Macht Liebe!
30. März 2007
PLÄDOYER FÜR MEHR KINDER
Macht Liebe!
Von Tobias Kaufmann
Sie sind verrückt nach Sex - pflanzen sich aber nicht gerne fort. Die Deutschen bekommen so wenig Kinder, weil Babys einfach ein schlechtes Image haben. Das muss sich ändern!
Die Deutschen sind verrückt nach Sex, aber sie pflanzen sich nicht gerne fort. Das zeigt schon ein schneller Blick auf die Zeitschriftentitel am Kiosk. Für mich zum Beispiel wäre es unabdingbar, gesund zu essen, mein Workout zu forcieren und mit frischem Waschbrettbauch attraktiven Ladys nachzustellen. Dank hervorragender Orgasmustipps würde ich sie alle glücklich machen. Nur schwängern soll ich sie nicht. Denn das Ergebnis wären Kinder, und Kinder sind die Problemzone des modernen Menschen. Sie kosten Geld, kosten die Karriere, kosten Nerven, weil sie krank werden und sich im Restaurant daneben benehmen. Kinder sind so furchtbar, dass Vermieter das Recht haben, Familien mit Nachwuchs abzulehnen - was sie sich gegenüber Schwulen oder Schwarzen nicht erlauben dürften, jedenfalls nicht offen.
Nirgends in Europa ist der Kinderwunsch so gering ausgeprägt wie in Deutschland, ergab 2006 eine Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung. Im Schnitt möchten deutsche Frauen 1,75 Kinder haben, deutsche Männer 1,59 - die reale Kinderrate liegt bei 1,37 pro Frau. Deshalb stirbt Deutschland in den Medien regelmäßig aus, und eine Familiendebatte jagt die andere. Derzeit streitet sich die Große Koalition, ob es wirklich sein muss, mehr Geld für Betreuungsangebote auszugeben. All diese Debatten verlaufen ähnlich: Als erstes sind die Frauen schuld. Entweder sind sie zu emanzipiert oder nicht emanzipiert genug. Dann fällt irgendjemandem auf, dass die Zahl der kinderlosen Männer höher ist als die der kinderlosen Frauen, zumindest in der Generation der 35 bis 40-Jährigen. Also kriegen die Männer ihr Fett weg. Die "Brigitte"-Redakteurin Meike Dinklage hat sogar ein Buch über den Missstand geschrieben. "Der Zeugungsstreik" heißt es, so als sei Vater werden etwas Dienstliches. Am Ende einigt man sich dann darauf, dass der Staat schuld ist, weil er zu wenig Geld in Familien investiert.
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7. Familienbericht http://dip.bundestag.de/btd/16/013/1601360.pdf
Seite 234, Familienarbeit: - Väter 70 Std. - Mütter 46 Std.
Siehe auch: http://www.wgvdl.com/forum/index.php?id=12360
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Es ist kein Merkmal von Gesundheit, wohlangepasstes Mitglied einer zutiefst kranken Gesellschaft zu sein