Nein!
Schon der Begriff "Feminismus" spielte in der DDR keine Rolle, die Genossen bevorzugten das Wort Gleichberechtigung, auch "Emanzipation der Frau".
In der DDR war Abtreibung etwas völlig normales. Eine große Diskussion
darüber gab es nicht.
Das ist insofern unrichtig, als zumindest die Kirchen Widerstand leisteten; die Gewissensfreiheit für Ärzte, also das Recht Abtreibungen nicht durchführen zu müssen, war durchaus ein Thema.
Genau so eine Scheidung. Völlig problemlos.
Richtig.Aber auch da gab es wesentliche Unterschiede zum real existierenden Feminismus. Scheidung war kein lohnendes Geschäft, sie kostete ein paar Mark, Ehegattenunterhalt spielte eine sehr untergeordnete Rolle, dem Streben der Frauen, sich auf diese Weise der Produktion zu entziehen, war ein Riegel vorgeschoben."Väterrechte" existierten faktisch nicht, Väter wurden an der Produktions- und Klassenfront gebraucht. Dort sollten sie sich nach dem Willen der Partei-und Staatsführung nützlich machen, auf den Gedanken sie als Hilfsdödel sich selbst verwirklichender Frauen zu überlassen, kam niemand. Eines der Merkmale, die den real existierenden DDR - Sozialismus vom real existieren Raubzeugfeminismus unterscheidet.
Entlastung der Frau durch Kindergrippe war kein Thema.
In öffentlichen Verlautbarungen nicht. Tatsächlich konnten und sollten Familien ihre Kinder dem staatlichen Erziehungssystem überlassen. Dieses Streben entsprang jedoch nur sehr begrenzt der Befriedung frauenemanzipatorischer Wünsche und feministischen Gedankenwirrwarr schon gar nicht; vielmehr trug es in erster Linie dem Hunger der Betriebe nach Arbeitskräften Rechnung. In zweiter Linie kindliche Erziehung auf Parteilinie. Vielleicht war es auch umgekehrt.
Dennoch waren Kinderkrippen, Kindergärten (nicht KITA!!!)und Schulhorte sehr wohl im Volke, besonders bei Frauen ein Thema, so sehr, dass sich heimlich staatliche Institutionen mit diesem Thema statistisch befassten. Zu Tage trat: Nicht wenige Frauen favorisierten Teilzeitarbeit, waren mit dem sozialen und "gesellschaftlichen" Druck zur Arbeit unzufrieden; begrenzte Motivation also.
Wäre es dem westlichen Feminismus ernst mit freier Selbstbestimmung, menschlicher Emanzipation,beschäftigte er sich mit jenen Erkenntnissen. Er müsste erstaunliche Erkenntnisse ertragen lernen.
Freilich erwarte ich vom Feminismus nichts anderes als Wissensresistenz. Aber dass alle Parteien im einig Vaterland,alle!!! sich angesichts Quotendebatte und Ganztagsbetreuung standhaft weigern, auf einen Erfahrungsschatz zurückzugreifen, über den so allein Deutschland verfügt, sollte jeden ernsthaften Menschen aufmerken lassen.
Für die Frau gab es den "Haushaltstag" (Arbeitsfreier Tag für Frauen).
Wohl wahr.aber so einfach, wie es anscheint, liegt die Sache nicht. Einerseits kann sie als ein Indiz für die kleinbürgerliche Vorstellungswelt der Funktionäre gelten, für die die Frau eben doch zum Haushalt gehörte. Zum anderen als eine Konzession an Forderungen der "alten Genossen und Genossinnen", die noch unter Produktionsbedingungen zu Kaisers Zeiten schuften mussten. Haushaltstage sollten auch das Engagement der SED für die Wertschätzung der Familie belegen. Was in Wahrheit dahinter stand, ist eine andere Sache.
