Tacitus über die Germanen
Die öffentlichen Einrichtungen der Germanen in Krieg und Frieden (6-15)
7. Fürsten, Heerführer, Priester; Einfluss der Frauen
Die Könige nehmen sie nach ihrem Adel, die Heerführer nach der Tapferkeit. Auch die Könige haben keine schrankenlose und willkürliche Gewalt, und die Heerführer gewinnen ihre ausgezeichnete Stellung mehr durch ihr Vorbild als durch Befehlsgewalt, durch die Bewunderung, die sie einflößen, wenn sie entschlossen sind, wenn sie sich hervortun, wenn sie Vorkämpfer sind. Übrigens hat weder zum Strafen, noch zum Binden, noch auch zum Züchtigen irgend jemand die Befugnis außer den Priestern, und auch diese nicht wie zur Strafe oder auf des Anführers Geheiß, sondern gleichsam auf Befehl des Gottes, von dem sie glauben, dass er den Kämpfenden zur Seite steht, wie sie denn gewisse Bilder und Abzeichen, die sie aus den Hainen holen, mit sich in die Schlacht nehmen;. und ein ganz besonderer Antrieb zur Tapferkeit ist der Umstand, dass nicht Zufall oder beliebiges Zusammenscharen das Geschwader oder den Keil bildet , sondern Familienbande und Verwandtschaften; und in nächster Nähe sind ihre Liebsten, so dass man von dort das Geheul der Weiber, das Wimmern der Kinder vernehmen kann. Sie sind für jeden die heiligsten Zeugen, sie die höchsten Lobredner. Zu ihren Müttern, zu ihren Frauen tragen sie ihre Wunden, und jene scheuen sich nicht, die Schläge zu zählen und zu untersuchen, und tragen ihnen selbst Speisen und Zuspruch ins Gefecht.
8. Achtung vor den Frauen
Man erzählt Beispiele, dass Schlachtreihen, die schon wankten und halb geworfen waren, von den Frauen, dadurch wieder hergestellt wurden, dass sie beharrlich flehten, sich mit ihrer Brust entgegenwarfen und auf die ihnen nunmehr drohende Gefangenschaft hinwiesen, die sie für ihre Frauen mit noch viel größerer Unruhe fürchteten, so dass ein besonders wirksames Mittel, eine Gemeinde zu verpflichten, ist, wenn man ihr unter den Geiseln auch edle Jungfrauen abverlangt. Ja sie legen ihnen sogar eine gewisse Heiligkeit und einen Blick in die Zukunft bei und weisen weder ihre Ratschläge zurück noch missachten sie ihre Aussprüche. Wir haben unter dem verewigten Vespasian erlebt, dass die Veleda lange Zeit bei sehr vielen als höheres Wesen galt. Aber auch schon vor Alters verehrten sie die Aurinia (Albruna) und mehrere andere Frauen als heilig, nicht aus Schmeichelei und ohne sie damit zu Göttinnen machen zu wollen.
Rainer
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Kazet heißt nach GULAG jetzt Guantánamo
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- Sind die Wurzeln des Feminismus in der germanischen Religion zu finden? -
Gollum,
17.01.2012, 11:06
- Tacitus über die Germanen - Rainer, 17.01.2012, 11:43
- Sind die Wurzeln des Feminismus in der germanischen Religion zu finden? - MC Henrich, 19.01.2012, 00:22