Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Der totalitäre Wohlfahrtsstaat - alle gleich!

Rainer ⌂, Sunday, 04.03.2012, 23:01 (vor 5041 Tagen)

Alexis de Tocqueville, geboren am 29. 7. 1805 in Paris, gestorben am 16. 4. 1859 in Cannes

Gleichheit und allzuständige Demokratie führen, einer inneren Dynamik folgend, zu mehr Staat und weniger Freiheit. Dieser Trend, den bereits Tocqueville beobachtet hat, ist bis heute ungebrochen. Das Endstadium in der Entwicklung des Wohlfahrtsstaats ist der Ameisenstaat. Es ist der von Tocqueville im nächsten Zitat so ironisch beschriebene rundumversorgte egalitäre Gutmensch, der danach verlangt.

"Wenn ich die kleinen Leidenschaften der heutigen Menschen bedenke, die Schlaffheit ihrer Sitten, die Weite ihrer Bildung, die Reinheit ihrer Religion, die Milde ihrer Moral, ihre arbeitsamen und geordneten Gewohnheiten, die Zurückhaltung, die sie fast sämtlich im Laster wie in der Tugend beobachten, dann fürchte ich, sie könnten zum Staatsoberhaupt eher einen Vormund haben als einen Tyrannen."

"Ich bin der Ansicht, die Art der Unterdrückung, die den demokratischen Völkern droht, wird mit nichts, was ihr in der Welt voraufging, zu vergleichen sein; ... die alten Begriffe Despotismus und Tyrannei passen nicht."

Im folgenden Zitat zeigt Tocqueville, welche Zukunft uns erwartet, wenn es nicht gelingt, den freiheitsfeindlichen Tendenzen der Demokratie Einhalt zu gebieten. Wir sind auf dem Weg in diese schöne soziale Welt bereits ein großes Stück vorangekommen.

"Ich sehe eine unübersehbare Menge ähnlicher und gleicher Menschen, die sich rastlos um sich selbst drehen, um sich kleine und gewöhnliche Freuden zu verschaffen, die ihr Herz ausfüllen. ... Über diesen Bürgern erhebt sich eine gewaltige Vormundschaftsgewalt, die es allein übernimmt, ihr Behagen sicherzustellen und über ihr Schicksal zu wachen. Sie ist absolut, ins einzelne gehend, pünktlich, vorausschauend und milde. Sie würde der väterlichen Gewalt gleichen, hätte sie - wie diese - die Vorbereitung der Menschen auf das Mannesalter zum Ziel; sie sucht aber, im Gegenteil, die Menschen unwiderruflich in der Kindheit festzuhalten...

Auf diese Weise macht sie den Gebrauch des freien Willens immer überflüssiger und seltener, beschränkt die Willensbetätigung auf ein immer kleineres Feld und entwöhnt jeden Bürger allmählich der freien Selbstbestimmung. Auf all das hat die Gleichheit die Menschen vorbereitet: hat sie bereit gemacht, es zu erdulden, ja es häufig sogar für eine Wohltat zu halten.

So breitet der Souverän, nachdem er jeden Einzelnen der Reihe nach in seine gewaltigen Hände genommen und nach Belieben umgestaltet hat, seine Arme über die Gesellschaft als Ganzes; er bedeckt ihre Oberfläche mit einem Netz kleiner, verwickelter, enger und einheitlicher Regeln...; er bricht den Willen nicht, sondern er schwächt, beugt und leitet ihn; er zwingt selten zum Handeln, steht vielmehr ständig dem Handeln im Wege; er zerstört nicht, er hindert die Entstehung; er tyrannisiert nicht, er belästigt, bedrängt, entkräftet, schwächt, verdummt und bringt jede Nation schließlich dahin, daß sie nur noch eine Herde furchtsamer und geschäftiger Tiere ist, deren Hirte die Regierung.

Ich bin immer der Überzeugung gewesen, daß diese Art einer geregelten, milden und friedlichen Knechtschaft, die ich eben gezeichnet habe, sich mit einigen der äußeren Formen der Freiheit besser verbinden könnte, als man denkt, und daß es ihr nicht unmöglich wäre, sich sogar im Schatten der Volkssouveränität niederzulassen."
http://www.mehr-freiheit.de/idee/tocqueville.html

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Kazet heißt nach GULAG jetzt Guantánamo

BRAVO!

Royal Bavarian, St. Applaustupfing, Sunday, 04.03.2012, 23:21 (vor 5041 Tagen) @ Rainer

... was für ein weitsichtiger Mensch, der Herr von Tocqueville! In Deutschland gab es etwas später Eugen Richter, der zu Bebels Zeiten hervorragend den Sozialdemokratismus analysiert hat und schlüssig folgerte, wie eine sozialdemokratistische Zukunft zwangsläufig aussehen würde. Grundsätzlich hat er in allem Recht behalten.

Geschichte für alle! - Royal Bavarian

Eine grundsätzliche Frage dazu:

Chato, Monday, 05.03.2012, 00:30 (vor 5041 Tagen) @ Rainer

Ich bin immer der Überzeugung gewesen, daß diese Art einer geregelten,
milden und friedlichen Knechtschaft, die ich eben gezeichnet habe, sich mit
einigen der äußeren Formen der Freiheit besser verbinden könnte, als man
denkt, und daß es ihr nicht unmöglich wäre, sich sogar im Schatten der
Volkssouveränität niederzulassen."

Dieser Aussage stimme ich bekanntlich vorbehaltlos zu und stelle jetzt dazu eine ganz ernstgemeinte Frage:

Wenn nicht Demokratie - was dann und statt dessen?

Ich bin - wie gesagt und aus den genannten Gründen - ein strikter Gegner der Demokratie. Und ich persönlich habe auch eine Antwort auf meine Frage. Diese Frage geht an diejenigen, die sich die Frage noch nicht selbst gestellt haben, obwohl sie Tocquevilles Argumenten zustimmen und sie bestätigt sehen.

Also, bitteschön: "Was sonst und statt dessen? Und warum?"
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Nick

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Wenn wir Toren wüßten, daß wir welche sind, wären wir keine.

Monarchie

Misogyn, Monday, 05.03.2012, 00:42 (vor 5041 Tagen) @ Chato

wieso hat man die eigentlich abgeschafft? Besser als diese Drecksdemokratie war die Monarchie allemal.

So schlecht waren unsere Könige und Fürsten nun auch wieder nicht.

Alle Demokratien haben sich nachträglich als Faschismus erwiesen.

Wir brauchen einen König, Kaiser... was auch immer.

Es sollte ein starker Mann sein, der sich von Frauen nichts sagen lässt.

Erziehungsdiktatur und staatliche Kinderbetreuung stehen vor der Tür

Wie, Monday, 05.03.2012, 02:03 (vor 5041 Tagen) @ Royal Bavarian

Eugen Richter malte in diesem Buch ein Horrorbild das nach einer sozialdemokratischen Revolution entstehen sollte: eine "Erziehungsdiktatur", allgegenwärtige staatliche Kontrollen und sogar die Verstaatlichung der individuellen "Aussteuer".

Erziehungsdiktatur und staatliche Kinderbetreuung, wenn die Infrastruktur erst einmal da ist wohl auch zwangsweise, stehen ja vor der Tür.

Man muss ja nicht gleich das Kind mit dem Bade ausschütten

Wiki, Monday, 05.03.2012, 02:10 (vor 5041 Tagen) @ Chato

Man muss ja nicht gleich das Kind mit dem Bade ausschütten.
Mir würde es zunächst einmal vollkommen reichen, dass die Risiken und Unzulänglichkeiten öffentlich benannt und diskutiert werden.

Gefahr erkannt, Gefahr gebannt; heißt es ja so schön.

Ich denke, dass sich dann so einiges ausgleichen lässt.

Ich stelle mir beispielsweise vor, dass die Bürger nicht nur Abgeordnete in das Parlament hinein wählen können, sondern auch - wie bei Big Brother - herraus wählen können. Jeden Monat einen dürfte ausreichen, dass die Politfiguren das Volk zumindest etwas ernster nehmen.

Den Bundespräsidenten würde ich vom Volk direkt wählen lassen, auf Lebenszeit.

Eine grundsätzliche Frage dazu:

André, Monday, 05.03.2012, 13:35 (vor 5040 Tagen) @ Chato

Wenn nicht Demokratie - was dann und statt dessen?

So etwas wie Theokratie wär doch grundlegend nicht verkehrt. Weil es ein Ziel beinhaltet und den Weg dahin nicht im Ungewissen läßt. Aber ich fürchte, dazu ist es schon zu weit mit Säkularisierung, Entkultivierung und Relativismus.

A.

Niemals, solch Lumpenelite!

Jürgen, Berlin, Monday, 05.03.2012, 13:46 (vor 5040 Tagen) @ Wiki

Den Bundespräsidenten würde ich vom Volk direkt wählen lassen, auf
Lebenszeit.

Niemals! Stelle dir mal vor, die hätten die von den Laien gewählt! Willst du so ein Weib lebenslang ertragen müssen?

Eine grundsätzliche Antwort dazu

Beelzebub, Monday, 05.03.2012, 13:55 (vor 5040 Tagen) @ André

So etwas wie Theokratie wär doch grundlegend nicht verkehrt. Weil es ein
Ziel beinhaltet und den Weg dahin nicht im Ungewissen läßt. Aber ich
fürchte, dazu ist es schon zu weit mit Säkularisierung, Entkultivierung
und Relativismus.

Wenn du das so siehst, dann solltest du dir ein one-way-ticket nach Teheran oder Riad besorgen.

