Buchvorstellung: Nicht alles über unsere Mütter
Der Psychoanalytiker Horst Petri fordert Schluss mit dem Drama der Vaterentbehrung
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Die Frauenbewegung hat mit der Abwesenheit der Väter Schluss gemacht. Dann aber hat sie die Väter selbst verunglimpft, zur Verfügungsmasse (Samen- und Geldabgabe) reduziert und einer ganzen Frauen- und Männergeneration die Idee der Vaterunzulänglichkeit eingeimpft – und eine massenhafte Vaterlosigkeit herbeigeführt: 80 Prozent der Scheidungen werden von Frauen eingereicht! 1,8 Tote kostete der Erste Weltkrieg und der Zweite 5,25 Millionen, Soldaten im „besten Mannesalter“, die Millionen von vaterlosen Kindern hinterließen . . . Nun ist eine dritte Generation von Vaterentbehrung gekennzeichnet.
Es ist eine Tatsache, "dass es eine vaterlose Nachkriegsgeneration war, die der traditionellen Familie ideologisch und faktisch den ,Krieg erklärte‘ und damit wiederum eine Kindergeneration gezeugt hat, von der große Teile ihre Väter durch den Krieg der Geschlechter verloren haben. Diese vaterverlassenen Kinder von Vätern ohne Vater stellen die heutige junge Vatergeneration“ ( und Müttergeneration!) dar. Und sind Produkte einer kollektiven Abwertung des väterlichen Prinzips.
Horst Petri, ein einfühlsamer und erfahrungsreicher Psychoanalytiker, konstatiert ganz sachlich: Ein Vaterverlust (durch Tod, künstliche Zeugung und so weiter) und eine Vaterentbehrung bedeuten immer ein Trauma. Die Folgen lassen sich massenhaft erkennen in der Traumaverarbeitung bei beiden Geschlechtern – bezogen auf den Umgang mit dem Partner und den Kindern: psychische Ertaubung, Gefühlskälte, Abstumpfung, eingefrorene Trauer und Bindungsverlust. Eine kollektive Form der Abwehr (nämlich die Verkehrung des Verdrängten und Vermissten in eine Ideologie der Ausgrenzung) betrieb die Frauenbewegung, die die Vaterlosigkeit einfach als Ideal deklarierte und die Mutter als alleinseligmachende Erziehungsinstanz verklärte.
Doch was passiert, wenn eine Frau ihr Kind allein großzieht? Diese Mütter, die freiwillig oder unfreiwillig auf die Unterstützung eines Mannes verzichten, müssen ständig aufs neue die Verletzungen, Trauer und Wut der Kinder ob der Vaterentbehrung aushalten und sich mit dem eigenen Scheitern, der eigenen Hilflosigkeit und Ohnmacht auseinandersetzen – was nicht selten in Ängste, Depressionen und Verzweiflung umschlägt. Es kann zu einer Gefühlsabwehr und Gleichgültigkeit gegenüber dem Kind kommen. Der Selbst- und Männerhass wird auf das Kind projiziert, auch wird es von den eigenen psychischen Problemen überflutet und als Bündnispartner missbraucht. Mädchen erfahren eine zu starke Mutterfixierung, die ihnen später eine heterosexuelle Beziehung erschweren wird, und Jungen werden als Partnerersatz missbraucht, was ab der Pubertät zu starken Hassgefühlen gegenüber der Mutter führt. Auch werden Jungen mit dem „bösen Männlichen“ identifiziert oder als Sündenböcke für das eigene Scheitern verantwortlich gemacht oder zum Lebensersatz gebraucht – als narzisstische Verlängerung des eigenen leeren Selbst.
Aufgrund dieser höchst problematischen Mutter-Kind-Konstellation reagieren, das ist seit langem bekannt, vaterverlassene Jungen mit Donjuanismus – der Abwehr von bodenloser Einsamkeit durch immer neue, flüchtige Liebesabenteuer. Vaterverlassene Frauen neigen eher zu psychosomatischen Erkrankungen (Essstörungen, Magen-Darm-Erkrankungen, Krebs) sowie zu heftigen, sich nur schwer auflösenden Hassgefühlen der eigenen Mutter gegenüber. Bei beiden Geschlechtern kommt es zudem zur Blockierung der psychosexuellen Entwicklung, der Intelligenz sowie der Entwicklung von Gewissen und Moral.
Aus Amerika, wo der Zustand von Vaterentbehrung viel krasser als bei uns mit bitterer Armut verknüpft ist, kommen folgende Horrorzahlen: 63 Prozent der jugendlichen Selbstmörder, 71 Prozent der schwangeren Teenager, 90 Prozent der Ausreißer, 85 Prozent der Jungkriminellen und 75 Prozent der Drogenabhängigen kommen aus vaterlosen Familien – das zeigt, dass die Alleinerziehung von Kindern gescheitert ist. Wobei, das betont der Psychoanalytiker Horst Petri immer wieder, das Trauma der Vaterentbehrung natürlich gemildert werden kann durch kluge Mütter, durch liebevolle Stiefväter und männliche Ersatzväter. Doch die Wunde dieser zutiefsten Kränkung bleibt, solange sie nicht therapeutisch bearbeitet wird – oder kreativ, wie viele „vaterlose“ Wissenschaftler, Schriftsteller und Künstler uns zeigen.
Horst Petri belegt die Vaterentbehrung mit vielen Fallbeispielen. Er fordert, dass die kollektive Vaterentbehrung nicht weiter ins Unbewusste abgedrängt wird, sondern als Katastrophe für jeden Einzelnen und für den Frieden, aber auch für den Wohlstand in unserer Gesellschaft erkenntlich gemacht wird: Erinnern, wiederholen, durcharbeiten! Das war Freuds Forderung zur Aufdeckung psychischer Traumen. Außerdem möchte Petri, nach der jahrtausendelangen Unterdrückung der Frauen und dem Ausschlagen des Pendels in Richtung Männerabwehr, zu einer „Geschlechterdemokratie“ kommen. In der, als erstes, beide Partner ihre jeweilige Ohnmacht anerkennen. Die Ohnmachtsgefühle der Mütter, die zwischen Kind, Arbeit und Haushalt die Selbstzweifel als Demütigung erfährt. Und die Ohnmacht des Vaters, der sich „gesellschaftlich einem anonymen Machtapparat männlich geprägter Herrschaftsansprüche ausgeliefert fühlt, gegen die jeder Widerstand zwecklos ist, so teilchenhaft, wie er sich erlebt . . . nicht nur wegen seiner gesellschaftlichen Entfremdung, sondern im gleichen Maße aus dem Verlust an Autorität, Kompetenz und Zuständigkeit in der Familie bezüglich seiner ursprünglichen Funktionen als Beschützer und Ernährer.“
Deshalb die Forderung, dass die Frauen einen Teil ihrer (auch höchst neurotischen) Macht über die Kinder abgeben und die Männer einen Teil ihrer gesellschaftlichen Macht. Dass sie beide ihre Verschiedenheit respektieren und solidarisch die Herrschaftsstrukturen abzubauen suchen. Zu Gunsten der nächsten Generation und ihrer eigenen Kinder, die lebensnotwendigerweise Väter und Mütter brauchen!
ASTRID VON FRIESEN
WEHRT EUCH!