Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Gleichmacherei ist keine Gleichberechtigung

hquer, Monday, 02.04.2007, 00:27 (vor 6836 Tagen)

Vielfach wird Männern, welche die Emanzipation eines kritischen Blickes würdigen vorgeworfen, es gehe ihnen lediglich um die Verteidigung ihrer privilegierten Position. In der Tat rotiert die gesamte Diskussion vielfach um handfeste Interessen und Rechte und droht zuweilen in die Niederungen einer kleinlichen Zankerei abzugleiten. Dabei rückt die "metaphysische" Komponente leider in den Hintergrund. Und die ist entscheidend.

Der Ausgangspunkt der ganzen Auseinandersetzungen bildet doch die materiell-biologische Unterschiedlichkeit von Mann und Frau. Meines Erachtens begehen radikale Gleichberechtigungsbefürworter oft einen kapitalen Fehler, indem sie diese Tatsache übersehen und eine unzulässige Gleichmacherei betreiben. Ihre Argumentation läuft in letzter Hinsicht darauf hinaus, dass zwischen Frauen und Männer eine Wesensgleichheit besteht. Diese Schlussfolgerung aber ist nicht nur kreuzfalsch, sie ist auch gefährlich und unsere Gesellschaft wird in schwerste Probleme hineinschlittern, wenn weiterhin dieses Zerrbild propagiert wird. Gender Mainstreaming bedient sich solch eines Zerrbildes. Konkret könnte das bedeuten, dass langfristig der demographische Bestand des Abendlandes und mehr noch die soziale Stabilität gefährdet sein werden.

Die Modernisierung d.h. der Ausbruch aus der agrarischen Ständegesellschaft (Bauern/Bürger-Kirche-Adel) Alteuropas, die funktionale Trennung von Staat, Familie und Arbeit sowie die Reduzierung der Kirche auf Vereinsstatus- hat der westlichen Welt, in Verbindung mit den Früchten der französischen und industriellen Revolution, einen ungeheuren Aufschwung beschert. Doch immer mehr scheint diese ursprünglich Entwicklung einen zersetzenden, unheilvollen Verlauf zu nehmen. Wenn man einigen Historikern Glauben schenkt und als langfristig-strukturellen (also: nicht diplomatische Geplänkel und wirtschftl. Interessen) Ursachen des Ersten WKs, des Aufstiegs national-faschistoider Ideologien und des Zweiten WKs eine von der Modernisierung hervorgerufene tiefgreifende Verunsicherung ansieht, dann Gnade uns Gott angesichts dessen, was noch bevorsteht.

Ich gebe zu, dass der letzte Abschnitt etwas zu "global" ausgefallen ist. Weder verbirgt sich hinter diesen Zeilen ein erbitterter Feind jeglichen Fortschritts noch ein altreaktionärer Monarchist, der sich einen Kaiser zurückwünscht. Ich fasse jedoch die radikale Form der Emanzipation den Bewegungen zu, welche sich geistig zu stark von den materiellen Wurzeln des Menschen entfernt hat und somit ein nicht unerhebliches Gefährdungspotential beinhaltet. Neben den bereits angesprochenen demographisch-sozialen Problemen sehe ich noch ein theoretisches: Die Gesellschaft steuert nicht auf eine "Gleichberechtigung" zu, sondern die Frau sieht sich durch ihren Anspruch, in traditionellerweise männliche Aktionsfelder einzudringen, gezwungen, männliche Denk- und Handlungskategorien zu übernehmen. Dies gilt insbesondere im Bereich der Politik und der Wirtschaft. Beim Mann sieht es nocht verheerender aus. Er soll nicht nur althergebrachte Pflichten weiter leisten, sondern wird grossteils einfach entrechtet. Zudem wird er in den Medien prinzipiell nur mehr als Trottel oder Schurke dargestellt.
Wer meint, durch die grobe Verwischung von biologischen und wesensmässigen Unterschieden eine "gerechtere" Gesellschaft aufzubauen, unterlieget einer gewaltigen Täuschung. Diese Differenz zwischen Anspruch und Wirklichkeit muss imho viel stärker herausgestrichen werden d.h. auf die (fehlende) Logik heutiger "Gleichberechtigung" muss abgestellt werden, um den Wahn einer grösseren Masse bewusst zu machen.

