Auch die Mutter Kirche ist inzwischen gut gegendert
Gerade auf der Homepage der Katholischen Männerbewegung Österreichs entdeckt:
„Wir alle haben das Potenzial zu einem Mörder“
Männergewalt. Gewalt ist nicht nur schlagen, sondern auch psychische Gewalt, den Selbstwert erschüttern, auch streiten oder schimpfen. Mord ist die schwerste Form. Die Männerberatung Wien hilft Männern zu verstehen, wie ein Konflikt eskaliert und was sie tun können, dass es nicht so weit kommt. ypsilon sprach mit dem Psychotherapeuten und Psychologen Heinrich Kraus.
y: Das KMB-Jahresthema lautet „Tabu“. Ist Gewalt ein Tabuthema?
Kraus: Gewalt ist sicher ein Tabuthema. Alles was persönlich ist und Schwächen betrifft, worauf man nicht sehr stolz ist, was sozial sanktioniert ist, ist mehr oder weniger tabu. Da muss man schon gute Freunde haben, dass man darüber spricht. Ganz im Gegensatz zu Frauen, die über Probleme reden und sich gegenseitig unterstützen.
y: Dennoch liest man viel darüber. Für eine Frau ist der Mann ein Beziehungsrisiko.
Kraus: Der Punkt ist nur, es sind immer die Anderen. Niemals man selbst. Man redet darüber, aber was das Persönliche betrifft, findet wahrscheinlich kein Austausch statt.
y: Wie komme ich dazu, dass mir klar wird: Ich bin betroffen?
Kraus: Auf der einen Seite sehen wir, dass Frauen in Männerdomänen vordringen – Polizistinnen, Soldatinnen – und auf der anderen Seite, dass Männer nach wie vor im emotionalen Bereich bestimmte Dinge ausschließen und tabuisieren. Jeder hat Erfahrungen mit dem Thema, weil es doch zur männlichen Sozialisation dazugehört, dass man kein Feigling ist. Das Weiche hat natürlich jeder Mann, das gehört zum Mensch Sein dazu. Bereits in einem Alter von vier bis Jahren sind die wesentlichen Klischees definiert, was ein richtiger Mann oder eine richtige Frau ist. Wenn Kinder Gewalt erleben, dann haben sie als Erwachsener ein x-fach höheres Risiko, selbst gewalttätig zu werden. Wenn sie selber geschlagen werden, steigt das Risiko nochmals.
y: Was ist Gewalt?
Kraus: Gewalt ist nicht nur schlagen, sondern auch psychische Gewalt, den Selbstwert erschüttern auch drohen, streiten oder schimpfen. Mord ist die schwerste Form von körperlicher Gewalt. Es gibt auch noch die psychische Gewalt, wie z.B. „du bist keine gute Mutter“ oder Einschüchterungen. Wenn man Frauen fragt, sagen sie, dass die psychische Gewalt das ärgste ist – außer die körperliche Gewalt ist häufig und schwer, was aber in der Regel nicht so oft vorkommt.
y: Was veranlasst einen Mann, eine Beziehungskrise mit der Ermordung der Partnerin zu beenden?
Kraus: Da gibt es bestimmte Muster. Zum Beispiel eine Konfliktsituation, in der es noch zu einer letzten Aussprache kommt. Der Mann hat nichts mehr zu verlieren, nach dem Motto „Wenn ich dich nicht haben kann, soll dich auch kein anderer haben“. Das ist eine Schiene des instrumentellen Mordens. Die möchte ich unterscheiden vom Affekt geladenen Morden: Die Wut kontrolliert den Mann und nicht mehr der Mann die Wut. Die wesentlichen Klischees tragen indirekt dazu bei, dass Männer in Krisensituationen sich weniger in der Lage sehen, Hilfe zu holen, oder anzunehmen.
y: Was begünstigt und was verhindert Gewalt?
Kraus: Wir alle im Grunde genommen, haben das Potenzial zu einem Mörder in uns, alle. Die Schwellen sind halt unterschiedlich hoch oder niedrig. So kann etwa die Tagesverfassung Gewalt begünstigen. Ein „Morgenmuffel“ will in der Früh nicht angeredet werden. Wenn dann die Partnerin ein Problem besprechen will, kann das ein Auslöser sein. Schmerzen aller Art, Hunger, finanzieller Druck sind begünstigende Faktoren, allerdings nicht allein. Risikofaktoren sind auch patriarchale Einstellungen und Probleme mit der Impulskontrolle. Je höher das Ärger-Niveau, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass es letztendlich zu Gewalt kommt.
y: Gibt es für Außenstehende Möglichkeiten, die Gefahr zu erkennen?
Kraus: Wenn man den Menschen näher kennt, merkt man die Hilferufe. Man merkt, dass er anders ist, dass er sich zurückzieht, er schimpft vielleicht über die Partnerin „Das wird eh nichts mehr“. Da sollte man reden, nachschauen, die Befindlichkeit prüfen. Nur wenn man auf diese persönliche Ebene eingehen kann, ist er vielleicht in der Lage, sich zu öffnen. Man kann ihn an der Hand nehmen und zu den entsprechenden Stellen führen, die professionelle Hilfe geben können.
y: Was kann eine Männerrunde dazu tun?
Kraus: Wenn Männer etwas miteinander unternehmen, diskutieren, wenn ein Mann jemanden hat, an den er gewöhnt ist, nicht nur zum Schmäh, er dort auch Fehler und Schwächen besprechen kann, dann ist das ein Schutz, um die Gewaltschwelle zu senken. Klischeehaft nach außen stellt sich jeder gut dar. Das heißt, man soll eine gute Gesprächskultur entwickeln.
y: Wie arbeiten Sie mit diesen Männern, um dauerhafte Veränderungen zu bewirken?
Kraus: Es ist zunächst wichtig, dass alle Teile der Gesellschaft die gleiche Botschaft vermitteln: Gewalt ist nicht OK, egal was passiert. Die Männer, die zu uns in die Gruppen kommen, sind nicht stolz darauf, dass sie es ihrer Frau „gegeben haben“. Die bereuen es, sie haben Schamgefühle. Sie hatten keine andere Möglichkeit, außer als letzte Konsequenz auf Gewalt zurückzugreifen. Wir wollen im Training den Männern vermitteln, dass es andere Möglichkeiten gibt, dass die Weichen noch in eine andere Richtung gestellt werden können. Es ist wichtig, zu den Anfängen zu schauen: Wann beginnt der Ärger, wie gehe ich damit um, dass die Situation nicht eskaliert? Wie kann ich meine Partnerin dazu bringen, selber wieder herunterzukommen? Es ist ja oft so, dass sich das gegenseitig aufschaukelt.
Interview: Reinhard Kaspar, Markus Himmelbauer
Entschuldigt mich, ich muss jetzt erst mal kotzen gehen ...
Gruß, Kurti
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Kurti,
14.12.2011, 11:56
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Müller,
14.12.2011, 12:42
- Habch vergessen, tschuldige - Kurti, 14.12.2011, 12:48
- Auch die Mutter Kirche ist inzwischen gut gegendert - roser parks, 16.12.2011, 10:40
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