17 (vor 6668 Tagen)
Diese Frau erzeugt bei mir tiefstes Mitgefühl!!! Meine Ernst. Sowas habe ich noch nie erlebt! Ein wahrer Beweis, dass jeder Mensch einen eigenen Wert hat und zu etwas gut ist, wofür sonst niemand geeignet wäre. Mir zeigt sie nicht nur, wie es ist solches Mitgefühl zu empfinden, sie erzeugt es mir auch noch!
U N G L A U B L I C H !!!
Nikos
P.S. Welche schreckliche Erlebnisse muss sie doch durchgemacht haben! Keiner sonst kann derartig argumentieren oder irre ich mich? Liegt es an das Erbgut?
Anita Heiliger
Mike, Tuesday, 18.09.2007, 01:38 (vor 6668 Tagen) @ Nikos
Diese Frau erzeugt bei mir tiefstes Mitgefühl!!! Meine Ernst. Sowas habe
ich noch nie erlebt! Ein wahrer Beweis, dass jeder Mensch einen eigenen
Wert hat und zu etwas gut ist, wofür sonst niemand geeignet wäre. Mir
zeigt sie nicht nur, wie es ist solches Mitgefühl zu empfinden, sie
erzeugt es mir auch noch!U N G L A U B L I C H !!!
Nikos
P.S. Welche schreckliche Erlebnisse muss sie doch durchgemacht haben!
Keiner sonst kann derartig argumentieren oder irre ich mich? Liegt es an
das Erbgut?
Kannst sie ja morgen in Oberursel live erleben. Nimm 'ne Gammel-Tomate mit!
Gruß
Michael
Anita Heiliger
Nikos, Athen, Tuesday, 18.09.2007, 01:53 (vor 6668 Tagen) @ Mike
Gammel-Tomate hin oder her: Die Frau ist echt arm dran! Was wird sie denn dem Tod sagen? Du bist ein Mann, also ich komme nicht mit? Sie lebt völlig am Leben vorbei!
Mich interessiert aber auch, welche Strukturen in unseren Gesellschaft dafür verantwortlich sind, dass Menschen an solche tiefer Schublade runterrutzen.
Werde ihr evl ein Brief schreiben, in dem ich meine aufrichtige Dankbarkeit zum Ausdruck bringen. Ich hoffe dass sie ihn versteht. Erlebe nämlich etwas äusserst seltsames letzter Zeit: Sobald ich denke oder fühle, dass etwas mit meinem Leben nicht in Ordnung ist, sehe ich sofort einen Behinderten vor mir vorbeikommen. Meistens sind es Rollstuhlfahrer. Dachte aber nicht, dass auch Leute mit andere Probleme die gleiche Funktion übernehmen können.
Mir geht es nämlich ausgezeichnet, in Vergleich.
Nikos
--
*Es gibt KEINEN Grund für eine Nicht-Feministin, einem Mann, den sie liebt, KEINEN Kaffee zu machen!*
Femis sind abseits des Lebens
Expatriate, Sued-Ost-Asien, Tuesday, 18.09.2007, 09:32 (vor 6668 Tagen) @ Nikos
Die Frau ist echt arm dran!
Sie lebt völlig
am Leben vorbei!
Das ist eben das Problem der meisten dieser Femi's. Irgendwann interessiert sich kein Kerl mehr fuer sie und dann fangen sie an, im Internet abzuhaengen.
All diese gescheiterten Powerfrauchen z. B. in den Cleo- und Bienen-Foren.
Forum aufmachen, Forum an die Wand fahren, Forum zumachen,
neues Forum aufmachen.
Und wenn dann Energie und Interesse nach 10-20 Jahren nachlaesst, frauchen Ende 40 oder in den 50ern ist, dann blicken sie nur auf einen Truemmerhaufen von Leben zurueck. Und daran sind natuerlich die Kerle schuld.
Und als gemeine Dreingabe haben sie dieses "Leben" auch noch 7 Jahre laenger zu ertragen als die Maenner. Auch wieder 'ne fiese Nummer vom Patriarchat.
Erholt sich gerade von einer Woche Urlaub.
