Ein Mann, der dreimal auf eine Frau einsticht, die auf ihn einschlägt und
ihm in die Eier tritt, wird natürlich nicht als minderschwerer Fall
eingestuft

Mann-O-Mann! Manchmal lohnt es sich doch, den eingestellten links auch nachzugehen.

Minder schwerer Fall des Totschlags, Strafverteidigung-Hamburg, 28.01.2011
http://strafverteidigung-hamburg.com/1074/minder-schwerer-fall-des-totschlags/

Das LG Berlin hatte den minder schwerer Fall verneint und ihn zu 10 Jahre und 2 Wochen verurteilt.
Erst der BGH verwies an eine andere Kammer zurück zur Revision.

Vor der Tat hatten sie zu dritt "einige Biere, etwas Wein", was halt Alkis im Plattenbau so darunter verstehen, und eine von der Getöteten besorgte Flasche Wodka gesoffen. Nach Streit mit dem dritten ging sie mit dem Angeklagten in sein Zimmer "im selben Plattenbau".
Dort kam es zum Streit über seinen zu zahlenden Anteil an der Flasche Wodka. Da er offenbar plank war, wollte er ihr einen Schuldschein ausstellen. Doch sie tobte weiter, schlug ihn nieder und trat ihn in die Eier.

Deswegen ging L gemeinsam mit dem Angeklagten in dessen im selben „Plattenbau” gelegene Wohnung. Dort entwickelte sich kurz darauf ein Streit zwischen dem Angeklagten und der „unter Alkoholeinfluss rasch wütend werdenden” L, weil diese eine finanzielle Beteiligung an der von ihr bezahlten, gemeinsam genossenen Flasche Wodka forderte. Obgleich der Angeklagte ihr „eine Art Schuldschein” über den geforderten Betrag ausstellte, beruhigte sich L nicht. Sie schlug dem Angeklagten im Verlaufe des weiteren Streits zunächst ins Gesicht, woraufhin dieser sie kräftig zu Boden stieß; später versetzte sie ihm einen Tritt in den Unterleib.

Darauf würgte er sie zunächst und erstach sie dann. Wegen dieser zeitlichen Verzögerung verneinte das LG Berlin eine unmittelbare Reaktion auf den Angriff zuvor. Dass obwohl es selbst ausführte: „In der Folge beschloss der Angeklagte spontan, L zu töten." Der BGH geht jedoch von einem Tatzusammenhang aus, weil, er annimmt, dass der Zorn des Angeklagten noch anhielt, als er das Opfer erstach.

BGH: Maßgebend ist indes nicht, ob sich die Tat als „Spontantat” darstellt; vielmehr kommt es darauf an, ob der durch die Provokation hervorgerufene Zorn noch angehalten und den Angeklagten zu seiner Tat hingerissen hat (…). Das liegt hier nicht gänzlich fern, zumal das Schwurgericht das festgestellte Tatgeschehen als einen einheitlichen Vorgang gewertet hat“.

Der Fall ist scheinbar noch nicht entschieden. Auch für einen minder schweren Fall des Totschlags können 10 Jahre als Höchststrafe verhängt werden. Es kann also sein, dass er nur zu 2 Wochen "geschenkt" bekommt.

Man sollte dass nicht aus dem Auge verlieren.

Berlin! Beelze?

BGH – 5 StR 358/10

Gruß
adler

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