Gleichmacherei ist keine Gleichberechtigung

Conny, NRW, Monday, 02.04.2007, 01:14 (vor 6836 Tagen) @ hquer

Doch immer mehr scheint diese ursprünglich Entwicklung einen zersetzenden, unheilvollen Verlauf zu nehmen. Wenn man einigen Historikern Glauben schenkt und als langfristig-strukturellen (also: nicht diplomatische Geplänkel und wirtschftl. Interessen) Ursachen des Ersten WKs, des Aufstiegs national-faschistoider Ideologien und des Zweiten WKs eine von der Modernisierung hervorgerufene tiefgreifende Verunsicherung ansieht, dann Gnade uns Gott angesichts dessen, was noch bevorsteht.

Das befürchte ich auch. Die kommende Weltwirtschaftskrise soll ja auch die letzte große Weltwirtschaftskrise 1929 in den Schatten stellen. Das Kapital soll heute ungleicher verteilt sein wie damals in Frankreich, was zur französischen Revolution führte. Und dann heute auch noch die Frauen an der Macht, in einer Position, die sie noch nie hatte und die sie vielleicht auch von ihrem Wesen her nicht haben dürfte. Man kann heute mehr denn je die Angst vor einem weiteren Weltkrieg haben.

Freundliche Grüße
Conny

ein Superposting!

Arkander, Monday, 02.04.2007, 13:15 (vor 6835 Tagen) @ hquer

Vielfach wird Männern, welche die Emanzipation eines kritischen Blickes
würdigen vorgeworfen, es gehe ihnen lediglich um die Verteidigung ihrer
privilegierten Position. In der Tat rotiert die gesamte Diskussion
vielfach um handfeste Interessen und Rechte und droht zuweilen in die
Niederungen einer kleinlichen Zankerei abzugleiten. Dabei rückt die
"metaphysische" Komponente leider in den Hintergrund. Und die ist
entscheidend.

Der Ausgangspunkt der ganzen Auseinandersetzungen bildet doch die
materiell-biologische Unterschiedlichkeit von Mann und Frau. Meines
Erachtens begehen radikale Gleichberechtigungsbefürworter oft einen
kapitalen Fehler, indem sie diese Tatsache übersehen und eine unzulässige
Gleichmacherei betreiben. Ihre Argumentation läuft in letzter Hinsicht
darauf hinaus, dass zwischen Frauen und Männer eine Wesensgleichheit
besteht. Diese Schlussfolgerung aber ist nicht nur kreuzfalsch, sie ist
auch gefährlich und unsere Gesellschaft wird in schwerste Probleme
hineinschlittern, wenn weiterhin dieses Zerrbild propagiert wird. Gender
Mainstreaming bedient sich solch eines Zerrbildes. Konkret könnte das
bedeuten, dass langfristig der demographische Bestand des Abendlandes und
mehr noch die soziale Stabilität gefährdet sein werden.

Die Modernisierung d.h. der Ausbruch aus der agrarischen
Ständegesellschaft (Bauern/Bürger-Kirche-Adel) Alteuropas, die funktionale
Trennung von Staat, Familie und Arbeit sowie die Reduzierung der Kirche auf
Vereinsstatus- hat der westlichen Welt, in Verbindung mit den Früchten der
französischen und industriellen Revolution, einen ungeheuren Aufschwung
beschert. Doch immer mehr scheint diese ursprünglich Entwicklung einen
zersetzenden, unheilvollen Verlauf zu nehmen. Wenn man einigen Historikern
Glauben schenkt und als langfristig-strukturellen (also: nicht
diplomatische Geplänkel und wirtschftl. Interessen) Ursachen des Ersten
WKs, des Aufstiegs national-faschistoider Ideologien und des Zweiten WKs
eine von der Modernisierung hervorgerufene tiefgreifende Verunsicherung
ansieht, dann Gnade uns Gott angesichts dessen, was noch bevorsteht.

