Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 2 - 21.05.2006 - 25.10.2012

233.682 Postings in 30.704 Threads

[Homepage] - [Archiv 1] - [Archiv 2] - [Forum]

Fortsetzung 'Pro KlausZ :-)'

Flint ⌂, Monday, 29.05.2006, 10:18 (vor 6594 Tagen)

Hallo Garfield,

hier die Fortsetzung von: http://www.wgvdl.com/forum/index.php?id=923... da er schon sehr weit zurück liegt...

ich gehe hier nur mal auf einen Aspekt ein (sonst wird es zu viel)

Ganz einfach - ich will in kein Rollenbild gepreßt werden, weder per Gesetz noch sonst irgendwie.

Ist ja in Ordnung. Bloß was willst du dann? Es ist ja schön und gut GEGEN etwas zu sein, aber nur, solange man FÜR etwas ist. Wir leben hier doch wie in einer komischen Oper, wo niemand den Sinn und das Ende des Schauspiels mit Sicherheit angeben kann.

Die Rollen werden (vom "Schicksal"?!) verteilt. Einer hat (sicherlich gegen seinen Willen) den Hanswurst zu spielen, ein Anderer muß König werden und würde eigentlich lieber in der Kanalisation arbeiten?

Was würdest du von einem Fußballer halten, der äußert, sich nicht zum Fußballspielen pressen lassen zu wollen, dem Bäcker der sich nicht zum Brot backen pressen lassen will?

Du wirst lachen, ich habe sogar Verständnis dafür. Bloß, wie geht es dann weiter?
Stell dir vor, du sitzt im Zug auf dem Weg von München nach Frankfurt. Bei Stuttgart fällt dem Zugführer ein, er möchte sich nicht (mehr) in das Rollenbild eines Zugführers drängen lassen, steigt aus und geht zum grillen.

Mir ist ein Penner lieber, der genau das sein will, was er ist (und weiß, warum) als ein Bankdirektor gegen seinen Willen.

Wie sieht denn dann dein Rollenverhalten aus? Gibt es Grenzen? Gibt es Freiheiten? Bist du Anarchist?

Jemand hat einmal gesagt: Wahre Freiheit gibt es nur innerhalb von Grenzen.


Gruß
Flint

--
[image]
---
Der Maskulist
---
Familienpolitik

Danke, sehr gut dargestellt

Klaus_z, Monday, 29.05.2006, 10:49 (vor 6594 Tagen) @ Flint


Jemand hat einmal gesagt: Wahre Freiheit gibt es nur innerhalb
von Grenzen
.

Der Begriff "Freiheit" ist an sich Unsinn, da jeder etwas anderes darunter versteht.
Überhaupt ist jeder (auch der Gefangene im Kerker) von irgendwas "frei": von Angst frei, von Läusen frei, frei von Krankheit...

Da wir jedoch in einer natürlich begrenzten welt leben, kann es sowas wie "absolute Freiheit" gar nicht geben.

Gruß

Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit

Ralf, NRW, Monday, 29.05.2006, 17:07 (vor 6594 Tagen) @ Klaus_z


Jemand hat einmal gesagt: Wahre Freiheit gibt es nur

innerhalb

von Grenzen[/b].

Der Begriff "Freiheit" ist an sich Unsinn, da jeder etwas anderes darunter
versteht.
Überhaupt ist jeder (auch der Gefangene im Kerker) von irgendwas "frei":
von Angst frei, von Läusen frei, frei von Krankheit...

Da wir jedoch in einer natürlich begrenzten welt leben, kann es sowas wie
"absolute Freiheit" gar nicht geben.

Dass es keine "absolute Freiheit" geben kann, ist schon richtig, der Begriff "Freiheit" an sich ist deshalb aber noch lange kein Unsinn.

Für eine ganz brauchbare (wenn auch sehr abstrakte) Basis halte ich das altbekannte Dreieck "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit" - diese 3 Begriffe ergänzen sich gegenseitig. Die 3 Eckpunkte müssen in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen, wird einer der Punkte überbewertet, leiden die anderen darunter.

Gruß Ralf

--
*** Ich bin doch nicht genderblödgestreamt! ***

Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit bedeuten gar nichts

Klaus_z, Monday, 29.05.2006, 18:51 (vor 6594 Tagen) @ Ralf

Dass es keine "absolute Freiheit" geben kann, ist schon richtig, der

Begriff "Freiheit" an sich ist deshalb aber noch lange kein Unsinn.

