Der neue Pfeiffer ist da !
F E A T U R E
Sie nennen es "Küchenboxen"
Häusliche Gewalt in Ost und West
Dienstag, 29. Mai 2007
22.00 - 23.00 Uhr | WDR 3
Innenminister Schönbohms These, die Staatserziehung der DDR habe eine Verwahrlosung der Familien im Osten bewirkt, ist falsch. Statt dessen stimmt, dass häusliche Gewalt in Ost- wie in Westdeutschland vorkommt. Und zwar erschreckend oft.
Häusliche Gewalt
Frank aus Vorpommern ist ein musischer Mensch, er schreibt Gedichte, an den Wänden der Bibliothek hängen seine Bilder, aber die Fenster sind vergittert: 20 Jahre Gefängnis u. a. für schwere Körperverletzung.
Frank ist Täter und Opfer: als Kind wurde er von seinem Vater, einem NVA-Offizier, schwer misshandelt. Die Staatserziehung der DDR hat eine Proletarisierung und Verwahrlosung der Familien bewirkt - so lautete die umstrittene These von Innenminister Schönbohm angesichts des neunfachen Säuglingsmordes in Brandenburg 2005.
Es gibt jedoch in Ost- und Westdeutschland keine signifikanten Unterschiede bei häuslicher Gewalt - das hat eine aktuelle Studie des Kriminologen Christian Pfeiffer ergeben. Die Konzentration der Öffentlichkeit auf spektakuläre Fälle leistet einer Bagatellisierung von Alltagsgewalt Vorschub, die in ganz Deutschland erstaunlich hoch ist.
Autor:
Hannelore Dauer
Redaktion:
Gisela Corves
Aus der Reihe WDR 3 DISKURS