Grundsätzliches Problem der Feministinnen
Der Nachteil von Biografien ist, dass sie von Leuten geschrieben werden, die ein Fan der Person sind, deren Leben sie beschreiben. Negative Eigenschaften erkennt man bestenfalls zwischen den Zeilen, und über sexuelle Vorlieben wird gar nicht geschrieben. Daher sind Biografien eher langweilig. Aus Sparsamkeit beschränke ich mich zudem als Quelle auf unsere Stadtbibliothek, die von Frauen geführt wird und für die Biografien von Leuten wie Eric Clapton offenbar bereits zu schmuddelig sind, als dass sie dort Aufnahme fänden. Aber immer noch besser als gar nichts zu lesen während der langen Standzeiten im Taxi.
Nun habe ich diese über Alexandra David-Neel gefunden, der „Leuchte der Weisheit“, wie sie in Tibet genannt wurde, deren Lebensgeschichte perfekt ins Programm der Bibliothek passt: Ihre Abneigung gegen Männer und Sex beginnt früh:
"Alexandra, die beim Wickeln zuschaut, stellt fest, dass er etwas hat, was ihr fehlt. Sie hätte zu ihrem kleinen Bruder das gleiche sagen können, wie jene Engländerin, die ihren Mann betrachtet, während er ein Bad nimmt: >Darling, Sie wären göttlich ohne dieses Ding zwischen den Beinen.«
Diese Abneigung gegen den Mann und sein Glied wird Alexandra mit ins Grab nehmen. Als Hundertjährige noch, wenn Männer bei ihr zu Besuch waren, forderte sie nach deren Weggang ihre Haushälterin auf, unverzüglich das Fenster zu öffnen, um den schrecklichen Tiergeruch zu vertreiben. Sowohl für die fünfjährige als auch für die hundertjährige Alexandra riecht der Mann nach Raubtier." (21)
"Sie beschuldigt den Mann aller Leiden, die eine Frau zu erdulden hat, ergo muss man ihn loswerden. Die Frau muss den Mann mit Verachtung strafen, was bedingt, dass sie jungfräulich bleibt." (170)
Das Raubtier Mann ist aber nun mal da, und so macht sie das Beste daraus, indem sie ihn für ihre Interessen benützt. Sie bleibt nicht jungfräulich, sie heiratet einen gut verdienenden Ingenieur, Philippe Neel, mit dem sie nur kurze Zeit zusammen lebt und von dem sie sich dann ihre langen Reisen durch Asien finanzieren lässt. Dort findet sie einen Mann, mit dem sie leben kann: ihr Adoptivsohn, der gleichzeitig ihren "Boy" ersetzt, für den sie bis dahin Lohn fürs Kochen und Putzen zahlen musste:
"Der einzige Mann in ihrem Leben, den sie in ihrer Nähe dulden und den sie zu absoluter Keuschheit verurteilen wird, ist Lama Yongden, ihr Adoptivsohn, der mit einer gewissen Wehmut einem seiner Freunde in Digne anvertraut hat: Ich werde jungfräulich sterben, meine Mutter will nicht, dass ich eine Frau kennen lerne." (170)
Einem anderen Menschen etwas aufzwingen, was er nicht selbst möchte, ist sicher nicht im Sinne des Buddhismus, den sie auf ihren Reisen so eifrig studiert und aufgrund deren Kenntnis sie berühmt wird.
Mit der Ernährung war sie anscheinend auch nicht im Reinen. Als sie in Indien die scharfe Kost nicht verträgt, verzichtet sie auf Fleisch:
"Alexandras Verzicht auf Fleisch hat nicht allein gesundheitliche Gründe, sondern ist auch auf die strikte Einhaltung einer buddhistischen Vorschrift zurückzuführen, die es verbietet, das Fleisch eines Tieres zu essen, welches man nicht selbst getötet hat." (192)
Und Tiere darf ein Buddhist nicht töten, nicht mal einen Regenwurm. Trotzdem war Alexandra zeitlebens keine Vegetarierin. Als Hundertjährige sagt sie in einem Interview:
"Ich habe einen guten Appetit, ich esse alles. Nein, ich bin nicht Vegetarierin, warum? Ich würde nie verlangen, dass man ein Tier tötet, damit ich meinen Hunger stillen kann. Doch wenn das Tier bereits ohne mein Zutun getötet worden ist, nun, dann esse ich mit Vergnügen davon." (511)
Solange man ein Tier nicht selbst tötet, hat man also für das eine wie für das andere einen passenden Vorwand. Vielleicht hat jener Naldjorpa, ein dreckstarrender, mystischer Asket, dem man magische Kräfte zuschreibt, sie ja richtig gesehen:
"Kaum hat der Naldjorpa Alexandra erblickt, bricht er in Gelächter aus und fragt: "Was hat denn dieses dumme Huhn hier zu suchen?" (202)
In Alexandras Einschätzung der Großen dieser Welt, zu denen man sie wohl auch zählt, gebe ich ihr jedenfalls recht:
"Was für ein kollektiver Wahnsinn! Was für ein Irrenhaus ist doch diese Welt! Die Großen – armselige Hampelmänner allesamt, lächerliche Marionetten und nicht mehr." (249)
Das grundsätzliche Problem von Feministinnen ist eindeutig psychischer Natur.