RoteMännerInfo11
Die Herzlosigkeit treibt immer schrecklichere Blüten: In Spanien erhielt eine Frau nach ihrer Hochzeit von ihrem Mann keine Blumen mehr und musste mit dem Bus zur Arbeit fahren. Da fragt man sich unwillkürlich, ob eine simple Scheidung, ja Annullierung, da wirklich genug der Strafe ist (entkommt er doch damit womöglich noch der Unterhaltspflicht, der Hund!) Ich habe in den letzten Wochen ohnehin des öfteren darüber nachgedacht, ob die Wiedereinführung einer milden Form der Prügelstrafe - vielleicht die Bastonade! - nicht auch für manch einen Journalisten, ganz sicher aber für ein paar Richter/innen und Rechtsanwälte/innen Anlass böte, sich mal ein wenig anzustrengen und die Mindestanforderungen an Humanität zu erfüllen. Hier die edp-Meldung vom 5. März:
KEINE BLUMEN FÜR DIE GATTIN:
RICHTER ERKLÄREN EHE FÜR GESCHIEDEN
Madrid (epd). Ein spanisches Gericht hat wegen mangelnder Zärtlichkeiten; eine Ehe annulliert. Nach der Hochzeit im Jahr 1997 habe der Ehemann der Klägerin sein zärtliches und fürsorgliches Verhalten total eingestellt, befand ein Gericht im südspanischen Malaga nach einem Bericht der spanischen Tageszeitung El País; vom Dienstag. Das Jawort der Frau sei offensichtlich ein Fehler gewesen. Arbeitskolleginnen der Klägerin sagten vor Gericht aus, als Freund habe der Mann ihr regelmäßig Blumen geschickt und sie mit dem Auto von der Arbeit geholt. Seit sie verheiratet ist, müsse sie im Bus nach Hause fahren und erhalte auch keine Blumen mehr. Spanische Rechtsanwälte zeigten sich über das Urteil überrascht. Die Annullierung einer Ehe sei zwar nach dem Zivilrecht möglich, stamme eigentlich aus dem Kirchenrecht und werde fast nie verfügt.
Das muss ich euch vorlesen: Stephanie ("ma chère") schreibt zum letzten RoteMännerInfo: "weiter so, mein lieber, schreib mehr selbst, es ist - bis auf gewisse sprachliche entgleisungen gegen ende
- immer wieder ein vergüngen, deine wöchentlichen kommentare zum thema zu lesen..." Eigentlich sollte ich jetzt aufhören, denn besser kann es doch nicht mehr kommen! Wiewohl ich noch ein Ziel vor Augen sehe, die "sprachlichen Entgleisungen
" fürderhin wieder mit dem Florett anstelle des Breitschwertes zu exekutieren. Das ist auch viel ritterlicher! Wir brauchen mehr Tyrone Power als Richard Löwenherz, mehr Zorro als Hulk! Oder?
Indessen weiß ich wirklich nicht, ob ich das letzte Info nochmal toppen kann. Die "Zeit" habe ich offenbar so eingeschüchtert, dass sie in ihrer jüngsten Ausgabe gar nichts mehr brachte, was uns kratzen müsste, stattdessen war in den letzten sieben Tagen die "Süddeutsche" ein Quell steter Erbauung. Besonders auf das Interview mit Gregor Gysi möchte ich euer Augenmerk leiten! Aber urteilt selbst. Es gibt an diesem Dienstag eine Auseinandersetzung mit den Vermarktungsmethoden sogenannter "Powerfrauen";
eine Studie über die Sexpraktiken der Franzosen, die mir durchaus bemerkenswert schien, mon dieu; ein neues Beispiel für die echt krasse Unterdrückung der Frau: Hochschwangere darf keine Jungfrau darstellen - Männer im kölschen Karneval aber sehr wohl! die Entdeckung, dass Gleichstellung ein eigenes Politikfeld geworden ist - und eine gedeihliche Einnahmequelle u.a. für Politiker/innen, die ihre "Betroffenheit" für eine besondere Qualifikation halten; einen Bericht von der Tagung der Evangelischen Akademie Tutzing über "Männliche Opfererfahrung", die Joachim Müller besucht hat;
Frau Antje (von der taz) bringt Käse nach Afghanistan - und wird von der Mitteilung überrascht, dass auch eine islamische Verfassung Gleichberechtigung bedeuten kann;
einen Einblick in die transsexuellen Fantasien des Berliner Feministen und Frauensenators Gregor "G-Punkt" Gysi, die in dieser Woche das absolut LETZTE sind.
