Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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WikiMANNia: Der Hausmann

Mus Lim ⌂, Tuesday, 12.07.2011, 23:49 (vor 5282 Tagen) @ Mus Lim

Der Hausmann ist das Ergebnis eines Rollentausches, wo die Frau die Rolle der Familienernährerin übernimmt und der Mann sich um die Hausarbeit und Aufzucht der Kinder kümmert.

Aus Gründen, die Esther Vilar im Abschnitt "Die berufstätige Frau braucht Gefängnisse für ihre Kinder" genannt hat sind Paare, denen es um das Wohl ihres Nachwuches geht, absolute Gegner von Kinderkrippen und Ganztagsschulen. Sie finden es selbstverständlich, dass in einer Familie mit Kindern einer der Erwachsenen zu Hause bleibt, und sie finden es manchmal sogar selbstverständlich, dass dieser Erwachsene der Mann ist.

Weshalb ist dann der Rollentausch so selten? Warum werden die wenigen Männer, die sich darauf einlassen, von Journalisten bestürmt und von Fotographen und Fernsehteams bei ihren ganz einfachen Aktivitäten belauert, als handele es sich um gewagte wissenschaftliche Experimente? Warum werden die wenigen Paare, die den Rollentausch - zumindest vorübergehend - mit allen Konsequenzen praktizieren, mit der gleichen Neugier verfolgt wie Transvestiten, Filmstars oder Massenmörder? Dafür zwei Gründe:
a) Derjenige, der bei den Kindern bleibt, hat meist das leichtere Leben. Es ist daher kurios, wenn eine Frau - die ja die Macht hat zu wählen - freiwillig den schwereren Part übernimmt.
b) Männer, die sich und ihre Kinder von Frauen ernähren lassen, sind Menschen, die sich wenig um anderer Leute Meinung kümmern. Soviel Unabhängigkeit beeindruckt wieder jene, die ständig um ihr Image besorgt sind und sich nur dann "männlich" oder "weiblich" fühlen, wenn sie sich so verhalten, wie es die Norm - die von Frauen gemachte Norm - befiehlt.

Der Rollentausch ist nicht praktikabel, weil die große Mehrheit der Frauen niemals freiwillig dazu bereit wäre, über Jahrzehnte hinweg allein für den Unterhalt von Mann und Kindern aufzukommen. Doch da dieses Schema in der Öffentlichkeit immer wieder diskutiert wird, lohnt es sich, von der weiblichen Vormachtstellung einmal abzusehen und zu fragen, welche Vor- und Nachteile ein totaler oder partieller Rollentausch hätte.

Der totale Rollentausch brächte überhaupt keine Vorteile. Die Situation wäre genau wie jetzt, nur spiegelverkehrt: Die Lebenslänglichen wären nicht mehr Männer, sondern Frauen. Mit anderen Worten: Totaler Rollentausch, selbst wenn er im Bereich des Möglichen läge, wäre vollkommen sinnlos.

Weit interessanter sind die Perspektiven des partiellen Rollentausches, bei dem ein Teil der Frauen die Aufgaben eines Teils der Männer übernähme. Obwohl ein solcher Tausch viele Vorteile hätte, erscheint er den meisten Leuten trotzdem nicht verlockend. Der Grund liegt in den Bedingungen für das Entstehen sexuellen Verlangens. Ein Mann, der mit allen Konsequenzen die Rolle der Hausfrau spielt, wäre solchen Frauen einfach nicht geschlechtstypisch genug, das heißt, er würde nicht mehr erotisch auf sie wirken. Denn mit der Rolle der Hausfrau würde er nicht nur deren Aktivitäten, sondern auch ihr Verhalten übernehmen. Sobald der Reiz der Neuerung verflogen ist, würde nach einem Jahr der Routine der Hausmann auf die meisten Frauen nicht mehr als besonders männlich, sondern als besonders weiblich und daher besonders unerotisch wirken.

Früher oder später würde jeder Hausmann damit anfangen, nicht nur die Arbeit, sondern auch das Benehmen und die Gebärden einer Hausfrau übernehmen. Er würde beim Auftragen einer Mahlzeit triumphierend lächeln (die Mahlzeit wäre ja seine Leistung), mit Sorge beobachten, wenn jemand mit schmutzigem Schuhwerk über den Teppich geht (er wäre ja für die Sauberkeit verantwortlich), Fenster aufreißen, wenn zuviel geraucht wird (die frische Luft im Haus wäre sein Ressort), sich bei bestimmten Tätigkeiten eine Schürze umbinden und bei bestimmten anderen fröhlich vor sich hinträllern. Das heißt, er würde Frauen nicht nur nachahmen, er würde auch wie eine Frau werden. Er würde wie eine Frau lächeln, wie eine Frau reagieren und sich nur noch für Themen interessieren, die heutzutage Frauen vorbehalten sind.

Aus all diesen Gründen ist der Hausmann keine brauchbare Lösung. Man fragt sich immer wieder, weshalb viele berufstätige Frauen sich bestimmte Tätigkeiten von ihren Männern partout nicht abnehmen lassen. Die Erklärung ist einfach: Frauen, die auf Sex Wert legen, werden sich immer instinktiv gegen die Verweiblichung ihrer Partner schützen wollen. Sie wollen mit dem Mann, mit dem sie schlafen, nicht allzu häufig über Kochrezepte reden, und sie möchten auch nicht, dass er beim Wickeln eines Säuglings die gleiche Routine entwickelt wie ihre Freundinnen.

Die meisten Frauen würden dem Rollentausch schon aus praktischen Erwägungen nicht zustimmen. Die wenigen "echten" Hausmänner, die Pioniere, sind derzeit noch so sehr mit Presseterminen und Fernsehdiskussionen ausgelastet, dass man ihren Status nur mit sehr viel gutem Willen mit dem einer Hausfrau vergleichen kann.

Eine "moderne" Frau hat die Wahlmöglichkeit zwischen Vollzeitarbeit, Vollzeitmutter und einer Kombination von Berufstätigkeit und Mutterarbeit. Im Gegensatz dazu bekommen Männer, die sich für die neue und hochgepriesene "Vater- und Hausmannrolle" entscheiden haben, schnell zu spüren, dass sie zwar für viele Reporter gesuchte Interviewpartner, aber für wenige Frauen gesuchte Heiratspartner sind.

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