So'n entspannter Tag im Buero hat wirklich auch was.
Euer Expat
Anita Heiliger
chrima, Tuesday, 18.09.2007, 14:45 (vor 6668 Tagen) @ Mike
Diese Frau erzeugt bei mir tiefstes Mitgefühl!!! Meine Ernst. Sowas habe
ich noch nie erlebt! Ein wahrer Beweis, dass jeder Mensch einen eigenen
Wert hat und zu etwas gut ist, wofür sonst niemand geeignet wäre. Mir
zeigt sie nicht nur, wie es ist solches Mitgefühl zu empfinden, sie
erzeugt es mir auch noch!U N G L A U B L I C H !!!
Nikos
P.S. Welche schreckliche Erlebnisse muss sie doch durchgemacht haben!
Keiner sonst kann derartig argumentieren oder irre ich mich? Liegt es
an
das Erbgut?
Kannst sie ja morgen in Oberursel live erleben. Nimm 'ne Gammel-Tomate
mit!Gruß
Michael
Derartige Veranstaltungen wie die heute in Oberursel gehören in die weiter unten vorgeschlagene Datenbank!
Hätte ich vorher davon gewußt, wäre ich heute da (vielleicht nicht allein?) und würde für ein bißchen Wirbel sorgen!
Auch das "Stelldichein" am Abend zuvor wäre eine gute Gelegenheit gewesen altes Obst los zu werden. Natürlich bei Kerzenschein 
Anita Heiliger & Gerhard Amendt
Nikos, Athen, Tuesday, 18.09.2007, 02:36 (vor 6668 Tagen) @ Nikos
Zu Anita Heiliger´s Väterfeindlichkeit (die auch gleichzeitig eine Männerfeindlichkeit darstellt) - eine Positionierung von Gerhard Amendt
Zum besseren Verständnis der Väterlichkeit feindlichen und ablehnenden Position von Dr. Anita Heiliger, Mitarbeiterin am Deutschen Jugendinstitut, drucken wir mit freundlicher Genehmigung von Gerhard Amendt Auszüge ab aus dessen Buch Vatersehnsucht.
Dieser Text unterliegt dem Copyrightschutz und darf nur in der vorliegenden Weise mit vollständiger Quellenangabe und nur unverändert verwendet werden.
Aus: Gerhard Amendt: Vatersehnsucht, 1999
III. Angst vor der Väterlichkeit
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Wie die Söhne heute ihren Weg von den Müttern hinaus ins Le-ben suchen und finden, ereignet sich deshalb in einer sehr veränderten Atmosphäre. In einer, in der kaum zurechtgestutzte wild wuchernde Ideologien von Frauen als universellen Opfern der Weltgeschichte und von ?patriarchaler Allmacht? wilde Blüten treiben. Beides wird vom Bild einer quasi naturhaft bösartigen, aggressiv dumpfen Männlichkeit zusammengehalten. Weibliche Brückenschläge zu den gesellschaftlichen Verhältnissen hingegen scheint es nicht zu geben.
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Der Streit darüber, wie die Ablösung des Sohnes von seiner Mutter am günstigsten verlaufen sollte, handelt deshalb von der Geschichtsmächtigkeit "mutternder" Frauen. Genau genommen handelt er davon, ob die verzögerte Ablösung von der Müttern nicht bestens geeignet sei dazu beizutragen, daß wir in einer nicht allzu fernen Zukunft in einer besseren Welt leben, als der augenblicklichen. Wer die Söhne zu ändern weiß, der hat, so die feinsinnige Überlegung, den Schlüssel zu einer besseren Welt in Händen.
Der Desidentifikationsstreit hat die frühen Beziehungen zum Sohn und die mütterliche Macht plötzlich politisiert. Und die Frage lautet letztlich: Müssen Mütter ihren Söhnen den Weg zum Vater freigeben oder gibt es gar ein moralisch begründbares Recht, wenn nicht sogar eine weibliche Pflicht, im Namen der Humanisierung den Sohn so lange wie möglich an sich zu binden; sowohl zu seinem wie dem Wohl aller?
