Was braucht's schon einen Luther…
… wenn man eine Käßmann hat.
Nach der Überlieferung soll Martin Luther (1483-1546) am 31. Oktober 1517 seine berühmten 95 Thesen ans Hauptportal der Schlosskirche in Wittenberg angeschlagen haben. Jene Thesen, die die einstmals mächtige Römisch-Katholische Kirche spalten und Europa in einen Strudel von Krieg und politischer Wirren stürzen sollten. Im Oktober 2017 jährt sich dieses denkwürdige Ereignis zum fünfhundertsten mal.
Ein wahrhaft bedeutsames Ereignis, bedeutsam genug um seiner mit der gebotenen Achtung zu gedenken. Kein Wunder also, dass die Evangelische Kirche, die diesem Ereignis ihre Entstehung verdankt, dieses Datum besonders gewürdigt sehen möchte und zu diesem Zwecke extra einen "Luther-Botschafter" ernannt hat, der "die Sprache und den Geist Luthers fromm, frisch und frei in den Alltag" übersetzen soll. http://www.kathweb.at/site/nachrichten/database/40445.html
Nun könnte dieser flotte Spruch dazu verleiten, dass man einen Sportler zu diesem edlen Behufe auserkoren hat. Nicht doch, kein Sportler und auch keine Sportlerin, aber - wir ahnen es bereits – jedenfalls eine Botschafterin muss es sein, eine Frau…natürlich eine Frau, schließlich handelt es sich um die Evangelische Kirche 2011. Eine Kirche, in der nur noch 26 % der Beschäftigten und 30 % der Ehrenamtlichen männlich sind. http://www.evangelisch.de/kompass/wegweiser-kirche/kirchliche-mitarbeiter-im-weinberg-des-herrn36825
Ein halbwegs normal orientierter Zeitgenosse könnte angesichts solcher Zahlen auf die Idee kommen, es handle sich bei der nachfolgenden Überschrift über einen Artikel vom 01.04.2011 um eine längst überfällige Reaktion auf diese skandalöse Entwicklung in der Evangelischen Kirche:
"EKD beschließt Männerquote für Kirchengemeinden"
http://www.evangelisch.de/themen/religion/ekd-beschliesst-maennerquote-fuer-kirchengemeinden37871
Irrtum, man glaubt sich dortens tatsächlich dazu in der Lage, sich auf dem genannten Hintergrund einen "Aprilscherz" zu Lasten der männlichen Rest-Beschäftigten leisten zu dürfen.
Zurück zur "Luther-Botschafterin".
Einige haben es geahnt die meisten befürchtet: Da ist sie wieder! Der Rat der EKD hat in nicht nachvollziehbarer Weisheit einstimmig beschlossen, dass die frühere EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann offizielle Repräsentantin für das Reformationsjubiläum im Jahr 2017 werden soll. Die frühere Bischöfin von Hannover soll ab dem Frühjahr 2012 als "Luther-Botschafterin" fungieren und damit Galionsfigur für die 500-Jahr-Feierlichkeiten sein.
Und, kaum gekürt, legt sie frisch, fromm, fröhlich und frei los: als künftige "Luther-Botschafterin" wolle sie mit "Herz, Mund und Händen" zum Gelingen des Reformationsjubiläums 2017 beitragen. Allerdings, einen "Lutherkult" werde es mit ihr nicht geben. Ganz im Gegenteil, auch die Schattenseiten Luthers sollen thematisiert werden. Und, bescheiden und wohlorientiert wie sie nun mal ist, fügt sie noch hinzu: auch einen "Käßmann-Kult" werde es mit ihr nicht geben. (a.a.O.)
Kann man den kollektiv-mentalen Gesundheitszustand dieser Kirche noch besser als mit dieser Realgroteske charakterisieren?
Grüße RR