Macht das GM uns alle zu Beamten?
Neues aus dem Cyber-Lokus:
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Organisations- und Geschlechtersoziologie
Theoretische Brücken und empirische Einsichten zur Einführung von Gender Mainstreaming in die Verwaltung. Manuskripte 56 von Iris Peinl, Karin Lohr und Kristiane Jornitz
Theoretische Brücken und empirische Einsichten zur Einführung von Gender Mainstreaming in die Verwaltung
Diese formalen Strukturen bieten an sich günstige Bedingungen für eine Gleichstellung der Geschlechter und dennoch kann nachgewiesen werden, dass die Organisationsstrukturen im untersuchten Amt vergeschlechtlicht sind. Dies zeigt sich insbesondere darin, dass obwohl die Personalstruktur auf den ersten Blick ausgewogen ist, Frauen weniger häufig Leitungspositionen innehaben und sie häufiger in den unteren Gehaltsgruppen anzutreffen sind. Auch die Analyse von arbeitsorganisatorischen Strukturen und Arbeitsabläufen zeigt tendenziell vergeschlechtlichte Strukturen. Zum einen zeigt sich dies in einer internen Hierarchie zwischen den Abteilungen, die darin zum Ausdruck kommt, dass die eher prestigeträchtigen Kernbereiche gemischtgeschlechtlich besetzt und die eher zuarbeitenden gewährleistenden Bereiche weiblich dominiert sind. Zum anderen können die Verfahren der Aufgabenzuweisung durch die GruppenleiterInnen eine Geschlechtsspezifik aufweisen. Anzumerken ist jedoch, dass diese Tendenzen vergeschlechtlichter Strukturen von den MitarbeiterInnen kaum wahrgenommen und thematisiert werden. Im Gegenteil, die MitarbeiterInnen betonen, dass es weder geschlechtliche Ungleichheiten noch Diskriminierungen gibt, sondern das Klima insgesamt partnerschaftlich und geprägt durch gegenseitige Unterstützung und Hilfe ist. Das Amt erscheint so als eine geschlechtsneutrale Oase.
Quelle PDF ... Pkt. 8.7 auf Seite 93
Anmerkung: Aus diesem Absatz liest man heraus, dass überwiegend Frauen im Amt arbeiten. Leitungsebenen seien "gemischgeschlechtlich" geprägt, in den "unteren Etagen" dominieren Frauen. Wo nur/überwiegend Frauen tätig sind, kann man ja keine geschlechlichen Ungleichheiten feststellen. Schon irgendwie seltsam.
Allerdings der letzte Satz: "Das Amt erscheint als geschlechtsneutrale Oase" ist ja voll der Hammer. Das ist die Zukunft. Gleichstellung kann erst erreicht werden, wenn auch der letzte Deutsche in einem Amt arbeitet. Wahrscheinlich soll die freie Wirtschaft abgeschafft und durch Amtsbetriebe ersetzt werden.
Interessant wirds allerdings in dieser Broschüre von der Rosa-Luxemburg-Stiftung an dieser Stelle:
"11.2 Frauenförderung
Bis auf eine Mitarbeiterin sind alle Befragten übereinstimmend der Auffassung, dass die Frauen im untersuchten Amt nicht benachteiligt und gleichberechtigt sind. Eine Mitarbeiterin schränkt relativierend ein, dass die Gleichberechtigung recht weit vorangeschritten ist. Diese Aussagen sind für den Bereich der Frauenförderung insofern von besonderer Relevanz, als dass acht MitarbeiterInnen spezielle Gleichstellungsmaßnahmen für sich und darüber hinaus allgemein in der öffentlichen Verwaltung ausdrücklich für nicht notwendig halten. Im Unterschied dazu werden in allgemein „der“ Gesellschaft und in der freien Wirtschaft von sechs Mitarbeitern Gleichstellungsmaßnahmen für Frauen als notwendig erachtet. Als Gleichstellungsmaßnahme zugunsten von Frauen wird von den MitarbeiterInnen am häufigsten (sechs MitarbeiterInnen) die Einstellungspolitik genannt. Hier geht es darum, Frauen unter der Bedingung der gleichen Qualifikation bevorzugt einzustellen:
“... da sollte man lieber nach den fachlichen oder nach der Eignung gehen und nicht unbedingt nach dem Gesichtspunkt, ob das nun ein Mann oder eine Frau ist.“ (B6X)"
Quelle wie oben/PDF Pkt. 11.2 auf Seite 133
Anmerkung: Kernpunkt der Aussagen auch hier "Amt ist Oase!" .. aber in der phösen Wirtschaft muss noch aufgeräumt werden. Vielleicht sollten Frauen dann mal aus den Löchern des ÖD und der Ämter endlich mal hervorkrauchen, die sicheren und gutbezahlten Jobs den Männern überlassen und deren Drecksjobs übernehmen.