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Ein Rundblick im Alltag zeigt, daß Frauen fürchten, sie könnten den Einfluß auf ihre Söhne durch Einwirkungen einer kritischen Sozialforschung, der Psychoanalyse, von Selbsterfahrungsgruppen oder durch ein neues männliches Selbstbewußtsein verlieren, so daß ihnen dann nur noch ?Mutter abgelöste Kerle? übrig blieben. Solche, die nicht nur selbständiger sind, sondern selbstbewußte Väter sein wollen und die ihren eigenen Vater lieben und respektieren.
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Der Gedanke, daß Männer sich ändern und die alte Rolle des Familiendieners in der Gestalt des lebenslangen Brotverdieners als Lebenszweck verwerfen könnten, legt nahe, daß das gesamte Geschlechterarrangement an einem entscheidenden Angelpunkt ins Rotieren gerät. Das schafft Unruhe unter Frauen - und nicht nur unter ihnen. ....
Beispiel: Herr M. gehört zu den wenigen Männern, die sich nach der Geburt des Kindes gemäß den gesetzlichen Möglichkeiten für den Erziehungsurlaub haben freistellen lassen. Er kümmert sich um das Kind, und seine Partnerin geht ihrer beruflichen Tätigkeit nach. Nun passiert es, daß das Kind eine starke Erkältung bekommt und allerlei sanfte Maßnahmen durchzuführen sind, damit ohne schwere Medikamentierung sich die Genesung bald wieder einstellt. Herr M. tut das mit großer Selbstverständlichkeit und weiß, was wann und wie getan werden muß. Er ist ein sehr verläßlicher Vater, der anders als viele Männer auch die Kleinheit seines Kindes gut ertragen kann und beziehungsfähig bleibt. Die Temperatur mißt er so selbstverständlich, wie er tagsüber seine Ehefrau über den Zustand des Sohnes telefonisch auf dem Laufenden hält. Als sie abends von der Arbeit nach hause kommt, geschieht etwas Eigenartiges. Sie macht sich über das Kind her, so als sei es den ganzen Tag nicht versorgt und getröstet worden und so als hätte es weinend und schluchzend nur auf die Rückkehr der Mutter gewartet. Alles was der Vater tagsüber mehrmals zur Milderung der Erkältung getan hatte, machte die Mutter noch einmal.
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In beiden Fällen ist wahrscheinlich, wenn sich nichts Wesentliches in der Zwischenzeit ändert, daß die Mütter auch später den Söhnen den Weg zum Vätern erschweren werden. Emotional werden die Söhne die Abwertung des Vaters schon heute spüren. Sie werden darum kämpfen müssen, aus der frühen symbiotischen Verschmelzung mit der Mutter heraustreten zu können. ....
Die Bedeutung der Desidentifikation
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Wenn wir davon ausgehen, daß zwischen Eltern in der heutigen Zeit ein zumeist unbewußter Kulturkampf darüber geführt wird, wie das Kind aufwachsen soll, so bringt es die Identifikation des Kindes mit dem Vater mit sich, daß die ursprüngliche Beziehung zur Mutter sich verändert.
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Meine These ist es nun, daß eben nicht nur die Phantasien des Sohnes über den Verlust der paradiesischen Einheit mit der Mutter den Weg vorzeichnen, wie seine Männlichkeit sich später darstellen wird. Nein, es ist gerade auch das Verhalten der Mutter - nämliche ihre täglichen Handlungen und Gefühle, die maßgeblich bestimmen, wie und ob überhaupt der Sohn die primäre Identifkation beendet; nämlich abrupt, allmählich oder gar nicht, als Bruch oder Erweiterung, in elterlicher Konkurrenz oder Gemeinsamkeit, unter mütterlicher Enttäuschung oder väterlicher Unerreichbarkeit, die Beziehung zur Mutter ergänzend oder einschränkend oder gar in seiner Identifizierung mit ihr lebenslang verharrend.
