Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Nicht halbnackt zur Hochzeit

Lumpensammler, Friday, 10.06.2011, 01:03 (vor 5317 Tagen)

In Afghanistan sollen künftig per Gesetz "unanständige" Brautkleider verboten werden. Dagegen wenden sich Grünen-Politiker mit einem Offenen Brief.

„In einem offenen Brief bitten zahlreiche grüne Bundestagsabgeordnete Außenminister Guido Westerwelle und Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel (beide FDP) darum, sich für Frauenrechte in Afghanistan einzusetzen. Hintergrund ist ein Gesetzentwurf des afghanischen Frauenministeriums vom 13. April, das vordergründig die horrenden Preise von Hochzeitsfeiern beschränken will, letztlich aber die Rechte von Frauen beschneiden soll.“

Das sind Probleme, die unsere Grüninnen bewegen und für die unsere Soldaten ihr Leben geben dürfen.

Die für derartige Meldungen qualifizierte Frau Schmollack bringt das pflichtschuldigst (womit wedelt die eigentlich?) rüber und freut sich wahrscheinlich auf ein Leckerli. Allein, selbst die TAZ-Leserschaft ist nicht zur Gänze verblödet und kommentiert überwiegend kritisch.

Hier

Das wirklich Interssante

Narrowitsch, Berlin, Friday, 10.06.2011, 02:32 (vor 5317 Tagen) @ Lumpensammler

im Artikel steckt - wie so oft - im Detail. Zitat:

Als "reinen Willkürakt" bezeichnet Bente Scheller, Leiterin des Afghanistan-Büros der Heinrich-Böll-Stiftung in Kabul, den neuen Gesetzentwurf. <<

Bislang höre ich aus den üblichen Kreisen "maßgeblicher politischer" Persönlichkeiten und aus den Mediendkartellen die nicht enden wollende Litanei, vom zutiefst selbstlosen und humanen militärischen Einsatz der westlichen Welt, der den Afghanen endlich Demokratie und Selbstbestimmung bescheren will. Dass dazu die Heinrich-Böll-Stiftung vor Ort notwendig sein könnte,bleibt bezeichnenderweise in der Berichterstattung und im Talkshowgesabbel ausgespart; womöglich kämen die Zuschauer auf die Frage, was die dort zu suchen haben und ob die Bundeswehr mit ihrem Schutz beauftragt ist. Bislang flackern ausschließlich Bilder und Kommentare von Soldaten, die den Strassen-und Schulbau erst ermöglichen, in die Köpfe der Gutgläubigen. Offensichtlich sieht die Realität jedoch anders aus. Zahlreiche NGO´s, allesamt gute Menschen, haben längst ihre Filialen in Kabul eröffnet um den Afghanen und noch mehr den Afghaninnen klat zu machen, welchen Rechtsstaat die demokratisch zu bewerkstelligen haben, so sie denn in Frieden leben wollen. Frau Bente Scheller gibt schon mal Marschrichtungszahlen aus:Zitat:

Sie vermutet dahinter eine "Werbekampagne" der afghanischen Frauenministerin. Hussan Ghazanfar ist in ihrem Amt vom Parlament noch nicht bestätigt. "Die Parlamentsmehrheit ist konservativ und die Ministerin sicher bereit, einiges für Teilhabe an der Macht zu tun", sagt Bente Scheller. Proteste gegen das geplante Gesetz gibt es in Afghanistan bislang nicht. Die werden aber kommen, mutmaßt Bente Scheller: "Wenn das Gesetz gültig wird." << Zitat Ende.

Ich mutmaße mal, dass Frau Scheller, die Heinrich Böll Stiftung, die dtsch Sektion von ai und zahlreiche andere Büros guter Menschen in Kabul ihr Scherflein zum Protest beitragen werden. Wozu sollten sie auch sonst dort sitzen? Eine im europäischen Sinne islamisch-konservative parlamentarische Mehrheit ist freilich unter aller Sau, trotz bereits implantierter Frauenquote. Ohne machtvollen Feminismus - keine Demokratie, selbstverständlich. Oder?

Auch dafür sterben Soldaten am Hindukusch und ich meine, von Merten her, ein geräuschvolles Drehen aus dem Grab des Heinrichs zu hören.

Den Sachverhalt des Büros der Grünen in Kabul, sollte unsereiner für den ganz sicheren, nächsten Fall im Gedächtnis behalten, für den unsere Presse und unsere Regierung sich wiedereinmal bemüßigt sieht, sich über Regierungen (scheinheilig) aufzuregen und sie mit Forderungen und Ratschlägen zu behelligen, weil sie sich die NGO´s vom Hals halten und nur auf bestimmten Tätigkeitsfeldern arbeiten lassen wollen.

Allein dies dürfte für Kemper und Genossen als ein weiteres Indiz gelten, wie rechts - extremistisch Wgvdl agiert.

Jow, gerne!

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Extemplo simul pares esse coeperint, superiores erunt-

Den Augenblick, sowie sie anfangen, euch gleich zu sein, werden sie eure Herren sein.

Nicht halbnackt zur Hochzeit

Gismatis, Basel, Friday, 10.06.2011, 07:23 (vor 5316 Tagen) @ Lumpensammler

«Das geplante Gesetz will aber nicht nur die Hochzeitskosten beschränken, sondern ebenso die Frauenrechte, kritisieren internationale Frauenrechtsorganisationen. So sieht das Papier vor, dass Frauen und Männer künftig getrennt feiern und dass das Brautpaar und seine Gäste Kleidung tragen sollen, die der Scharia entspricht, dem religiösen Gesetz des Islam. Dezidiert angesprochen sind in dem Gesetz aber Frauen. Sie bevorzugen gewöhnlich schulterfreie und tief ausgeschnittene Brautkleider.>

Das ist eben Gender-Mainstreaming. Es reicht nicht, wenn ein Gesetz für beide Geschlechter gleichermaßen gilt, sondern es darf auch nicht die Gewohnheiten von Frauen durcheinander bringen, vorausgesetzt, diese Gewohnheiten sind feministisch erwünscht (ein Burkaverbot würde nicht gegen das Gender-Mainstreaming verstoßen). Umgekehrt gilt das natürlich nicht. Ein Pornografieverbot wäre also gender-mainstreaming-konform, obwohl mehrheitlich Männer betroffen wären, zumal Pornografie nicht feministisch erwünscht ist.

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