Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Unfair zu Muttchen

Christine ⌂, Tuesday, 27.03.2007, 12:13 (vor 6841 Tagen)

© ZEIT online 26.3.2007 - 18:19 Uhr

Unfair zu Muttchen

Weshalb die von Justizministerin Zypries geplante Reform des Unterhaltsrechts zu Recht korrigiert wurde.Von Robert Leicht

Sebastian Haffner kippte einmal einen vom damaligen SPD-Justizminister geplanten Entwurf zur Scheidungsrechtsreform mit einer Schlagzeile im Stern. Sie lautete "Unfair zu Muttchen!" Die heutige Bundesjustizministerin Brigitte Zypries hatte diese Geschichte bestimmt nicht in Erinnerung. Deshalb war sie ja auch so überrascht und hat es wohl gar nicht recht verstanden, weshalb die CDU/CSU ihrer Neuregelung des nach-ehelichen Unterhaltsrechts nicht vorbehaltlos zustimmen wollte. Mir scheint, Ministerin Zypries ist - wie die damaligen Rechtstechniker Anfang der siebziger Jahre - auch eher eine kühle Konstruktionsingenieurin als eine Emphatikerin des Rechts, so wie sie sich ja auch zu Fragen der Bioethik oder der Religionspolitik eher im Geist eines verdünnten Rationalismus als mit einem gründlichen und historisch unterfütterten Gespür für die Problematik der Sache zu äußern pflegt. Das regt in der Regel nur deshalb niemanden auf, weil man sie eher als Beamtin denn als wuchtige Politikerin wahrnimmt. Aber diesmal hat es geknallt.

Doch nun genug ad personam und zur Sache selbst: An sich ist der Grundgedanke zu begrüßen, dass man bei der Unterhaltspflicht nach der Scheidung vor allem an die vom Unterhaltsverpflichteten gezeugten Kinder denkt und dass die Unterhaltspflicht gegenüber der Mutter daran gemessen wird, ob sie sich um die Pflege und Erziehung dieser Kinder kümmert. Ansonsten sollte ja schon bisher nach einer Scheidung jeder Partner für sich selber aufkommen, soweit dies dem wirtschaftlich schwächeren Partner vor allem im Blick auf die Dauer der Ehe und der in der Ehe einverständlich gehandhabten Rollenverteilung zumutbar ist. Wäre ja auch zu komisch, wenn der an Alter zusammen mit seiner Frau fortgeschrittene Ehemann sich eine jüngere Gefährtin sucht - und man die Frau, die seinetwegen schon vor 17 Jahren aus dem Beruf ausgeschieden war, nun als nicht mehr vermittelbare Arbeitskraft mit veralteten Qualifikationen zu Aldi oder zur Bundesagentur für Arbeit an die Kasse schickt, während der neu verliebte Manager auf Gran Canaria Ferien macht.

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Es ist genauso komisch, das immer wieder der ältere Mann, der seine Frau wegen einer jüngeren Geliebten verläßt, herhalten muß. Das überwiegend Frauen die Trennung vollziehen und Scheidung einreichen, ist diesem Herrn anscheinend nicht bekannt. Außerdem wären auch bei der alten Version dieses Gesetzesentwurfes jene Frauen berücksichtigt worden.
Die Kommentare sind wie immer interessant, auch wurde die "Neue-Frau-Version", die MANNdat hier verlinkt hat, bei den Leser-Kommentaren eingestellt.

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7. Familienbericht http://dip.bundestag.de/btd/16/013/1601360.pdf
Seite 234, Familienarbeit: - Väter 70 Std. - Mütter 46 Std.
Siehe auch: http://www.wgvdl.com/forum/index.php?id=12360

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Es ist kein Merkmal von Gesundheit, wohlangepasstes Mitglied einer zutiefst kranken Gesellschaft zu sein

Unfair zu Muttchen

Anders, Tuesday, 27.03.2007, 16:30 (vor 6841 Tagen) @ Christine

Hallo Christine,
besonders nachdenklich hat mich noch der folgende Abschnitt gemacht:

"Wenn also einer der Ehepartner, meist die Ehefrau, im Einverständnis mit dem Ehemann und mit Rücksicht auf Kinder aus dem Berufsleben ausscheidet (und damit auch die Karriere des Mannes erleichtert, ja fördert), muss sie sich darauf verlassen können, dass sie im Falle eines Scheiterns der Bindung nicht dümmer dasteht, als wenn sie einfach ihren eigenen Berufsweg weitergegangen wäre. Wenn der Ehemann diese nach-eheliche Solidarität von Anfang an nicht auf sich nehmen will, muss er das sagen ? und dann kann die Frau sich überlegen, ob sie ihn dennoch heiraten will. In einem solchen Fall kann man ja einen Ehevertrag schließen, der im Grunde nichts anderes ist als ein vorgezogener Scheidungsvertrag; nur dass beide Partner wenigstens im Vorwege wissen, was sie im Falle eines Falles erwartet."

Also die Frau erwirbt ihre Ansprüche aus und durch die Ehe, weil sie ihrem Mann die Karriere ermöglicht. Wodurch tut sie das?
Natürlich durch managen des Haushalts, Erziehung und Geburt der Kinder, durch Gesellschaft, Verständnis, Liebe und Sex.

Nun, als erfolgreicher Manager müsste man dann allerdings nicht auf den Ehevertrag zurück greifen, sondern wirklich konsequent sein.
Alle für die benötigten Dienstleistungen müssten externalisiert werden, das würde Ansprüche über die einfache Entlohnung hinaus verhindern.
Also, für das managen des Haushalts wird eine Putzfrau engagiert, die Kinder holt man sich aus dem Waisenhaus oder über eine Leihmutter und lässt sie von einer Kinderfrau betreuen. Für Zuneigung, Gesellschaft und Sex leistet man sich eben eine Geliebte oder, was bei geringem Zeitbudget einfacher ist, man bezahlt eine Frau dafür.
So hat man als Mann alles was zum Leben benötigt wird, geht keinerlei längerfristige Verpflichtungen ein und kann mit 50 sorgenfrei mit der 20-jährigen Geliebten den Urlaub auf Gran Canaria verbringen.

Manchmal glaube ich selbst nicht, dass ich sowas schreibe.
Grüße
Anders

Unfair zu Muttchen

Nikios, Thursday, 29.03.2007, 03:21 (vor 6840 Tagen) @ Anders

Manchmal glaube ich selbst nicht, dass ich sowas schreibe<<

Warum nicht? Das ist doch voellig ok! Ich wuerde mich niemals scheiden, wenn alles in Ordnung waere. War es aber nicht. Erst DArauf kommt die Geliebte, nicht vorher.

Nikos

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