Gerade vom realen Verhalten der Mutter wird es deshalb abhängen, ob der Sohn in unbewußtem Zorn über die enttäuschend erlebte Mutter scheidet, ob dieser Zorn im Erwachsenenalter als Frauenverachtung gegenüber allen ?Nachfolgerinnen? der Mutter wiederkehrt, oder ob der Sohn über die Vertreibung aus dem symbiotischen Paradies zwar enttäuscht ist, aber durch die Hinwendung zum Vater reichlich entschädigt sich fühlt und zur Mutter, wie selbstverständlich, eine veränderte jedoch weiterhin befriedigende Beziehung fortführt.
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Unter welchen Umständen der Sohn aus dem symbiotischen Himmel auf Erden den Weg zum Vater findet, läßt ihn spüren, wie seine Mutter zum Vater steht. Schätzt sie oder verachtet sie Männer? Neidet sie den Männern ihr Geschlecht, weil sie sich durch deren Geschlecht vervollständigt fühlt? Obwohl die Desidentifizierung ein unbewußter Vorgang ist, so fehlen ihr offensichtlich weder die familiendynamischen, noch die kulturellen Facetten, die sie hemmen oder fördern. Der Vorgang ist in die Realität der elterlichen Gefühlswelt eingebettet.
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Väterliche und partnerschaftliche Gegenwart kann Frauen über hohe mütterliche Ambivalenz und unbewußte Verlustängste in dieser Phase hinweghelfen. Der Vater ist eben nicht nur für den Sohn dar, sondern zugleich für die gemeinsame Idee der Elternschaft. Seine emotionale Gegenwart ist wichtig dafür, daß es zu einem erweiterten Bild von Elternschaft im Kind kommt. Fehlt der Vater oder verleugnet er die Väterlichkeit, so wird eine die Desidentifizierung ängstlich oder herrschsüchtig ablehnende Mutter in die Lage gebracht, sich wie eine permanent mißlaunige und mit dem Schicksal hadernde alleinerziehende Mutter zu verhalten.....
Die Ablehnung des Vaters zeugt von ungestillter Vatersehnsucht
Es gibt zahlreiche Gründe dafür, warum Frauen den väterlichen Einfluß auf die Kinder begrenzen möchten. Zweierlei ist erkennbar. Einmal sind es enttäuschende Erfahrungen während der eigenen Kindheit. Der andere Komplex der Vaterzurückweisung basiert auf einer ungewissen weiblichen psychosexuellen Identität.
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Enttäuschte Mütter ziehen sich mit ihren Kindern in eine Enklave zurück, in der sie das verlorene Glück abermals suchen. An die Stelle des erwachsenen Partners setzen sie ihr Kind. Daß sie vom einst geliebten Mann enttäuscht sind, ist verständlich. Problematisch ist jedoch, wenn sie ihre Enttäuschungen nicht durch Trauer und Neuorientierung bearbeiten, sondern sie sich statt dessen im Alleinerziehen zu befreien versuchen. Den Kindern wollen sie eine Kindheit schenken, die ihnen ähnliche Erfahrungen als Erwachsene erspart. Sie lassen dann auch keine Gründe mehr gelten, damit die Kinder den Weg zum Vater suchen. Geschlechterspannung wird nämlich erst dann erlebbar, wenn nicht nur Vater und Mutter, sondern beide als Eltern wahrnehmbar sind. Das wäre nämlich der Zeitpunkt, zu dem das Weibliche als dem männlichen Geschlecht Entgegengesetzte sich erstmals als Entgegengesetztes wahrnehmen ließe. Egal wie zart die Wahrnehmungen der Kinder anfangs sein mögen. Erst wenn die Kinder sich dem Vater zuwenden können, werden sie die Mutter allmählich in ihrer Weiblichkeit erkennen. Wird ihnen der Weg zum Vater erschwert oder gänzlich versperrt, werden sie Mütterliches und Weibliches in seiner grundsätzlichen Differenz gar nicht oder nur unscharf erkennen.
