Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Frauen in Angst

DS unplugged, Friday, 19.08.2011, 17:38 (vor 5244 Tagen)

Frauen in Angst

von Burkhard Straßmann

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Es gibt Männer, die stricken Mützen und wechseln ihren Kindern die Windeln. Es gibt Frauen, die fahren Motorrad. Am 1. Juli 1995, so die aktuellste Zahl des Kraftfahrt-Bundesamtes, gab es in Deutschland 303 835 Kraftradhalterinnen. Sie halten dreizehn Prozent des Gesamtbestandes. Also müßte statistisch auf jedem achten Motorrad, das an uns vorbeidonnert, eine Frau sitzen. Tatsächlich sitzt da eine Frau, aber hinten. In Wahrheit sind Motorradfahrerinnen im Straßenbild eine rare Ausnahme. Außer bei Frauen-Motorradtreffen und neulich im Odenwald.

Neulich im Odenwald, am Ende einer Schotterstraße mit sehr engen Spitzkehren, in einem Heim der Naturfreunde, hatten sich elf Motorradfahrerinnen um eine Fahrlehrerin und eine Psychologin geschart. Hier ereignete sich das (wahrscheinlich weltweit) erste Anti-Streß-Motorradtraining für Frauen. Um gleich die Dimension der Not, die die Frauen in dieses Seminar trieb, zu verdeutlichen: Ein Mann hatte seine Freundin mit dem Auto gebracht. Ihr Motorrad stand auf dem Anhänger.

Elf Frauen zogen ihre Lederstiefel aus, legten sich auf den Boden, hörten lateinamerikanische Musik und versuchten, sich fallenzulassen. Als das geschafft war, durften sie über ihre Ängste reden. Die Ängste der Frauen beim Motorradfahren! Was da zusammenkam, würde einem Mann den Kommentar entlocken: Die haben Angst vor dem Motorradfahren selbst. Warum nur tun sie sich das überhaupt an? Wohlan: Fragen wir Elke.

Die Anti-Streß-Motorradtrainerin Elke Radewald ist Speditionskauffrau, Diplompsychologin und natürlich Motorradfahrerin. Natürlich? Natürlich wurde sie von ihrem Freund überredet, den Führerschein zu machen. Am ersten Tag hat sie ihr Motorrad dreimal umgeworfen. Statt an einer engen Stelle das Motorrad zu wenden, fuhr sie lieber drei Kilometer Umweg. Als sie mal über eine steile Rampe auf eine Fähre mußte, war die ganze Überfahrt versaut, weil sie nicht wußte, wie sie da wieder runterkommen würde. Da erinnerte sie sich an ihre Psychologie. "Ich habe mit mir gearbeitet. Ich habe visualisiert, wie es klappen könnte, statt mir vorzustellen, wie es schiefgeht. Ich habe schwer gearbeitet. Dann habe ich es gemacht." Sie ist einfach runtergefahren. Die anderen Motorradfahrerinnen an Bord ließen sich ihre Motorräder von Männern an Land fahren. Da war die Idee geboren: Ein Anti-Streß-Motorradtraining für Frauen muß her, jawoll!

Ach, der Odenwald. Seine Spitzkehren. Frauen und Spitzkehren. Die erste Spitzkehre nach dem mentalen Training, und es machte rums. Eine Frau war gestürzt. "Ich weiß gar nicht, wieso: Immer wenn ich anhalte, falle ich um." Kurze Besinnung, Anhalten in Zeitlupe - aha! Sie bremst nur mit der Vorderbremse, das Rad blockiert, die Maschine kippt um. Eine Kleinigkeit eigentlich. Da macht es schon wieder rums. Die nächste liegt auf dem Asphalt.

Was finden Frauen am Motorradfahren schön? "Ich gucke mich gern in der schönen Gegend um", sagt Elke. Männer interessieren sich weniger für die schöne Gegend, insbesondere, wenn sie aus Bäumen besteht, die den Blick auf den Verlauf der Spitzkehren verstellen. Männer lieben Spitzkehren. Wegen der Grenzerfahrung. Die Frauen fahren abends nicht mehr ins Gasthaus zum Essen und schieben lieber Kohldampf. Wegen der Spitzkehren.

"Focusing" heißt Elkes Methode. Ihre Grundannahme ist optimistisch: Wir wissen tief in uns drinnen schon, was richtig wäre und gut für uns ist. Man muß nur tief genug nachschauen. Was befürchtest du? Hast du eine Idee, wie es gehen könnte? Was brauchst du? Fleißiges Focusing findet einen Weg, wie man ohne Blamage sein Motorrad vor den Augen anderer Motorradfahrer abstellt oder gar aufbockt, für Frauen eine Streßlage sondergleichen. Einmal ist Elke vor lauter interessierten Männern ("Jetzt müssen die Weiber auch noch Motorrad fahren") gestartet. Leider steckte das Schloß noch in den Speichen. Elke hat es mental überlebt, aber sie ist ja auch psychologisch geschult.

