Das gehört noch dazu...
Guten Abend Nikos!
Ich kenne die buddhistische Philosophie, sie ist sehr subtil und interessant, viel subtiler und tiefgründiger, als die allermeisten Menschen wissen. Die christliche Philosophie ist allerdings auch viel subtiler und tiefgründiger, als die meisten wissen (ich persönlich finde: noch viel subtiler als Buddhismus - aber das wissen eben die meisten nicht *g*). Ganz am Grunde konvergieren West und Ost, aber das ist schon ein Bereich, wo das Denken endet. Danach - oder besser(?): jenseits(?) davon... :) - kommt unweigerlich das absolute Nichtwissen, auch im Buddhismus, nicht nur im Christentum.
Ich habe lange Jahre Zen praktiziert. In dieser Schule ist bekanntlich, anders als beim sonstigen Buddhismus, die völlige Negation allen Wissens, also die völlige begriffliche Leere aller Phänomene - also auch des Geistes! - (jap. MU, chin. WU: das bedeutet nicht "blöd sein") die Grundlage jeglicher Einsicht. Weil ich beide Wege gut kenne, weiß ich, daß hier in der Tiefe eine Identität der Wege herrscht. Nicht Identität der Worte, natürlich, aber das ist ja ohnehin unsagbar und man kann deshalb niemals darüber diskutieren, sondern nur "Krach machen" (durch Sprechen und Denken).
Worüber man diskutieren kann, wenn man viel erfahren hat und nicht nur leere Worte macht, sind immer nur gedankliche Konzepte. Zum Beispiel das von dir genannte Prinzip von Ursache und Wirkung oder die bedingte Entstehung aller Phänomene usw. Das gibt es im Christentum alles auch, aber es steht nicht so sehr im Zentrum, weil es beim Glauben nicht um Philosophie geht, beim Buddhismus aber meistens schon (bei manchen Schulen, bei anderen aber gar nicht). Ein Christ muß nicht unbedingt sehr intelligent sein, um Freiheit zu finden. Beim Buddhismus ist das anders (was einer der Nachteile ist, wie ich finde).
Der Dualismus, das "Denken in Paaren" wie du sagst, ist wirklich typisch westlich - aber eben nicht typisch christlich, jedenfalls wenn man von christlicher Mystik redet (freilich: man kann nicht wirklich über Mystik reden s.o.
). Wenn man wegen diesem Nichtredenkönnen also mal bei der "Denkweise" bleibt (also weit, weit vor jeder Berührung mit der Wirklichkeit!), dann kann der "westliche Dualismus" nicht die Einheit allen Seins verstehen: es gibt immer "Zwei" (wesentlicher als die erst sekundären moralische Wertungen ist dabei: Subjekt - Objekt). Aus der Zweiheit entsteht die Analyse, das gedankliche Zerlegen der Welt usw., was zu ganz spezifischen Einsichten in die äußere Wirklichkeit führt, anderes aber übersieht. Genau umgekehrt im Osten: Da gibt es gedankliche Konzepte über seelische Phänomene, aber die äußere Welt wird negiert. Sie ist ja die Quelle des Leidens und wird abgelehnt bzw. verneint: das Ziel ist das Verlöschen von Zweiheit, also des Subjekts wie auch des Objekts (ich erinnere kurz daran, daß ich hier nicht über den Bereich rede, wo das konvergiert!).
Interessant ist es nun, daß der westliche Weg der Analyse an Bereiche stößt, wo alle gängigen Konzepte ungültig werden - nicht bloß unsere westlichen, sondern ebenso auch die östlichen. Zeit ist zum Beispiel eine illusorische Kategorie, damit sind aber auch "Zeit ohne Anfang und Ende" oder "Ursache und Wirkung" usw. illusorisch. Das ist jetzt kein leeres Wortspiel, sondern wirklich essentiell für die buddhistische Philosophie! Sie verliert schlicht und einfach ihre Grundlage, was der Grund für eine echte Krise sein wird, die freilich noch wenig beachtet wird und den meisten gar nicht bewußt ist (ich rede hier vom philosophischen Kategoriensystem!)
Es gibt jedenfalls noch wenig Bewußtsein über die Konsequenzen der westlichen Analyse für die buddhistische Philosophie, auch bei asiatischen Lehrern nicht, die entweder in einer Art Orthodoxie verharren und ihre Tradition verteidigen und sie für unverwundbar und "nicht davon berührt" halten - oder aber die Konvergenz von West und Ost beginnt nun viel tiefer begriffen zu werden, als man es sich jemals vorgestellt hatte. Aber das sind nur sehr wenige Individuen. Im Westen sind es freilich auch nur sehr wenige, die derart weit denken. Die meisten sind ja sowieso ganz weltlich gesonnene Atheisten, die sich überhaupt nicht für solche Fragen interessieren bzw. ihre Dimensionen überhaupt nicht begreifen können...
