Interessanter Text: Der Idiot der Familie
Hallo gast42 und alle!
Ein interessanter Text findet sich unter:
http://www.frankfurter-hefte.de/ausschnitt/kontrovers_07_1_2.html
mfg
Das ist wirklich einer der besten Texte, die ich zu dem Thema je gelesen habe.
Ein paar Gedanken greife ich heraus:
"Die männerbeherrschte, den starken Mann verherrlichende Naziwelt wankt - und ... am Ende dieses Krieges steht neben vielen anderen Niederlagen auch die Niederlage der Männer als Geschlecht."
(Zitat aus dem Tagebuch einer namentlich nicht genannten Frau.)
Vor einigen Monaten gab es einen SPIEGEL-Titel, der mir schier den Atem verschlug:
"Die Deutschen müssen wieder töten lernen"
Ich - Jahrgang 1961 - bin mit dem (Unter)bewußtsein aufgewachsen, daß die Soldaten der Bundeswehr schlimmstenfalls im Manöver sterben, keinesfalls aber jemals zur Landesverteidigung herangezogen werden, weil wir davor durch das "Gleichgewicht des Schreckens" zwischen Ost und West bewahrt werden.
Ähnlich dürfte es wohl vielen Angehörigen der Nachkriegsgenerationen ergangen sein.
Und nun auf einmal sind wir mit der Tatsache konfrontiert, daß unsere Verbündeten uns unseren mangelnden Kampfeswillen aufs Schwerste verübeln:
Nachzulesen war, daß deutsche Soldaten, wenn sie schon im Auslandseinsatz sind, als "Sozialarbeiter in Uniform" geschmäht werden. Und das Zitat "Ja, ihr habt aus dem Dritten Reich Lehren gezogen - aber die falschen" stammt meiner Erinnerung nach aus der Zeit des Kuweit-Irak-Krieges Anfang der 90er Jahre.
Von uns wir auf einmal wieder die Bereitschaft zum Töten und zum Sterben erwartet, und in den Hauptnachrichtensendungen des deutschen Fernsehens wird berichtet, die verbündeten Soldaten fühlten sich von den Deutschen im Stich gelassen.
Ich kann das zutiefst verstehen.[/u]
Andererseits - welche furchtbare Stunde müssen Beerdigungen getöteter Soldaten nicht nur für deren Angehörige, sondern auch für Politiker und führenden Militärs sein? Peter Struck hat sich hierzu eindeutig geäußert.
Ja, früher einmal - eigentlich die ganze Menschheitsgeschichte hindurch bis zum Ende des 2. Weltkrieges - galt Soldatsein weithin als die höchste Form der Männlichkeit.
Unumwunden räume ich ein:
Ich weiß nicht, ob der Verlust dieser Haltung eher zu beklagen oder eher zu begrüßen ist. Er ist in jedem Fall ein sehr, sehr zweischneidiges Schwert.
Unter den Produkten der Kulturindustrie, die diese stille Machtergreifung ins milde Licht des nostalgischen Behagens tauchen, nimmt Sönke Wortmanns Kassenschlager ?Das Wunder von Bern? einen besonderen Rang ein.
Einer der Spieler starb schon ganz kurz nach der WM an Alkoholismus - ein frühes Opfer der Männlichkeitskrise. Und auch die anderen Spieler kamen im Leben nicht alle gleichermaßen gut zurecht.
Was will das Weib? ... Eine Frage, die bei Licht besehen gar keine Frage ist, sondern eine ohnmächtige, semantisch verkleidete Fluchtbewegung der deutschen Männer vor der ubiquitären, durch nichts und niemanden zu stillenden weiblichen Unzufriedenheit.
Wohl war! Und aus diesem Grunde lautet mein Motto, meine Quintessenz:
"Machen, was man(n) für richtig hält, und sich einen feuchten Kehricht darum kümmern, was die Frauen davon halten."
Es bliebe von Seiten der Männer also noch einiges zu tun, um das Prädikat der allgemeinen Familienreife zu erwerben, aber ich bezweifle, dass die psychosoziale Runderneuerung des deutschen Mannes tatsächlich zur Entgiftung des Binnenklimas führen würde: Der Mann macht keine Fehler, er ist der Fehler, und solange dieses Dogma gilt, erleidet die störanfälligste und lebendigste Quelle des menschlichen Glücks, die gegengeschlechtliche Liebe und ihre biologischen Folgen als Objekt des grämlichen Feminismus das Schicksal des Hundes, den man im Urlaub einer Tierpräparatorin anvertraut.