Die Psychologin hat jetzt eine Hotline eingerichtet. Motorradfahrerinnen in Not dürfen 0621/85 88 27 anrufen. Im nächsten Jahr gibt es das nächste Seminar. Es gibt kein Seminar für Männer, die ihre Frauen zu den Seminaren karren.

Ach ja, Elke sagt von sich: "Ich bin ein ganz großer Pausenfan." Wenn man die Pause als das Gegenteil von Motorradfahren definiert, verbirgt sich hier womöglich die Antwort auf die Frage, warum man auf der Straße so selten Motorradfahrerinnen sieht.

Verständlich ..... gehts doch um Ressourcen!

Mooshammer, Friday, 19.08.2011, 18:23 (vor 5244 Tagen) @ DS unplugged

In "Psychologie heute" Dezember 2010 Seite 15 schreibt Marion Sonnenmoser:

Seit Jahren beschweren sich Mütter darüber, daß Väter sich zu wenig für den Nachwuchs engagieren. Mittlerweile hat sich das Blatt aber gewendet: Immer mehr Väter verzichten (zumindest für einige Monate) auf Geld und Karriere, um sich ihrem Nachwuchs zu widmen. Und auch sonst finden es Väter der jüngeren Generation heutzutage selbstverständlich, Windeln zu wechseln oder bei den Schulaufgaben zu helfen. Mütter müßten eigentlich erleichtert aufatmen, denn endlich herrscht jetzt auch bei der Kindererziehung Arbeitsteilung. Tun sie aber nicht. Zu diesem Ergebnis kam ein japanisch-amerikanisches Wissenschaftlerteam um Takayuki Sasaki von der Osaka University of Commerce, das 78 amerikanische Doppelverdienerpaare mit acht Monate alten Säuglingen zum häuslichen Engagement befragte. Obwohl beide Partner einen Vollzeitjob hatten, investierten die Frauen mehr Zeit in Haushalt und Erziehung als die Väter und waren daher stärker doppelbelastet. "Schlimmer noch für die Frauen war aber die Feststellung, daß Väter sehr fähig und geschickt in der Kinderversorgung sein können", so die Wissenschaftler. Diese Erkenntnis nagte nämlich am Selbstbewußtsein der Mütter. Plötzlich fühlten sie sich weniger gebraucht und mußten Kompetenzen und Fertigkeiten, die sie als ihre ureigensten betrachtet hatten, auch anderen zugestehen.
Väterliches Engagement ist für Frauen daher ein zweischneidiges Schwert, weil es einerseits entlastet, andererseits Konkurrenz bedeutet und das Rollenverständnis als gut sorgende Mutter untergräbt. Nach Meinung der Wissenschaftler verbringen selbst vollberufstätige Mütter vermutlich deshalb mehr Zeit als Väter mit Haushalt und Familienarbeit, um ihrem Selbstbewußtsein etwas Gutes zu tun und ihrem Rollenverständnis gerecht zu werden.

Quelle: (Takayaki Sasaki, Nancy Hazen, William Swann jr.: The supermom trap: Do involved dads erode moms' self-competence? Personal Relationships, 1/2010, 71-79)

Egal, Motorräder nerven als Verkehrshindernisse, wenn Frauen drauf sitzen ganz besonders...

Kritiker, Friday, 19.08.2011, 20:19 (vor 5244 Tagen) @ DS unplugged

- kein Text -

Fahrtechnikkurse für Frauen, ein super Geschäft

Borat Sagdijev, Saturday, 20.08.2011, 03:01 (vor 5243 Tagen) @ DS unplugged

Auch auf dem Mountainbike.

Es reicht schon um den Weibern Kohle abzunehmen über Männer zu lästern und den Frauen Mut zuzureden.

Ich strebe eine zweigleisige Strategie an:

In der Rolle als Machoschwein fahre ich Spitzkehren mit Hiterradversetzen, immer mal Stoppies und über schwierige stellen total locker drüber mit einem Chauvispruch für die Girls auf den Lippen.
Also wenn ich was gefahren bin wende ich mich zurück mit einem Grinsen im Gesicht: "Und, wie war ich?" oder wenn die irgendwo davorstehen und kneifen "Habt Ihr schonmal einen Umschnallpenis versucht?"

Meine Kollegin sammelt dann die Anmeldungen für das Fahrtechniktraining mit anschließendem Schuhverkauf, denn ein guter Schuh ist das wichtigste.

Ich werde noch so groß rauskommen wie Jürgen Höller.

Wenn mich solche bemitleidenswerten, komplexbeladenen hochneurotischen Angstmenschinnen(und Menschen) nicht so deprimieren würden könnte ich fast diesen schmutzigen Job machen.

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Deutschland ist besser, es hat Genderforschung und bald eine gesetzlich garantierte Frauenquote.

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