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Psychische Differenzierungen in der kindlichen Entwicklung werden zusehends erschwert, wenn Mütter glauben und Väter akzeptieren, daß das Wohlergehen ihrer Kinder nur noch in der Identifikation mit der Mutter möglich sei. Alltagssprachlich formuliert heißt das: Alles was die Kinder brauchen, bekommen sie von der Mutter! Nach diesem Denken wäre es für Kinder nicht von Nachteil, wenn der Vater der Mutter die Erziehung grundsätzlich überließe und sich auf das Brotverdienen beschränkte. ....
Endlose Mutterbindung
Man wird bei den Bewertungen der primären Ablösung von der Mutter zwischen den Perspektiven des Kindes, der Frau und der Familie unterscheiden müssen. Alle Varianten, gleich wer sie vertritt, beanspruchen allerdings, allein vom Wohl der Kinder auszugehen.
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Zur dritten Variante zählt eine Besonderheit. Hier werden sohnesschädigende Handlungen der Mütter zwar eingeräumt, aber es heißt, daß die Mütter dafür nicht zur Verantwortung gezogen werden können. Die Rolle des Vaters gerät jedoch nicht in den Blick. Diese beiden Aspekte der dritten Variante sollen nacheinander untersucht werden.
Einfühlungsvermögen
Eine geschlechter- und familienpolitisch instrumentalisierte Version von kindlicher Desidentifikation wird von Anita Heiliger und Constance Engelfried vertreten. Sie bevorzugen ein Modell einer ?endlosen primären Identifikation?. Sie schlagen vor, daß Jungen bis ins Alter der Pubertät bei der Mutter verbleiben sollen, damit die Identifizierung mit ihr nicht abbricht. Sei das erst einmal sichergestellt, so sind nach Ansicht der Autorinnen alle Weichen dafür gestellt, daß Jungen die hoch zu schätzende Eigenschaft des Einfühlungsvermögens, eben der Empathie, ausbilden können. Man kann das auch umkehren. Viele Männer haben keine oder nur ungenügend Empathiefähigkeit entwickelt, weil sie in jeder Generation zu früh den Müttern entfremdet werden. Ihre Unfähigkeit, andere durch Einfühlung zu verstehen, hängt vom zu frühen Wechsel zum Vater ab. Die Fähigkeit, jenseits des gesprochenen Wortes andere durch Einfühlung zu verstehen, wird hier an eine den Vater ausschließende ungeschmälerte psychische Bindung an die Mutter geknüpft. So falle es Söhnen nun einmal schwer, in allzu großer Identifikation mit den ?patriarchalisch strukturierten? Vätern einfühlsam zu werden. Deshalb schlagen die beiden Autorinnen vor, daß erst in der Pubertät den Söhnen der Weg zur Identifikation mit dem Vater freigegeben werden sollte. Wenn man diese Perspektive wörtlich nimmt, dann müssen die Söhne nicht nur räumlich vom Vater getrennt werden, sondern es muß Vorsorge im Alltag getroffen werden, daß sie sich an seiner patriarchalisch strukturierten Männlichkeit nicht anstecken. Weil die Annäherung an den Vater sich aber nicht ewig verzögern läßt, muß nach diesem erziehungspolitischen Entwurf die Gesellschaft sich damit abfinden, daß die Hinwendung zum Vater mit der Pubertät sich nicht mehr verhindern läßt. Die dann einsetzende Identifikation mit der düster gezeichneten Affektschimäre ?patriarchale Männlichkeit? werde sich allerdings zu diesem späten Zeitpunkt weniger abträglich auswirken. Der Sohn sei nämlich durch die über 10 Jahre währende vermeintlich ausschließliche Bindung an die hell gezeichnete Affektschimäre ?positive Mütterlichkeit? gegen die destruktive Patriarchalität immunisiert. Die dominante feminine Identifikation des Mannes wird zum Gütesiegel politischer Männlichkeitsentwürfe erhoben.