Ich gebe zu, dass der letzte Abschnitt etwas zu "global" ausgefallen ist.
Weder verbirgt sich hinter diesen Zeilen ein erbitterter Feind jeglichen
Fortschritts noch ein altreaktionärer Monarchist, der sich einen Kaiser
zurückwünscht. Ich fasse jedoch die radikale Form der Emanzipation den
Bewegungen zu, welche sich geistig zu stark von den materiellen Wurzeln
des Menschen entfernt hat und somit ein nicht unerhebliches
Gefährdungspotential beinhaltet. Neben den bereits angesprochenen
demographisch-sozialen Problemen sehe ich noch ein theoretisches: Die
Gesellschaft steuert nicht auf eine "Gleichberechtigung" zu, sondern die
Frau sieht sich durch ihren Anspruch, in traditionellerweise männliche
Aktionsfelder einzudringen, gezwungen, männliche Denk- und
Handlungskategorien zu übernehmen. Dies gilt insbesondere im Bereich der
Politik und der Wirtschaft. Beim Mann sieht es nocht verheerender aus. Er
soll nicht nur althergebrachte Pflichten weiter leisten, sondern wird
grossteils einfach entrechtet. Zudem wird er in den Medien prinzipiell nur
mehr als Trottel oder Schurke dargestellt.
Wer meint, durch die grobe Verwischung von biologischen und wesensmässigen
Unterschieden eine "gerechtere" Gesellschaft aufzubauen, unterlieget einer
gewaltigen Täuschung. Diese Differenz zwischen Anspruch und Wirklichkeit
muss imho viel stärker herausgestrichen werden d.h. auf die (fehlende)
Logik heutiger "Gleichberechtigung" muss abgestellt werden, um den Wahn
einer grösseren Masse bewusst zu machen.

Etwas gleich zu machen, was de facto nicht gleich ist, grenzt schon an Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

ein Superposting!

Anders, Monday, 02.04.2007, 18:18 (vor 6835 Tagen) @ Arkander

Etwas gleich zu machen, was de facto nicht gleich ist, grenzt schon an
Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

Das endet dann wie bei den Ölsardinen, die in die Dose sollen: Da fängt die Gleichmacherei auch mit dem Kopfabschneiden an.

Anders

Gleichmacherei ist keine Gleichberechtigung

Chato, Monday, 02.04.2007, 21:11 (vor 6835 Tagen) @ hquer

Guten Tag Hquer!

Die Niederungen der "Interessen" (Ich!), der "Rechte" (= wer gegen wen?!) und der daraus notwendig folgenden Zankereien ist das Terrain von Sklaven, die Diskurse anderer Leute führen und sich ihnen unterordnen. Ein freier Mensch ist fähig zu lieben - deshalb ist er ja frei - und solche Zankereien sind ihm fremd und ekeln ihn an. Wer verlernt hat zu lieben, ordnet sich unter und streitet mit um 'Rechte' und 'Interessen'.

Das kommt mir oft vor wie ein Streit um die angenehmere Art der Todesstrafe. Eine Ideologie sagt: "Wir haben euch zum Tode verurteilt, aber ihr dürft in freier Selbstbestimmung wählen, ob ihr gehängt oder erschossen werdet. Schließlich leben wir in einem demokratischen Rechtsstaat und es herrscht Meinungsfreiheit!" Das wird dann von vielen artig und devot aufgegriffen und man debattiert tatsächlich darüber, ob nun Hängen oder Erschießen besser sei und was die jeweiligen Vor- und Nachteile dabei sind. Die Diskussion um "Männerrechte" folgt m.E. diesem Schema. Aber warum wählt kaum noch einer die dritte Alternative: die Freiheit? Weil allzu viele schon solche arroganten Sklaven geworden sind, die sich in ihr "Recht über die eigene Todesart zu entscheiden" nicht dreinreden lassen wollen? Kommt mir so vor.

Leben beruht auf Differenz, auf Ungleichheit, die sich anzieht und einander sucht, um sich zu verbinden und zu ergänzen zum Ganzen. Liebe gibt es nur bei Ungleichheit. Leben ist nur in polarer Spannung möglich. Aus einer Batterie kommt nur Strom, wenn zwischen den beiden Polen eine Spannung besteht. Ein ideologischer Kurzschluß, der die Pole gleichmacht, beendet ihr Leben, denn es fließt dann kein Strom mehr. Was übrig bleibt ist für immer abhängig von außen: Sklaverei.

Die Ideologen der Gleichheit, Gleichstellung, Gleichberechtigung, "Gleich... irgendwas" sind Propheten des Todes, die an Sklaveninstinkte appellieren ("Mal selber wer sein!"), um mit deren Hilfe auch die anderen Menschen zu versklaven. "Gleichheit" ist der fürchterlichste und tödlichste Terror überhaupt. Wie sollte man noch frei sein in seiner eigenen, personalen Einmaligkeit (und nur so hätte der Begriff Freiheit schließlich einen Sinn), wenn man "gleich" ist, wie alle, also nichts besonderes. Wie sollte es Liebe geben, wenn der / die Nächste genauso ist wie ich? Warum sollte man überhaupt leben, wenn jedes andere das eigene Leben bloß wiederholt? Diese demagogische "Freiheit" ist eine Freiheit von allem und zu nichts. Attraktiv ist diese Dämonie nur für Sklavennaturen, denn sie gewährt Sicherheit vor jeder Veränderung.

Die Parole der Gleichheit durchzieht die Welt seit 1789. Ihre Grundlage ist der Materialismus - also die Ungeistigkeit. Alle Revolutionen seither hatten das Ziel der jeweils noch gleicheren Gleichheit. Nun ist diese Gleichheit am Grund angekommen: bei der Polarität von Mann und Weib, also am Kern der Liebe.

Das Wichtigste ist, die Idee der Gleichheit in ihrer Tödlichkeit zu durchschauen und zur Individualität zurückzukehren: zu dem, was ein jeder "nun mal ist". Mit Unterdrückung hat das nichts zu tun. Mann und Weib erlösen ja einander. Daraufhin sind wir Menschen angelegt. Schon immer. Und anders läuft gar nichts. Unsere Zeit beweist es.

../archiv1/index.php?id=60750

Gruß vom
Nick

Gleichmacherei ist keine Gleichberechtigung

Joseph S, Tuesday, 03.04.2007, 23:57 (vor 6834 Tagen) @ hquer

Das Beste wäre, überhaupt keine Bilder zu machen, nach denen Menschen geformt werden sollen, auch keine traditionalistischen.
Laßt die Menschen so sein, wie sie von innen heraus sind!

Gruß
Joseph

Gleichmacherei ist Versklavung

Chato, Wednesday, 04.04.2007, 01:12 (vor 6834 Tagen) @ Joseph S

Das Beste wäre, überhaupt keine Bilder zu machen, nach denen
Menschen geformt werden sollen, auch keine traditionalistischen.
Laßt die Menschen so sein, wie sie von innen heraus sind!

Gruß
Joseph


Guten Abend Joseph!

Das wäre die Haltung, die auch ich bevorzugen würde - wenn die Seelen so vieler Menschen nicht längst vollgemüllt wären mit kollektivistischen Bildern einer "Freiheit", die in Wahrheit Sklaverei ist, Bilder, die nun zur Mehrheitsmeinung werden und deshalb "von innen" aus den Leuten herauskommen, nachdem sie zuvor von außen in sie hineingelangt sind. In unserer "Medienwelt" ist das doch bis zur Unkenntlichkeit verformt und in seiner Subtilität und wegen der verschwundenen Kriterien für wahr und falsch für den Einzelnen nicht mehr durchschaubar. Der eine wird so dem anderen und alle jedem Einzelnen zu Propagandisten einer ausweglosen Sklaverei, die beide für Freiheit halten - welche dann mit fanatischer Verbissenheit kollektiv verteidigt wird!

