Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Neues Gutachten i. A. des Frauenministeriums zu "Kinderdeponien"!

Referatsleiter 408, Zentralrat deutscher Männer, Tuesday, 10.04.2012, 11:55 (vor 5003 Tagen)

Marginale Effekte

Kinder von Alleinerziehenden sind häufiger blöd und dick, deswegen sollen sie möglichst früh in die Kita. Nein – so sagt es die neue Studie zu Alleinerziehenden natürlich nicht wörtlich – das ist aber gemeint.

Druckfrisch präsentierte am Donnerstag das Familienministerium eine Studie, wonach Kinder von Alleinerziehenden unheimlich vom frühen Besuch in einer Kita profitieren würden. Vor allem diese Kinder, die anderen natürlich auch. Gut, dass wir uns so anstrengen, endlich mehr solcher Plätze zu bauen. Das Papier zeigt aber vor allem dies: Wieder einmal werden Alleinerziehende pauschal in einen Topf geworfen, die angeblich positiven Effekte sind marginal und profitieren würde vor allem die Wirtschaft.

Traumziel Frauenvollbeschäftigung
Mit Studien ist es so eine Sache, am besten nähert man sich den Ergebnissen mit den Fragen: Wer hat sie erstellt, wer hat sie bezahlt und vor allem: Qui bono? Wem nützt sie? Allein schon die Tatsache, dass sich die Hälfte der zusammengestellten Daten mit Hochrechnungen beschäftigt, wie viele Alleinerziehende Vollzeit arbeiten könnten und wie sich die Investitionen in Kitas ökonomisch rechnen würden, macht stutzig. Wörter wie Rendite, ökonomischer Nutzen, Kosten-Nutzen-Analysen lassen wahrlich nicht vorrangig das Kindeswohl im Vordergrund stehen. Auch nicht die Tatsache, dass ein Wirtschaftsinstitut das Dokument erstellt hat.

Allein das Wort „Studie“ verwischt oft bereits die Grenzen zwischen wissenschaftlichen Erkenntnissen und der Hochrechnung von Wahrscheinlichkeiten. Auch in der aktuellen Studie des Institutes der deutschen Wirtschaft (sic!) Köln im Auftrag des Familienministeriums und des Deutschen Roten Kreuzes ist dies der Fall. Einerseits werden Zahlen gesammelt oder einfach aus fremd erstellten Studien zitiert – die als Wahrheit prophezeiten Veränderungen durch einen Kitabesuch werden aber hochgerechnet und mit Wahrscheinlichkeiten versehen. Drei Begriffe fallen beim Lesen des Dokumentes auf – „marginal“, „könnte“ und „nicht signifikant“. Man findet sie allerdings nicht in den eifrig erstellten Pressemitteilungen und Zusammenfassungen, man muss schon das ganze Dokument lesen – wer tut das schon? Und so ist die Pressemitteilung zu so einem Dokument nichts anderes, als der Anspruch der Deutungshoheit über die Zahlen – sollen sich Zweifler doch erst mal durch das Kleingedruckte quälen.

Am Anfang steht ein Fakt. Ja sicher, Alleinerziehende – dabei sprechen wir in der Regel von Frauen – sind überproportional von Armut bedroht, ihre Kinder damit auch. Doch die Lösung des Problems ist hier nicht etwa wissenschaftlich erarbeitet, sondern vorgegeben: Alleinerziehende sollen mehr Vollzeit arbeiten, damit aus der Armut raus und schon ist alles in Butter. Dazu kommt man auch noch dem Traumziel Frauenvollbeschäftigung näher, Hosianna. Offen bleibt die Frage, ob es auch andere sozialstaatliche oder gar gesellschaftliche Lösungen gäbe, um die Armut dieser Familien zu lindern oder gar im Vorfeld zu verhindern. Diese Fragen werden weder gestellt noch erörtert.

Endziel Gymnasium
Das gesteigerte Kindeswohl und der positive Effekt hat in der Studie vor allem einen Gradmesser: den späteren Gymnasialbesuch der Kinder. Demnach würden mehr Kinder Alleinerziehender ins Gymnasium kommen, wenn sie länger als ein Jahr eine Kita besucht haben. Das tut die überwältigende Mehrheit der Kinder übrigens sowieso und das sogar drei Jahre lang.

Dabei hat die Prognose schon einen Anfangsfehler: Man argumentiert, wie leider sehr oft, mit Erhebungen und Wahrscheinlichkeitsrechnungen auf Grundlage von Statistiken zu Kindern zwischen drei und sechs Jahren – begründet damit aber eine Fremdbetreuung von Kindern ab einem Jahr. In zwei Jahren kann viel geschehen. Kinder lernen in dieser Lebensphase laufen – oder auch nicht. Sprechen – oder auch nicht. Sie sind emotional leicht zu stressen – vor allem durch die Trennung von den Eltern. All das wird ausgeklammert und stattdessen pauschal vorausgesetzt, dass Bildung und Förderung besser in einer Einrichtung als zu Hause geschehen würde. Und weil man eben noch gar keine statistische Erfassung hat, wie die schulische Laufbahn eines Kindes sich entwickelt, das bereits mit einem Jahr in die Kita kam, werden auch hier einfach Schätzwerte hochgerechnet. Es sind nur Projektionen und die Studie spricht wörtlich von „resultierenden marginalen Effekten“ durch einen frühen Kitabesuch.

Das hindert die Macher jedoch nicht daran, mit diesen Marginalien weiter zu rechnen und zu dem Ergebnis zu kommen, dass sich die Zahl der Gymnasialbesucher aus Alleinerziehendenhaushalten verdoppeln könnte. Ja könnte, da ist es wieder. Zu dem erhöhten Prozentsatz an Gymnasialschülern nach erfolgreicher Kitalaufbahn sagt die Studie wörtlich: „Allerdings ist der Schätzwert mit einem Standardfehler von 0,08 sehr unsicher und statistisch nicht signifikant.“ Aha, statistisch nicht signifikant. Hatte ich in der Pressemitteilung nicht gefunden.

Aber mal ganz davon abgesehen: Sind denn Kinder, die eine Realschule, eine Hauptschule oder eine Gesamtschule besuchen, alle per se am Leben gescheitert? Haben wir neuerdings das Endziel Gymnasium für alle? Seltsamerweise wird nämlich an anderer Stelle und ganz im Gegenteil immer die Auflösung des dreigliedrigen Schulsystems gefordert, wenn es um die Chancen von bildungsfernen Kindern geht, die man lieber gemeinsam mit allen anderen beschulen würde. Dann ist ja gut, dass wir noch nicht alle Gymnasien abgeschafft und in Gesamtschulen umgewandelt haben, wir hätten sonst gar keine hübschen, statistischen Zahlen mehr.

Echte Konfrontationstherapie
Pauschalisierend und diskriminierend ist zudem, dass so getan wird, als seien alle Alleinerziehendenhaushalte per se unglücklich, bildungsfern und das Kindeswohl vernachlässigend. Vereinfacht gesagt: Ihre Kinder sind häufiger dick und blöd und deswegen muss das mal jemand machen, der sich wirklich damit auskennt. Damit ist klar, Kinder haben in der Kita mehr Bildung, mehr Freunde, mehr Spaß und kommen mit höherer Wahrscheinlichkeit aufs Gymnasium, als wenn man sie in der Obhut ihrer überforderten Mütter belässt. Es ärgert mich, auch wenn ich selbst nicht alleinerziehend bin. Denn Bildungsferne und Vernachlässigung kommt in allen Familienformen vor. Ja, selbst Akademikerhaushalte können ihre Kinder verwahrlosen lassen – und sei es nur emotional.

Am ärgerlichsten finde ich jedoch in der Presseerklärung zur Studie den Hinweis, Betreuungseinrichtungen würden es den Kindern darüber hinaus erleichtern, „mit der Trennung ihrer Eltern zurechtzukommen“. Nein, das ist kein Scherz. Der Trennungsschmerz wird also dadurch verarbeitet, dass jetzt nicht nur – in der Regel – der Papa weg ist, sondern durch Vollzeiterwerbstätigkeit den ganzen Tag auch noch die Mama. Ja, das macht bei Einjährigen sicher Eindruck. Das nenne ich mal eine echte Konfrontationstherapie. Übrigens, wie man zu dieser positiven Voraussage kommt, dazu steht in der ganzen Studie kein Wort.

Link zum Beitrag von Birgit Kelle

Website des IW Köln (Ersteller des Gutachtes i. A. d. BMFSFJ)

Gutachten als PDF

Anmerkung:

Mit einem Hauch von "Wissenschaftlichkeit" versucht man Frauen zu 100% in den Prozess der Wertschöpfung zu integrieren und die Familienentkernung zu vollenden. Nicht nur, dass mit staatlicher Hilfe die Väter längst weg sind, jetzt geht es den Frauen selbst an den Kragen. Fort mit den Kindern in Säuglingsdeponien und Verwahranstalten. Die Argumentation ist hahnebüchend, das Endziel klar erkennbar für die, die es erkennen wollen und können. Lohnschreiber im Auftrag der Regierung.

--
Eine FeministIn ist wie ein Furz. Man(n) ist einfach nur froh, wenn sie sich verzogen hat.

Die führende Rolle der antifeministischen Männerrechtsbewegung hat von niemanden in Frage gestellt zu werden!