Für eine ganz brauchbare (wenn auch sehr abstrakte) Basis halte ich das
altbekannte Dreieck "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit" - diese 3
Begriffe ergänzen sich gegenseitig. Die 3 Eckpunkte müssen in einem
ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen, wird einer der Punkte
überbewertet, leiden die anderen darunter.

Gruß Ralf


Diese Begriffe stammen aus der französischen Revolution - auf Basis dieser nichtssagender Begriffe wurde eine Diktatur mit einem Blutbad veranstaltet.

Freiheit - es gibt keine absolute Freiheit - jeder ist von irgendwas unfrei, wie auch jeder von irgendwas frei ist (von Läusen, Krankheit etc.)

Gleichheit - das kann es noch weniger geben. Da alle Menschen ungleich sind, kann es auch keine Gleichheit geben. Bekanntlich waren auch im Kommunismus manche Genossen gleicher als gleich und beanspruchten auf Verweis auf diesen Begriff "Sonderrechte".

Brüderlichkeit - was soll das denn sein? Ich fühle mich keineswegs als "Bruder" eines jeden, bspw. eines Kriminellen.

Dazu kommt, daß jeder unter diesen Begriffen etwas völlig anderes versteht - ein Kranker fühlt sich frei, wenn er gesund wird, ein Gefangener, wenn er aus dem Knast enlassen wird usw.
Der Nobelpreisträger Hayek nannte diese Begriffe "Wiesel-Worte" - wie ein Wiesel, so unterhöhlen sie jedes wirklich Verständnis und machen die Menschen bereit für eine Diktatur.

Für nichts wurden mehr Menschen geopfert als gerade für "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit"

Gruß

Danke, sehr gut dargestellt

Freddy, Monday, 29.05.2006, 23:40 (vor 6594 Tagen) @ Klaus_z

Da wir jedoch in einer natürlich begrenzten welt leben, kann es sowas wie
"absolute Freiheit" gar nicht geben.

Es geht ja auch gar nicht um die Grenzen, die die Welt uns setzt, sondern um die Grenzen, die von Menschen gesetzt werden und um Freiheiten, die von Menschen garantiert oder entzogen werden können. Unter dieser Voraussetzung verstehe ich Freiheit als die Freiheit vor dem Einfluß und dem Zugriff anderer Menschen. Ebenso hat dieses Thema nicht nur eine rechtliche Dimension, die man ja sogar noch ändern könnte (warum verfolgt mich z.B. ein Ermittler der Polizei, obwohl er persönlich gar nichts gegen mich hat?), sondern auch eine demographische: Wenn ich mir meinen Lebensraum mit vielen anderen Menschen (anstatt mit wenigen oder gar keinen Menschen) teilen muß, dann steigt die Wahrscheinlichkeit, daß ich von irgendjemandem in meiner Freiheit eingeschränkt werde.

Gruß,
Freddy

Fortsetzung 'Pro KlausZ :-)' / Nachtrag

Flint ⌂, Monday, 29.05.2006, 17:42 (vor 6594 Tagen) @ Flint

Jemand hat einmal gesagt: Wahre Freiheit gibt es nur innerhalb
von Grenzen
.


Ich verstehe den Spruch nicht als ?Absolute Freiheit gibt es nur innerhalb von Grenzen?. Ich meine also (natürlich) nicht GRENZENLOSE Freiheit innerhalb von Grenzen. ;-))

Ich meine so etwas wie relative Freiheit oder ?vernünftige? Freiheit. Eine Freiheit die stabiler ist, als die sich momentan ?genommene? Freiheit auf Kosten des Regelnumschmeißens, Grenzverletzens oder der völligen Ablehnung jeglicher Regeln und Grenzen. Kommt halt auf die vernünftige Grenzsetzung an. Die Grenzen dürfen nicht zu weit und nicht zu eng gesetzt werden. Wenn dies alles stimmt, gibt es innerhalb dieser vernünftig gesetzten Grenzen, relative Freiheit.

Überträgt man das in die Praxis, und sieht sich an, was passiert wenn man es NICHT so macht, sieht man an den Folgen am besten, ob da etwas dran ist oder nicht.