Es wird ja inzwischen sogar bestritten - und eine Mehrheit übernimmt es - daß der Mensch "von innen heraus" überhaupt etwas sei! Alles Menschliche, sogar seine Geschlechtlichkeit, sei "gesellschaftlich konstruiert", sagt man. Ist ein schlimmerer Kollektivismus überhaupt noch denkbar? Aber frag mal rum, wer dem nicht mehr oder weniger zustimmt: Die vom Schöpfer her dem Menschen eigentlich innewohnende Freiheit wird nun Unterdrückung genannt und die implantierte Sklaverei Freiheit.

Man braucht starke Bilder, um diese Katastrophe überhaupt noch anschaulich und begreifbar zu machen - und dennoch ist es schon oft vergebliche Liebesmüh. Zu viele hängen bereits zu tief im "Kampf der Interessen" jeder gegen jeden und "verdienen" dort, auf was sie nicht mehr verzichten zu können meinen. Dein Einwurf setzt die heutigen, konkreten Menschen als freie Individuen voraus, was sie aber vielfach längst nicht mehr sind. So viele sind doch bereits nicht mal mehr psychosexuell erwachsen geworden, sondern die Infantilisierung greift rasend immer weiter um sich.

Was der Mensch eigentlich und von Natur aus "von innen heraus" ist, ist etwas ganz anderes, als das, was er als ideologisch manipuliertes, kollektivistisches Wesen ohne Urteilskraft "von innen heraus" ist. Dieser Tatsache, einfach so von mir in einem Forum hingeschrieben und in letzter Zeit immer wieder sorgfältig belegt, erläutert und begründet, erscheint nun vielen als Manipulation, während ihre systematische Manipulation in Gestalt einer "Mehrheitsmeinung" als ihre Freiheit daherkommt. Es ist doch bereits kaum möglich, überhaupt noch eine Anschauung und ein Verständnis dafür zu wecken, daß es sich so verhält. Und die vielen Zerstörungen gehen ja immer weiter, entfalten sich im Innern und lassen ein Licht nach dem anderen ausgehen.

Wenn der Mensch erfolgreich bestritten worden ist und er dies glaubt, dann kommt "von innen heraus" nicht mehr das, was bestritten worden ist, sondern das Bestreiten der Freiheit. Aber wie soll das dann noch klar werden? Wie könnte ein gottloser Sklave noch seine Sklaverei bemerken? Selbst wenn er Tag für Tag auf?s Neue und auf die gleiche Art traktiert und entrechtet wird - er wird es letztlich immer als sein "Recht" und seine "Freiheit" preisen, und je mehr jeder preist, desto mehr werden andere mitpreisen. Die Verblödung schreitet ja immer rasender voran.

Nick

Gleichmacherei ist Versklavung

Joseph S, Thursday, 05.04.2007, 00:30 (vor 6833 Tagen) @ Chato

Hallo Nick,

beim Schreiben meiner Worte habe ich zunächst etwas gezögert, weil ich die Probleme, die Du hier gut ausformuliert hast, gepürt habe. Dennoch bleibe ich bei meiner Aussage. Der Hauptgrund sie hier einzubringen ist, daß ich nicht die Zwangsbilder des Feminismus einfach nur gegen andere austauschen will. Diese Gefahr ist hier vorhanden. Ich will die Beseitigung von Zwangsbildern. Ich sehe trotz der von Dir geschilderten Selbstbetrugsprobleme dazu keine Alternative, wenn ein Leben gut sein soll. Es bedarf Disziplin, um die Selbstbilder zu überwinden, die Fähigkeit Unsicherheiten auszuhalten und gute Aufmerksamkeit, um erkennen zu können, was wirklich in einem selbst ist. Auch hilft es anderen, wenn man sie möglichst wenig zwingt. Selbst wenn sie sich zunächst nur nach anderen verinnertlichten Bildern richten, haben sie dann ehr die Möglichkeit, zu erkennen, was an diesen Bildern nicht stimmt. So möchte ich auch behandelt werden.

Einen schönen Gruß,
Joseph

Gleichmacherei ist Versklavung

Chato, Thursday, 05.04.2007, 01:43 (vor 6833 Tagen) @ Joseph S

Guten Abend Joseph!