Dann kannst du in einer Theokratie leben, die über Weg und Ziel nicht den kleinsten Zweifel aufkommen läßt. Säkulariserung ist dort des Teufels, alles Leben bis ins privateste Detail ist dem Kult des einzigen und wahren Gottes untergeordnet, und wer auch nur versucht, daran etwas zu relativieren, begibt sich in akute Lebensgefahr.

Guten Flug!

Beelzebub,

„Die Demokratie ist die schlechteste aller Staatsformen, ausgenommen alle anderen.“ (Winston Churchill)

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"Ihre Meinung ist widerlich. Aber ich werde, wenn es sein muß, bis zum letzten Atemzug dafür kämpfen, dass Sie sie frei und offen sagen dürfen." (Voltaire)

Ich denke, also bin ich kein Christ. (K. Deschner)

Eine grundsätzliche Antwort dazu

satt, Monday, 05.03.2012, 14:00 (vor 5040 Tagen) @ Beelzebub

Wenn du das so siehst, dann solltest du dir ein one-way-ticket nach
Teheran oder Riad besorgen.

Sagt einer, der den Islam in Deutschland gerne sieht, und gerne mehr davon hätte. Die im Iran beten außerdem den gleichen Gott an, dem du gegenüber unterwürfig bist. Wo ist da plötzlich das Problem für dich.

Der "Wohlfahrtsstaat" ist global nicht konkurrenzfähig und daher nur von relativ kurzer Dauer... (nT)

Swen, Monday, 05.03.2012, 18:52 (vor 5040 Tagen) @ Rainer

- kein Text -

Eine grundsätzliche Frage dazu:

Chato, Tuesday, 06.03.2012, 00:44 (vor 5040 Tagen) @ André

Guten Abend André!

So etwas wie Theokratie wär doch grundlegend nicht verkehrt. Weil es ein
Ziel beinhaltet und den Weg dahin nicht im Ungewissen läßt. Aber ich
fürchte, dazu ist es schon zu weit mit Säkularisierung, Entkultivierung
und Relativismus.

Theokratien gibt es natürlich in unterschiedlichen Varianten. Eine aztekische Theokratie etwa wäre ziemlich widerlich und grausig. Oder zum Beispiel eine Theokratie unter Pol Pot als zuständigem "Gott". Oder gar eine feministische Theokratie unter einer glupschäugigen Gendergöttin. Und so weiter. Und so fort. Es käme also schon sehr darauf an, um was für eine Theokratie es sich da konkret handelte.

Trenn Dich mal von der befremdlichen Vorstellung, alle Menschen hätten ein und dasselbe, kollektive Schicksal. Das ist mitnichten der Fall. Jeder einzelne Mensch wählt sein Schicksal selbst – nota bene: er "erschafft" es sich nicht etwa, und er kriegt auch nicht das, was er gern "möchte", sondern er erwählt es! Genau das wird ihm dann zuteil, sofern es für ihn dabei bleibt: Treue gegen Treue und Tat gegen Tat.

Es existiert nämlich überhaupt kein "kollektives Schicksal der Menschheit", sondern das ist bloß eine ideologische Zwangsvorstellung, eine tote, zombiemäßige Abstraktion ohne Wirklichkeit, die kein Mensch einem Anderen zum Schicksal zu machen vermag, selbst wenn er das noch so gerne täte. Denn das liegt nun einmal nicht in unserer Macht, weil "Schicksal" nichts aus und in der Zeit ist.

Schicksal ist individuell und höchstpersönlich. Wer ein Ticket für die Arche gewählt hat, der schwimmt über den Fluten des Chaos. Wer am Kai herumlungert, wird vom Tsunami abgeholt am Tag, an dem der Tsunami kommt. Und wer unbedingt eine "Theokratie in Riad" haben wollte, der kriegt eine Theokratie in Riad – auch dann, wenn er die eigentlich gar nicht wirklich wollte, sondern bloß einen opportunistischen, juxhaften Spruch abgelassen hat. Wenn er dann irgend etwas klaut, wird ihm die rechte Hand amputiert, wenn er schwul ist, wird er an den Baukran gehenkt, und wenn er Ehebruch begeht, wird er gesteinigt oder ausgepeitscht. Jeder wie er möchte. Der Mensch ist frei. Vor ihm liegen Feuer und Wasser. Was er sich selbst erwählt, wird ihm unweigerlich zuteil.

DAS nennt man Schicksal.
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Nick

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Wenn wir Toren wüßten, daß wir welche sind, wären wir keine.

Drum prüfe, wer sich ewig binde ...

Mus Lim ⌂, Tuesday, 06.03.2012, 04:20 (vor 5040 Tagen) @ Jürgen

Niemals! Stelle dir mal vor, die hätten die von den Laien gewählt!
Willst du so ein Weib lebenslang ertragen müssen?

Das hätte den Vorteil, dass der Bundespräsident eben aus diesem mit Bedacht gewählt wird.

Drum prüfe, wer sich ewig binde ...

PS:
Die Queen in England regiert auch schon "ewig" und die Briten sind ganz happy damit. Von daher ...

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