DUMMDEUTSCH UND FRAUENBEWEGUNG: EINE ENTWICKLUNGSGEMEINSCHAFT
Wie arriviert und saturiert die Frauenbewegung heute ist, das erkennt man nicht zuletzt an der glatt gestylten aseptischen Sprache aus dem Bereich der Public Relations, mit der sie längst für sich trommelt. Welcher dieser Sätze ist wohl aus der Frauenbewegung: "Alles bleibt besser." - "Eine neue Form von Intelligenz.", "Er bringt jeden Tag meine Kinder zur Schule, aber ich kenne nicht mal seinen Namen." oder "Wir sind die Besseren". Oder vielleicht doch "forward thinking"? Den vox-Aufmacher "Kleines Arschloch, großer Auftritt" lasse ich hier mal weg, das wäre zu leicht. (Auflösung am Schluss.)
Da ist ständig von "Frauenpower" die Rede, aber ihren stärksten Ausdruck scheint diese Dampfplaudervokabel im larmoyanten Opfergetue einiger Protagonistinnen zu haben. Es gibt sie übrigens auch umgekehrt in der gleichermaßen inhaltslosen Lautmalerei "Powerfrau". Das erinnert mich an das Filmzitat aus dem Blade-Runner (1981) vom "goddamn one-man slaughterhouse, that's what you are!" Aber das widerspräche ja der biologischen Friedfertigkeit, die die Erfinder solcher Buchstabenkonglomerate für ihre Produkte beanspruchen.
Ein Buch, auf das ihr alle wahrscheinlich schon gewartet habt, trägt jetzt jedenfalls diesen Titel: "Wir sind die Besseren" Offen bleibt - und es bleibt ja immer was offen bei solchen Nonsensuaden - die Frage: besser als was? Der Untertitel hilft wenig weiter: "Starke Frauen und Politik", obwohl es doch in der Regel ein Untertitel ist, der uns zu weiterführenden Erkenntnissen verhilft. Stattdessen noch so eine Dummdeutsch-Vokabel! Verfasst wurde das Buch von zwei Autorinnen, das heißt - eigentlich auch wieder nicht. Diese, Ute Vogt und Eva Rühmkorf, haben nämlich nur das gemacht, was Frauen angeblich am besten können, nämlich geredet. Und ein Journalist hat's aufgezeichnet und redigiert. Ihr seht: Man muss Frauen nur lange genug zusammen sitzen lassen, dann kommt ein Buch dabei raus. Ob das dann später gelesen wird, ist eher egal. Aber es eignet sich bei einem solchen Titel immer als prima Geschenk (wird also gekauft), und damit versichert frau sich augenzwinkernd untereinander gerne der sonst vielleicht zu schnell übersehenen Überlegenheit.
Jetzt fragt ihr euch sicher: Überlegenheit gegenüber wem? Ja, das ist es gerade! Keiner weiß es. Sage da keiner, Frauen wären heute nicht mehr geheimnisvoll!
Ein Flugblatt des Kulturforums der Sozialdemokratie und der Deutschen Verlagsanstalt promotet die Buchvorstellung mit dem folgenden Gesülze, mit dem ein Kaufmann kaum ein Fass Butter losschlagen könnte: "Zwei Sozialdemokratinnen aus zwei Generationen treffen sich zum Gespräch. Sie sprechen über weibliche Lebensläufe, Männer, Politik als Job, sie streiten über Krieg und Frieden, und freuen sich über verblüffende Gemeinsamkeiten bei Fragen nach Einfluss und Gefahren der Macht. Für dieses Buchprojekt (...) begegneten sich die beiden Frauen zum ersten Mal: in seltener Offenheit, unverstellt und angeregt diskutierend, ohne Scheu vor Kontroversen." - So als müsste man das gerade Gegenteil unterstellen, wenn sich Frauen begegnen ....
