"Wir wollen die Hälfte der Macht!"
Elke Ferner, die stellvertretende Bundesvorsitzende der SPD, versäumt es selten, auf die Bedeutung der Gleichberechtigung hinzuweisen. "Ohne Gleichstellung der Geschlechter gibt es keinen Fortschritt im 21. Jahrhundert!", rief sie bei der Jubiläumsveranstaltung "100 Jahre Sozialistische Fraueninternationale. 100 Jahre in vorderster Reihe für die Gleichstellung der Geschlechter" nicht nur ihren Genossinnen zu, sondern ermahnte vor allem die Männer. POLIXEA Portal dokumentiert Ferners Stuttgarter Rede.
"(...) Vor 100 Jahren ging es : um die politische Teilhabe der Frauen, um das Stimm- und Wahlrecht für Frauen, um den Zugang zu Bildung insbesondere zu den Universitäten, um Selbstbestimmung und natürlich um die Gleichstellung der Geschlechter. Aber es ging auch um Fragen, die heute nicht an Aktualität eingebüßt haben: wie z.B. gleicher Lohn für gleiche Arbeit, Bekämpfung der Gewalt gegen Frauen, Einsatz für die Menschenrechte, Kampf gegen Armut, Frieden auf der Welt.
(...) Zwar haben die Frauen in den allermeisten Ländern formal die gleichen Rechte wie die Männer - die echte Gleichstellung der Geschlechter ist aber trotz aktiver Frauenförderpolitik und Gender Mainstreaming noch nirgendwo erreicht. Die Gleichstellung der Geschlechter kann nur mit den Frauen erreicht werden. Und sie kann nur dann erreicht werden, wenn patriarchalische Strukturen in Politik und Gesellschaft überwunden werden. Wir wollen, dass Frauen und Männer gleichermaßen .ihre Fähigkeiten und Talente in unserer Gesellschaft einbringen können.
Dazu ist notwendig, dass Frauen wie Männer den gleichen Zugang zu Bildung, den gleichen Zugang zu einer eigenständigen Existenzsicherung, die gleichen Aufstiegs- und Karrierechancen und die gleichen Möglichkeiten für politisches Engagement haben. Dazu gehört aber auch die partnerschaftliche Teilung der Sorge für die Kinder und hilfsbedürftige Familienangehörige. Kurz gesagt: wir wollen die Hälfte der Erde - die Hälfte des Himmels und die Hälfte der Macht! Nicht mehr - aber auch nicht weniger.
(...) Die Gleichstellung der Geschlechter muss sich auf alle gesellschaftliche Bereiche erstrecken - auch auf Wirtschaft und Wissenschaft. Wir sind hier im Haus der Wirtschaft zusammengekommen - aber wenn man sich die Zahl der Frauen in den Führungspositionen in der Wirtschaft ansieht, hat man den Eindruck, dass die deutsche Wirtschaft noch nicht im 21. Jahrhundert angekommen ist. In den Aufsichtsräten der 200 größten Unternehmen in Deutschland sind Frauen nur zu 7,8% vertreten. Bei den Vorstandposten sind Frauen noch schwächer vertreten. So ist in den 100 größten Unternehmen in Deutschland nur eine Frau im Vorstand. An diesen Zahlen wird deutlich, dass das Ziel der Gleichstellung der Geschlechter in der Privatwirtschaft noch in weiter Ferne liegt. Freiwillige Vereinbarungen bringen nichts, wir brauchen dringend eine gesetzliche Regelung! Norwegens hat in diesem Bereich Maßstäbe gesetzt.
(...) Liebe Genossinnen, Euer internationales Engagement für mehr Geschlechtergerechtigkeit ist eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Frauenpolitik. Die Vielfalt und die Kreativität der Frauen vor Ort geben uns die Kraft und das Durchhaltevermögen uns weiter für unsere gemeinsamen Ziele einzusetzen - denn: Ohne Gleichstellung der Geschlechter gibt es keinen Fortschritt im 21. Jahrhundert!"
http://www.polixea-portal.de/index.php/Main/Artikel/id/177819/name/Wir+wollen+die+H%E4lfte+der+Macht