Fleischhauer zur Quotendiskussion
Man kann die Quote moralisch aufladen und zu einer Frage der Gerechtigkeit machen, doch am Ende geht es um Macht. Es spricht für die nach oben drängenden Frauen, dass sie das so offen sagen. In jedem Fall beweisen sie mit ihrem Vorstoß deutlich mehr Schneid als die Männer, die auf den Posten sitzen, um die es jetzt geht. Ich kann die Frauen verstehen, die denken, dass es Zeit für einen Wechsel ist. Sie müssen sich ja nur die geduckten Solidaritätsadressen ihrer Chefs durchlesen, die sonst jede Woche verkünden, wie das Land zu retten sei, und nun ganz eilfertig den Stand ihrer Bemühungen rapportieren. Man wünscht sich fast, einer der Kerle an der Spitze hätte den Mumm zu sagen, warum er die ganze Quotendiskussion für Unsinn hält, das wäre wenigstens eine Position, über die man diskutieren könnte.
Die Kunst der interessegeleiteten Rechenkunst
Meinetwegen können sie die Quote sofort einführen, schon damit uns solche Titelgeschichten, wie sie diese Woche der "Stern" präsentiert, in Zukunft erspart bleiben. Drei erfolgreiche Journalistinnen reden mit vier noch erfolgreicheren Frauen darüber, wie toll es ist, als Frau erfolgreich zu sein. Das Ganze ist von so bestürzender Einfalt, dass ich beim Lesen kurzzeitig den Verdacht hatte, es müsse sich um ein besonders perfides Manöver handeln, Frauen lächerlich zu machen. Man stelle sich nur für einen Moment vor, drei Auto-Journalisten würden vier Auto-Manager unter der Überschrift "Yes he can" dazu befragen, wie es ihnen nur gelungen ist, eine so tolle Karriere zu machen.
Spätestens wenn die Hälfte des journalistischen Himmels in der Hand von Frauen ist, gibt es hoffentlich keinen Grund mehr für solchen Streichelzoo-Journalismus. Dann steht endlich die Leistung im Vordergrund und nicht das Geschlecht.
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