Auf Seite 135 dann folgendes:
"Zwischenresümierend ist also festzuhalten: Die Ergebnisse der Befragung zum Bereich der Frauenförderung sind heterogen. Die bevorzugte Wahrnehmung der MitarbeiterInnen ist, dass Frauenförderung nicht gebraucht wird, weil Männer und Frauen in dem untersuchten Amt und den Arbeitszusammenhängen gleichberechtigt seien. Gleichzeitig aber wird eine geschlechtsspezifische Einstellungspolitik zugunsten von Frauen hervorgehoben und ambivalent die darin eingelagerte Ungleichbehandlung von Männern thematisiert. Weiterhin wird formal die Qualifizierungspolitik als Instrument der Frauenförderung genannt, ohne die geschlechtsspezifisch wirkenden Bedingungen der betrieblichen Qualifizierung zu explizieren."
.... wenige Zeilen drunter, dann das feministische Stalingrad:
"11.3 Frauenvertreterin
Obwohl die meisten befragten MitarbeiterInnen wissen, dass es eine Frauenvertreterin im Bezirksamt gibt, hatte noch keine MitarbeiterIn Kontakt mit ihr. Das ist insofern nicht verwunderlich, da sich alle MitarbeiterInnen des Amtes als gleichberechtigt wahrnehmen und es aus dieser Perspektive keine
dementsprechenden Probleme gibt.
Einzelne MitarbeiterInnen äußern aber auch strategisch die Auffassung, dass in der Abteilung keine Frauenvertreterin gebraucht wird. Eine Mitarbeiterin stellt fest: “Ich denke, dass die Frauen, die hier arbeiten, eigentlich Frau genug sind ... um sich durchzusetzen und zu wehren. ... aber ich mein, sie müsste schon da sein, für den Fall aller Fälle ... was in unserer Abteilung o.k. ist, kann in anderen Abteilungen wieder nicht in Ordnung sein“. (B11X)"
Den Sinn dieses Rosa-Buches allerdings stellt letztlich dieser Absatz hier in Frage:
"11.4 Gender Mainstreaming
Die Mitarbeiter können mit dem Begriff Gender Mainstreaming nichts anfangen und haben allenfalls diffuse Vorstellungen von seiner inhaltlichen Bedeutung. Mit dem Prinzip des Gender Mainstreaming sind die Mitarbeiter nicht vertraut, kein Mitarbeiter weiß wirklich, was da ‚passieren’ soll oder welche Auswirkungen angezielt sind. Auch nach den Erläuterungen der Interviewer zu den Prinzipien von Gender Mainstreaming können zwei Mitarbeiterinnen keine Notwendigkeit für eine sinnvolle Umsetzung in ihrem beruflichen Alltag erkennen."
Anmerkung: Vielleicht sollte man langsam mal anfangen, dass Volk über diesen Mist der bereits eingeführt wurde aufzuklären. Wir wurden schließlich mit einer Kulturrevolution überzogen, deren krönender Abschluss im Stile PolPots eigentlich als letzte Konsequenz noch fehlt. Dieser Satz aus dem Pamphlet drückts ja ganz konkret auch aus: "Theoretisch wie empirisch ist die Einführung von Gender Mainstreaming als machtpolitischer Prozess zu fassen." (Pkt. 6 auf Seite 153)