Einem Gedanken möchte ich noch gerne widersprechen: Wir Christen können die Geburt eines schwerbehinderten Kindes nicht nur sehr leicht akzeptieren, sondern wir verteidigen sein Recht auf sein Leben mit aller Kraft - freilich gegen eine Welt, die uns dafür inzwischen nur noch den Vogel zeigt. Trotzdem tun wir es, solange es überhaupt Menschen gibt und völlig egal, was andere darüber denken. Es gibt überhaupt keine Wertunterschiede zwischen zwei verschiedenen Leben! Ich stimme dir vollkommen zu, daß solche "Differenzierungen" über das menschliche Leben DIE Ursache schlechthin für ALLE fatalen Folgen sind, die unsere gottlose Gesellschaft nun in den Abgrund drückt. Auch der Feminismus hat Ursachen und ist ein Folge von "etwas". Wovon? Davon! Von der Feindschaft gegen das Leben, vom Haß, vom Kampf, vom Egoismus, vom "Trennen in Gut und Böse". Es ist genau derselbe (identische!) Geist wie bei den Nazis und den Kommunisten - also nicht "ähnlich" oder "vergleichbar" und dergleichen, sondern wirklich identisch. Aber wer will so etwas hören? Rate mal! Ja, richtig: keiner. Und genau deshalb ist unsere Welt so, wie sie ist und geht auf ein Ende zu, das logische Konsequenz dieses Geistes ist: völlig und aus Prinzip gegen das Leben gerichtet.
"Im konkreten Feminismusfall haben wir eine Bewegung, die regelrecht gegen das Leben läuft!", sagst du. Stimmt genau. Aber das ist bloß eine ganz lächerliche Beschönigung. In Deutschland sind in den letzten gut 30 Jahren über 10 Mio. Menschen ermordet worden, und zwar ganz am Anfang ihres Lebens, als sie noch im Leib ihrer Mutter lebten. Man hat ihnen also ihr GANZES Leben genommen, nicht nur einen Teil davon. In fast allen anderen Ländern ist es ganz genauso. Aber alle finden es normal! Diese Morde sind für sich gesehen schon extrem schlimm (ungefähr wie Nazis). Aber das Nichtschlimmfinden ist noch viel, viel schlimmer! Entscheidend ist immer das, was im Geist passiert (wir Christen sagen "im Gewissen", denn es ist nicht eine Denk-Frage, sondern eine Seins-Frage). Der Feminismus (und die vielen anderen Scheißegal-Ideologien, die es ja auch gibt, obwohl sie gerade etwas im Hintergrund stehen, denn der Feminismus ist so "prima", daß man sie im Moment nicht so sehr benötigt) sind die furchtbarsten Todesideologien aller Zeiten - wie gesagt: nicht "nur" wegen der vielen Leichen, sondern vor allem wegen dem "Scheißegal"-Verhalten bei voller Kenntnis des Geschehens und garantierter Meinungsfreiheit. Das hat die Folge, daß die Konsequenzen dieser Ursache alles übersteigen wird, was überhaupt jemals irgendwann der Menschheit als Konsequenz begegnet ist. Aber das will natürlich erst recht niemand hören.
Darauf, daß Ursachen Folgen haben hat dieses Nichtwissenwollen natürlich nicht den allergeringsten Einfluß...
Gruß vom
Nick
gesamter Thread:
- Tittensozialismus bald auch für Unternehmen? -
Wolfgang A. Gogolin,
12.05.2007, 20:52
- Tittensozialismus bald auch für Unternehmen? -
Foxi,
12.05.2007, 23:40
- Tittensozialismus bald auch für Unternehmen? -
Nikios,
13.05.2007, 00:05
- Tittensozialismus bald auch für Unternehmen? -
Flint,
14.05.2007, 06:24
- Das gehört noch dazu... -
Flint,
14.05.2007, 06:31
- Das gehört noch dazu... -
Chato,
14.05.2007, 16:08
- Das gehört noch dazu... -
Nikios,
15.05.2007, 01:42
- Das gehört noch dazu... - Chato, 15.05.2007, 04:20
- Das gehört noch dazu... - Flint, 19.05.2007, 16:29
- Das gehört noch dazu... -
Nikios,
15.05.2007, 01:42
- Das gehört noch dazu... - Chato, 14.05.2007, 20:33
- Das gehört noch dazu... -
Chato,
14.05.2007, 16:08
- Das gehört noch dazu... -
Flint,
14.05.2007, 06:31
- Tittensozialismus bald auch für Unternehmen? -
Flint,
14.05.2007, 06:24
- Tittensozialismus bald auch für Unternehmen? - adler, 14.05.2007, 00:18
- Tittensozialismus bald auch für Unternehmen? -
Nikios,
13.05.2007, 00:05
- Tittensozialismus bald auch für Unternehmen? -
Foxi,
12.05.2007, 23:40