Hier übrigens die Auflösung zu den obigen Werbezitaten: In dieser Reihenfolge: vodafone, Nissan, Kleber (Autoreifen) - und eben der Titel jenes vielversprechenden Buchs.
Einen Bericht über eine interessante Studie zum Sexualverhalten unserer französischen Nachbarn konnten wir in der Süddeutschen Zeitung lesen:
"Paris: Wie, wie oft, mit wem? - Manche nennen es Liebe"
Madame gehört zu den Frauen, deren Alter völlig egal ist und mit der mancher gern ein Fachgespräch führen möchte. Rot ist derzeit die Farbe ihrer Haare, und wenn sie auf dem Bildschirm zu sehen ist, dann wirkt sie wie die emanzipierte, auch verwöhnte Frau mit sicherem Blick für Kleider und Kerle. Je siebzig Frauen und Männer hat sie jeweils einige Stunden lang über deren sexuelle Gewohnheiten ausgefragt. Als Ergebnis ihrer Untersuchung über "Das sexuelle Leben in Frankreich" steht die Erkenntnis, dass im Vergleich zu früher zunehmend die Frauen überlegen sind.
(...)
An drei, allenfalls vier Partnern er-freut sich eine Französin im Laufe ihres Lebens, während sich Monsieur nach einigem Nachdenken an elf erinnert. Dieser Vorsprung erklärt sich freilich auch mit der geschlechtsspezifischen Zählweise. Männer fasziniert die große Nummer, bei ihrer Hochrechnung rechnen sie auch bezahlte Dienste mit. Einer, ein Animateur beim Club Med, kam auf 3000 sexuelle Begegnungen in acht Jahren. Er sei inzwischen etwas abgeschlafft, hat er eingeräumt. Eine Gesprächspartnerin hingegen sagte, "ach beinahe hätte ich noch den einen vergessen... " Sie wollte den dann aber doch nicht mitrechnen, die Bekanntschaft habe kaum länger als einen Monat gedauert.
So, jetzt könnt ihr entweder eine Pause machen und selbst mal nachrechnen - falls ihr zu diesem Thema nicht schon längst excel-Dateien angelegt habt. Oder ihr seid neugierig auf diesen Beitrag und seine erstaunlichen weiteren Details geworden und lest mal nach unter http://www.sueddeutsche.de/aktuell/sz/artikel129737.php
HOCHSCHWANGERE WOLLTE JUNGFRAU AUF DER BÜHNE SEIN
Eine hochschwangere 27-jährige Schauspielerin kann keine Jungfrau im Teenager-Alter auf einer britischen Bühne darstellen. Mit dieser Entscheidung hat ein Arbeitsgericht in London die Klage von Bethanie Halliday gegen eine Theatercompanie abgelehnt. Sie hatte wegen "sexueller Diskriminierung" geklagt, weil die Produzenten der Komödie "Pirates of Penzance" sie wegen der Schwangerschaft ungeeignet für die Rolle hielten. "Ich freue mich, dass der gesunde Menschenverstand gesiegt hat," sagte der Theaterdirektor. (ZDFtext Fr 08.03.02)
Dagegen stellt der rasende SZ-Reporter Hans Leyendecker im Report der "Süddeutschen" zur Überwindung der Trennung von Müll und Politik in der Kölner SPD fest:
"Wenn Genossen beieinander stehen, reden sie von ?ihm', von Typen wie Norbert Rüther. Frauen spielen in dem Stück bislang keine Rolle. Auf der öffentlichen Bühne zumindest ist Köln eine Männerwelt mit eigenen Regeln. Selbst zur Narrenzeit, in der die todernsten Elferratskarnevalisten ihren humorlosen Humor verbreiten, wird die Jungfrau von einem Mann gespielt." http://www.sueddeutsche.de/aktuell/sz/artikel130083.php
Manchmal kann ich die Frauen schon verstehen: Während im rheinischen Karneval sogar Männer Jungfrauen darstellen dürfen - ja Frauen infamer Weise dafür im allgemeinen gar nicht in Betracht gezogen werden! - soll eine eindeutig weibliche Engländerin bloß wegen ihrer Schwangerschaft eine Rolle nicht erhalten. Das ist, wir können nicht anstehen dies hier zu sagen, FAMILIENFEINDLICH!!! Wer soll denn noch Kinder in die Welt setzen, wenn frau schon wegen ihrer spezifischen biologischen Reproduktionsfunktion derartig ausgegrenzt wird? Ich fände es auch höchst korrekt, wenn Woody Allen spätestens in der vierten Terminator-Verfilmung endlich seine Chance auf eine richtig große Rolle bekäme, Gildo Horn Nachfolger von Pierce Brosnan als James Bond würde und Inge Meysel bei der Neuverfilmung von Basic Instinct die Rolle von Sharon Stone übernähme. Schließlich las ich erst dieser Tage, dass die 50jährige finnische Umweltministerin für ein Aktfoto posiert habe. Anything goes! Und zwar überall. Vor allem aber im Rheinland.