Neues Gutachten i. A. des Frauenministeriums zu "Kinderdeponien"!

pappi, Tuesday, 10.04.2012, 14:03 (vor 5003 Tagen) @ Referatsleiter 408

Marktlücke leider zu spät entdeckt. Wenn ich nochmal die Wahl hätte, dann würde ich Gutachter werden. Das scheint derzeit ein einträglicher Job zu sein. Ich habe den Eindruck, dass die auch bloß so tun, als ob sie Ahnung hätten und diejenigen, die Gutachten in Auftrag geben, scheinen überhaupt keine Ahnung mehr zu haben. Ich las heute über Gutachten, die den Mangel an Lehrerinnen und Erzieherinnen ermittelt haben. Ja, meine Güte, das muss doch die Leiterin einer solchen Einrichtung auch allein ausrechnen können. Und wenn dann die Oberleiterin alle Rechnungen der kleinen Leiterinnen zusammenzählt, dann hat sie doch wenigstens was fürs feste Gehalt getan. Ich würde, wenn jemandin ein Gutachten für irgendetwas erstellen lässt, deren Gehalt kürzen. Und zum angeführten Gutachten über die Kinder von AE-Müttern: Das Gutachten wurde zur Bestätigung der "herrschenden Meinung der Politikerkaste angefertigt". Das Ergebnis wurde genau so gebraucht für die Verdummung. Ich kenne genau die umgekehrte Entwicklung solcher AE-Kinder bzw. die ähnliche Entwicklung von Kindern, die VME-Kinder sind (VME = Vater-Mutter-Erziehung.
Leider: Wer es zufällig liest und keine Ahnung von der Materie hat, der glaubt diesen Unsinn schließlich noch.

Neues Gutachten i. A. des Frauenministeriums zu "Kinderdeponien"!

Wolfgang A. Gogolin ⌂, Hamburg, Tuesday, 10.04.2012, 14:10 (vor 5003 Tagen) @ Referatsleiter 408

... jetzt geht es den Frauen selbst an den Kragen ...

Die Damen wollten und wollen es unbedingt so. Das ist ja nicht nur negativ - als Folge wird es irgendwann ein Ende haben mit der verbreiteten Seuche weiblicher Unterhaltsabzockerei.

Und es schafft Arbeitsplätze in der Zukunft, denn die Kinder aus den Deponien werden viele Psychologen brauchen ...

Viele Grüße
Wolfgang

Neues Gutachten i. A. des Frauenministeriums zu "Kinderdeponien"!

satyr, Essen, Tuesday, 10.04.2012, 15:56 (vor 5003 Tagen) @ Wolfgang A. Gogolin

die Kinder aus den
Deponien werden viele Psychologen brauchen ...

Und die Leute in deren Umgebung erst... angefangen natürlich bei der Mutter, die sich heftigst für das Kind aufgeOPFERT hat.

Vollendung der Zerschlagung von Familien

Lupo, Tuesday, 10.04.2012, 14:12 (vor 5003 Tagen) @ Referatsleiter 408

Seite 15:

Eine zentrale Dimension des kindlichen Wohlergehens ist die Frage, wie gut Kinder auf die Zukunft vorbereitet werden. Bildung hat eine hohe Bedeutung für Wohlstand und Zufriedenheit des einzelnen (Anger et al., 2006, 2011; Anger/Seyda, 2006; Seyda, 2009; Schlotter/Wößmann, 2010) und ist ein wesentlicher Indikator für das „well-becoming“, also der Frage nach den Zukunftsaussichten der Kinder.

Untersucht man die Effekte von Ganztagsbetreuung auf die Kinder Alleinerziehender, so stellen sich drei Fragen im Hinblick auf ihre Bildung und Ausbildung:

- Welche Bedeutung haben die Bildung der Eltern und die Familienform für die Bildung von Kindern (von Alleinerziehenden)?
- Welchen Effekt kann in diesem Zusammenhang die frühkindliche Bildung bewirken?
- Welchen Beitrag können die Betreuung von unter 3-Jährigen und Ganztagseinrichtungen leisten?

Scheinbar ist es das erklärte Ziel, Kinder, unter dem Aspekt des Kindeswohls, frühstmöglichst aus jedweder familiären Struktur herauszulösen.

Am "Wohlfühlverhalten" will man diesen Aspekt festmachen. Ein Kind in den Slums von Kapstadt wird sich in der Nähe seiner Eltern, trotz der Rahmenbedingungen, ganz sicher wohlfühlen. Genauso ein Kind, was man vom ersten Tag an prügelt. Auch das wird sich "wohlfühlen", wenn es einmal 14 Tage nicht geschlagen wird.

Hier aber will man die Familienzerschlagung vollenden, indem man nun den Menschen suggeriert: "Deinem Kind gehts gut, wenn es nicht von Vater und Mutter beeinträchtigt wird!"

Das sich das Frauenministerium um die Schaffung und Erhaltung von Familien müht, kann nun wirklich nicht mehr behauptet werden!

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