Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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CosmosDirekt - telepathische Koordination!

Joe, Monday, 27.08.2007, 00:02 (vor 6690 Tagen) @ Beelzebub

Hallo
Beelzebub!

Es muß wohl Gedankenübertragung gewesen sein, denn vor ein paar Minuten hab ich Folgendes an den Deutschen Werberat gemailt - ohne zu wissen, daß Du dazu gepostet hast!

Vielleicht hat sonst noch jemand Lust, den werberat@werberat.de mit einer Beschwerde anzuschreiben!?

Grüße
Joe


An den Deutschen Werberat
e-mail: werberat@werberat.de

, 26.8.2007


Sehr geehrte Damen und Herren!

Betrifft: Beschwerde an den Deutschen Werberat über CosmosDirekt, "Neulich bei Familie Heller"

Hiermit lege ich Beschwerde ein gegen unten genannte Werbeeinschaltung (Video-Clip) der Firma CosmosDirekt, Unternehmensgruppe, Gemeinsamer Sitz aller Gesellschaften, Halbergstraße 50-60, 66101 Saarbrücken, Deutschland.
Die Einschaltung widerspricht n. m. E. deutlich und wesentlich den Richtlinien zur Selbstbeschränkung des Werberats.
Ich fühle mich durch diese Werbung als Konsument und EU-Bürger, der das WorldWideWeb benutzt, in meinem sittlichen Empfinden gekränkt und als Vater menschlich entwürdigt und moralisch beleidigt und glaube darüber hinaus, damit einem allgemeinen Empfinden der Verletzung des Anstandsgefühls durch die Einschaltung Ausdruck zu verleihen. Von meinem persönlichen Bekanntenkreis kann ich das mit Gewißheit behaupten. Insbesondere meiner Tochter und Kindern im allgemeinen möchte ich eine derartige, n. m. E. grob unethische und unmoralische, sogar durchaus zynische Werbung nicht zugemutet wissen.


http.//www1.cosmosdirekt.de
http://www.myvideo.de/watch/2166726

Titel:
Neulich bei Familie Heller

Transkript:

Tochter: (Spielt auf dem Fußboden mit einem Stoffpony)
Du Mama! Wenn Papa tot ist, kauf ich mir meinen eigenen Ponyhof.

Vater: (Sieht von der Zeitung auf) Schweigt.

Mutter: Moment, wenn Papa weg ist, kauf ich mir erstmal eine Finca in Mallorca.
(Streicht Mann mit Zeigefinger über die Nase.)

Vater: Schweigt.

Tochter: (?) Mais non ...(?) (beleidigt protestierender Tonfall)

-Sprecher wirbt für Lebensversicherung.-

Vater: Ich glaub, wir sind zu gut versichert.

(Ende des Transkripts)

Insbesondere beziehe ich mich im Detail auf ausgewählte relevante Zitate aus den Richtlinien des Deutschen Werberats.


ZITATE AUS DEN RICHTLINIEN DES DEUTSCHEN WERBERATS AUF http://www.werberat.de

...

Bei der Werbung mit Kindern und bei der Werbung, die sich speziell an Kinder wendet, sind insbesondere die nachstehenden Grundsätze bei der Gestaltung und Durchführung von Werbemaßnahmen zu beachten:
1. Sie sollen keinen Vortrag von Kindern über besondere Vorteile und Eigenarten des Produktes enthalten, der nicht den natürlichen Lebensäußerungen des Kindes gemäß ist.

Der Vorteil des Produktes Lebensversicherung tritt ein, wenn der Vater stirbt. Dabei ist der Zeithorizont von der Warte des Kindes aber nicht der statistischen Lebenserwartung des Vaters angepaßt, sondern auf "bald", einen Zeitpunkt, zu dem das Kind noch Kind ist, oder jedenfalls sich nicht als erwachsen mit einer eigenen Familie vorstellt, bezogen:

Die ausgesprochene Idee, einen eigenen Ponyhof zu kaufen, wenn der Vater tot ist, setzt die Erwartung voraus, daß der Vater bald sterben wird, bzw. sogar die Hoffnung darauf.