Gruß
Flint

--
[image]
---
Der Maskulist
---
Familienpolitik

Fortsetzung 'Pro KlausZ :-)'

Rüdiger, Monday, 29.05.2006, 21:44 (vor 6594 Tagen) @ Flint

Die Rollen werden (vom "Schicksal"?!) verteilt. Einer hat (sicherlich
gegen seinen Willen) den Hanswurst zu spielen, ein Anderer muß König
werden und würde eigentlich lieber in der Kanalisation arbeiten?

Unsinn - abgesehen von irgendwelchen Thronfolgern im Ausland gilt für alle die Freiheit der Berufswahl, gesetzlich festgelegt im GG (und analog in den Verfassungen der anderen Länder).

Was würdest du von einem Fußballer halten, der äußert, sich nicht zum
Fußballspielen pressen lassen zu wollen, dem Bäcker der sich nicht zum
Brot backen pressen lassen will?

Ich würde ihnen sagen, daß sie ja (hoffentlich) niemand gezwungen hat, den Beruf eines Fußballers respektive eines Bäckers zu ergreifen. Mitten in der Arbeit auf einmal alles hinzuschmeißen ist natürlich kein feiner Stil (so was macht nur Lafontaine;-) und verstößt womöglich gegen einen laufenden Arbeitsvertrag, aber grundsätzlich kann ihnen keiner verbieten, den Beruf zu wechseln, sich etwas anderes zu suchen, umzusatteln.

Genauso wie vorher sie keiner gezwungen hat, Fußballer oder Bäcker zu werden. Ein fußballerisches Talent legt eine solche Berufswahl natürlich nahe, aber zwingend ist es nicht, und wenn jemand die Sicherheit eines Beamten der Möglichkeit, auf dem grünen Rasen ein Vermögen zu verdienen, vorzieht, dann ist das seine freie Entscheidung. Zwangsarbeit gibt's nicht, und es gilt die Freiheit der Berufswahl, nicht irgendwelche schicksalhaften Zwänge. (Daß mancher aus Not - also doch aus Schicksal - gezwungen sein kann, Studien abzubrechen oder irgendwelche ungeliebten Brotjobs anzunehmen, steht auf einem anderen Blatt).

Man muß sich manchmal wundern, wie viel Unsinn hier im Forum steht.

Ob man als Mann oder Frau geboren wird, kann sich hingegen keiner aussuchen, also gilt es hier, beiden Geschlechtern möglichst gleiche Berufs- und Lebenschancen zu verschaffen.

Du wirst lachen, ich habe sogar Verständnis dafür. Bloß, wie geht es dann
weiter?
Stell dir vor, du sitzt im Zug auf dem Weg von München nach Frankfurt. Bei
Stuttgart fällt dem Zugführer ein, er möchte sich nicht (mehr) in das
Rollenbild eines Zugführers drängen lassen, steigt aus und geht zum
grillen.

Wie gesagt, Knall auf Fall alles Hinschmeißen geht nicht, aber auch ein Beamter kann seinen Job kündigen (und wird dann bei der BfA nachversichert). Manche Polizeibeamten machen das ja so, weil private Sicherheitsdienste oft mehr zahlen.

Mir ist ein Penner lieber, der genau das sein will, was er ist (und weiß,
warum) als ein Bankdirektor gegen seinen Willen.

Absolut zynischer Vergleich. Kaum ein Penner hat sich diesen "Beruf" gewählt, und wenn einer sich nach Jahren dran gewöhnt hat und sagt, er wolle nicht mehr anders, ist das wohl ähnlich zu bewerten wie bei jenen Dicken, die sagen, sie fühlten sich wohl mit ihren Pfunden (und in Wahrheit haben sie bloß resigniert nach dem x-ten Diätversuch).
Und der Bankdirektor? Vielleicht führt er ja eine Familienbank in der x-ten Generation weiter, wurde also vom "Schicksal" auf diesen Posten gestellt, ob er nun will oder nicht. Kein Grund zum Jammern also ;-)

Gruß, Rüdiger

Fortsetzung 'Pro KlausZ :-)'

Nihilator ⌂, Bayern, Monday, 29.05.2006, 23:02 (vor 6594 Tagen) @ Rüdiger

Zwangsarbeit gibt's
nicht, und es gilt die Freiheit der Berufswahl, nicht irgendwelche
schicksalhaften Zwänge. (Daß mancher aus Not - also doch aus Schicksal -
gezwungen sein kann, Studien abzubrechen oder irgendwelche ungeliebten
Brotjobs anzunehmen, steht auf einem anderen Blatt).