So meinen die Autorinnen, nach dem sie das Streben des Sohnes als Schwanken zwischen dem männlichen Bösen und dem weiblichen Guten im Schlachtengetümmel der Identitätsfindung beschrieben haben: ?In der Abgrenzung (vom Vater) und der Identifikation mit der Mutter konnten sie (die Söhne) ein solches (patriarchales, G.A.) Rollenbild für ihre eigene Identität zunächst ablehnen.? Die Größenphantasie, die diese Illusion beflügelt, legt das neue Arrangement der Geschlechterverhältnisse in die Hände umbaufreudiger Frauen. Sie richten durch strategisch geleitete Erziehung ihre Söhne so her, daß der patriarchale Vater keine Herrschaft mehr über sie gewinnt. Die symbiotische Mutteridentifizierung gerät damit zum Modell für eine ideale Geschlechteridentität des Mannes. In dieser elternschaftspolitischen Vision wird es gar keine Identifizierung des Sohnes mit seinem Vater mehr geben. An deren Stelle tritt vielmehr eine feindselige Unterwerfung. Wenn der Sohn nach dieser Vision in der Pubertät zum Vater wechseln möchte, dann kann das nicht sein Wunsch sein, sondern allenfalls die unvermeidbare Unterwerfung unter sein tyrannisches Regiment. Sollte der Sohn - im Denken dieser Vision - sich vor dem Beginn der Pubertät der Welt des Vaters neugierig und unerwartet nähern wollen, so muß die Mutter das als Verrat an ihrem Gutsein empfinden. Der Sohn nimmt eine feindselige Haltung ein und verrät die antipatriarchalische Front, der er bis dahin stillschweigend und ungefragt als willfähriger Streiter zugeordnet war. Diese feindselige Vision von Elternschaft geht wie selbstverständlich davon aus, daß Töchter den Weg zum Vater erst gar nicht suchen, sondern bei der Mutter sich wie im Himmel auf Erden fühlen. Die Feindseligkeit gegen das Väterliche und die gleichzeitige Verherrlichung des Mütterlichen entspricht aber wohl kaum den Bedürfnissen der Söhne und Töchter. Das kann auch nicht anders sein, weil es sich hier nur um die psychische Rationalisierung eines nicht thematisierten Vaterhasses und dazugehöriger Elternfeindschaft handelt. Nach dieser Konstruktion haben Kinder entweder das natürliche, gesunde Bedürfnis bei der Mutter zu bleiben oder das Kind muß ?lenkend? vom ungesunden Vater ferngehalten werden. Damit werden den Müttern manipulative Aufgaben in der Kindererziehung zugewiesen. Diese werden damit gerechtfertigt, daß sie zur Abwehr und zur Zerstörung patriarchalischer Herrschaft nützlich seien. Im Dienste der guten Sache muß der Sohn funktionalisiert werden.
Im Wesentlichen sind damit alle Voraussetzungen für eine pathologisierende Familiensituation gegeben. Im Alltag wird der Sohn, der dann mit dem Unbewußten seiner Mutter identifiziert ist, als mütterliche Aggressivität wahrnehmen, was ihr als heilsamer Weg zu guter Männlichkeit dünkt. Statt seiner Neugierde nach dem Vater nachzugehen, wird der Sohn aus Angst, die Mutter durch geäußerte Wut zu verlieren, sich vom Vater zurückziehen. Er wird merken, daß wann immer er sich dem Vater zuneigt, die Mutter lieblos reagiert und sich wie eine Verratene aufführt. Das läßt den Sohn fürchten, daß die Mutter ihn ebenso hassen und entwerten könnte wie den Vater. Dem Sohn ist deshalb nicht nur der Zugang zum Vater verstellt. Er wird sich noch stärker auf die Mutter beziehen, weil er fürchtet, die zerstörerische Abneigung, die sie gegen den Vater hegt, könne auch auf ihn zukommen. Was einer Mutter in dieser Situation noch als die Liebe ihres Sohnes erscheint, kann dessen Angst und selbstschützende Unterwerfung sein; das Gegenteil von dem, was die Mutter sich eigentlich wünscht. Der Sohn wird sich zwar mit ihr identifizieren, aber es wird eine vorwiegend feminine Identifikation sein, die ihn Frauen furchtsam verstehen läßt, aber er entfernt sich dabei zusehends von seinen eigenen Wünschen. Vor allem darf er keine widerstreitenden Gefühle für die Mutter haben. Eine von Angst besetzte Identifikation mit der übermächtig sich gebärdenden Mutter erzwingt die Unterwerfung, die alles andere ist als die ersehnte Einfühlung. Im Erwachsenenalter wird dieser Sohn Frauen deshalb so gut verstehen, weil er sich fürchtet, daß sie ihm ihre Liebe entziehen, wenn er sie enttäuscht. Wer aus Furcht jedoch liebt, der haßt unbewußt den Geliebten.
