Kinderfreundlichkeit müssen wir alle leben, sie lässt sich..
BMFSFJ Internetredaktion
Pressemitteilung Nr. 188/2007
Veröffentlicht am 03.05.2007
Thema: Familie
Von der Leyen: "Kinderfreundlichkeit müssen wir alle leben, sie lässt sich nicht
verordnen!"
Bundesfamilienministerin bewertet Allensbach-Umfrage "Land ohne Kinder?
Geburtenrate ein deutsch-französischer Vergleich"
In Deutschland und Frankreich gibt es deutliche Unterschiede in den Einstellungen
zu Kindern, in den Rollenbildern aber auch in den Möglichkeiten Familie und Beruf
miteinander zu vereinbaren. Diese Unterschiede können in einem Zusammenhang zu
den unterschiedlichen Geburtenraten in beiden Ländern gesehen werden. Zu diesem
Ergebnis kommt eine Repräsentativbefragung der 16- bis 49-jährigen Bevölkerung in
Frankreich und Deutschland, die vom Institut für Demoskopie Allensbach im Auftrag
der Zeitschrift Bild der Frau der Axel Springer AG erstellt wurde. In der
Untersuchung wurden in beiden Ländern Fragen nach Kinderwünschen und idealer
Kinderzahl, nach den wahrgenommenen Bevorzugungen und Belastungen durch Kinder
sowie Gründen, die gegen Kinder sprechen, gestellt. Weitere Themen:
Voraussetzungen, die erfüllt sein sollten, bevor sich junge Menschen für Kinder
entschließen, sowie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und die
Kinderbetreuung.
Die Ergebnisse zeigen, dass sich schon das Selbstbild in beiden Ländern deutlich
unterscheidet: Die französische Bevölkerung ist zutiefst davon überzeugt, in
einem kinderfreundlichen Land zu leben (80 Prozent), in Deutschland sind es
dagegen nur 25 Prozent der Menschen. Die Mehrheit der Deutschen hält Deutschland
für wenig kinderfreundlich. Bundesfamilienministerin von der Leyen:
"Kinderfreundlichkeit muss von uns allen jeden Tag gelebt werden, sie lässt sich
nicht verordnen. Die Politik verbessert die Rahmenbedingungen, aber die
Einstellung zu Kindern beginnt in unseren Köpfen. Jeder sollte sich fragen, was
er persönlich dafür tut."
Die Studie zeigt, dass sowohl in Frankreich als auch in Deutschland die
Geburtenzahl hinter den Wünschen zurückbleibt. Im Durchschnitt geben die
Befragten die ideale Kinderzahl in Deutschland mit 2,0 und in Frankreich mit 2,4
an. Während immerhin 36 Prozent der Franzosen die ideale Kinderzahl mit drei und
mehr Kindern ansetzen, tun dies nur 16 Prozent der Deutschen.
Eltern und Kinderlose unterscheiden sich in Deutschland in vielerlei Hinsicht
weitaus mehr als in Frankreich. Dies gilt für die Grundhaltung zu Kindern, für
die Überzeugung, dass Kinder das Leben bereichern, wie für die persönlichen
Prioritäten. Während nicht nur die große Mehrheit der französischen Eltern,
sondern auch die Mehrheit der Franzosen ohne Kinder ihren Lebenssinn auch über
Kinder definieren und ausgeprägt familienorientiert sind, liegen hier zwischen
deutschen Eltern und Kinderlosen Welten. 74 Prozent der deutschen Eltern und nur
27 Prozent der Kinderlosen definieren ihren Lebenssinn auch über Kinder. "Das ist
ein entscheidender Unterschied: In Frankreich wird Kinderlosigkeit als eine Phase
im Leben angesehen, in Deutschland dagegen eher als Lebensentscheidung", sagt von
der Leyen.
In beiden Ländern erklären Eltern, dass ihre Kinder sie glücklich machen. Die
Eltern argumentieren positiv aus der Erfahrung des Alltages heraus. Aber
Kinderlose argumentieren in beiden Ländern sehr unterschiedlich: Fast jeder
Zweite in Deutschland (49 Prozent) findet, dass Beruf und Familie sich mit
Kindern nur schwer vereinbaren lassen, während dies in Frankreich zwei Drittel
der Kinderlosen nicht so sehen. Mehr Eltern in Deutschland meinen, dass sie durch
die Geburt ihrer Kinder eher weniger Geld zur Verfügung haben, während die
französischen Eltern eher erklären, gleich viel Geld zur Verfügung zu haben.