Frauentag: Gleiche Chancen = gleich gestellt?
"Nicht nur in Deutschland geht es hauptsächlich um die
Frage der Chancengleichheit für Frauen im Berufsleben.
Die Gleichstellung von Frauen ist zu einem eigenen
Politikfeld geworden - ein Dossier:"
http://www.sueddeutsche.de/index.php?url=/deutschland/politik/38466&datei=index.php
Schön gesagt, liebe Süddeutsche. Aber wenn wir die Eufemismen mal weglassen, dann ist aus der Gleichstellung von Frauen wohl eher ein nicht ganz unerhebliches Arbeitsbeschaffungsprogramm geworden, das den Steuerzahler und die private Wirtschaft nicht wenig Geld kostet - und das bei Licht betrachtet mit "Gleichstellung" längst nicht mehr viel zu tun hat. Andererseits auch ein Politikfeld, das es erlaubt, wenig kompetente Politiker/innen, die es in die Parlamente schaffen, auf der Spielwiese des Ausschusses für Familie, Frauen etc. behutsam "anzulernen". In der irrigen Annahme, dort könnten sie kein Unheil anrichten.
Tagungsbericht "MÄNNLICHE OPFERERFAHRUNG"
Vom 1. bis zum 3. März 2002 fand die von der Evangelischen Akademie Tutzing veranstaltete Tagung "Männliche Opfererfahrungen" in Heilsbronn statt.
Die Tagung war von 62 Gästen (41 Männer und 21 Frauen) besucht und hatte bedingt durch den Veranstalter einen äußerst seriösen Rahmen. Teilnehmer waren u.a. Therapeuten, Wissenschaftler, Mitglieder von Trennungsväterorganisationen und Frauenberatungsstellen sowie Journalisten (darunter ein Aufnahmeteam der ARD-Sendung Kontraste und ein Journalist der Zeitschrift Psychologie Heute).
Lest Joachim Müllers kompletten und sehr profunden Tagungsbericht unter
http://home.t-online.de/home/Joachim.Mueller-1/extdoc/Heilsbronn.html
Interessant ist vor allem, dass der feministischen Kritik an der Thematisierung selbst Raum gegeben wurde. Dies halte ich für ein durchaus seriöses Gebahren, aber es wäre schön, wenn auch unsereinem ab und an bei einem Frauenseminar erlaubt würde, kritische Gegenpositionen vorzutragen. (Obwohl - nein, ich würde mich dort nicht wirklich wohl fühlen...)