Auch das kommt hinzu: Selbstverständlich fristete in der DDR eine verschwindend kleine Minderheit jener Frauen, die ihr Geschlecht unter dem Mantel der Gleichberechtigung zu privilegieren wünschten, ihr würdeloses Dasein. Es waren oft Funktionärinnen des "Demokratischer Frauenbund Deutschlands", der zwar rund 21% DDR-Frauen über 18 Jahren als Mitgliederrinnen vorweisen konnte, aber von ähnlicher politischer Bedeutung war, wie die Gewerkschaft und die Blockparteien. Wobei der DFD wohl über noch mehr Karteileichen verfügte, als andere gesellschaftliche "Massenorganisationen", die "deutsch-sowjetischen Freundschaft" zum Beispiel.
Bei all den anderen 79 % Frauen, die sich dem Frauenbund verweigerten, waren die "Emanzen", die "ganz Fortschrittlichen" nicht eben gut angesehen. Obwohl die Frauenreserve der Partei vom Denken und Fordern westdeutscher FeministInnen meilenweit entfernt waren.
Zurück zum Haushaltstag: Akzeptierte das Volk den Haushaltstag als "familienpolitische Maßnahme" durchaus , so murrte es, wenn - ab eines bestimmten Alters (45?)- auch alleinstehende Frauen in den Genuss des Hausarbeitstages kamen. Beim Haushaltstag deutet sich trotz inkonsequenter ideologischer Unterfütterung ein weiterer fundamentaler Unterschied zum westlichen Feminismus an.
Der DDR - Staat zeigte keinerlei Interesse an der Zerstörung traditionell funktionierender (Proletarier-) Familien. Trotz sehr leicht zu erlangener Scheidung unternahm er viel für den Erhalt der Familie. Erinnert sei nur an erhebliche zinsfreie (!) Kredite für junge Familien, die per Kindergebären abgestottert werden konnten. 3 Kinder- und die Sache war erledigt. Nicht zu vergessen die unsäglichen Parteiverfahren oder Ivinitativen der Arbeitskollektive wegen Verletzung der "sozialistischen Moral". Zu denen auch "außerehliche" Verhältnisse zählten.
Wie wurde das in der DDR erreicht, wenn dazu bei uns angeblich ein Heer
von Feministen erforderlich war?
Weil sich die DDR-Staatsführung und die sie tragende Partei vom Feminismus dem Wesen nach unterscheiden. Staatsziel der DDR war der Aufbau des Sozialismus und Kommunismus, einer egalitären Gesellschaftsform ohne nennenswertes Eigentum und Privatvermögen. Dieses heilige Ziel rechtfertigte jedes unheilige Mittel. Dazu zählt natürlich auch die Zerstörung gewachsener Traditionen, bürgerliche Traditionen. Doch fand die Zerstörung auch Grenzen: Die generelle Abwertung des Männlichen stand - beispielsweise- nie auf der Agenda der Agitation, man wusste, was man an ihr hat. Zerstörung "männlicher Stereotypen und neue Rollenzuweisungen" - das ahnten die Genossen - hätten dem "Aufbau des Sozialismus" menschliche Ressourcen entzogen, die das Unvermögen der DDR-Wirtschaft noch eher und noch deutlicher an Tag gebracht hätten. Und: Männer und Frauen waren immerhin Klassengenossen, die Frauenfrage ein Nebenwiderspruch, der sich mit der Abschaffung der Klassen, namentlich der bürgerlichen, von allein erledigte.
Anders der übergroße Teil feministischer Ideologinnen. Ich halte meinen Definitionsvorschlag noch immer treffender, als den aus der Wikimannia:"Feminismus bezeichnet gleichermaßen Ideologie und einen losen Zusammenschluss ..., zum Zweck der Zerstörung oder Veränderung sämtlicher gesellschaftlicher Strukturen, soweit sie herkömmliche Geschlechterverhältnisse betreffen, insbesondere der Traditionen, Sitten und Gebräuche, zugunsten der Gesamtheit aller Frauen."
