Laura Dekker: Segel-Genie oder Seenotfall?
Gerhard Wisnewski
Auf die historischen Leistungen der Männer hat ein Großangriff begonnen: Dass immer mehr Frauen nach Extremleistungen streben, ist kein Zufall, sondern Politik. Egal, ob Bergsteigen, Segeln oder Südpol: Überall, wo plötzlich Frauen nach Rekorden gieren, ist ihnen die Aufmerksamkeit der Medien sicher. Oft funktionieren die neuen >Rekorde« jedoch nicht ohne mediale Trickserei und Etikettenschwindel. Jüngstes Beispiel: Das holländische Segelgör Laura Dekker und seine >Einhand-Weltumseglung«.
Also ist eine Weltumseglung eine Art Wellness-Vergnügung?
Wenn es wahr wäre, wäre das für ein 14-jähriges Kind zwar eine spektakuläre Leistung. Aber ist es denn wahr? Denn bei Dekkers Ankunft am 21. Januar 2012 auf der Karibikinsel Sint Maarten beschlichen einen leise Zweifel. 500 Tage soll sie auf allen Weltmeeren unterwegs gewesen sein, fremde Häfen, Menschen und Länder gesehen und den Gefahren der Meere getrotzt haben. Eine Einhand-Weltumseglung ist ein Kampf gegen Einsamkeit, Angst, Schlafmangel, Seekrankheit, Verletzungen, Motor- oder Segelpannen, Stürme und hohe Dünungen – kurz: ein Kampf ums eigene Überleben. In Geist und Körper sollte ein derartiger Kampf mit den Elementen seine Spuren hinterlassen. Die Persönlichkeit sollte gereift sein, der Körper an Muskeln, Narben und natürlich an Bräune zugelegt haben.
Schmal, schüchtern und blass
Nichts von alledem bei Dekker. Bei ihrer Ankunft auf Sint Maarten ist Laura Dekker exakt dasselbe Girlie, das vor eineinhalb Jahren auf Gibraltar gestartet war: schmal, lieb, schüchtern und vor allem erstaunlich blass. Und zwar farblich genauso wie inhaltlich: