Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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FrauTV! TV für Gehirnamputierte!

der_quixote, Absurdistan, Thursday, 24.03.2011, 21:39 (vor 5392 Tagen) @ der_quixote

Zurück: Februar 2011

o Di Mi Do Fr

Morgens Bürokraft, abends WM Star

* SendeterminDonnerstag, 24. März 2011, 22.00 - 22.30 Uhr .
* WiederholungsterminMontag, 28. März 2011, 11.30 - 12.00 Uhr (Wdh.).

"Entscheidend ist auf‘m Platz,“ hat der Fußballrecke Adi Preißler mal gesagt. Genau! Und da sind unsere Fußballfrauen nun mal einsame Spitze. Sie sind zweifache und amtierende Weltmeisterinnen und siebenfache Europameisterinnen. Allein die letzten fünf Europameisterschaften haben sie in Folge gewonnen. Die Männer dagegen sind in ganz anderen Bereichen Spitze, in Sachen Millionen nämlich. Viele haben Jahresverträge in schwindelerregenden Höhen und bekommen satte Prämien obendrauf, wenn sie Meisterschaften gewinnen. Legendär ist das Kaffeeservice, das die Frauen nach dem Gewinn der Europameisterschaft 1989 als Siegprämie bekamen. „So Ladys“, haben sich die Fußballoberen wohl gedacht „und jetzt was für die Aussteuer, es geht ja sowieso bald zurück an den Herd.“ Am 26.6.2011 startet die WM im eigenen Land und inzwischen erhalten die Spielerinnen des Nationalkaders immerhin eine Jahres-Aufwandsentschädigung. Wer beim FCR Duisburg beheimatet ist, bekommt noch ein kleines Auto gratis dazu. Wir haben zwei der Duisburger Topspielerinnen gefragt, ob sie sich nicht über die eklatant unterschiedliche Bezahlung ärgern. Sowohl Sonja Fuss, als auch Annike Krahn finden ihr Gehalt aber okay. Als wir dann fragten, ob wir von frau TV denn für gerechtere Bezahlung kämpfen dürften, fanden die das richtig gut.
Große Leistung, kleines Geld
Zwei Frauen, eine blond, eine dunkelhaarig, sitzen an einem Tisch.; Rechte: WDR
Sonja Fuss und Annike Krahn verdienen 100 mal weniger als ihre männlichen Kollegen.

Wenn man sie auf dem Platz sieht, haben sie etwas Verbissenes. Harte Kämpfer in drahtigen Frauenkörpern. Klar, zwei Weltmeister- und sieben Europameistertitel, die sind nur mit Schweiß und Tränen zu holen. Auf den ersten Blick nicht zu erkennen, die meisten haben erstklassige Ausbildungen absolviert und die nicht nur in Sachen Fußball.

Ich lerne Annike Krahn, 25 und Sonja Fuss, 32, beide Abwehrspielerinnen beim FCR Duisburg in einem Café im Duisburger Innenhafen kennen. Mir fällt als erstes auf, dass sie weit entfernt sind von Starallüren, wie man sie bei den männlichen Gegenspielern oft antrifft. Nächstes Aha-Erlebnis, die beiden Nationalspielerinnen plaudern unbefangen und formulieren geschliffen und wissen genau, was sie wollen: Den nächsten WM-Titel im eigenen Land holen. Dass es dafür 70.000 Euro Prämie pro Kopf geben soll, finden sie weniger wichtig und das verkaufen sie glaubwürdig. Immerhin sind statt eines Kaffeeservice wie noch 1989 bei der Europameisterschaft tatsächlich echte Siegprämien ausgelobt. Gut, nur knapp ein Viertel dessen (250.000 Euro), was die Männer bei einem Sieg in Südafrika bekommen hätten – aber immerhin, endlich mal eine nennenswerte Summe.