Diese Einstellung findet sich auch bei den Kinderlosen wieder.
Deutsche ohne Kinder verbinden die Elternschaft mit auffallend vielen Nachteilen
wie finanziellen Einschränkungen, viel Stress, enorme zeitliche Belastungen und
Zurückstecken im Beruf. 78 Prozent der deutschen, aber nur 54 Prozent der
französischen Kinderlosen assoziieren mit Elternschaft materielle Einbußen.
Positiv: In Deutschland wächst allerdings die Überzeugung, dass sich der Staat
verstärkt für junge Familien engagiert.
Die größten Unterschiede zwischen dem deutschen und französischen Meinungsbild
treten beim Thema der Vereinbarkeit von Familie und Beruf auf. 62 Prozent der
Französinnen, aber nur 22 Prozent der deutschen Frauen haben den Eindruck, dass
sich Familie und Beruf alles in allem gut miteinander vereinbaren lassen. Die
überwältigende Mehrheit der Franzosen ist überzeugt, dass auch eine
Vollzeitberufstätigkeit der Mutter sich ohne weiteres mit Kindern vereinbaren
lässt. Dies hält eine Mehrheit der deutschen Bevölkerung nicht für möglich.
Auch die Vorstellungen von der idealen Aufgabenteilung in den Familien sind
deutlich unterschiedlich. Während deutsche Mütter am ehesten das Modell
favorisieren, bei dem die Vollzeitberufstätigkeit des Mannes durch eine
Teilzeitbeschäftigung der Partnerin ergänzt wird, bevorzugen französische Mütter
am ehesten die Vollzeitberufstätigkeit beider Partner. Dass den Franzosen die
Kinder und der Beruf so wichtig sind, hat auch etwas damit zu tun, unter welchen
Bedingungen Eltern ihren Beruf ausüben können.
Sehr unterschiedlich wird auch die Frage beurteilt, ab welchem Alter die Kinder
in einer Kinderkrippe oder Kindertagesstätte betreut werden können. 62 Prozent
der französischen Frauen, aber nur sieben Prozent der deutschen Frauen halten es
ohne weiteres für möglich, Kinder schon mit weniger als einem Jahr in eine
externe Betreuungseinrichtung zu geben.
Bundesfamilienministerin von der Leyen: "Wir leben in Deutschland in einem
zunehmend kinderentwöhnten Land und die Erfahrung der jungen Elterngeneration
ist, dass ihre Wünsche nach Kindern mit ihren Lebenswünschen nicht zusammen
passen. Das schafft ein Grundgefühl der Skepsis, wenn wir uns den Alltag mit
Kindern vorstellen. Wir wollen das ändern. Wir wollen Mut machen, sich für Kinder
zu entscheiden. Das Elterngeld, die verbesserten Möglichkeiten, die
Betreuungskosten steuerlich geltend machen zu können, unsere gemeinsamen
Anstrengungen mit der Wirtschaft, die Vereinbarkeit von Familien und Beruf zu
verbessern sind Beispiele dafür, dass wir handeln." Der verabredete Ausbau der
Kinderbetreuung ist ein weiterer wichtiger Schritt. "Diese positive Entwicklung
kommt an", so von der Leyen. Zwar sagen die Menschen in Deutschland wie
Frankreich, dass der Staat finanziell mehr tun muss, aber mehr Deutsche
(30 Prozent) als Franzosen (15 Prozent) meinen, dass sich in den vergangenen
zwei, drei Jahren in Vergleich zu früher etwas für junge Familien getan hat. "Die
neuen Familienleistungen machen vieles leichter. Aber nicht alles. Freude an
Kindern kann ansteckend sein, das müssen wir in Deutschland wieder entdecken.
Jeder einzelne kann dazu beitragen", sagt die Bundesfamilienministerin.
Anlagen:
[PDF] Zusammenfassung der wichtigsten Befunde der Studie "Einflussfaktoren auf
die Geburtenrate ein deutsch-französischer Vergleich" (PDF)
http://www.bmfsfj.de/bmfsfj/generator/RedaktionBMFSFJ/Pressestelle/Pdf-Anlagen/zusammenfassung-befunde,property=pdf,r...
(32,3 KB)
[PDF] Untersuchungsdaten der Studie "Einflussfaktoren auf die Geburtenrate ein
deutsch-französischer Vergleich" (PDF)
http://www.bmfsfj.de/bmfsfj/generator/RedaktionBMFSFJ/Pressestelle/Pdf-Anlagen/untersuchungsdaten,property=pdf,rwb=tr...
(12,8 KB)
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