Aber natürlich gibt es Zwangsarbeit, Rüdiger! Und zwar für männliche unterhaltsverpflichtete Elternteile, da werden die Menschenrechte gern mal ein bissel eingeschränkt. Des weiteren für Dienstverpflichtete (trifft -komisch- wieder nur männliche Menschen).
Ja, und die Verpflichtung durch die Arbeitsagentur, jede Arbeit anzunehmen, kann man doch eigentlich auch nur mit diesem Begriff belegen (unabhängig davon, ob ich sie für richtig oder falsch halte), oder?

Absolut zynischer Vergleich. Kaum ein Penner hat sich diesen "Beruf"
gewählt, und wenn einer sich nach Jahren dran gewöhnt hat und sagt, er
wolle nicht mehr anders,

Das ist Quatsch. Gerade unter jungen Leuten gibt es einen regelrechten Kult um die "Freiheit", auf der Straße zu leben. Das ist sehr oft freie Entscheidung. Ist so eine Art Zigeunermentalität, eine Verweigerung, sich "anbinden" zu lassen. Ich kenne da persönlich einige Fälle.


Gruß,
nihi

--
CETERUM CENSEO FEMINISMUM ESSE DELENDUM.

MÖSE=BÖSE

Fast ein Jahr lang suchte sie Hilfe bei Psychiatern, dann wandte sie sich Allah zu.


[image]

Auch wieder wahr! (n/t)

Rüdiger, Monday, 29.05.2006, 23:51 (vor 6594 Tagen) @ Nihilator

..........

Entscheidung. Ist so eine Art Zigeunermentalität, eine Verweigerung, sich
"anbinden" zu lassen. Ich kenne da persönlich einige Fälle.


Gruß,
nihi

Fortsetzung 'Pro KlausZ :-)'

Flint ⌂, Monday, 29.05.2006, 23:18 (vor 6594 Tagen) @ Rüdiger

Die Rollen werden (vom "Schicksal"?!) verteilt. Einer hat (sicherlich
gegen seinen Willen) den Hanswurst zu spielen, ein Anderer muß König
werden und würde eigentlich lieber in der Kanalisation arbeiten?


Unsinn - abgesehen von irgendwelchen Thronfolgern im Ausland gilt für alle
die Freiheit der Berufswahl, gesetzlich festgelegt im GG (und analog in den
Verfassungen der anderen Länder).


Weißt du, ich finde es immer lächerlich, wenn sich Jemand zu weit aus dem Fenster lehnt und etwas, frech als Unsinn bezeichnet -wobei ihm nicht in den Sinn kommt, daß er es vielleicht nicht kapiert hat. Du hast nicht begriffen wie und auf welcher Betrachtungsebene es gemeint war. Aber macht nichts. (Lese mal "Die Nachtwachen des Bonaventura" http://www.romantik.litera-tor.com/texte/kling_nachtwache17.html). Werde meine Zeit hier nicht mehr mit langen Erklärungen verschwenden.


Man muß sich manchmal wundern, wie viel Unsinn hier im Forum steht.

So ist es!

Flint

Das ist der ganze Jammer, die Dummen sind immer so sicher und die Gescheiten so voller Zweifel. Bertrand Russell

--
[image]
---
Der Maskulist
---
Familienpolitik

Freiheit

Lecithin, Tuesday, 30.05.2006, 03:56 (vor 6594 Tagen) @ Flint

Hallo Flint,

das sind interessante Fragen.

Wenn es Freiheit gibt und die ist - als Gegenteil von Bindung - auch absolut existent, dann kann man auch darüber reden.

Unten regeln GESETZE das Leben und liefern eine übergeordnete Struktur. Je weniger Gesetzen man unterworfen ist, umso freier ist man. Es ist ein Reduzieren der Anzahl der Gesetze unter denen man steht, bewegt man sich in Richtung Freiheit.

Gesetze gibt es verschiedene. Zählt man alleine die gesellschaftlichen Gesetze heute, sind es schon sehr viele. Hinzu kommen unabänderliche Naturgesetze, denen der Mensch unterworfen ist - gleichwohl stehen diese auch in Ausmaß und manchmal überhaupt sogar zur Disposition.

Dann kommen Regeln hinzu, denen sich der Mensch gerne freiwillig und unbedacht unterwirft, die keinsefalls den Status von Gesetzen haben. Sie sind schlechte Gewohnheiten und arbeiten zuallererst gegen die persönliche Freiheit!