Es entspricht nicht den natürlichen Lebensäußerungen des Kindes und nicht den natürlichen Empfindungen und Bewertungen des Kindes, den baldigen Tod des Vaters in freudiger Voraussicht zu erwarten.

Ebenso widerspricht es dem natürlichen Empfinden des Kindes, den Tod des Vaters statt als leidvollen und Angst erregenden Verlust als Gewinn für sich selbst zu interpretieren. Zusätzlich und insbesondere ist es einem Kind fremd, dabei an einen finanziellen Vorteil zu denken.

Kinder verstehen sich, weiters, wie es der Realität auch entspricht, nicht als Käufer und Eigentümer von Immobilien, sondern wissen, daß ihre Eltern und andere Erwachsene diejenigen sind, die Wohnungen, Häuser oder Grundstücke kaufen und besitzen.

Ebenfalls ist es nicht kindgemäß, über die Höhe von Lebensversicherungen von den Eltern informiert zu werden, das wäre eine altersfremde, überfordernde Zumutung. Außerdem würden damit die Generationsgrenzen in der Familie mißachtet werden, was identitätsverwirrend und entwicklungsstörend wirkt.

Kinder sind für die Familienfinanzen nicht zuständig und werden daher auch von vernünftigen und verantwortungsvollen Eltern nicht näher damit befaßt.


In der kommerziellen Werbung dürfen Bilder und Texte nicht die Menschenwürde und das allgemeine Anstandsgefühl verletzen.

Der Text und die Bilder der gegenständlichen Werbeeinschaltung im WorldWideWeb auf der Seite "CosmosDirekt - Risiko-Lebensversicherung" unter http.//www1.cosmosdirekt.de vermitteln n. m. E. eine brüskierende und schockierende Verletzung der Menschenwürde und des allgemeinen Anstandsgefühls in einer atmosphärischen Qualität, die haarsträubende Mißachtung für die Werthaltungen des Betrachters ausdrückt.

Insbesondere darf Werbung - gerade gegenüber Kindern und Jugendlichen - nicht den Eindruck erwecken, dass bestimmte Personen minderwertig seien oder in Gesellschaft, Beruf und Familie willkürlich behandelt werden können.


Es wird der Eindruck erweckt, als wäre der Vater minderwertig gegenüber der Mutter und dem Kind: Sein Tod und - daher - sein Leben erscheinen unbedeutend angesichts des in Aussicht stehenden Gewinns und Vorteils für die anderen Familienmitglieder, seine Existenz und sein Schicksal erscheinen als bloßes Mittel zum Zweck der Wunscherfüllung jener, deren Lebensfreude und Lebensgenuß als solche wertvoller und wichtiger sind als selbst die Frage seines Lebens oder Sterbens.

Zugleich wird der Eindruck erweckt, als könne der Vater in der Familie willkürlich behandelt werde, indem das Kind und die Mutter sich über ihn unterhalten, als wäre er gar nicht anwesend und er dürfe ernstgemeint (vom Kind) oder ironisch gemeint (von der Mutter) herabgewürdigt werden zu einem unpersönlichen Aspekt, einer bloßen Rechengröße in der Diskussion über die mögliche Verwirklichung materieller Wunscherfüllung und materieller Lebensentwürfe der anderen Familienmitglieder.


Vor allem dürfen keine Aussagen oder Darstellungen verwendet werden,

* die Personen wegen ihres Geschlechts, ihrer Abstammung, ihrer Rasse, ihrer Sprache, ihrer Herkunft, ihres Glaubens, ihrer politischen Anschauung, ihres Alters oder ihres Aussehens diskriminieren

Der Vater wird wegen seiner Vaterrolle diskriminiert, die originär an sein Geschlecht gebunden ist in Relation zum Geschlecht der anderen erwachsenen Person, der Mutter, sowie an sein relatives Alter zum Kind: Er ist das schweigende Objekt, das nicht Person sondern Thema und Instrument ist, weil er kraft der Funktion als finanzieller Familienerhalter, d.h. auf der Grundlage der klassischen Vaterrolle, durch seinen von den anderen als initiative Subjekte besprochenen Tod für jene gewinnträchtig werden kann, bzw. sogar (in der emotionalen Dringlichkeit der Vorwegnahme der erstrebenswerten Konsequenzen seines Todes) möglichst bald soll.