Die Aufwandsentschädigungen, die die Nationalspielerinnen von ihren Vereinen bekommen, sind dagegen wirklich mickrig. 30- 50.000 Euro pro Jahr, brutto. Davon kann man leben aber keine großen Sprünge machen wie die Männer. Die sacken pro Jahr zwischen geschätzten drei und 10 Millionen ein und haben schon ewig keinen Titel mehr geholt. Geld satt, um nach der Karriere die Schäfchen im Trockenen zu haben. Die Frauen können von ihrem Einkommen keine Rücklagen bilden für die Zeit danach. Nicht nur deshalb haben die meisten anspruchsvolle Berufe erlernt.„Ich bin gar nicht auf die Idee gekommen, kein Abi zu machen und nicht zu studieren“, sagt Annike Krahn, diplomierte Sportwissenschaftlerin. Sonja Fuss kann sich ein Leben, das sich nur um den Ball dreht, auch nicht vorstellen. Sie ist Architektin, findet im Beruf den Ausgleich und sagt: „Nur Fußball spielen wäre mir zu langweilig“. Dabei ist der Trainingsaufwand der Frauen oft höher und intensiver als bei den Männern, schätzen die Abwehrspielerinnen. Sie wissen nicht, was die Kollegen mit all der freien Zeit anfangen. Sie selbst arbeiten auch während der aktiven Zeit in ihren Berufen. Sie setzen nur aus, wenn große Turniere anstehen, wie jetzt die WM. Ab April sind alle im Trainingslager und haben nur noch Kicken im Kopf. Nach der Weltmeisterschaft und dem erwünschten Sieg wird Sonja Fuss im väterlichen Architekturbüro weiter Häuser planen und Annike Krahn weiter für Sportvereine im Management jobben.
Weibliche Bescheidenheit
Frauen trainieren auf dem Fußballplatz.; Rechte: WDR
Die Fußballnationalspielerinnen trainieren genau so hart wie die männlichen Nationalspieler.

Fragt sich, warum diese klugen und siegreichen Frauen sich ihre Erfolge nicht ebenso vergolden lassen wie die Männer. Schlechte Verhandlungstaktik, weibliche Bescheidenheit? Das bestreiten beide Nationalspielerinnen. Sie argumentieren so: Der Frauenfußball ist eine noch junge Sportart, nicht vergleichbar mit dem Männersport. Frauenfußball entwickelt sich erst. Nur langsam nehmen die Zuschauerzahlen zu und die Medien Notiz. Die Einnahmen, die durch Frauenfußball erzielt werden, sind winzig im Vergleich zum Volkssport Männerfußball. Wer auf dem Markt nicht so viel wert ist, kann auch keine großen finanziellen Forderungen stellen. Nur Geduld, das kommt vielleicht noch.

Mag sein, dass es sich die Fußballfrauen durch hohe Geldforderungen auch nicht mit dem DFB verderben wollen. Nicht lange her, dass die Manager des „echten Fußballs“ weibliche Talente gar nicht ernst genommen haben. Nach all den Siegen kommen sie aber nicht mehr drum herum. Von gleichem Geld für gleiche, nein, viel bessere Leistung ist bei den Fußballoberen aber noch lange nicht die Rede. Vielleicht können sich die Herren ja mal einen Ruck geben und für eine gerechtere Umverteilung der Einnahmen sorgen. Wär doch schon mal was, oder?

Die Bundesligavereine, bei denen die Frauen unter Vertrag sind, stöhnen jetzt schon über die Summen, die sie für Spitzenspielerinnen ausgeben müssen. Der FCR ist Heimatverein für sieben Nationalspielerinnen. Die Einnahmen des Vereins seine nicht Welt bewegend, sagt der FCR-Duisburg-Sprecher. Und dass die Bundesligisten von einem möglichen WM-Sieg profitieren könnten, die Stadien danach voller sind und die Einnahmen höher, das sieht Rainer Zimmermann noch nicht. Seine Befürchtung: Es wird zwar eine spannende WM im eigenen Land geben und die Nationalelf im Rampenlicht stehen. Danach kann der Frauenfußball-Boom aber auch schnell wieder vorbei sein.
Echte Weiber

Die Damen-Elf kickt auf dem Kunstrasenplatz in Duisburg, heute nur leichtes Training beim Bundesligisten, wie immer nach einem Spieltag. Mit dem Körper voll dabei, trotzdem Gelächter und munteres Geplauder. Ob das denn gut geht, frage ich eine Spielerin, die verletzt neben mir auf der Bank sitzt. Anne van Bonn grinst: „Wir Frauen können halt Multitasking“. Und dann noch: Als der Marco Ketelaer am Ende des Trainings die alles entscheidende Frage stellt: Welche einheitliche Kleidung tragt ihr auf dem Flug zum nächsten Spiel, geht eine endlose muntere Diskussion los. Mir steht die Jeans besser, mir der Anzug, mir die graue Jogginghose. Doch echte Weiber, klasse!

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Man(n) sollte (s)eine Frau welche schweigt niemals unterbrechen...


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