Café-Betreiber-Legende Leopold Hawelka mit 100 Jahren verstorben
„Da sitzt er“, pflegten die Eingeweihten unter den Touristen einander zuzuflüstern und auf einen alten Herrn am Tischchen gleich bei der Theke zu deuten. Wer den alten Hawelka in seinem Kaffeehaus ausmachen konnte, wusste zumindest auch, dass man hier niemals einfach eine „Tasse Kaffee“ bestellt und den am Ende womöglich noch auf der ersten Silbe betont. Für eine kurze Phase der Pietät wird der Platz vor der Theke nun wenigstens am späten Abend eine Weile lang leer bleiben. Der alte Herr mit der Fliege und dem Pokerface, der hier saß und meistens ein Glas Wasser vor sich stehen hatte, ist in der Nacht zum Freitag im 101. Lebensjahr gestorben.
„Das Hawelka“, touristenfreundlich auf der Mitte zwischen Stephansdom und Hofburg gelegen, ist fast schon zeit seines Bestehens eine Legende. Entdeckt wurde das etwas dunkle Lokal von dem Schriftsteller Friedrich Torberg, der im geistigen Wien der Nachkriegszeit große Autorität genoss und mit einem anekdotenreichen Werk etliche Österreich- Legenden teils überlieferte und teils erfand. Auch der Lyriker H.C. Artmann und der Romancier Heimito von Doderer saßen und schrieben hier zu einer Zeit, als der morbide Charme der alten Kaiserstadt sich außerhalb ihrer Grenzen nur einer kleinen Minderheit erschloss. Hier gibt es auch heute noch keinen „Kaffeepott“, sondern eine Melange, einen großen Brauen oder einen schwarzen Verlängerten. Selbstverständlich keinen Muffin, wohl aber zu später Stunde eine „Buchtel“ dazu, wie dicke, fette Hefeknödel in Wien genannt werden. Dafür darf man hier, wie in allen Kaffeehäusern der Stadt. sitzen bleiben, bis man alle Zeitungen ausgelesen hat. Hat man das Blatt durch, legt der alte Hawelka es wieder fein säuberlich zu den anderen auf den Tisch beim Eingang legte
http://www.fr-online.de/panorama/kaffeehaus-legende-leopold-hawelka-gestorben,1472782,11370746.html
Ein Mann, der im Leben konsequent sein Ding durchzog.
Ich hatte das Glück, ihn desöfteren sehen zu dürfen.
Gruß, Kurti