Elsässer zu Strauss-Kahn
Diese Bilder sind entwürdigend und sollen es sein: Strauss-Kahn vor der Richterin, die hoch über ihm thront. Er selbst unrasiert, übernächtigt, mit Ringen unter den Augen, zerknitterter Anzug, keine Krawatte, stumpfer Blick. Ein Wrack.
Es ist eine ekelhafte Machtdemonstration der Yankees: Seht her, kleine Europäer, so machen wir es mit jedem von Euch, egal ob groß oder klein. Wir sind das Gesetz, und Ihr seid nichts. Was wir gestern mit Milosevic und Saddam gemacht haben, machen wir heute mit Strauss-Kahn und morgen mit Merkel oder Berlusconi oder jedem, der nicht pariert. Entsprechend reagieren die europäischen Politiker: Keiner kritisiert die entfesselte US-Justiz, keiner wagt aufzumucken. Jeder hat Angst, dass er der nächste sein könnte. Die Anklagepunkte der Schönen Neuen Weltordnung sind schnell konstruiert: Verbrechen gegen die Rechte der Frauen, Verstoß gegen das Rauchverbot, CO2-Ausstoß, Gedankenverbrechen jeder Art. Memento mori: Guantanamo ist auch noch da.
Dabei sage ich nicht, dass DSK unschuldig ist. Aber offensichtlich ist: Neben belastenden Punkten (Aussage der Frau) gibt es auch entlastende (Alibi der Tochter). Vor diesem Hintergrund hätte man ihn auf freiem Fuß lassen können – wohl wissend, dass ihn schon die bloße Anklage politisch und als Ehrenmann ruiniert. Ein besonderer Skandal ist aber, dass die Richterin auch noch – was NICHT vorgeschrieben ist – die Hyänen der Presse und die Fotografen in den Gerichtssaal gelassen hat, auf dass sie den Mann weiter erniedrigen. Welch’ ekelhafte Inszenierung.
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