...
(Heiliger`s) Konzept einer empathiefördernden Erziehung von Söhnen ist destruktiv. Danach wird von den Söhnen nämlich erwartet, daß sie sich mit der Abschätzigen gegenüber, der Enttäuschung mit sowie dem Neid auf die enttäuschenden Partner ihrer Mütter identifizieren. Die Vision der Autorinnen geht darüber noch hinaus. Die Söhne müssen die entwertete Männlichkeit ihrer Väter stereotyp verleugnen. Sonst haben sie wenig Chancen, die Zwangsidentifikation mit der Mutter über die Jahre aufrecht zu erhalten. Diese Identifizierung wäre von der mütterlichen Absicht getragen, den Sohn von der abgewerteten Männlichkeit fernzuhalten. Sie würde ihren Sohn nach ihrem Bilde schaffen. Der Sohn würde zum ?psychischen Klon? ihrer eigenen psychischen Repräsentanzen. Eine Klon-Vision wäre erreicht, wenn sich die mütterliche Imago vom idealen Mann in ihrem Sohn verdoppelt hätte. Je ähnlicher der Sohn der Mutter wird, um so besser wäre er geraten!
Was Heiliger und Engelfried als Kulturfortschritt im Kampf gegen das Patriarchat vorschwebt, ähnelt psychischen Biographien, die auf unaufgelöste frühe Bindungen und als Folge davon auf einen negativen Ödipuskomplex verweisen. Aber Empathie der Söhne kann gerade nur aus der sicheren Identifikation mit dem Vater und einer darüber ausreichend erfreuten Mutter entstehen. Die verschlingende Identifikation mit der Mutter hingegen, die dem Sohn das Glück der eigenen Entwicklung raubt, macht den Weg in Psychopathologien wahrscheinlich. Die Vision einer Vaterlosigkeit bis zur Pubertät ist der fruchtbare Boden der Frauenentwertung und der Ausgangspunkt dafür, daß Söhne im psychosexuellen Sinn keine Männer werden können. Sie können im Extremfall Frauen nicht begehren, weil sie der Intimität der Mutter sich nicht entziehen konnten. Intime Nähe und Unfreiheit bedingen einander. Diese Dynamik mag dem naiven Betrachter als große Gefühlsnähe erscheinen. Das mag sogar zum Modell vom Neuen-Vater gereichen, von dem erwartet wird, daß er seinen Kindern gegenüber mehr Zärtlichkeit zeigen möge. Aber gerade das Beispiel vereitelter Vateridentifikation läßt die intensive Gefühlswelt weniger vorbildlich denn abschreckend erscheinen. Denn nicht jede gefühlsintensive Bindung drückt bereits Empathie aus, sondern mitunter nur rituelle Affenliebe. Es kann sich dabei um eine Reaktionsbildung handeln, die so angelegt ist, daß Gutes und Harmonisches sichtbar werden, damit geradezu das Böse und Aggressive sich dahinter vollständig verbergen kann. Nicht alles was Nähe ausdrückt, zeugt auch schon von dieser. Sie kann vielmehr den Wunsch nach Distanz als ängstlich treibendes Motiv enthalten.
© 1999 Gerhard Amendt
Das Buch Vatersehnsucht. Annäherung in elf Essays, ist erschienen in der Publikationsreihe des Instituts für Geschlechter- und Generationsforschung Bremen und kann über jede Buchhandlung (ISBN 3-88722-452-3) bezogen werden. Ebenso über das IGG, Grazerstr. 2A, 28359 Bremen mit Scheck über DM 50.-
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*Es gibt KEINEN Grund für eine Nicht-Feministin, einem Mann, den sie liebt, KEINEN Kaffee zu machen!*