Ist ein Mensch nicht in der Lage, sich von schlechten Gewohnheiten und fremdbestimmten Regeln zu befreien, muss er nicht vom Himmelreich reden. Aber leider ist das Reden vom Greifen nach den Sternen Alltag, während man nichtmal in der Lage ist, zB. sich das Fluchen oder eine schlechte Laune abzugewöhnen.

Hier unten muss man beginnen, dann sieht man weiter. Man kann nicht weitersehen, wenn man diese erste Stufe auslässt. Ich kann mich nicht vom Ausmaß eines Naturgesetzes - wie zB. dem körperlichen Verfall befreien und dessen Geschwindigkeit beeinflussen, wenn ich tatsächlich jeden Tag von meinen Geschmacksnerven kommandiert werde, zB. Kuchen zu futtern. Für die Aufgeregten sage ich gleich: Es geht nicht um das Verbot, Kuchen oder anderweitig verführerische "Lebensmittel" zu essen, sondern es geht darum, tatsächlich frei zu werden von der Abhängigkeit zB. von den nur den eigenen Geschmacksnerven - was ein winziger Ausschnitt aus der Welt von Freiheit und Unfreiheit ist. Es geht darum, SELBST zu bestimmen, was man wie, wo und wann tut. Darüber zu diskutieren, ob absolute Freiheit möglich ist, ist solange unpassend, solange man sogar "vollkommen unnötigen eingebildeten Regeln" folgt, und diese in ihrer Vielzahl noch nichteinmal erkennt. Es ist also eine sehr lange Zeit lang unpassend.

Alleine die Stufen relativer Freiheit sind nicht zu ermessen mit dem Blick von unten. Alleine das, was diese einfachen ersten Schritte bieten können, die man geht, befreit man sich zB. von persönlichen Abhängigkeiten und Launen, sind schon nicht mehr zu beschreiben.

Freiheit ist Selbsbestimmung und kein Rummelplatz. Zur Selbstbestimmung gehört ein Wille. Der wird einem nicht geschenkt.

Gruß!
Lecithin

Freiheit

Flint ⌂, Tuesday, 30.05.2006, 13:40 (vor 6593 Tagen) @ Lecithin

Hallo Lecitin,

sehr guter Beitrag. Kann ich in allen Punkten unterschreiben. Dieser Beitrag war Lecithin für meine Nerven. Jetzt verstehe ich langsam deinen Nick. ;-))

das sind interessante Fragen.

Wenn es Freiheit gibt und die ist - als Gegenteil von Bindung - auch absolut existent, dann kann man auch darüber reden.

Würde ich auch sagen! ;-)

Unten regeln GESETZE das Leben und liefern eine übergeordnete Struktur. Je weniger Gesetzen man unterworfen ist, umso freier ist man. Es ist ein Reduzieren der Anzahl der Gesetze unter denen man steht, bewegt man sich in Richtung Freiheit.

Genau. Diese Gesetze zählen zur FREMDbestimmung. Je weniger man ihnen unterworfen ist, desto mehr Freiheit (auf dieser Ebene).

Gesetze gibt es verschiedene. Zählt man alleine die gesellschaftlichen Gesetze heute, sind es schon sehr viele. Hinzu kommen unabänderliche Naturgesetze, denen der Mensch unterworfen ist - gleichwohl stehen diese auch in Ausmaß und manchmal überhaupt sogar zur Disposition.

