Ennepe-Ruhr. Mit einem einzigen Messerstich soll ein 41-jähriger Ennepetaler seine Ehefrau getötet haben. Seit gestern steht er vor dem Hagener Schwurgericht. Der Vorwurf: Mord. Er räumt die Tat zwar ein, schildert sie aber mehr oder weniger als Unfall.

Die Tragödie ereignete sich am 11. März in der Wohnung der Getöteten. Offenbar kam es zwischen dem Angeklagten und seinem Opfer zum Streit. Dann, so der Vorwurf, zog er plötzlich ein Küchenmesser aus Keramik und stieß es der 50-Jährigen in den Rücken. Die Frau verblutete.

Der Mann auf der Anklagebank ist ein sportlicher Typ, wirkt nicht unsympathisch. Er lebt seit 16 Jahren in Deutschland, nachdem er als Mitglied der Volleyball-Nationalmannschaft von Marokko eingereist und einfach hiergeblieben war.

Erst gab er sich als Italiener aus, dann lernte er seine spätere Frau kennen. Vor acht Jahren die Hochzeit, die ihn vor einer Abschiebung bewahrte. Er spricht von einer Liebesbeziehung, in die sich ein Missklang eingeschlichen habe, als er Anfang des Jahres arbeitslos geworden sei und dann begonnen habe, Alkohol und Drogen zu konsumieren. Sie habe sich letztlich von ihm getrennt.

Am Tattag, so seine Version der Geschehnisse, habe er sich in ihrer Wohnung befunden, als sie nach Hause gekommen sei. Er habe unter dem Einfluss von Alkohol und Drogen gestanden, sei „vollgeballert“ gewesen. Das habe sie verärgert. „Sie war sauer. Sie hat mich beleidigt und hat mir einen kleinen Koffer auf den Kopf gehauen. Sie hat böse Worte gesagt. Ich habe das Messer genommen, um ihr Angst zu machen. Ich habe damit nur in der Luft herumgewirbelt. Ich weiß überhaupt nicht, wie das passiert ist. Auf einmal habe ich das Messer in ihrem Rücken gesehen“, berichtet er. Immer wieder wird er von Weinkrämpfen geschüttelt. Schließlich bricht es aus ihm heraus: „Ich habe die beste Frau der Welt umgebracht.“

Im Gespräch mit der WR zeigt sich Heike Tahden-Farhat, Anwältin der Hinterbliebenen, von der Einlassung enttäuscht. „Damit wälzt er die Schuld für seine Tat auf die Ermordete und auf den ‚Teufel Kokain’ ab. Ich bin froh, dass die Hinterbliebenen seine Einlassung nicht hören mussten. Das ist ein weiterer Schlag für meine Mandanten, die ohnehin leiden und schwer belastet sind. Ein von Reue getragenes Geständnis sieht anders aus.“

Verteidigerin Sonka Mehner-Heurs stellt sich hinter den Angeklagten: „Er führt die Tat auf seinen erheblichen Alkohol- und Drogenkonsum zurück. Er distanziert sich davon, weil er sich mit der Tat überhaupt nicht identifizieren kann. Er wollte sie natürlich nicht töten. Er kann es sich nicht erklären, wie es dazu gekommen ist, auch nicht, warum er zum Messer gegriffen hat.“

Das Verfahren gegen den Ennepetaler wird heute fortgesetzt.

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