FRAU ANTJE BRINGT KÄSE NACH AFGHANISTAN:
Ein interessantes Interview zur Lage der Frauen in Afghanistan lasen wir gestern in der taz: [ http://www.taz.de/pt/2002/03/11/a0122.nf/text ]
Das eigentlich Skurrile an diesem Gespräch, das für die taz eine gewisse Antje Bauer führte, ist dass ihre afghanische Gesprächspartnerin sehr moderat argumentierte und versuchte, Verständnis für die spezifische Situation des Landes zu wecken, während unsere taz-belesene Gutmenschin Antje nichts anderes als Fragen im Kopf hat, die von einem profunden Unverständnis zeugen und im Prinzip den geneigten Leser/inne/n vor allem deutlich machen soll, wie furchtbar in Afghanistan EINFACH ALLES ist. Mag ja sein, dass man sich dort als Mitteleuropäer vorkommt wie ein Zeitreisender im Mittelalter. Auch damals hätten wir mit unserem postmodernen Werteverständnis wahrscheinlich viel Gelächter erzeugt...Hört euch nur mal diese FRAGEN an:
Taz: Haben Sie denn schon einmal daran gedacht, hier ein säkulares System zu fordern, etwa nach dem Modell der Türkei?
Antw.: Unsere Gesellschaft ist konservativ und sehr religiös. Deshalb können wir zur Zeit keine größeren Veränderungen herbeiführen, die den Traditionen zuwiderlaufen würden. (...) Für Veränderungen
braucht man Zeit. Wenn wir es übereilen(...), dann wird das(...) eine starke Gegenreaktion hervorrufen. Und dann werden alle positiven Entwicklungen wieder rückgängig gemacht.
--- und jetzt ungekürzt (!) der Übergang ---
Taz: Sollte man Frauenquoten einführen?
Antwort: Ich befürworte das, aber die Lage erlaubt das nicht. Die Gesellschaft lässt das nicht zu.
Ja, hat die überhaupt zugehört? Nicht zu fassen! Schön auch, dass Antje Bauer, die - ich wette! - sonst viel Sympathie mit den unterdrückten Kurden hegt, die Türkei als beispielhaftes System ins Feld führt. Dass es dort, in Anatolien, Frauenquoten gibt, wusste ich offen gestanden auch nicht. Vielleicht argumentiert Frau Antje hier aber einfach nur pragmatisch, mal maximalistisch, mal relativierend. Da kann ich nur mit dem Kabarettisten Jürgen Becker sagen: Konsequent oder inkonsequent! Aber dieses Hin und Her macht mich völlig fertig!
"ICH BENEIDE DIE FRAUEN UMS KINDERKRIEGEN"
Wer könnte diesen Kernsatz wohl gesagt haben? Richtig, Gregor G., Frauensenator in der Bundeshauptstadt, hat wieder zugeschlagen. Wäre auch zu viel erwartet, dass ausgerechnet DER den Internationalen Frauentag zum Anlass nähme, einfach mal den Schlund zu halten. Dass es soo dicke käme wie in diesem Interview mit der "Süddeutschen", hatte ich indessen nicht erwartet. Der Doppel-G-Punkt aus Berlin übertraf mal wieder alle Befürchtungen. Eigentlich wollte ich die Dokus ja kürzer halten, aber diese schleimige Dampfplauderei kann ich euch nicht ersparen, obwohl ich kräftig gekürzt, aber natürlich auch selbst wüst kommentiert habe.
Gregor Gysi (PDS) ist nicht nur Wirtschaftssenator von Berlin, sondern auch für Frauenfragen zuständig. Das könne er als Mann besonders gut, findet Gysi. Das Interview zum morgigen Internationalen Frauentag führten Constanze von Bullion und
Sina Löschke.
SZ: Herr Gysi, wie fühlt man sich so als Frau?
Gysi: Ich befürchte, da ist meine Fantasie überfordert.
SZ: Sie haben mal geschrieben: "Mein Traum ist es, die Welt mit den Augen einer Frau sehen zu können, mir die Welt von der anderen Seite zu erklären, das Weibliche zu verstehen."
Gysi: Es gibt immer Dinge, die man nie begreifen wird, weil man sie nicht selbst erleben kann. Wenn ich als Anwalt jemanden verteidige, der eine ganz schlimme Tat begangen hat, geht es nicht darum, die Tat zu akzeptieren, sondern sein Denken zu verstehen. Auch bei meiner Frau gibt es Reaktionen, die ich nicht begreife, weil ich das nicht mit ihren Augen sehen kann. Da muss ich mich wohl mit meiner Begrenztheit abfinden.
