Die Retterinnen von Utoya
Er hat nur wenig geschlafen seit Freitag – das, was geschehen ist, lässt Marcel Gleffe keine Ruhe. Der 32-Jährige saß beim Kaffee auf dem Campingplatz gegenüber der Insel Utoya, als Anders B. dort wütete und ihm 86 Jugendliche zum Opfer fielen. … Gleffe sah Menschen im Wasser vor dem Ufer der Insel und hörte sie um Hilfe zu rufen. Ohne lange nachzudenken, schnappte er sich sein Fischerboot und hielt auf die Jugendlichen zu. Diese riefen warnend, er solle nicht dichter herankommen, doch er kümmerte sich nicht darum. Er zog einen nach dem anderen der weinenden Jugendlichen aus dem kühlen Wasser, bis das Boot voll war.
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Kasper Ilaug hielt den Anruf eines Freundes für einen Witz. „Du musst mit einem Boot zur Insel Utoya fahren und Leute retten, etwas Schreckliches passiert dort!“ … Doch die Aufregung in der Stimme seines Freundes alarmierte ihn. Als er sich eine Viertelstunde später mit seinem Fischerboot der Insel Utoya näherte, schwammen vor den Felsen Dutzende Jugendliche. Er zog sie in sein Boot und brachte sie zu den Ambulanzen, die am Festland warteten. Noch zweimal fuhr er zur Insel, um sie alle aufzunehmen. „Sie waren so dankbar“, sagte er. Damit sie ihn besser sehen konnten, trug er eine knallgelbe Jacke und einen roten Helm. „Ich wusste, dass ich so die perfekte Zielscheibe abgebe“, sagte er. „Aber ich musste es tun.“
Leider titelt die WELT nur chauvinistisch und nationalistisch „Der deutsche Retter kam per Fischerboot“, aber sicher ist, daß schon bald nur noch von Retterinnen und Rettern gesprochen werden wird.