So ist es.
Auf der einen Seite sollten die von Menschen gemachten Gesetze möglichst perfekt auf den ewigen Naturgesetzen beruhen, z.B. auf den Gesetzen der Ethik (Vernunft), des (fairen) Austauschs usw. Was passiert, wenn dies nicht der Fall ist, sieht man sofort daran, wenn dauernd neue Gesetze zur "Nachbesserung" nachgeschoben werden müssen, weil man sieht, daß das zuvor geschaffene Gesetz so irgendwie nicht hinhaut und früher oder später zu MEHR Problemen führt als vorher. Statt nun dieses Gesetz in Frage zu stellen, ändert man andere Gesetze die richtig waren ab, um sie an das "neue", falsche und unnatürliche Gesetz anzupassen. Für mich ist dies z.B. die Abschaffung des Schuldprinzips bei den Scheidungsgesetzen, - dies führt zu ungeahnten neuen Problemen, wo man dann wieder neue Gesetze fabriziert. Diese versuchen dann, dem Recht (welches in Wahrheit Unrecht ist) weiter zur Verbreitung und zur dauerhaften Existenz zu verhelfen, was eine neuere Widernatürlichkeit, Verkomplizierung und Unnatürlichkeit des Lebens der Betroffenen bewirkt usw. usf. Am Ende haben wir dann so perfide Gesetze wie das Ganztagsunterbringungsgesetz, Gewaltschutzgesetz, usw.
Die ständigen Änderungen der Grundgesetze sollte ein lautes Warnsignal sein. Diese Wahnsinnigen haben die Frechheit, die Grundgesetze unverantwortlich leichtsinnig zu verändern um die weiter oben (Gesetzesebene) angesiedelten perversen Gesetze durchzwingen zu können. Hier sollte ein Riegel vorgeschoben werden. Nur nebenbei gesagt, sollten über solche Entscheidungen mindestens immer Volksentscheide gemacht werden müssen. Ich finde Volksentscheide ein recht gutes Mittel, da es sehr schwierig wird, die Mehrheit auf Dauer zu verschaukeln. Mich wundert immer, wie viele Leute einem im persönlichen Gespräch zu erkennen geben, daß sie sehr wohl wissen, was hier widernatürlich ist.

Dann kommen Regeln hinzu, denen sich der Mensch gerne freiwillig und unbedacht unterwirft, die keinsefalls den Status von Gesetzen haben. Sie sind schlechte Gewohnheiten und arbeiten zuallererst gegen die persönliche Freiheit!

Kann man nicht widersprechen.

Ist ein Mensch nicht in der Lage, sich von schlechten Gewohnheiten und fremdbestimmten Regeln zu befreien, muss er nicht vom Himmelreich reden. Aber leider ist das Reden vom Greifen nach den Sternen Alltag, während man nichtmal in der Lage ist, zB. sich das Fluchen oder eine schlechte Laune abzugewöhnen.

Hier unten muss man beginnen, dann sieht man weiter. Man kann nicht weitersehen, wenn man diese erste Stufe auslässt. Ich kann mich nicht vom Ausmaß eines Naturgesetzes - wie zB. dem körperlichen Verfall befreien und dessen Geschwindigkeit beeinflussen, wenn ich tatsächlich jeden Tag von meinen Geschmacksnerven kommandiert werde, zB. Kuchen zu futtern. Für die Aufgeregten sage ich gleich: Es geht nicht um das Verbot, Kuchen oder anderweitig verführerische "Lebensmittel" zu essen, sondern es geht darum, tatsächlich frei zu werden von der Abhängigkeit zB. von den nur den eigenen Geschmacksnerven - was ein winziger Ausschnitt aus der Welt von Freiheit und Unfreiheit ist. Es geht darum, SELBST zu bestimmen, was man wie, wo und wann tut. Darüber zu diskutieren, ob absolute Freiheit möglich ist, ist solange unpassend, solange man sogar "vollkommen unnötigen eingebildeten Regeln" folgt, und diese in ihrer Vielzahl noch nichteinmal erkennt. Es ist also eine sehr lange Zeit lang unpassend.

Alleine die Stufen relativer Freiheit sind nicht zu ermessen mit dem Blick von unten. Alleine das, was diese einfachen ersten Schritte bieten können, die man geht, befreit man sich zB. von persönlichen Abhängigkeiten und Launen, sind schon nicht mehr zu beschreiben.

Freiheit ist Selbsbestimmung und kein Rummelplatz. Zur Selbstbestimmung gehört ein Wille. Der wird einem nicht geschenkt.

Sehr schön! Selbstbestimmung und Freiheit gehören zusammen. (Deshalb finde ich z.B. die Formulierung ?Selbstbestimmter Vaterschaftstest' auch sehr gut gewählt).
Auch gewisse (von einem selbst zugelassene) FREMDbestimmung KANN (und letztendlich MUSS) Teil der Freiheit sein. Dann nämlich, wenn man sein Selbst ausdehnt und z.B. auf die Familienangehörigen erweitert. Wenn man gewissermaßen in die Richtung geht, die als EINSsein mit dem/den Anderen bezeichnet wird, dann spielt es keine Rolle mehr, wer bestimmt. Man IST dann ja auch relativ der Andere. Von daher ist diese FREMDbestimmung dann ja letztendlich nicht mehr fremd sondern in höherem Sinne erweiterte SELBSTbestimmung. ;-)

Zur Freiheit gehört noch etwas untrennbar dazu: Verantwortung (ebenfalls ausdehnbar). Du schreibst, "Zur Selbstbestimmung gehört ein Wille. Der wird einem nicht geschenkt." Das sehe ich auch so. Man ist verantwortlich für seinen Willen.