Oh, oh! Dass die Damen von der SZ diesen Vergleich stehen ließen, spricht für ihre Langmut. Trotz dieser misslungenen Erläuterung hinterlässt GG hier seine ersten Schleimspuren, indem er mit seiner "Begrenztheit" blöde kokettiert - und dabei so tut, als gäbe es diese "Begrenztheit" nicht in gleicher Weise und demselben Umfang auf der anderen Seite. Was für ein erbärmliches Hirn denkt eigentlich in solch' unterwürfigen Kategorien? "Oh Gott, ich kann sie nicht begreifen, die Frauen, weil ich selbst nur ein insuffizienter Mann bin, niedere Kreatur mithin." (Ja, Gregor, du ganz bestimmt! Insofern hat er einfach Recht.)
Gysi: Ich habe akzeptiert, dass Gleichstellungspolitik für Frauen auch von Männern gemacht werden kann, ja sogar muss. Frauen kämpfen hier in eigener Sache. Bei mir wird überlegt, vielleicht hat er ja im einen oder anderen Punkt recht.
SZ: Klar, Männer sind die besseren Feministinnen.
Gysi: Nein, aber die Wahrnehmung ist ungerecht. Wenn Männer etwas nicht wollen, gelten sie als streitbar. Bei Frauen wird sofort zur Vokabel zickig gegriffen. Männern nimmt man nicht übel, wenn sie Karriere machen. Bei Frauen redet man von Karrierismus. Auch die Prostitution gäbe es nicht ohne die Männer, die sie in Anspruch nehmen und gleichzeitig moralisch diskreditieren.
Das hat unser G-Punkt schon voll begriffen: Popanze aufzubauen, Chimären ins Leben zu rufen, Fronten rhetorisch zu konstruieren - auch wenn es sie in der Realität gar nicht gibt. Jede Frau, die Karriere macht, bekommt heute eine Doppelseite im "Stern", der "Bunten" oder anderen Postillen, die nur zu gerne bereit sind, mal wieder eine "Powerfrau" (zum Dummdeutsch s.o.) zu feiern. Der schließliche Schlenker zur Prostitution ist völlig zusammenhangslos und entspricht Gysis Art, ein Thema, das er nicht beherrscht, durch breiten Beifall heischende Allgemeinplätze zu pulverisieren. Er schmiert den Redakteurinnen Honig ums Maul, und die bleiben dran kleben, und fragen gar nicht weiter nach. Da sehnt man sich nach der Schlagfertigkeit und Geistesgegenwart eines "Spiegel"-Gesprächs, in dem man ihm das nie und nimmer hätte durchgehen lassen! Hier haben wir aber auch das Geheimnis des Erfolgs dieses populistischen Blenders beispielhaft präsentiert. Von nichts eine tiefere Ahnung, aber immer in der Lage, einen das allgemeine Befinden treffenden Satz aus dem Hosenladen zu zaubern! Auch wenn der am Thema meilenweit vorbei geht.
SZ: Sie haben Ihren Sohn allein erzogen. Hat Ihre Frau Alimente bezahlt?
Gysi: Wir haben das anders geregelt. Aber mir ist aufgefallen, wie grob ungerecht das alles ist. In dem Haus, in dem wir wohnten, gab es ungeheuer viel Mitgefühl. Eine hat sogar Kuchen gebacken, um es mir zu erleichtern. Im selben Haus wohnte eine allein erziehende Mutter, um die hat sich keiner gekümmert.
Und wieder haarscharf entkommen. Das wäre eine Freude gewesen: "Frauensenator um Alimente betrogen." Aber nein, nichts Böses über keine Frau nicht! Und bloß schnell weg von diesem Thema: Ein Rührstück mit Lindenstraßen-Format ist es diesmal, das ganz schnell unsere Aufmerksamkeit von einem kleinen Skandal ablenkt, dass wir hier nämlich den für einen Feministen so völlig undenkbaren Fall weiblicher Unterhaltsverweigerung hätten. Nur das nicht! Der ganze Nimbus, die ganze Zielgruppenansprache wäre mit einem Schlag gescheitert. Aber gottlob, eine hat ihm sogar einen Kuchen gebacken.
