Grabscher, wir kriegen euch!
3.1.12
Zwischen Tier und Mensch
Gestern Nacht: Frau aus Kneipe, sehr betrunken, jung und schlank, weite Fahrt leider, labert laut, dass mir die Ohren weh tun, grabscht an mir rum... Ich schaue sie nicht an, kenne solche Leute, es ist wie im Traum, wo ich auch immer weiß, was als nächstes passiert: Sie öffnet eine Bierflasche, ich lasse sie, gebe ihr immer recht. Sie will wissen, ob sie hübsch ist, ja, du bist hübsch, sage ich, bloß nicht ärgern, cool bleiben, vielleicht sollte ich Mitleid haben, aber ich habe nur Verachtung. Sie will wissen, was hübsch an ihr ist, ich weiß es nicht, ich muss nach vorn schauen, sage ich, aber es ist gar kein Verkehr mehr draußen: "Du riechst gut", sagt sie. Was sie da riecht ist irgendein Duftstoff, der aus der Klimaanlage kommt, das Taxi war gerade in der Inspektion, könnte aber auch ein Reinigungsmittel sein. Ich soll die Musik lauter drehen – noch lauter, ist mir recht, vielleicht hört sie auf zu labern, aber sie hört natürlich nicht auf, wird nur noch lauter. Dann soll ich anhalten, ihre Bierflasche halten, sie muss pissen, halte einfach mitten auf der Straße, sie bleibt in der geöffneten Türe stehen, lässt ihre Hosen runter im Licht der Innenleuchte, ich schaue nicht hin, höre es lange plätschern, ich soll nicht wegfahren, sagt sie. Das schätzt sie allerdings richtig ein, das würde ich sehr gerne tun, hoffe, sie pisst nicht auf ihre klumpenförmigen Turnschuhe. Ein anderes Auto fährt langsam um uns herum. Sie steigt wieder ein, labert und grabscht nach mir, hätte ihre Hand beinahe zwischen meinen Beinen gehabt: "Schatz", sagt sie inzwischen zu mir, dann endlich sind wir am Fahrziel, Licht an, ich schaue in ihr Gesicht: Die hatte nicht nur eine schlechte Kindheit, die war schon immer so: Gerader, dicker Nasenrücken, wie eine plattgehauene Boxernase, Augen von einem Reptil, irgendwas zwischen Tier und Mensch. Ich denke an die Kamera, die ich immer im Taxi haben wollte, solche Leute sieht man nie im Fernsehen.... Kaum ist sie draußen, fahre ich los, erleichtert, wieder einen Fahrgast überlebt, halte hinter der nächsten Ecke, gehe ums Auto, nichts dreckig, nur auf der Fußmatte etwas Bier, alles gut, alles vergessen.... Aber die nächsten beiden Typen überlasse ich einem Kollegen, die sehen ähnlich aus wie sie.....
Ups, das war ja eine Frau. Na dann schmettern wir den feministisch-empörten "Männer-sind-Schweine!"-Schlachtruf eben das nächste mal hinaus - hoffentlich...
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