Die Gefahr, ideologische Zumutungen des Feminismus durch Gegenideologien zu erwidern, sehe ich hier bekanntlich auch; ich habe mich ja schon öfter mit Deutlichkeit dahingehend geäußert. Der Gedanke der Beseitigung von Zwangsbildern ist deshalb folgerichtig und natürlich Voraussetzung für menschliche Freiheit schlechthin - aber die Frage ist dann halt (und ich denke, die treibt dich um?): "Wie beseitigt man Zwangsbilder aus den Vorstellungsräumen anderer Leute?" Man könnte ja sagen, das gehe einen nichts an.

Ich schreibe hier seit einigen Monaten verstärkt über das Thema 'Ideologie', um für die Tücken dieses Phänomens zu sensibilisieren. Denn genau darum geht es ja bei allen Zwangsbildern: daß sie eben ideologisch sind - also kollektive, geistige Bilder von stark reduzierter Komplexität, die sich nicht nach der Wirklichkeit richten, wie sie es sollten, sondern nach bestehenden Gebirgen anderer Bildern, deren schnöde, interessengeleitete Entstehung subtil verhüllt und in unserer medialisierten Welt vollends unerkennbar geworden ist.

Ich zeige das auf, so sorgfältig ich kann, und beharre darauf, daß es eine Wirklichkeit gibt, die zwar nicht im Fernsehen kommt, an der aber letztlich eine jede Orientierung Maß zu nehmen hätte, wenn sie denn erfolgreich sein, also zu einem erfüllten, glücklichen Menschenleben führen soll. Es ist kein Zwang, dies zu sagen, sondern der Wegweiser aus dem Zwang heraus. Das Aufstellen von Wegweisern ist nun mal kein Zwang! Ob der gewiesene Weg dann auch gegangen wird, ist und bleibt ja eine freie Entscheidung jedes Einzelnen.

Zwei Dinge gebe ich dabei freilich zu bedenken:

1. Alle heute vermittelten Bilder sind bereits ideologisch, also mehrfach abgeleitet zwanghaft und kollektivistisch. Der Zugang zur Wirklichkeit selbst ist somit durch Ideologien längst verbaut. Der Blick auf unsere Welt ist schon eine Lüge, sobald nur die Augen geöffnet werden. Um zu erkennen, was an diesen Bildern nicht stimmt, müßte man also hinter das Prinzip der Bildhaftigkeit selbst zurückgehen. Das aber kann heute schon fast keiner mehr, da es kaum noch einer lernt und bekanntlich besonders dieser Weg (der Glaube) in ganz außerordentlicher Weise mit kollektiven Zwängen und ideologischen Tabus belegt worden ist. Wer hat schon noch den Mumm, "nicht atheistisch" sein zu wollen? Er wäre ja sofort isoliert und allein auf weiter Flur... :-)

2. Das menschliche Leben ist kurz wie ein Windhauch und vorbei, kaum daß man seiner überhaupt innewurde. Wenn es gelingen soll, muß man möglichst frühzeitig eine eigene Entscheidung fällen, sie selber verantworten und sie durchhalten. Je mehr Zeit vorne vergeht, desto weniger Zeit bleibt hinten übrig - und nach und nach sind dann einmal alle Züge abgefahren. Dieser Zwang der Endlichkeit erlaubt - denke ich - eine ihm entsprechende Dringlichkeit.

"Etwas sagen" kann jedenfalls kein Zwang sein - allzumal die meisten ja ohnehin nicht darauf achten... ja, noch nicht mal bemerken, wie abgründig die Zwänge in Wahrheit sind, in die sie längst hoffnungslos verwickelt sind. Deine Sorge kommt mir angesichts all dessen vor, als wolle man einen Ertrinkenden nicht dadurch unter freiheitsmindernden Druck setzen, daß man mit seinem Rettungsboot "zu nah ran fährt"... wo er doch in Kürze möglicherweise "frei", aber gewißlich tot sein wird.

Anders ausgedrückt: man sollte seinen Nächsten durchaus schon was zumuten :-)

Gruß vom
Nick

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