Muss der Mann geschwitzt haben bei diesem Gespräch!
SZ: Welche Frauen bewundern Sie?
Gysi: Jeanne d'Arc, Marie Curie oder Indira Gandhi.
SZ: Die war aber ziemlich autoritär.
Gysi: Ja, aber das spiegelt genau das wider, was eine Frau braucht, um sich in der Männerwelt durchzusetzen. Auch in der Politik muss die Frau ein besserer Mann sein, um anerkannt zu werden.
Okay, habt ihr's wieder gemerkt? Immer das selbe Spiel. GG ist auf eine defacto-Diktatorin reingefallen, wahrscheinlich weil sie den selben Namen trug wie weiland Mahatma. Verplaudert, lieber Gregor? "Aber sind denn nicht alle Frauen gut?" wird ihm sein Unterbewußtsein geantwortet haben, das ihn in diese Falle gelockt hat. Aber dass Indira auch ein rechtes Schwein sein konnte, waren dann auch wieder nur die Männer schuld, die die Messlatte so hoch gelegt haben. Weshalb er dann ausgerechnet sie benennt, sie angeblich sogar bewundert, das geht eigentlich doch ein bisschen weit, gell? Dann könnte er problemlos auch Margaret Thatcher bewundern oder auch seine Parteifreundin Hilde Benjamin, die in den Fünfzigerjahren in der DDR auch schon mal Jugendliche wegen "ideologischer Abweichung" hinrichten ließ.
SZ: Worum beneiden Sie Frauen?
Gysi: Ums Kinderkriegen. Ich meine nicht den Vorgang selbst, der ist ja furchtbar. Was ist das für ein ungeheurer Vorgang, wenn aus dem eigenen Körper neues Leben entsteht. Der Anteil des Mannes ist ja sehr weit hergeholt.
Dazu muss ich nichts sagen, oder? Es könnten nur wieder sprachliche Entgleisungen werden, und das habe ich ja gelobt zu vermeiden.
SZ: Vor welchen Frauen fürchten Sie sich?
Gysi: Vor solchen wie Ihnen. Frauen erkennen doch unsere Schwächen sehr viel genauer. Und wenn sie diese Punkte entdeckt haben, können sie mit einer Konsequenz und Offenheit damit umgehen, dass dem Mann außer Verlegenheit kaum noch eine Reaktion bleibt.
Keine seiner Ausflüchte ist diesen Redaktions-Mäuschen aufgefallen, immer wieder hat er es geschafft, sie zu verladen, und jetzt greift er ihnen so unverschämt in den Schritt: Ihr seid "uns" doch so haushoch überlegen, Mädels! Ha ha ha! Ihr kennt doch alle unsere Schwächen! Ihr schafft es doch immer wieder, dass "dem Mann" außer Verlegenheit nichts bleibt. Oh, dieser Drecksack! (Sorry, hier stehe ich, ich konnte gerade wirklich nicht mehr anders...)
Wenn ihr euch das in Gänze antun wollt, wo ihr noch ein paar Stellen findet, die man ebenso hätte aufgreifen können, hier der Link: http://www.sueddeutsche.de/aktuell/sz/artikel129766.php
Ja Freunde, dieses hohle Gebrabbel von Deutschlands unterirdischstem Populisten war in dieser Woche - jedenfall für mich - DAS LETZTE. Es hätte mir fast, aber nur fast, die Sprache verschlagen - aber dafür müssen Männer kommen und keine Ersatzteile! (Herrlich, dieser Spruch aus meiner Jugend...) Eine ziemlich ultimative Feststellung zum Weltfrauentag habe ich dagegen von Harald Schmidt gehört: "Weltfrauentag - das hieß früher Frühjahrsputz."
Danach kann nichts mehr kommen. Es sei denn, GG würde sich im Interview mit dem RoteMännerInfo wünschen, dass ihm Brüste wachsen.
Lasst euch in dieser bizarren Welt nicht unterkriegen!
Euer RedManAchim
(12.03.02)
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Die ultimative Dienstleistungsoffensive des Antifeminismus