Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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leicht OT: Ossis hier?

MC Henrich ⌂, Wednesday, 14.09.2011, 03:33 (vor 5218 Tagen)

Es ist mir nur so aufgefallen: Überdurchschnittlich viele von den engagierten Postern hier kommen aus der Ex-DDR. Zufall?

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leicht OT: Ossis hier?

André, Wednesday, 14.09.2011, 04:23 (vor 5218 Tagen) @ MC Henrich

Zufall?

Das ganze Theater mit dem Femanzenpack gabs in der DDR auch schon. Womöglich erkennen "Ossis" das deswegen heute eher als "Wessis", weil sie in der DDR eben schon die ganze Suppe erlebt haben und so Antennen für "Geschlechterfragen" (und zwar in Verbindung mit Diktatur) gebildet haben. Und: wir sind heute in einem Links-Run, die DDR 2.0 läßt nicht mehr lang auf sich warten. Das weckt ekelhaft bekannte Gefühle. Kann ein Wessi nicht, weil er DDR eben noch nicht erlebt hat.

Gruß
André

Ösi-Ossi

Kurti, Wien, Wednesday, 14.09.2011, 11:11 (vor 5218 Tagen) @ MC Henrich

Geboren in Moldawien, ab ungefähr dem 2. Lebensjahr in der seinerzeitigen DDR, seit dem 16. Lebensjahr in Österreich.

Gruß, Kurti

Ösi-Ossi

Garfield, Wednesday, 14.09.2011, 15:46 (vor 5217 Tagen) @ Kurti
bearbeitet von Garfield, Wednesday, 14.09.2011, 15:49

Hallo Kurti!

Ich wohne zwar nun schon seit über 13 Jahren im Westen, bin aber in der DDR aufgewachsen. Somit bin ich also im Inneren auch Ossi. :)

Und ich muß André widersprechen: Den Femanzenscheiß gab es so in der DDR eben nicht!

Natürlich hatten Frauen auch in der DDR gewisse Privilegien - z.B. war es auch dort so, daß die Wehrpflicht nur für Männer galt und daß es keine vergleichbare Verpflichtung für Frauen gab. Auch hatten Frauen selbstverständlich im Fall einer Scheidung normalerweise Vorteile, allerdings nicht so saftige wie heutzutage.

Dies reihte sich aber nur nahtlos in die Frauenbevorzugung ein, die man in der Geschichte überall findet. Siehe dazu "Das bevorzugte Geschlecht" von Martin van Creveld.

Es gab in der DDR zwar mit dem DFD (Demokratischer Frauenbund Deutschlands) eine Frauenorganisation, diese verbreitete aber keinen radikalfeministischen oder sonstwie männerfeindlichen Müll, sondern fügte sich nahtlos in die Gesellschaft ein und veranstaltete hauptsächlich Kaffeekränzchen und ähnliches. Ansonsten gab es noch Hilfsangebote für Schwangere und Mütter, und besonders setzte sich der DFD ein, um Frauen, die nicht berufstätig waren, zu qualifizieren und ins Berufsleben zu bringen. Alles natürlich unter der Regie der SED.

Es gab in der DDR auch keine Männerverunglimpfung wie heute.

Das hatte dann nach der Wende natürlich den Effekt, daß vor allem ostdeutsche Männer verwundert auf manche Aussagen reagierten, die ihnen nun plötzlich als der Weisheit letzter Schluß präsentiert wurden.

Ich erinnere mich z.B. an eine Situation Anfang der 1990er Jahre, als ich in Rostock studierte. Ich war etwas früher zu einer Vorlesung gekommen, die Dozentin war auch schon da und redete mit einigen Kommilitionen. Dabei erwähnte sie eine Studie, die angeblich ergeben hatte, daß eine Mehrheit der befragten Männer es ablehnte, mit Frauen zusammen zu arbeiten.

Nun hatte ich zwar noch keine lange Berufserfahrung, aber ich hatte immerhin schon einige Jobs gehabt, in Schulferien und auch in den Monaten vor Antritt des Studiums. Da arbeiteten immer Männer und Frauen zusammen, und ich hatte niemals erlebt, daß Männer weibliche Kollegen abgelehnt haben.

Also stellte ich mir die Frage, wie es sein kann, daß diese Studie meinen Erfahrungen aus dem realen Leben widersprach. Und als ich nun darauf achtete, fiel mir auf, daß die Massenmedien voll von solchen Aussagen waren, die ich so im realen Leben aber nie bestätigt sah. Diese Aussagen, insbesondere wenn es darum ging, daß Männer ja an allem Übel schuld wären und daß Frauen ja alles viel besser könnten, fielen mir auch deshalb auf, weil ich so etwas in der DDR nie gehört hatte.

Es ist doch durchaus plausibel, daß Männer, die nicht von Kindheit an mit radikalfeministischer Propaganda berieselt wurden, eher darauf kommen, daß hier etwas faul ist.

