Was steckt hinter der Kinderkrippen-Debatte
Was steckt hinter der Kinderkrippen-Debatte
Von Emma Bode und Verena Nees
2. Mai 2007
Seit Wochen tobt ein Glaubensstreit in der Christlichen Union um den von Familienministerin Ursula von der Leyen geplanten Ausbau der Krippenplätze in Deutschland. Der katholische Bischof von Augsburg Walter Mixa, flankiert vom bayrischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber (CSU) und anderen rechtskonservativen Vertretern von CDU, CSU und Kirche, beschwört das traditionelle Familienbild, wirft von der Leyen "ideologische Verblendung" vor und behauptet, sie wolle "DDR-Verhältnisse" wieder einführen.
Ausgerechnet Mixa, der sich als Vorkämpfer von Papst Benedikts XVI. archaischen Abtreibungs- und Verhütungsverboten gebärdet, spricht von der "Würde der Frau", die nun von der Familienministerin zur "Gebärmaschine" degradiert würde.
Doch sollte man sich durch berechtigte Empörung über derlei Ausfälle kirchlicher Würdenträger nicht dazu verleiten lassen, in den Plänen der CDU-Ministerin von Leyen irgendetwas Fortschrittliches zu sehen. Werbewirksam posiert sie bei Talkshow-Auftritten und in Interviews als Vorkämpferin von Gleichberechtigung und Chancengleichheit für Frauen. Ihr Plan zum Ausbau von Krippenplätzen entpuppt sich bei näherem Hinsehen jedoch als Versuch, die Ungleichheit und soziale Spaltung zwischen gut verdienenden Familien der oberen Mittelschicht und Arbeiterfamilien zu vertiefen.
Ihr Krippenplan entspricht Forderungen der Wirtschaft nach qualifiziertem Fachpersonal, das möglichst billig zu haben ist - und wer kann das anders sein als gut ausgebildete junge Frauen. Er knüpft zugleich nahtlos an das Anfang diesen Jahres eingeführte Elterngeld an, das nicht mehr in gleicher Höhe an alle Mütter ausgezahlt wird, sondern prozentual an den vorherigen Verdienst gekoppelt ist und für arbeitslose Eltern und Alleinerziehende ohne Einkommen drastisch gekürzt wurde.
Nicht zufällig wird von der Leyen deshalb nachdrücklich von den Wirtschaftsverbänden und -instituten sowie von zahlreichen CDU- und FDP-Politikern unterstützt, unter ihnen Bundeskanzlerin Merkel und der hessische Ministerpräsident Roland Koch, denen sicherlich niemand Linkslastigkeit vorwerfen würde.
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7. Familienbericht http://dip.bundestag.de/btd/16/013/1601360.pdf
Seite 234, Familienarbeit: - Väter 70 Std. - Mütter 46 Std.
Siehe auch: http://www.wgvdl.com/forum/index.php?id=12360
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Es ist kein Merkmal von Gesundheit, wohlangepasstes Mitglied einer zutiefst kranken Gesellschaft zu sein