"Zwei Weise ? welcher ist größer?
Wer ist größer? der Weise, welcher sich über die stürmende Zeit erhebt, und sie, ohne zu handeln, nur beschaut, oder der Weise, der von den Höhen der Ruhe sich kühn in das Schlachtgetümmel der Zeiten wirft? ? Erhaben ist es, wenn ein Adler durch das Gewitter fliegt, in den heitern Himmel hinauf; aber erhabener ist ?s, wenn er, im Blau oben über dem dicken Sturmgewölbe schwebend, sich durch dasselbe stürzt auf den Felsenhorst, wo die seinigen unbefiedert wohnen und zittern."
Jean Paul

Grüße
Flint

--
[image]
---
Der Maskulist
---
Familienpolitik

Kontra KlausZ

Garfield, Tuesday, 30.05.2006, 18:28 (vor 6593 Tagen) @ Flint

Hallo Flint!

"Bloß was willst du dann? Es ist ja schön und gut GEGEN etwas zu sein, aber nur, solange man FÜR etwas ist."

Das habe ich doch schon geschrieben - ich will mich in kein Rollenbild pressen lassen. Brauchst du feste Rollen und Hierarchien so sehr, daß das für dich so unvorstellbar ist?

"Was würdest du von einem Fußballer halten, der äußert, sich nicht zum Fußballspielen pressen lassen zu wollen..."

Du gehst automatisch davon aus, daß die Verhältnisse immer noch genauso sind wie vor 50 Jahren und daß wir deshalb die damals übliche Rollenverteilung unbedingt bräuchten. Dem ist aber nicht so.

Erst einmal gibt es heute weitaus mehr Haushaltsgeräte, es gibt Fertiggerichte und andere Dinge, die den Zeitaufwand für Hausarbeit im Vergleich zu früheren Zeiten deutlich verringern.

Wieso muß da ständig jemand zu Hause bleiben? Um die Kinder zu betreuen? Was glaubst du denn, wer sich vor 200 oder 2000 Jahren ständig mit einem Kind beschäftigt hat? Dazu hatten die allermeisten Menschen überhaupt keine Zeit! Das, was sich manche hier zusammen fantasieren, von der Mutter, die 24 Stunden am Tag am Kind zu kletten hat, hat es in früheren Zeiten nie gegeben!

Im übrigen ist es für ein Kind auch gar nicht gut, wenn es zuviel Zeit mit den Eltern verbringt.

Was also soll eine Hausfrau heute den ganzen Tag über tun??? Dabei muß man auch noch bedenken, daß für die meisten Frauen nun einmal immer noch mit Ende 30/Anfang 40 Schluß mit Kinderkriegen ist. Außerdem können es sich heute auch viele Menschen finanziell gar nicht mehr leisten, mehr als 1-2 Kinder in die Welt zu setzen, jedenfalls nicht, wenn sie sich Gedanken um die berufliche Zukunft ihrer Kinder machen und alles tun, um ihnen möglichst gute Chancen zu verschaffen. Dafür wird ein Kind in Zukunft Privatschulen besuchen, an einer Elite-Uni studieren und am besten noch einen Doktortitel erwerben müssen. Das kostet einiges, und die Zahl der Kinder limitiert sich so von ganz allein.

Was also soll eine Frau tun, wenn keine Kinder mehr zu versorgen sind und die Hausarbeit sie natürlich auch nicht auslastet?

Und wie soll ein Mann mit sinkendem Realeinkommen jahrzehntelang allein eine Familie ernähren? Vor allem, wenn er dann auch noch erwerbslos wird?

Bevor du behauptest, daß jeder Mensch die Pflicht hätte, sich in die von KlausZ propagierten Rollenmuster zu fügen (denn das geht aus deinen Zeilen ja indirekt hervor), dann schreibe doch erst einmal, wie es den Menschen überhaupt möglich sein soll, diese ihnen von dir zugewiesene Pflicht zu erfüllen!

Freundliche Grüße
von Garfield

powered by my little forum