Freundliche Grüße
von Garfield

PS: Oh, ich war verrutscht, wollte eigentlich MC Henrich direkt antworten. Aber egal... :)

Ösi-Ossi

Daimyo, Wednesday, 14.09.2011, 16:27 (vor 5217 Tagen) @ Garfield

Ich stimme Dir in allen Punkten voll zu, denn ich habe auch in der DDR gelebt (1968-1990) und lebe immer noch in meiner Heimatstadt.

weiß ich nicht,

Narrowitsch, Berlin, Wednesday, 14.09.2011, 13:04 (vor 5217 Tagen) @ MC Henrich

ob das sooo stimmt:

Es ist mir nur so aufgefallen: Überdurchschnittlich viele von den
engagierten Postern hier kommen aus der Ex-DDR.

ich bin zwar auch Ossi, trotzdem sind mir hier und in anderen Foren, namentlich dem anderen Gelben, femdisk und dem Stadtmenschenblog, eine Reihe Poster aus Wessiland bekannt. Besonders gut vertreten, wenn ich nicht irre, Bayern und NRW.

Eigentlich eine gute Mischung, unterschiedliche Erfahrungswelten produzieren unterschiedliche Sichtweisen. Uns Ossis blieb, obwohl sich viele von uns von den 68ern faszinieren ließen, die widerliche geschlechtsseparatistisch Arroganz und die persönlichen Angriffe des Wohlstandsfeminismus im Aufbruch erspart, auch im Großen und Ganzen das Streben der Weiber nach Privilegien, vom Affentanz der Kampflesben ganz zu schweigen; dafür kennen wir bestens, wie die ideologischen Machenschaften und die Apparaturen, sich selbst gut und auf dem richtigen Wege wähnender sozialistischen Kadertruppen und Einfaltspinsel (nicht)funktionieren. Selbstverständlich samt mal subtiler, mal unverschämt, oft verdammt harter Umerziehungsbestrebungen zum kollektiven Arbeitsvieh mit "wissenschaftlicher" Weltanschauung. Und wir wissen eines genau: Alle Versuche der SED die "Frauenfrage" im sozialistischen Sinne mit zahlreichen Extrawürsten für Frauen zu lösen, sind schon zu DDR-Zeiten gescheitert.Es wäre eines der seltenen Fälle, in denen von DDR lernen, siegen lernen bedeuten könnte.

Ich hatte das Glück einige, mir wertvoll gewordene, Menschen aus dem Westen via Männerforenwelt persönlich oder per endloser Telefonate kennengelernt zu haben. Und nicht nur Männer. Den unspektakulären, auf gegenseitigen Respekt beruhenden Gedankenaustausch mag ich nicht mehr missen,er zählt für mich zum berührendsten, was mir die Wende brachte: mit ihm kommen Denkapparat, gelegentlich auch Emotionen, auf Trapp. Nicht schlecht, meine ich. Empfehlenswert.

Insofern ist es für mich müßig über prozentuale West-Ost-Vertretungen im Forum nachzudenken.

Nur manchmal, wenn hirnlose Ochsen nichts Sagendes absondern, kommt mir noch leise, ganz leise der Gedanke nach der Herkunft dieser Rindviecher.

© [image]

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Extemplo simul pares esse coeperint, superiores erunt-

Den Augenblick, sowie sie anfangen, euch gleich zu sein, werden sie eure Herren sein.

jenau!

rexxer, Wednesday, 14.09.2011, 18:15 (vor 5217 Tagen) @ Narrowitsch

Ja Narrowitsch - schöner erklärender Beitrag, der meine Unterstützung findet.

Gruß,

rexxer (selber Ossi)

weiß ich nicht,

Kurti, Wien, Wednesday, 14.09.2011, 23:25 (vor 5217 Tagen) @ Narrowitsch

gegenseitigen Respekt beruhenden Gedankenaustausch mag ich nicht mehr
missen,er zählt für mich zum berührendsten, was mir die Wende brachte:
mit ihm kommen Denkapparat, gelegentlich auch Emotionen, auf Trapp. Nicht
schlecht, meine ich. Empfehlenswert.

Irgendwer hat dieses Forum deshalb ja auch schon mal als "den gelben Meinungs- und Informationspool" bezeichnet. Sehr treffend, finde ich.
Auch was mich betrifft, muss ich sagen, dass mein gesellschaftspolitisches Wissen rasant angewachsen ist, seitdem ich hier im Forum mitlese und schreibe.

Gruß, Kurti

Bin selber Wessi...

MC Henrich ⌂, Friday, 16.09.2011, 02:03 (vor 5216 Tagen) @ MC Henrich

...aber man sollte mal bedenken: Nur etwa jeder fünfte Deutsche kommt aus dem Osten. Insofern seid ihr stark vertreten hier.

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