* die Gewalt oder die Verharmlosung von Gewalt gegenüber Personen enthalten

Die Auswirkung höherer Gewalt, ein vorzeitiger Tod, den der Vater erleiden könnte, wird verharmlost, als ob sein Sterben als solches nichts Gewichtiges sondern nur als Bedingung für den finanziellen Gewinn anführenswert wäre.

* die den Eindruck erwecken, Personen seien käuflich zu erwerben

Es wird der Eindruck erweckt, der Vater sei - mit negativem Vorzeichen - käuflich, nämlich verkäuflich und eigentlich schon verkauft wie eine Ware bei einem Warentermingeschäft, das er für Frau und Kind abgeschlossen hat; als habe er sich selbst an sie verkauft und wäre bereits ihr Eigentum, ein von ihnen bei der Versicherung einlösbarer Schuldschein, dessen Einlösbarkeit an den Sterbetermin gebunden sei.

* die den herrschenden allgemeinen Grundüberzeugungen widersprechen ...

Der Tod ist ein Thema, das mit besonderer Feinfühligkeit und Achtung, keinesfalls mit ironischer bis zynischer Flapsigkeit und billigen Schockeffekten um des geschäftlichen Vorteils und der Absatzsteigerung für irgendwelche Produkte zu thematisieren ist. Der Tod des Vaters als lapidares Streithema um den daraus zu ziehenden Vorteil zwischen Kind und Mutter in einer Familie widerspricht der Grundüberzeugung, daß Kindern vermittelt werden sollte, die Eltern als sie liebende und für sie sorgende Vertraute zu achten, anstatt sie als verwertbare Objekte zur Erfüllung eigener Wünsche - sogar um den Preis ihres Todes - in ihren Phantasien zu entwürdigen.


Eine zusätzliche Illustration des Geistes, aus dem die Werbeeinschaltung stammt, scheint im folgenden Zitat auf.

Ein Antwortschreiben auf eine Beschwerde direkt an die Firma CosmosDirekt, von dem ich über einen Bekannten (der seine Anonymität gewahrt wissen möchte) Kenntnis erhielt, beinhaltete laut seiner Angabe folgenden Text:

CosmosDirekt greift in ihrer neuen Werbekampagne bewusst das Tabu-Thema Tod auf. Der
Tod ist, auch innerhalb des engsten Familienkreises, ein Thema, über das nicht gesprochen
wird. Entsprechend gering ist hier die Absicherung insbesondere von Eltern, wie eine aktuelle
Studie der forsa Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen mbH, zeigt: 43%
der befragten Mütter und Väter, und insbesondere 66% der Alleinerziehenden, sind nicht
ausreichend für den Todesfall abgesichert.
Der Werbespot zur Risiko-Lebensversicherung zielt darauf ab, mit diesem Tabu-Thema zu
brechen und damit die Diskussion zum Thema Absicherung im Todesfall anzustoßen.

Die Inszenierung der neuen Kampagne ist darüber hinaus stark stilisiert und schafft eine eher
künstliche Welt der Familie Heller. In dieser inszenierten Welt scheut sich die smarte und
souveräne Familie Heller daher auch nicht davor, ein so heikles Thema wie Tod und Vorsorge
für die Hinterbliebene in pointiert erzählten Dialogen aufzugreifen.


Diese Rechtfertigungen kann ich nicht gelten lassen. Sie sind n. m. E. als bloße Ablenkung von der Konfrontation mit der Kritik an den anstandswidrigen, herabwürdigenden und diskriminierenden Inhalten der Werbung und als demagogische Ausrede zu werten.

In der Hoffnung auf Behandlung dieser Beschwerde und jederzeit für Rückfragen unter meiner oben angegebenen e-mail- oder Postadresse zur Verfügung, verbleibe ich

mit freundlichen Grüßen


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