Hallo,

manchmal sehe ich "Karambolage" auf Arte. Da sieht man nationale Eigenheiten von Franzosen und Deutschen. Gestern war es besonders krass: Da ging es darum, wie verschieden Deutsche und Franzosen sind in Bezug auf Identitätsfeststellung:

In Deutschland ist man verpflichtet, sich nach spätestens vierzehn Tagen mit Wohnsitz bei der Gemeinde anzumelden. Früher hieß das "Polizeiliche Meldung". Jetzt nicht mehr, denn was hat die Polizei damit zu tun? Das war wirklich antiquiert. Trotzdem setzt sich dieses Denken noch in dem Begriff "Personalausweis" fort. Als wenn wir das Personal eines Staates wären.

In Frankreich gibt es wie in vielen anderen kommunal unterentwickelten Staaten kein Melderegister. Die Menschen dort verstehen auch gar nicht, was das sein soll. Eine Frau sagte zu ihrer deutschen Freundin, was es ihre Gemeinde angehen würde, wer dort wohnt? Der ging jegliches Verständnis ab. Und im Gegenzug fragte die Deutsche, die in Frankreich lebt, wozu sie für Kontoeröffnung, Vertragsabschlüsse, notarielle Beurkundungen usw. ihre Strom- oder Telefonrechnung vorlegen soll? Das ist für Franzosen die einzige Legitimation, die beweist, dass jemand an einem bestimmten Ort wohnt. Denn wenn einer Strom und Wasser verbraucht, wohnt er auch da. Und er kann sich nicht als woanders lebend darstellen, weil er dann ja da erstmal Strom, Wasser oder Telefon "verbrauchen". Eingefleischte Minimalisten und sonstige Überlebenskünster haben es da natürlich schwer. Ach ja: Und für Frauen, die bei ihrem Freund wohnen und für ihren Verbrauch nichts bezahlen: Da muss der Freund eidesstattlich versichern, dass sie da wohnt. Wirklich fortschrittlich.

Man muss natürlich auch sagen, dass es bei uns Missbrauch mit dem Melderegister gibt. Normalerweise kann sich kein Deutscher in zwei oder mehr Gemeinden gleichzeitig anmelden. Aber Assylanten und Hartz-IV-Empfänger nehmen das immer gerne in Anspruch, um mehrfach Sozialleistungen abzugreifen. Ich weiß nicht, wie die das machen. Das ist aber keine Schuld der Melderegister sondern völlig fehlende Datenabgleiche. Eine Schwäche des Systems ist kein Grund, das System abzuschaffen, sondern im Gegenteil. Selbst bei uns wurden ja bei der letzten Volkszählung die meisten Einwohnerdaten einfach fortgeschrieben. Auffliegen tun fehlende Einwohner erst, wenn der Gerichtsvollzieher kommt und dort diese Person nicht anzutreffen ist. Identitätsschwindel wird immer beliebter. Vielleicht ist das französische Modell doch nicht so primitiv? Oder könnte man beides kombinieren?

Hat jemand Erfahrungen damit, welche europäischen Länder ihre Bevölkerung amtlich anmelden lassen? Oder halt nicht. In England haben die doch erst gar keine Personalausweise. Oder ist das nicht mehr aktuell?

Metropolis