Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Großbritannien: Gleichstellungspflicht in der öffentlichen Verwaltung

Christian, Monday, 10.09.2007, 18:18 (vor 6676 Tagen)

Eines vorweg, für den Begriff "Gleichstellungsrecht" werden in Google 18900 Treffer angezeigt, für den Begriff "Gleichstellungspflicht" nur 54 Treffer angezeigt.


Seit April 2007 müssen alle öffentlichen Stellen in Großbritannien die Chancengleichheit von Männern und Frauen fördern und Geschlechter-diskriminierung und sexuelle Belästigung ausmerzen. Dabei liegt die Bringschuld dieser Pflicht zur Geschlechtergleichstellung ("Gender Equality Duty") bei der Institution, nicht bei der oder dem Einzelnen.

Ziel der "Gender Equality Duty" ist, bei öffentlichen Dienstleistungen den Bedürfnissen beider Geschlechter gleichermaßen gerecht zu werden. Dies gilt bei der Erbringung der Dienstleistungen, aber auch für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst selbst.

Öffentliche Dienstleistungen gewähren Frauen und Männern häufig nicht die gleichen Chancen, ihren Bedürfnissen nachzukommen. Unterschiede, die beispielsweise berücksichtigt werden wollen:

Männer besuchen seltener ihren Hausarzt als Frauen. Krankheiten werden oftmals später oder zu spät erkannt.
Frauen nutzen öffentliche Verkehrsmittel anders und aus anderen Gründen als Männer. Im Allgemeinen brauchen sie häufiger Zugang zu Betreuungseinrichtungen sowie Einkaufsmöglichkeiten. Stadtplanung, Straßen und öffentlicher Transport sind jedoch oft auf die Bedürfnisse von Berufspendlern ausgerichtet.
Die neue Regelung soll dies ändern. Behörden müssen ihre Dienstleistungen auf die Bedürfnisse beider Geschlechter zuschneiden, z.B. durch die Verbesserung der medizinischen Versorgung für Männer durch die Einrichtung von drop-in Kliniken am Arbeitsplatz oder bei Sportveran-staltungen. Oder die Verbesserung von Busstrecken für eine höhere Erreichbarkeit von Einkaufszentren und Betreuungseinrichtungen.

Alle öffentlichen Stellen müssen diese Pflicht zur Chancengleichheit erfüllen: Stadt- und Gemeinderäte, Schulen, Krankenhäuser, die Polizei und Regierungsstellen.

Dies gilt auch für ihr eigenes Personal. Behörden müssen sich z.B. folgende Fragen stellen:

Bekommen Frauen und Männer gleiches Entgelt für gleichwertige Arbeit?
Sind gleich viele Frauen wie Männer in der Institution beschäftigt?
Wie wird Personal rekrutiert und ist sichergestellt, dass bei der Auswahl der KandidatInnen Geschlechterbalance herrscht?
Kehren Frauen problemlos aus dem Mutterschaftsurlaub zurück?
Befragungen der Kunden und Beschäftigten sollen unzureichend befriedigte Bedürfnisse aufdecken. Behörden müssen ihre Dienstleistungen entsprechend anpassen. Größere Behörden müssen einen Aktionsplan entwickeln.

Auch für den privaten Sektor lohnt sich die Erfüllung der "Gender Equality Duty". Private Betriebe und Nichtregierungsorganisationen, die diese Kriterien erfüllen, können sich für öffentliche Aufträge bewerben.

http://www.boeckler-boxen.de/cps/rde/xchg/SID-3D0AB75D-BDA0FE20/boxen/hs.xsl/2102.htm

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