Genauso ist es!
Weitaus greifbarer hingegen erscheint mir nach Sichtung der mir zugänglichen lebensgeschichtlichen und literarischen Quellen der Gedanke, dass die narzisstische Wut der enttäuschten Frauen beherrschender war als ihr Bedürfnis, im Augenblick des Zusammenbruchs einer kollektiven Allmachtsphantasie so etwas wie einen seelischen Lastenausgleich mit ihren geschlagenen Männern zu suchen: Das "bisschen" Rauben, Morden und Brandschatzen hätten sie ihnen wohl verziehen, wären sie nur als Sieger heimgekommen.
Da spricht der Autor aus, was andere kaum zu denken wagen!
Neu ist die Erkenntnis allerdings nicht.
Dieser Text
http://www.textlog.de/tucholsky-brennende-lampe.html
dürfte vielen von Euch vertraut sein, aber er ist immer wieder lesenswert.
(Interessante Nebenbeobachtung: Wenn man obigem Link folgt, steht rechts oben eine "Google-Anzeige": Männer bevorzugt gesucht.[/u] Attraktive ganzheitlich orientierte Frauen warten auf Dich. www.seelenflirt.de Paßt zu dem Tucholsky-Text wie die Faust aufs Auge, nicht wahr?!
Die Kandidaten sind entweder zu groß oder zu klein, zu jung oder zu alt, zu weich oder zu roh, zu kalt oder zu heiß, zu klebrig oder zu flüchtig, und wenn der letzte verprellte Freier im Galopp die Burg verlassen und die biologische Uhr das Ende der Fruchtbarkeit angezeigt hat, weint die Prinzessin in ihr goldenes Bidet und erinnert sich des bewährten Klassifikationsschemas ihrer Vorgängerin: Alles Schweine.
Leute, ich frage mich seit längerem, was in Frauen vorgeht, die ihre Ansprüche an den Mann so lange hochschrauben, bis auch dem knackarschigsten männlichen Sex-Idol mit Millionen auf dem Konto die Puste ausgeht.
Kürzlich erst erschien das Buch von Anette Zinkant "Mr. Unentschieden. Warum Männer zu nichts taugen". Die Autorin macht gleich zu Beginn klar, daß sie die Schuld für die Zunahme von Single-Existenzen allein bei den Männern sieht.
So beschissen diese Einseitigkeit ist - ich habe das Buch trotzdem mit Gewinn gelesen, und zwar aus folgendem Grunde:
Man bräuchte die Verhaltensweisen, die den Männern in diesem Buch zugeschrieben werden, nur auf die Frauen umzumünzen - und das Buch wäre genauso wahr.
Aber ein Buch, in dem der Frage auf den Grund gegangen wird, warum sowohl von Männern als auch von Frauen in den Geschlechterbeziehungen immer häufiger Annäherungs-Vermeidungs-Strategien angewandt werden - ein solches Buch wartet wohl noch auf seinen Autor.
Indes - das oben über die "biologische Uhr" gesagte gilt auch für die Männer: Auch unserer Zeugungs- und Koitierfähigkeit bleibt nicht ein Leben lang auf dem gleichen hohen Niveau, obwohl viele Männer sich gerade dies mit Vorliebe einreden.
Daß Männer im allgemeinen weniger als Frauen dazu neigen, mit überzogenen Ansprüchen Partnerschaften schier unmöglich zu machen, ist dabei zumindest mir nur ein spärlicher Trost.
Gruß
Ekki
--
Ich will ficken, ohne zu zeugen oder zu zahlen.
Lustschreie sind mir wichtiger als Babygeplärr.
gesamter Thread:
- Interessanter Text: Der Idiot der Familie -
gast42,
30.05.2007, 15:27
- Interessanter Text: Der Idiot der Familie -
Ekki,
30.05.2007, 21:52
- Interessanter Text: Der Idiot der Familie -
Conny,
30.05.2007, 22:21
- Interessanter Text: Der Idiot der Familie -
Nihilator,
30.05.2007, 22:26
- Interessanter Text: Der Idiot der Familie - Conny, 30.05.2007, 23:06
- Interessanter Text: Der Idiot der Familie -
Nihilator,
30.05.2007, 22:26
- Interessanter Text: Der Idiot der Familie - A. Magnus, 31.05.2007, 08:30
- Interessanter Text: Der Idiot der Familie -
Conny,
30.05.2007, 22:21
- Interessanter Text: Der Idiot der Familie -
Ekki,
30.05.2007, 21:52