Wer jemals ein wenig in feministischer Primiärliteratur las, weiß von besagter Zerstörungswut, dass sie in der bürgerlichen Frauenbewegung wurzelt, die sich alles mögliche vorstellt, nur keine Gesellschaft ohne weitgehende private Besitzlosigkeit. Dass sie sich nicht entblödet und nicht scheut, mit den inhumanen Mitteln der gescheiterten kommunistischer Zwangsbeglückungen eine neue Zwangsbeglückung zur Staatsdoktrin zu machen, die sich allerdings nicht auf den Zugriff läppischer 21% Frauen beschränkt, weckt vermutlich oftmals Assoziationen von parallelen Wesensmerkmalen, ohne das sie tatsächlich bestehen.
Ist das Ganze vielleicht nur eine Untermenge des Sozialismus
Nein!!!!
und die Feministen sind nur ablenkendes Beiwerk?
Tatsächlich: Die wirklich Mächtigen des Westens haben sich nie ernsthaft gegen feministische Ideologien gewehrt. Ich gehe davon aus, dass seine Zerstörungskraft von ihnen nicht unerwünscht ist, soweit er traditionelle Strukturen untergräbt, die einer globalen Welt im Wege stehen, die nichts weiter will, als die Vergötzung eines gesellschaftlichen Etwas, das abgesehen vom Kreislauf Konsum und Produktion zur Befriedigung von Konsumwünschen nichts kennt und nichts wissen will.
Das ist nichts Bürgerliches, nichts Rechtes und nichts Linkes, nichts Sozial-marktwirtschaftliches, nichts Sozialistisches. Das ist ungezügelter Kapitalismus, der auf seinem Weg auch Quoten in Vorstandsetagen trägt.
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Extemplo simul pares esse coeperint, superiores erunt-
Den Augenblick, sowie sie anfangen, euch gleich zu sein, werden sie eure Herren sein.
gesamter Thread:
- War der Feminismus in der DDR ein Staatsziel? -
Rainer,
07.04.2012, 03:00
- Abtreibung völlig normal - Mus Lim, 07.04.2012, 03:27
- Kann man so sagen. -
DvB,
07.04.2012, 03:46
- Wettrennen? -
Rainer,
07.04.2012, 05:01
- Wettrennen? -
DvB,
07.04.2012, 05:04
- Wettrennen? - Rainer, 07.04.2012, 05:21
- Wettrennen? -
DvB,
07.04.2012, 05:04
- Wettrennen? -
Rainer,
07.04.2012, 05:01
- Selbstverständlich - Nikos, 07.04.2012, 06:21
- War der Feminismus in der DDR ein Staatsziel? - Krankenschwester, 07.04.2012, 08:02
- Kurios! - Waltraud, 07.04.2012, 11:00
- Nein! -
Narrowitsch,
07.04.2012, 15:10
- Nein! - Rosi, 07.04.2012, 23:10
- Brillant! Herzlichen Dank! (kT)
-
Royal Bavarian,
07.04.2012, 23:34
- Definition - Paul K, 08.04.2012, 07:34
- War der Feminismus in der DDR ein Staatsziel? -
OSTl,
07.04.2012, 19:45
- War der Feminismus in der DDR ein Staatsziel? - Rainer, 08.04.2012, 03:35
- Abtreibung war etwas völlig normales? -
Rosi,
07.04.2012, 23:58
- Die Ermordung Ungeborener war etwas völlig normales? - Paul K, 08.04.2012, 07:42
- War der Feminismus in der DDR ein Staatsziel? -
Bero,
08.04.2012, 00:49
- hohe Frauenerwerbsquoten im Endkampf - DvB, 08.04.2012, 01:58
- Blödsinn. Es gab in der DDR keinen "Feminismus"! -
Dampflok,
08.04.2012, 13:55
- Frauenbevorzugung in der DDR - FN, 08.04.2012, 16:00
- ahnungsloser, linker Dummschwätzer -
DvB,
09.04.2012, 03:36
- Frauenbevorzugung in der DDR - Rosi, 09.04.2012, 04:27